So, gerade ging die Show in Berlin zu Ende. Die drei Boutiques wurden alle "enthüllt". TB-03 und TR-09 sind ziemlich genau das, was man von den geleakten Bedienflächen her erwarten kann, ohne große Überraschungen. Die TR-09 klingt in meinen Ohren nicht groß anders als die 909-Sounds der TR-8. Eventuelle kleine Unterschiede, die beim Stream verloren gehen, kann es natürlich geben, aber wer schon eine TR-8 hat und auf die Mobilität wenig wert legt, der braucht nicht unbedingt zugreifen. Wer noch keine Drum Machine hat, auf House steht und gerne unterwegs jammt, für den sieht das Ding aber schon recht interessant aus.
Die TB-03 kann ganz hübsch zwitschern und ist nach dem ersten Eindruck gefühlt ein bisschen näher an der 303 dran als die TB-3. Zudem wurde der Sequencer erweitert, so dass er jetzt intuitiver als der anscheinend etwas kompliziertere des Originals ist. Allerdings lässt sich das auch umschalten, so dass man zwischen originaltereuer und moderner Bedienung wechseln kann. Eine gute Idee, wie ich finde.
Die Potis wirken in den Demos allerdings schon ein bisschen sehr klein, den Performern sieht man an, dass sie sich beim Schrauben recht konzentrieren, um nicht daneben zu greifen. Ist vielleicht doch mehr etwas für unterwegs als für tatsächliche Live-Sets.
Am Interessantesten finde ich nach wie vor den VP-03. Neben dem Vocoder-Sound bietet er - wie das Original - auch "Strings", "Choir" und "Human Voice". Die genauen Taster waren bisher aber nicht lange genug sichtbar, um zu erkennen, ob die Registrierungen des VP-330 auch umsetzbar sind und inwiefern sie sich editieren lassen. Die einzelnen Sounds wurden auch nur recht kurz angespielt, aber die Strings fand ich durchaus ganz schön, das könnte den Einsatzbereich ein bisschen erweitern.
In einem vorproduzierten Demo-Video war die Sprachverständlichkeit des Vocoders in Ordnung, für mein Empfinden etwas besser als beim microKorg und den aktuellen Novas. Allerdings auch nicht auf dem Niveau eines EHX V256. Im Live-Set von A Guy Called Gerald (im Verbund mit TR-09 und TB-03) war die Sprachverständlichkeit allerdings etwas schlechter und in meinen Ohren nicht unbedingt besser als der von oben genannten aktuellen VA-Synths. Da muss man mal sehen, bis mehr Demos rauskommen, eventuell lässt sich mit lauterer Stimme mehr Verständlichkeit rausholen. Könnte natürlich auch am Original liegen, der mit seinen 10 Bändern auch nicht unbedingt kristallklar klang.
Vocoder, Strings und Choir lassen sich alle gleichzeitig übereinander layern. Zur Polyphonie wurde allerdings nichts gesagt. Vierstimmige Akkorde mit allen Sounds wurden gespielt und die Wechsel klangen nicht sonderlich abrupt. Andererseits denke ich, dass man Vollpolyphonie vermutlich auch besonders hervorgehoben hätte.
Eine kleine Überraschung gibt es aber doch: der eingebaute Sequencer des VP-03 kann neben Noten auch Audio(!) aufnehmen. So lassen sich Vocoder-Lines einspielen, speichern und loopen, was sicherlich einige Möglichkeiten bietet, die die allermeisten Vocoder nicht haben. Noch ist es zu früh, um das gut einschätzen zu können, aber gerade durch den Vocoder gejagte Drums, die geloopt werden, stelle ich mir sehr interessant vor.
Um 01:20 geht es mit dem System-8 weiter, aber das werde ich mir wohl live nicht antun. Vielleicht morgen.