Pflegefehler und Reparaturen bei der Blockflöte

Bei eBay Auktionen wird man "zwangsläufig" zum gierigen TIER :evil: ... da gibt es keine Freunde :engel:


Scherz beiseite ...
wir bemühen uns natürlich, schon weil die Ressourcen knapp sind :sick:
 
Neulich wollte ich den Kork bei einer Altflöte entfernen, da er recht brüchig war und erlebte dabei eine Überraschung :eek:

knacks.jpg

ohne Vorankündigung hatte ich etwa die Hälfte des unteren Zapfens in der Hand. An leichten Verfärbungen an der Bruchkante konnte man erahnen, dass es schon länger gebrochen war und nur der Kork das ganze noch hielt.

Okäy, wenns ganz ab ist, dann ist es meistens besser zu kleben... :tongue:

gesagt, getan... ca. 1mm weiter an den Pfeilen ist der Riss gewesen.

riss geflickt.jpg

... und die wunderschöne barocke Heinrich-Solist Flöte in Kirschholz ist wieder einsatzbereit ohne wenn und aber :m_flute:

hein.jpg

Fazit: Dont Panic wenn so etwas passiert, nur nicht unnötig versuchen das ganze wieder zusammen zu stecken, da dabei unötig viele feine Fasern beschädigt werden und der Zusammenbau nicht unbedingt leichter wird.

Selbst leimen oder druckfrei verpackt zum Onkel Doktor schicken, dass wird wieder :D
 
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Ich bin ja Kassenpatient... wird das da ggf. auch übernommen :embarrassed:

Prima hinbekommen, Junge :great:
Aber bei dem Abbruch war ja auch alles schön zugänglich, da hätt' ich's wohl auch probiert!
Bei meinen Patientinnen gibt's immer nur lineare Risse an den dicksten Stellen... ich trau mich da nicht, den Riss soweit zu weiten, dass ich da Leim rein bekomme:fear:

Welchen Kleber hast du in dem Fall verwendet?
 
Ich bin ja Kassenpatient...

Falsch, das heisst: Klassepatient :tongue::D... und du darfst mir gerne deine "Patientinnen" vorbei schicken. Aber ich denke, dass wenn du dir mal ein Herz gefasst hast und einfach mal ran gehst, du die Hemmschwelle schnell überwunden hast und einfach mal vorsichtig aber beherzt...

Du weist ja noch vor kurzem die Tuju in Palisander mit dem heftigen Riss, wir hatten es mal kurz drüber und du wolltest dich sowieso nicht ran trauen. Da kannst du sehen, dass der Riss sogar in der Ecke des Labiums weiter läuft und noch tief in das Kopfstück hinein. Extrem eng war der Riss und sehr schwer zu öffnen.

tu02.jpg

Aber auch auf die Gefahr hin, dass es kracht bis zum Ende habe ich "Flötenakupunktur" gemacht... :eek::tongue:

tu01.jpg

von vorne ein Federmesser mit feiner Klinge in den Spalt getrieben und mit einem feinen Schraubendreher weiter hinten noch nachgefasst und geweitet, nichts reisst weiter... hurra. Dann
Welchen Kleber hast du in dem Fall verwendet?
hier wie da wasserfesten Ponal eingerieben bis er auf der Innenseite austritt, überschüssigen Leim grob entfernt und

tu03.jpg

ab in die Klemme. Hat super geklappt und der Kopf ist nun dicht.

So habe ich nun eine echte Tuju aus Palisander aus den 1930ern, scheinbar eine der ersten in dieser Form, die klanglich sehr angenehm weich und klar ist und leicht anspricht und der Preis, du weist ja... :whistle: :D
 
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Du arbeitest nach dem Motto: "Alles oder Nichts!" bzw. "Man muß auch Glück haben!"

Sollte ich tatsächlich mal versuchen, denn ich habe ja noch so einen hübschen schlanken Cocobolo Sopran von Annodunnemals mit "Riss in der Schüssel" ...

wäre schade den nicht zu spielen, denn mit kräftiger Federklemme als Behelf ...
klingt der wie "Engelsgesang", sieht dann allerdings aus wie "Schrottplatz" :good_evil:
 
Du arbeitest nach dem Motto: "Alles oder Nichts!" bzw. "Man muß auch Glück haben!"
Na klar, wie sonst, ganz wie im richtigen Leben :cool:

Da jeder Schaden anders ist muss man das ja zum Teil auch, aber trotzdem bin ich beim öffnen des Spaltes sehr behutsam. Bis jetzt ist mir auch keine weiter gerissen dadurch und wenn es mal passieren sollte... :D
Okäy, wenns ganz ab ist, dann ist es meistens besser zu kleben... :tongue:


Sollte ich tatsächlich mal versuchen, denn ich habe ja noch

Klar solltest du, denn du verlierst ja nicht viel, du gewinnst höchstens neue Erkenntnisse und hast noch eine gute Flöte mehr... :whistle:
 
hier wie da wasserfesten Ponal eingerieben bis er auf der Innenseite austritt, überschüssigen Leim grob entfernt und



ab in die Klemme. Hat super geklappt und der Kopf ist nun dicht
Hui, sind das Metallbacken?! :eek:
Sollte ich tatsächlich mal versuchen, denn ich habe ja noch so einen hübschen schlanken Cocobolo Sopran von Annodunnemals mit "Riss in der Schüssel" ...
Da kannst eigentlich nur gewinnen, oder? Mit Riss wird sie nicht klingen, wenn Du sie geklebt kriegst, hast Du vielleicht eine schöne Flöte.
 
Hui, sind das Metallbacken?! :eek:

Darunter ja :D

aber darüber sind dicke Gummibacken, die fangen den Druck gut ab und verteilen ihn, die Metallbacken darunter sind auch kreuzförmig eingeschnitten, so dass man an diesen Stellen noch besser den Druck dosieren kann. Den gabs mal günstig beim Discounter und er ist mein meistbenutzter Schraubstock für Feinarbeiten.

gummi1.jpg gummi2.jpg
 
Heute bekam ich ein kleines Schnäppchen, einen Herwiga-Selekta Tenor von ca. 1940. Ich hielt schon länger nach einem Tenor Ausschau aus der Herwiga Serie und diesen bekam ich erstaunlich günstig... klar ist da mal wieder was "nicht ganz sooo sauber" :rolleyes::igitt::D
herwiga tenor.jpg


Er ist auf alle Fälle noch völlig in Ordnung und sauber und knackig im Klang, nur ist er innen ziemlich bäh und...

herwiga tenor2.jpg

und aussen mal wieder auf kleiner Flamme geköchelt worden, alles mit Wachs verklebt :evil: Das Mittelstück ist am meisten betroffen und der Kopf seltsamerweise gar nicht, er sieht auch fast so aus, als ob er von einer anderen Flöte stammt und der Lack ist sehr mies.

herwiga tenor3.jpg herwiga tenor4.jpg

Auf alle Fälle kommt der Lack runter und das Wachs gleich mit, dann habe ich noch eine suuperschöne Tenorflöte :m_flute:
 
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Schönes Stück :great:

Und auch wieder ein paar Tage Beschäftigung :D

Wäre es nicht vorteilhaft, das ausgeschwitzte Parafin wieder in's Holz rein zu bringen ...
die Frage ist natürlich, wie könnte das klappen ... nur mit Hausmitteln???

Vielleicht wäre ein Einkochtopf hilfreich und flüssiges Parafin ...
der Klang wäre sicherlich ausgewogener :great:
 
Wäre es nicht vorteilhaft, das ausgeschwitzte Parafin wieder in's Holz rein zu bringen ...

Ich persönlich würde da nichts mehr ändern. Das Holz bei dieser Flöte hat nun ca. 75 Jahre gut überstanden und der Klang ist dermassen kräftig und klar. Würde mich wundern, wenn es da noch Steigerungen gäbe.

Ausserdem wäre ich vorsichtig mit Auskochen, wer weis, was das Holz für Bewegungen macht und ob da noch alles beim Alten ist hinterher.

Nee, dass wird einfach schön geputzt, abgezogen und geschliffen und etwas mit Öl aufpoliert... :m_flute:
 
Ich meine da weniger AUS-kochen... eher hatte ich gedacht: REIN mit dem Paraffin!

Aber du hast wohl recht, wenn es jetzt schon gut klingt ... dann lieber nichts riskieren!
 
Yo, ob aus- oder ein- kochen... ich wäre vorsichtig. Ich habe schon viel altes Holz gesehen welches ohne Behandlung zum Teil Jahrhunderte bestand hatte, ich vertraue diesem wunderbaren Material und behandle es nur eher spärlich. Nach so langer Zeit ist Ruhe eingekehrt, da muss ich nix unnötig aufschrecken. Und wenns schön klingt, was will man mehr :m_flute:
 
@Old Boy hat mich auf den Plan gerufen :great:, ich hatte schon länger nicht mehr nach Flöten geschaut... Eine Herwiga Chor in F mit 3 cm Riss, niemand wollte sie. Klassisch für einen Euro eingedealt... :rolleyes:

h1.jpg

Der Riss war ca. 6-8 cm, aber nach der "üblichen Methode" kein Problem. Gereinigt war sie flott, denn sie war sehr sauber.

h2.jpg

Hier war, wie schon zu oft, auch wieder eine riesige Menge Faden aufgewickelt auf beiden Zapfen, zudem ist der obere Zapfen schon recht stramm ohne Faden. Das hat wohl den Kopf mit der Zeit mal wieder gesprengt. Der Faden ist bei dieser Flöte dazu noch dermassen mit Zapfenfett getränkt worden, dass er nur noch eine Filzmasse war, die ich abschneiden musste und dazu war einiges des Fadens so fest mit dem Holz verbunden, dass ich es richtig abschleifen musste.

h3.jpg

Es hat sich auf alle Fälle gelohnt, wäre schade um die Schöne gewesen. Sie ist noch zusätzlich mit "Stowasser Graz" gemarkt. eine alte Instrumentenbauerfamilie, die auch noch Blockflöten aus Deutschland bezog und mit verkaufte.

Sie ist in barocker Griffweise und eventuell noch vor 1935 anzusiedeln. Max König war schon sehr früh der erste, der "englische Griffweise" anbot, worauf die anderen Werkstätten zügig nachzogen und sie auch in ihr Programm aufnahmen. Diese Flöte wurde für Herwig gebaut, der sie nach Graz weiter veräusserte. Dadurch hat sie zwei verschiedene Markungen, welche nichts mit dem Flötenbauer zu tun haben:rolleyes: Traumhaft schöner Klang...
 
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Prima geworden! Ich hatte von dir allerdings auch nicht weniger erwartet :great:

Wenn man bedenkt, dass so ein Prachtstück jetzt weniger als 10 Euro kostet hat ... und ein paar gemütliche Reparaturstunden, was will man mehr :)
 
:whistle:
...nicht weniger erwartet

:tongue: Danke für die Blumen, die direkte Repa war 5 Minuten, dann ab in den Schraubstock und später etwas reinigen. Echt ein Witz, ich beschwer mich nicht...
 
Nun habe ich die Flöte entlackt, geschliffen und geölt . Der Riss ist fast nicht mehr zu sehen, nur wenn man es weis wo er war findet man ihn. Der Kopf ist wieder absolut dicht :D

h4.jpg h5.jpg h6.jpg
 

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