Williamsbirne - alte Songs & Demos

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Williamsbirne
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Moin Musikanten.

zu meinem Thread,
https://www.musiker-board.de/threads/williamsbirne-spacebird.643461/
in dem ich ein komplettes Akustik-Gitarren-Album aus dem Jahr 2014 vorgestellt habe, will ich hier einen zweiten beginnen, in dem ich ältere Stücke von mir zum besten gebe.
Es werden wohl überwiegend Stücke meiner beiden ehemaligen Bands Mentha Piperita (2007-2010) & Monte Zaggi (1995-2002) sein. Aber eventuell auch ein paar Solo-Demos. Beide Bands waren Trios, in denen ich im Prinzip alle Songs geschrieben & getextet, gesungen und Gitarre gespielt habe. Es gab jeweils noch einen Drummer und einen Bassisten.

Mit Monte Zaggi (MZ) hatten wir nach 7 Jahren (Stand 2001) zwischen 40 und 50 Songs. Davon hat zwei oder drei der Bassist beigesteuert. Von diesen besitze ich aber keine Aufnahmen. Zwei Songs sind in Zusammenarbeit mit dem Drummer und dem Bassisten entstanden. Davon gibt es Aufnahmen.

Bei Mentha Piperita (MP) hatten wir nach vier Jahren (Stand 2010) etwa 18 Songs. Geschrieben habe ich in den jeweiligen Zeiträumen deutlich mehr. Doch gerade mit MP war es nicht nötig, allzu viele neue Songs ins Programm zu nehmen, weil wir auch aus dem Fundus meiner ersten Band schöpfen konnten.

Die hier veröffentlichten Stücke werde ich kreuz und quer durcheinander einstellen, völlig unsystematisch, nicht geordnet nach Jahreszahlen, Band oder Qualität. Ungefähr jede Woche einen Song. Mein Englisch passt nicht immer 100%ig ... aber egal. Es ging mir darum, schöne Songs zu schreiben.

Da hier alle Musiker sein dürften gehe ich davon aus, dass man auch bei schlechten Aufnahmen oder fehlerhaftem Englisch die Idee dahinter erkennt. Und das ist der ganze Sinn. Einfach, damit man mal sieht, was Williamsbirne früher so getrieben hat.

Ich werde zu jedem Song kurz ein paar Worte sagen. Und würde mich natürlich freuen, wenn mehr Leute sich trauen würden, mir darauf zu antworten. Denn im Prinzip würde ich viel lieber über Musik sprechen, als über diese lästigen politischen Themen. Es scheinen nur leider auch die meisten anderen Musiker sehr wenig eigene Musik einzustellen, über die man reden könnte. Ich dachte, ich mache hier einmal den Anfang.

_________________________________


Eröffnen soll die "Werkschau" eine der besseren Aufnahmen, ein Song namens

Bruce Lee

https://soundcloud.com/williamsbirne/bruce-lee

Bruce Lee stammt von der Demo-CD Zappycommando, die wir 2009 mit der zweiten Band Mentha Piperita aufgenommen haben. Im Prinzip waren die Aufnahmen ein zwei-Mann-Projekt. Der Bassist ist vor den Aufnahmen krank geworden, deshalb habe ich da auch noch den Bass eingespielt. Mit Plektrum.

Ich hatte einmal eine Dokumentation über Bruce Lee gesehen, die mir ein Freund, der selbst Jiu Jitsu machte, empfohlen hat. Diese Doku hat mich so arg beeindruckt, dass ich beschloss, einen Song über Bruce Lee zu schreiben. Textlich handelt das Stück davon, das Bruce Lee wohl letztlich an sich selbst gescheitert ist (wenn er denn überhaupt gescheitert ist)...

Mein Ziel war, die Musik so klingen zu lassen, als würde Bruce Lee am Sandsack trainieren. Die Aufnahme könnte mehr Druck haben, Schlagzeug knallt nicht richtig usw. Aber mit der musikalischen Umsetzung der Idee bin ich bis heute sehr zufrieden. Auch live ist das Stück immer gut angekommen.

Die ersten Worte lauten übrigens "Ni hao" ... also Guten Tag auf Chinesisch. ;-)

Viel Spaß
 
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Hör ich da in den Wurzeln ziemlich viel Progrock mitklingen? Egal, schöner Song mit energiegeladenem Riff.
 
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Danke. :)

Kann schon sein, dass du Progrock hörst.

Ich selbst habe es mir aber nie angehört. War nie mein Ding. (Es sei denn, zu zählst Queen und Led Zeppelin dazu.)
 
Das trifft`s. Toll gemacht. :great: Man kann sich vorstellen, dass Bruce Lee hier herumzappelt. :D Jetzt hoffe ich aber, dass auch ruhigere Songs auf Deiner Warteliste stehen? ...
 
Das mit den Schubladen ist so eine Sache. Aber ja, auch Queen hat nicht nur das klassiche Rockschema bedient und Led Zep hatten ebenfalls deutlich mehr zu bieten als 3:12 Songs. Insoferns passts also :)
 
Schöne Energie hat der song, für eine Trio-Umsetzung steckt musikalisch ne Menge drin, was mich aber nicht stört.
Deshalb für mich auch die Nähe zu Prog-Rock, wobei das eben ein weites Feld ist. Weniger Pink Floyd, Yes, ELP mit ihrem epischen Ansatz, eher Led Zeppelin, frühe Genesis ... das sind aber eher Assoziationen und Anmutungen - der song steht für sich.

Ein Blick ins Archiv ist ja immer gut - geht Deine musikalische Energie auch nach vorne (ich weiß schon, Dein fertiggestelltes Projekt ist ja ein Meilenstein, hat aber eben auch starke Elemente von Vergangenheitsverarbeitung, wenn ich das richtig mitbekommen habe).

Anyway. Go on.

Hätte ich mir definitiv live gerne angehört, den song.
Wo hat sich die Band denn eigentlich geografisch rumgetrieben? Wo habt Ihr gespielt, wo seid Ihr aufgetreten?

x-Riff
 
Wo hat sich die Band denn eigentlich geografisch rumgetrieben? Wo habt Ihr gespielt, wo seid Ihr aufgetreten?
Nur in Leipzig und einmal in Gera. So viele Auftritte waren es leider nicht.
Am Ende war die Suche nach einem Ersatzbassisten zu frustrierend.
Und der Schlagzeuger hatte seine Ausbildung beendet und ist zurück nach Hamburg gegangen.

Dann hatte ich die Schnauze voll und wollte nicht wieder bei Null mit anderen Leuten anfangen.
Statt dessen habe ich dann das Solo-Akustik-Git-Album aufgenommen.
 
Ah - alles klar - so oder so ähnlich setzt sich halt das Muster von den meisten Musiker_innen zusammen, meiner Erfahrung nach ...
 
Montag. Zeit für ein Stück aus meiner ersten Band. Das Teil ist - oben wurde bereits der Wunsch geäußert - eine Ballade & heißt

Magnolia

https://soundcloud.com/williamsbirne/magnolia

Magnolia ist aus dem Jahr 2001 und eines der letzten Stücke, die wir mit MZ aufnahmen. Meine Bandkollegen zogen mich im Scherz gerne damit auf, meine Lieder seien alle noch "ausbaufähig" (zuletzt ein geflügeltes Wort bei uns). Magnolia ist meiner Erinnerung nach der einzige Song, bei dem sie beide, als ich mit dem Demo ankam, meinten, er sei einfach schön...

Text

Der Text nimmt Bezug auf den Film "Magnolia", ohne das allerdings direkt zu erwähnen. Meine damalige Freundin und ich wohnten in einer Kleinstadt, die auch ein kleines Kino hatte. Montags war immer "Nacht des besonderen Films". Zwei Wochen hintereinander kam Montags "Magnolia", von dem ich schon gelesen hatte, dass er gut sein sollte.

Der Song handelt davon, dass ich mit meiner Freundin den Film ansehen wollte, wir es aber nie hinbekommen haben, weil wir uns entweder stritten oder irgendetwas anderes dazwischen kam. Kurz darauf war Schluss - auf ziemlich tragische Weise. Ich schaute mir dann den Film in einem anderen Kino allein an. Die Trennung von der Freundin war noch ganz frisch und umso tragischer empfand ich, worum es in dem Film ging: um nicht aufgearbeitete Vergangenheiten. Genau daran war die Beziehung kaputt gegangen. Meine Freundin hatte mir einmal gesagt, sie verschnürt ihre negativen Erlebnisse wie Pakete und stellt sie in die Ecke. Ich wusste, dass sie sich irgendwann verselbstständigen würden. Und so ist es auch gekommen.
Hätten wir aber zusammen "Magnolia" im Kino angesehen, dann wäre ihr vielleicht rechtzeitig ein Licht aufgegangen. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Das ist die Idee hinter dem Text.

Meine Bandkollegen meinten, wenn dabei immer solche Songs heraus kommen würden, wünschten sie mir noch viele unglückliche Liebesgeschichten...


Musik

Ich habe damals mehrere Jahre lang versucht, etwas Vergleichbares wie Purple Rain zu schreiben. Als ich Magnolia fertig hatte, war dieses Verlangen gestillt und kam nie wieder.

Das Grundgerüst (B/G/Dr) wurde live im Proberaum auf Bandmaschine aufgenommen. Geschnitten ist nichts. Wir waren damals, nach 6 Jahren (und ungefähr 7,8,9 Jahre, nachdem jeder mit seinem Instrument begonnen hatte), endlich gut eingespielt. Exemplarisch ist für mich immer die Stelle ab 4:17 min - drei Mal Viertel-Quintolen und ein Mal Viertel-Triolen - die uns mit Links der Hand ging. Einfach, weil wir auch alle davon begeistert waren. Mit der zweiten Band spielten wir Magnolia ebenfalls, aber diese Stelle klappte kein einziges Mal.

Das Gitarrensolo beginnt mit einem kleinen Thema und ist dann hintenraus improvisiert. Magnolia ist unser einziges Stück, das ein während der Aufnahme improvisiertes Solo enthält. Meistens habe ich meine Soli auskomponiert. Manchmal auch während einer Demoaufnahme improvisiert, dann jedoch das improvisierte Solo auswendig gelernt, bevor wir es richtig aufnahmen. Bei Magnolia wollte ich es drauf ankommen lassen. Das Solo ist glaube ich der zweite Take. Der erste war schon gut, aber ich wusste, dass ich es noch besser kann. Gefällt mir bis heute, was ich da zusammen gespielt habe.

Was mir ebenfalls gut gefällt, sind die langen gezogenen Feedbacks während der Strophen. Magnolia ist unser einziges Stück, bei dem wir ein Piano mit aufgenommen haben. Auch das tut dem Song mMn gut. In unserer Kleinstadt war das Lied nicht nur bei den Mädels unserer Clique ein Hit, auch die Jungs fanden es gut. Wir haben es einmal in Leipzig im Haus der Jugend in der Elsterstraße gespielt. Danach kam eine Dame von den Organisatoren der Veranstaltung auf uns zu und meinte, der Song sei Wahnsinn und wir würden bestimmt berühmt. Ein halbes Jahr später hatten wir uns als Band getrennt.
 
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Toller Song. Höre ich da einen (verwaschenen) Octaver auf der Gitarre? Das hättest Du vielleicht mit einer 12-Saitigen spielen und dann ggf. mit einem 2. Take doppeln sollen. Aber was sag ich da. Das ging zu dem Zeitpunkt (Bandgerät) vielleicht gar nicht. Ja, die Feedbacks sind 1. Sahne :great: Das Stück hat Potenzial. Vokalmäßig verbesserungswürdig mit Übungsraumathmosphäre und Hall, der da nicht hingehört, sondern besser auf die Sologitarre, aber alles sehr "direkt" und ehrlich. Sehr schön. Das verlangt förmlich nach einer Studioversion. :gruebel: (Machen, machen, machen!).
 
Toller Song. Höre ich da einen (verwaschenen) Octaver auf der Gitarre?
Freut mich, wenn es Dir gefällt. So muss es sein. Dann erfüllt die Musik ihren Sinn.

Nein, das ist kein Octaver. Ich denke, ich habe einen Chorus drauf.
Ich hatte eigentlich immer nur zwei Bodentreter: ein Wah und einen Chorus (Tsunami von Rocktron). Alles andere war mir zuviel, da ich ja i.d.R. auch gesungen habe.

Gesanglich ist wirklich noch Luft. Ich habe damals meistens noch zu zaghaft gesungen. Hatte aber auch mit den Aufnahmen zu tun. Unser Schlagzeuger, der meistens hinter dem Pult stand, war zeitlich oft sehr eingespannt. Gesang kam als letztes und musste dann oft noch schnell einfach drauf. Wir hatten damals auch keine guten Kopfhörer, nur billige Dinger; eine Ohrmuschel war schon abgebrochen. Damit die Kopfhörer überhaupt auf dem Kopf halten, haben wir sie uns - also ich mir beim Singen - mit einem Tuch oder T-Shirt irgendwie festgebunden. Also habe ich mich auch oft nicht gut gehört...

Egal, hat wahnsinnig viel Freude gemacht.
 
Sehr schöne Story! Kann ich voll nachempfinden. :D Ich habe gestern und heute ein komplettes Novum auf die Beine gestellt: Ich habe einen Song aus meinen Anfangstagen, den ich nie aufgenommen habe, aber geschlagene 45 Jahre im Kopf mit mir herumgetragen habe (wow!) als Demo aufgenommen. Das ich das ehedem nicht gemacht habe, lag daran, dass ich in dem zarten Alter von vielleicht 14,15 oder 16 Jahren keine Aufnahmemöglichkeit für diesen Song hatte - ich bin jetzt 60 Jahre alt. Erst mit ca. 20 Jahren ging das mittels eines TEAC A-2340 SX (damals ca. 4000 DM). Da hatte ich aber genug andere Songs auf Tape zu bringen...

IMG_0388.jpg

Ich hatte zu der Zeit wohl gerade angefangen, Gitarre zu lernen. Genau erinnere ich das nicht mehr. Aber letztes Jahr fielen mir die Lyrics und die Melodie wieder ein. Und da ich momentan mit einem neuen Hilfstool für Kompositionen (so bezeichne ich es) arbeite, habe ich mal meine Erinnerung rhythmisch und nach Harmonien eingekleidet, wie sie wohl mal waren, als ich noch ein ungebremst optimistischer Jugendlicher war (ca. 1970). Ich bin von dem Demotrack vollkommen begeistert und kann ihn mir ständig anhören: 3:42min, Slow rock, 94 bpm. Den werde ich baldmöglichst ordentlich aufnehmen, wenn mein großer (Musik-)Rechner wieder läuft. Ich werde wohl Gitarren nutzen müssen, obwohl ein Sax im Interlude perfekt wäre. - Erinnerungen wie Deine sind schlicht Gold wert. Ich freue mich für Dich. :great:

Mehr! Ich warte und höre mir alles an. :D
 
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aber geschlagene 45 Jahre im Kopf mit mir herumgetragen habe
Das ist der Hammer! So alt bin ich noch nicht mal... Dann muss die Idee wirklich einzigartig für Dich sein...

Bei mir gibt's auch so ein paar Ideen, die habe ich ganz am Anfang gehabt, als ich gerade ein, zwei Jahre Gitarre spielte. Damals dachte ich, ich hätte mir großartigste Sachen ausgedacht. Heute weiß ich, dass es eigentlich "normales" Zeug ist. Aber die unbeschwerte Faszination von damals kann ich immer noch fühlen.

:prost:

Nächste Woche geht's weiter.
 
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Der nächste Song heißt:

Ev'rybody's lookin' 4 a saviour

https://soundcloud.com/williamsbirne/evrybodys-lookin-4-a-saviour

Die Aufnahme wurde 1999 gemacht, auf einer 16-Spur-Bandmaschine, die wir uns gebraucht gekauft hatten und die wir zu dritt einige Jahre abstotterten. Wir hatten damals einen Proberaum in der Mundharmonikafabrik C.A. Seydel & Söhne, die hier vom dem Foristi @MichaHH vorgestellt wurde.
Auch Magnolia (bis auf den Gesang und die Keys /Streicher) wurde dort auf Band eingespielt.

Es gibt einiges an Saviour (unser Bandcode), das mir gut gefällt. Zum einen zeigt uns die Aufnahme - Saviour wurde live eingespielt - in unserer damals sehr typischen Spielweise. Nicht ganz rund. Nicht ganz 100%ig. Aber voller Vitalität und Freude am Musizieren. Wer eine Ahnung bekommen will, was uns als Band ausmachte, der sollte sich dieses Stück anhören. Ich finde die Aufnahme auch heute noch mitreißend. Macht einfach gute Laune.

Dann enthält Saviour eines meiner coolsten Gitarren-Solos aller Zeiten. Geht beinahe schon in Richtung Minimalismus: 4 Takte lang fast nur 2 verschiedene Töne. ;-)

Auch bin ich ziemlich zufrieden damit, wie meine Stimme auf der Aufnahme klingt. Das kurze, altmodische Delay ist genau meine Vorstellung. Bisschen dreckig, bisschen muffig, aber cool. Außerdem hatte ich das Glück, bei diesem Song über mein favorisiertes Mikro singen zu dürfen, das uns ein Bekannter manchmal borgte: ein stockmorenaltes Neumann UM57. Sein lakonischer Kommentar bei Übergabe des Mikros: "Das Ding rauscht wie die Ostsee." :cool:
Wir haben immer wieder über diverse Mikros aufgenommen - was halt gerade verfügbar war: von Audio Technica über Behringer bis Brauner. Aber keines hatte für meinen Geschmack (und meine Stimme) einen geileren Sound, als das UM57. (Wer ein gut erhaltenes hat, das er für einen fairen Preis hergeben würde: hier wäre ein Interessierter.)

Die Instrumente waren schon im Kasten und ich traf mich an irgendeinem Samstag Vormittag (?) mit dem Schlagzeuger, um den Gesang aufzunehmen. Wir hatten gute Laune, wie so oft im Proberaum, und ich sang das Stück einmal durch. Der erste Take war eigentlich meist eher zur Orientierung. Da ging es noch um nichts. Unser Schlagzeuger sagte danach, also ich weiß nicht was Du denkst, aber ich fand es eigentlich ziemlich witzig ("witzig" bedeutet bei ihm weniger "lustig", sondern eher "gut" / "passabel"). Wir hörten es uns an. Gut - hier und da hing die Stimme fast einen halben Ton im Keller. Aber der Vibe passte irgendwie. Wir sagten, scheiß drauf, lassen wir so. Noch ein paar Back-Vox. Fertig.
Also: einmal gesungen. Und das ist es, was zu hören ist.

Der Schlagzeuger hat das Teil dann auch gemischt. Wohl deshalb ist auch der Schlagzeugsound für meinen Geschmack einfach nur ... great! Das waren die Anfänge. Er machte in dieser Richtung - neben dem Schlagzeug - weiter und ist heute beim Produzieren ein richtiger Spezi.
 
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Auch den habe ich mir angehört - wie versprochen. ;) Aber ich habe den Eindruck, dass Du diese Live-Aufnahme (nicht ganz, da Gesang und Backings später aufgenommen wurden) im Rückblich ein wenig verklärst. Vom Gefühl her kann ich das nur zu gut verstehen, denn wann ich immer an meine "Band-Zeit" zurückdenke, habe ich das Gefühl, dass das mein ganzes Leben ausgemacht hat. Dem ist natürlich nicht so, aber ich hänge dem selbst als alter Sack noch wehmütig nach.. :redface: Das kriegt man wohl auch nicht weg, aber egal. - Also ich meine, dass dieser Song qualitativ (Arrangement, intrumentell und Spannungsbogen) es längst nicht mit den vorangegangenen Songs aufnehmen kann. Auch Dein Solo macht mich nicht sonderlich an; aber ich meine es mit dieser Bemerkung nicht böse, sondern finde in Deinen Schilderungen tatsächlich ein Indiz der "Verklärung". :evil:
Allerdings ist die Story zum Proberaum und zur Bandmaschine mal wieder super. :D Da ich ja noch "voll" in den Recording-Zeiten mit Bandmaschinen groß geworden und gearbeitet habe, interessiert es mich natürlich, welchen gebrauchten 16-Tracker ihr da für 8.500 € gekauft habt und ob der 2''-Bänder hatte. Ums Jahr 2000 ca. 8000 DM auszugeben halte ich für reichlich viel, deshalb denke ich, dass es kein Tascam-Gerät war, sondern noch eine Kategorie wertiger. Eine Studer wäre vielleicht noch zu teuer gewesen - und für 8.500 DM tatsächlich ein Schnäppchen. Wohl irgendwas mittendrin. Otari?

Hach, Dein Thread fordert so richtig heraus. Mitte bis Ende der 70er - so genau weiß ich das auf die Schnelle nicht mehr - habe auch ich als ca. 20-Jahriger ultratief ins Portemonnaie gegriffen, meinen R4 verkauft und dafür mein TEAC 4-Kanal (neu) gekauft. 4 Kanäle, 4 Spuren, 1/4 Zoll, 9,5cm/sec und 19cm/sec., ca. 4.000DM (s. post #13) Und am liebsten würde ich hier mal eine Aufnahme noch aus den 70ern damit posten, aber das ist Dein Thread. Und das soll auch so bleiben. :great:
 
ein Indiz der "Verklärung".
Verklärung???

Das ist völlig ausgeschlossen.

Ich habe meiner Musik gegenüber ein absolut objektives Verhältnis!

:whistle:

:prost:


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Was die Bandmaschine angeht - die brauchte ein 1-Zoll-Band.
Ich weiß nicht mehr, von welchem Hersteller ... es könnte schon eine Tascam gewesen sein. Habe sie schon lange nicht mehr gesehen. War jedenfalls ein Mega-Turm, keine Tisch-Bandmaschine. Der Tonkopf war noch okay. Aber vielleicht haben sie uns mit dem Preis trotzdem ein bisschen beschissen.
Wir waren ja damals (1996? / 97 ?) alle gerade um die 20 (plus/minus).

Ich weiß noch, wie wir das Ding aus Nürnberg geholt haben. Wir hatten 8.500 Mark in bar dabei und den alten T4 vom Vater des Schlagzeugers. Wir sind durch Nürnberg gefahren, alle Fenster auf, haben allen schönen Frauen hinterher gerufen und dazu ständig das Geldbündel aus dem Fenster gehalten.

:D

Wir waren sowas von high, dass es endlich losgehen kann mit den Aufnahmen....


Und am liebsten würde ich hier mal eine Aufnahme noch aus den 70ern damit posten, aber das ist Dein Thread. Und das soll auch so bleiben. :great:
Mach doch auch so nen Thread auf.
Ich finde, sowas gibt's viel zu wenig im Forum...
 
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(...) Wir sind durch Nürnberg gefahren, alle Fenster auf, haben allen schönen Frauen hinterher gerufen und dazu ständig das Geldbündel aus dem Fenster gehalten.

:D

Wir waren sowas von high, dass es endlich losgehen kann mit den Aufnahmen....
Wer das nicht versteht, der sollte sich im Klo wegspülen. :sick:
(...Wieder mal ne tolle Story. Gut, dass ich gefragt habe. :hi5: )
 
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Hier ein dritter Song aus der Zeit mit der ersten Band Monte Zaggi. Das Stück ist fast zwanzig Jahre alt und heißt

Hard Rainy Night

https://soundcloud.com/williamsbirne/hard-rainy-night

Geschrieben habe ich Hard Rainy Night 1997, an einem nebligen, regnerischen, stock-finsteren, siffigen Abend Ende November. Ich fuhr noch mal in den Proberaum, ganz allein. Das verrostete Eisentor war pitschnass. Der Moder kroch über den Vorhof des Proberaums, einem Müll- und Schrottplatz. Im Proberaum selbst hatte ich nur ein dämmeriges Funzel-Licht. Ich stöpselte die Gitarre an und spielte auf Anhieb das Hauptthema von HRN. Und dann den Refrain. Alles kam wie direkt aus dem Äther. Alles war unmittelbar da. Die düstere, treibende Unerbittlichkeit der Musik hatte mich wahnsinnig gepackt. Ich fuhr sofort wieder nach Hause und schrieb den Text in einer halben Stunde. HRN ist eines der schnellsten Lieder, die ich je geschrieben habe.
Auch in der Band ging alles ganz schnell: das Gitarrenthema wurde einfach vom Bass gespielt, dafür kam die Gitarre nur im Refrain, der Schlagzeuger brauchte keine 2 Sekunden, um die richtige Begleitung zu finden: Standtom und Hi-Hat. Und das cleane Gitarrensolo am Ende ist eine auswendig gelernte Improvisation von einer der frühesten Probeaufnahmen auf Kassette...

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In dem Lied wird eine Vergewaltigungsszene beschrieben. Die erste Strophe stellt die Stadt vor, dunkel, regnerisch, 15 Millionen Einwohner und ein junges Mädchen verpasst den letzten Zug nach Hause. Sie geht zu Fuß durch die Stadt. In der zweiten Strophe wird eine Bande eingeführt, die auf der Suche nach "was zum Spielen" und dem "metallischen Geschmack" durch die Straßen streift. In der dritten Strophe kommt es zur Vergewaltigung, die mit dem Tod des Mädchens endet.

Interessanterweise hatte ich HRN von Beginn an in Fm gespielt. HRN war mein 40. Song und der erste in Fm. Erst 2008 schrieb ich wieder ein Stück in Fm: Winterball. Nachdem ich Winterball geschrieben hatte las ich über die Tonartencharakteristik der wohltemperierten Stimmung, dass der Tonart Fm "Grabesschwere" zugeschrieben wurde. Ich fand es immer irgendwie wunderlich, dass ich auch auf der Gitarre und trotz aller modernen Stimmung (die ich vielleicht gar nicht erreichte, wer weiß...) mit der Tonart Fm instinktiv den Tod verband. Bei der für mich am schönsten klingenden Molltonart - Gm - geht es mir gar nicht so. Und Am ist recht universell, ja kann schon fast etwas Fröhliches haben, wenn man es richtig anstellt. Em ist eher kämpferisch... Nun ja, jedenfalls für mich.

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Die Aufnahme (wir haben HRN zwei Mal aufgenommen) ist die zweite und stammt aus dem Jahr 2000.
Ich wollte, dass alles authentisch wird. Zum Singen bspw. habe das Licht ausgemacht und in stockfinsterer Umgebung eingesungen. Die Schritte am Anfang - das bin auch ich. Ich habe mir Flamenco-Stiefel angezogen, deren Absätze mit Nägeln beschlagen waren. Mein Kumpel und ich haben ein Mikro aus dem Hinterhaus hinaus auf den Parkplatz gelegt und ich bin dann im Finsteren schnell-trippelnd wie eine Frau, die ahnt, dass sie verfolgt wird, am Mikro vorbei gelaufen.
Es musste alles echt sein. Keine Samples. Dieser Versuch, absolute Authentizität herzustellen, trieb teilweise echt bizarre Blüten. ;-) So heißt es in der ersten Strophe an einer Stelle:

it was a hard rainy night when the death stealed 'round the block
looking for another door that opens if you knock


Ich wollte das Anklopfen des Todes an eine Tür akustisch darstellen. Ein einfaches Klopfen mit den Fingerknöcheln war mir nicht authenthisch genug. Das hatte zu wenig mit Tod zu tun. Mein Kumpel, bei dem wir diese zusätzlichen Aufnahmen machten und das Stück abmischten, war Metzger. Er verstand mich, ging kurz raus und kam mit dem Oberschenkelknochen von einem toten Schwein wieder. Mit dem klopften wir dann gegen einen Türrahmen. Allerdings war das Geräusch zu dumpf. Wir nahmen dann etwas Härteres. Heute gefällt mir das harte Klopfen nicht mehr so gut und ich denke, wären wir doch beim Schweineknochen geblieben.

Auch mit der Gitarre versuchte ich, die Dramatik in der dritten Strophe abzubilden und setzte wieder ein paar Feedbacks und aufkreischende Töne ein. Um einen passenden EKG-Klang zu finden haben wir lange herumgesucht. Solche Spielereien nahmen oft Stunden in Anspruch. Unter das Ende legten wir einen Ausschnitt aus Mozarts "Lacrimosa", pitchten das Material im Tempo und in der Tonhöre, damit es richtig schräg klingt und trotzdem irgendwie dazu passt.

HRN war das erste Stück, bei dem wir während der Aufnahme so viel experimentiert haben. Das war auch nötig, denn HRN war damals ein echter Bandklassiker und kam bei den Leuten immer sehr gut an. Jemand bezeichnete es sogar als sein "absolutes Lieblingslied von allen Liedern auf der Welt". Das sind Komplimente, die man nicht mehr vergisst, auch wenn man nach Jahren denkt, naja, der Gesang hätte man ein bisschen rhythmisch schneiden müssen, Schlagzeug klingt etwas dumpf, Bass ist viel zu dünne, Mischung könnte auch dichter sein usw.
Aber man muss auch dazu sagen, wir waren zwar damals alle gerade dem Anfänger-Stadium entwachsen, aber noch längst keine versierten Musiker.

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Als nächstes folgt dann wieder ein fröhlicheres Stück; eine Ballade - diesmal aus meiner zweiten Band Mentha Piperita.
 
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Sehr schön. Das gefällt mir. Insbesondere auch wieder mal die Geschichte dahinter. Ich finde, solche akustischen Effekte wie passende Schritte, Stimmungsuntermalung, Szenen, etc. machen Songs zu etwas ganz Besonderem. Genauso wie ein Bild einen passenden Rahmen braucht. Sogar ein einfaches Poster läßt sich so massiv aufwerten. Apropos Poster, der Song selbst rasselt bei mir im Kopf so durch, bleibt nicht wirklich hängen. Hier liegt der Schwerpunkt eindeutig auf der szenischen Bearbeitung und Ergänzung, die mit wahrer Liebe zum Detail ausgeführt wurde (nach vorangegangener Story kann ich das bestätigen, denn ich habe früher selbst "Szenen" eingebaut, aber wohl nicht in solch akribisch filigraner Weise. Deshalb weiß ich, wie mitreißend, faszinierend und herausfordernd originäre Soundtüftelei sein kann.)

Nicht jeder Song kann ein Ohrwurm im Hitformat sein oder hat das Potenzial zur "Auskopplung aus der CD/LP" ;-) Aber das hier vorgestellte Material ist gut genug, im den Inhalt einer CD oder LP zu prägen und zu tragen. Der Titel hat deshalb seine Berechtigung. Das ist so ähnlich wie bei 2000 light years from home von den Stones. Ein gutes Stück, aber eben eher etwas zum Zuhören als zum Ausflippen. :)

Gut gemacht. :great:
 

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