Du hast mich falsch verstanden. Ich kann Blues spielen, aber ich ich will wissen welche Akkorde standardmäßig in den drei Tonleitern wären !?
Ach so, dann nichts für ungut!
Ich wiederum habe Schwierigkeiten mit der Formulierung, daß Akkorde "in Tonleitern" stecken.
Der Blues in seiner Grundform basiert ja klassisch auf den drei "Hauptakkorden" einer Tonart: Tonika, Subdominante und Dominante, so wie tausende Kinder- und Volkslieder.
Als "Würze" nimmt man noch die kleine Septime hinzu (grundstäzlich und bei allen Akkorden).
Moll-Blues einfach alle drei Akkorde jeweils in Moll.
Wenn man vom Blues-Schema ausgeht, das ja die harmonische Abfolge festlegt, kann man sich überlegen, warum einige Töne der benutzten Tonleiter/Skala passen oder weniger passen.
Teilweise sucht man bewußt Spannung (am augenscheinlichsten wohl durch die Blue Notes), meist sind die Töne entweder Bestandteil des gerade gespielten Akkords (auf betonten Zählzeiten) oder auch nicht (als Durchgangstöne).
Beispiel C-Dur-Bluestonleiter
Der zugrundeliegende Tonika-Akkord C7 besteht aus den Tönen C+E+G+Bb, die alle Bestandteil der Blues-Dur-Tonleiter sind.
Die Subdominante F7 fällt da nur durch das in der Tonleiter "übersprungene" F aus der Reihe, aber A+C+Eb sind alle vorhanden und die Dominante G7, also G+B+D+F, hat auch in der Tonleiter durch das übersprungene F ein "Loch".
Unterschiede zur herkömmlichen "klassischen" Harmonik:
Die Lücken/Sprünge in den sogenannten Blues-Tonleitern stammen daher, daß diese Tonleitern eigentlich "nur" Pentatoniken sind, die um Blue Notes erweitert wurden.
Eine weitere Besonderheit ist, daß althergebracht der Septakkord vor allem auf der 5. Stufe (Dominante) verwendet wird, denn die kleine Septime ist erstens Teil einer "normalen" Dur-Tonleiter und er löst sich so wunderbar in die Tonika auf, indem die kleine Septime des Dominant-Sext-Akkords einen Halbton nach unten auf die große Terz der Dur-Tonika rutscht und die große Terz des Dominant-Sext-Akkords einen Halbton nach oben auf den Grundton der Tonika rutscht.
Im Blues ist das nicht mehr so deutlich, weil ja auch die Subdominate und Tonika Septakkorde sind, da hört man viel weniger eine "Auflösung" der Spannung.
Zudem sind (dank der Blue Notes) auch die kleinen Septimen von Subdominante und Tonika Teil der (Blues-)Tonleiter.
Die Skalen hab ich ja in den ersten Post geschrieben und zu jedem Ton müsste es ja einen Akkord geben.
Ah, darauf läuft's hinaus...
Analog zu den Stufendreiklängen einer Dur- oder Moll-Tonleiter, also Dreiklängen, die aus den Tonleitereigenen Tönen der jeweiligen Tonleiter bestehen und sich auf den Stufen dieser Tonleiter aufbauen, hat man im Jazz entsprechend Stufen-Vierklänge.
Wenn man die Blues-Tonleitern zugrundelegt, wird es natürlich ein wenig haarig, weil auf dem C in unserem C-Blues-Beispiel ja sowohl ein C7-Akkord als auch ein Cm7-Akkord aufgebaut werden könnte (dank der Koexistenz von E und Blue Note Eb)... Und Beim G7, der selbst im einfachsten C-Dur-Bluesschema vorkommt, steckt als Terz das B, das man in der Tonleiter "offiziell" nicht findet.
Andererseits ist die Beschränkung auf Stufenakkorde, die nur tonleitereigene Töne enthalten, müßig und wie gesagt kommt die Würze ja gerade durch gezielte Spannungen.
Ich glaube, der Schlüssel zum Blues ist es tatsächlich, sich zunächst an die Beschränkungen zu halten und von den drei Grundakkorden auszugehen. Als Spielart, siehe die "berühmte" II-V-I-Verbindung, paßt auch gut ein Dm7 hinein, der ja aber tonlich und funktional mit dem F7 sehr verwandt ist.
Also provokant der gegensätzliche Ansatz: im Blues gibt es nicht zu jedem Ton einen Akkord, sondern zu den relativ starr vorgegebenen wenigen Akkorden kann man praktisch
jeden Ton spielen, denn jeder Ton stellt eine klangliche Erweiterung des Akkords dar, wenn's gar zu schäg klingt, muß man nur geschickt auflösen und sich aus der Situation retten.
Oder das bewußt und brutal durchziehen. Mit der nötigen Überzeugung gespielt, gibt es keine falschen Töne im Blues.
Viele Grüße
Torsten