Schüchtern am Instrument

  • Ersteller EnforcerII
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  1. Üben. Und zwar immer mit der ganzen Band. Fünf (+/- X) Finger sind eine (mehr oder minder wohlgestaltete) Faust und so.
  2. Keine Parts und/oder Songs spielen, die das eigene Vermögen übersteigen. Wenn du Angst hast, einen Part zu spielen, ist das eher schlecht. Erfordert allerdings Selbstreflexion. (Beschissene Soli sind beschissene Soli sind beschissene Soli.)
  3. Was doch noch an Übung fehlt, gleicht in Extremsituationen meist das Adrenalin aus.
  4. Bier trinken.
  5. Spaß haben.
  6. Immer daran denken, dass das beste an einem Auftritt die netten Leute und Bands sind, die man kennenlernt. Und die Gratisgetränke.
  7. Daher: eigene Erwartungshaltung checken - Warum mach ich den Kram? Macht es Spaß oder ist es Zwang? Man muss nicht live spielen, nur weil es eine Konvention ist und kann trotzdem unheimlich spannende Musik machen. Frag mal die unzähligen Black Metaller.
 
es ist nur eine Kleinigkeit, aber im Grunde die Wurzel des Problems...
zuerst kommt das 'Selbstbewusstsein' - erst danach das, was man aus dem Instrument herausholt
schon rein mentales Unterwerfen unter das (technisch) 'gut spielen' Dogma kann ziehmlich kontraproduktiv sein
effektiv gibt es nur die Optionen A: ich reproduziere etwas, ggf bis in's Detail
oder B: ich mache ein musikalisches Statement mit den momentan verfügbaren Mitteln/Fähigkeiten
das ist vor allem eine Abgrenzung zum beliebten C: wenn ich ich super reproduziere, überträgt sich das auf meine Fahigkeiten

sich von aussen Anregungen zu holen, dieses oder jenes spieltechnisch auszuloten ist eine völlig andere Geschichte
(und entspringt einer natürlichen und positiven Neugier)
da kann man sich temporär ruhig auch mal in etwas 'verbeissen' - nur sollte es Mittel zum Zweck und nicht Hauptthema werden

in dem Moment, wo das bewusst wird, schwindet auch die Angst vor der Beurteilung...

cheers, Tom
 
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erst danach das, was man aus dem Instrument herausholt
schon rein mentales Unterwerfen unter das (technisch) 'gut spielen' Dogma kann ziehmlich kontraproduktiv sein
Oh ja, das habe ich oft gemerkt, sobald ich den Aufnahme-Knopf drücke.
Ich bin nicht leicht zufrieden zustellen, was das anbelangt.

Soll heißen, ich hadere mit meinen Schwächen und das lähmt, blockiert mich...:(
 
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Hi,

ich bin schon sehr viel aufgetreten und tue das gewissermaßen auch beruflich, da ich auch da vor (auch fremden) Menschen frei sprechen muss. Mein Einstieg war damals die Theatergruppe in der Schule, wo uns viel darüber beigebracht wurde, wie man mit der Situation umgeht. Bis zu dem Punkt kam ich mir auch immer eher graumäusig vor, ähnlich wie Reinhardt das beschreibt. Meine Eigenwahrnehmung (und ich denke, auch die durch andere!) hat sich danach deutlich verbessert.

Von daher ein paar Tipps, die für mich das Auftreten entspannter machen:

- Das Lampenfieber muss man weit im Vorfeld bekämpfen und sich zu dem Zweck einige Dinge bewusst machen, bis man sie verinnerlicht hat. Äußerst wichtig ist es dabei, die Erwartungen nicht in unnötige Höhen zu schrauben. Der Maßstab ist NICHT, dass Du beim anstehenden Gig alles zeigen musst, was Du irgendwie kannst, und bloß keine Fehler machen darfst. Das tut nämlich keiner, nicht mal Steve Vai oder John Petrucci. Nur ist das völlig wurscht, denn eines musst Du Dir klar machen - keiner im Publikum weiß, was Du alles im Proberaum noch konntest, aber nicht gezeigt hast. Die Erwartungen, die Du vermeintlich enttäuschst, sind also gar nicht die des Publikums, sondern allenfalls Deine eigenen. Wenn das passiert, ist aber nicht so schlimm, solange Du es den Leuten nicht verrätst. Mach Dir vor allem klar, was Du selber als Zuhörer erwartest, wenn Du in eine Konzert gehst. Wartest Du etwa auf jeden Fehler des Keyboarders (oder würdest ihn überhaupt erkennen können)? Vermutlich willst Du einfach Spaß haben und gute Songs hören. Und so geht es auch Eurem Publikum. Wer kommt, ist zu 99% erstmal entschlossen, Euch gut zu finden, und nicht, nach dem Haar in der Suppe zu suchen und sich selber den Abend zu versauen.

- Keine "Hilfsmittel" wie Alk oder gar Drogen. Vielleicht kommt man sich dabei locker vor, aber wenn man hinterher merkt, dass man in Wahrheit gar nicht so toll war, wirds einem das nächste mal nur noch schwerer fallen.

- Bühnenklamotten! Das klingt jetzt vielleicht kindisch und weckt Assoziationen mit Glamrock aus den 70ern oder fell- und muskelbepackten Sängern mit einem Schwert in der Hand :D. Meine ich aber gar nicht, sondern das grundsätzliche Anlegen einer Bühnenpersönlichkeit. Ist Dir Deine Alltagspersönlichkeit zu langweilig? Kein Mensch zwingt Dich, sie auf die Bühne zu bringen! Dort kannst Du sein, wer Du7 willst. Schaut Euch mal Joe Bonamassa an. Das ist jetzt gar nicht böse gemeint, aber rein vom ersten Eindruck wirlt er doch eher wie absoluter Durchschnittsmensch aus einer braven Vorstadt. Ich habe fast den Verdacht, dass das insgeheim seiner Selbstwahrnehmung entspricht, jedenfalls inszeniert er sich auf der Bühne ganz bewusst, mit feinen Anzügen, Sonnebrille und extravaganten Schuhen. In Interviews sagt er dazu auch, dass er meint, das Publikum dürfe schon ein bisschen was fürs Auge erwarten, und da hat er absolut recht. In jedem Fall hat es mir immer sehr geholfen, bestimmte Klamotten nur für die Bühne auszusuchen und mich dann (wenn möglich) erst nach dem Aufbauen umzuziehen, bevor ich auf die Bühne gehe. Falls dafür nur wenig Zeit ist, reichen oft schon ein paar Accessoires, wie eine auffällige Halskette, ein Bandana, ein anderes T-Shirt usw. Man liest immer mal wieder von "Glücksbringern" bei richtigen Bühnentypen, nach meiner Erfahrung sind das in Wirklichkeit Hilfsmittel, um in die Bühnenpersönlichkeit zu schlüpfen und den "Alltags - Hans Meier" zurück zu lassen.

- Als Musiker bist Du in der Unterhaltungsbranche. Soll heißen, das Publikum kommt her, um eine gute Zeit zu haben. Keine Sau schaut auf den Gitarristen, weil der ein paar Noten ausgelassen hat. Nein, man schaut auf ihn, weil er sich so benimmt, als fühle er sich fehl am Platz und wollte weg (schlecht!) - oder weil es so aussieht, als käme was ganz aufregendes und damit unterhaltsames von ihm (guuut!). Die eiserne Regel im Theater lautet, jeden Fehler zu überspielen - The show must go on! Es ist kein Betrug am Publikum, etwas darzustellen, sondern der eigentliche Kern der Sache. Klar merken die, wenn man grundsätzlich unehrlich ist, aber das meine ich nicht. Wenn Du aber zB nach einem Break mal total und unüberhörbar daneben gegriffen hast - und das passiert selbst Könnern zuweilen - dann zieh Dich nicht zurück und stell Dich den Rest des Gigs in die Ecke, sonst ist das nämlich das letzte, was die Leute von Dir in Erinnerung behalten. Grins ihnen ins Gesicht, mach eine schmerzverzerrte Grimasse oder sonst was, aber zeig ihnen, dass die Show weitergeht. Statt negativ werden das die Leute positiv wahrnehmen. Schau her, da lässt sich einer nicht unterkriegen und nicht den Spaß verderben - und das überträgt sich auf die Zuschauer.

- Überhaupt: Kommunikation mit dem Publikum. Das heißt nicht, dass jeder aus der Band ständig ins Mikro quatschen muss. Wobei es kein Fehler ist, zB nach einem Song mit besonders gelungenen Orgelsolo den Keyboarder kurz vorzustellen, das muss nicht immer nur der Sänger machen. Vor allem muss das aber auch nonverbal stattfinden, und genau das ist es, was man Bühnenpräsenz nennt. "Präsenz" heißt wörtlich Anwesenheit, und darum geht es. Der Musiker soll möglichst immer im Hier und Jetzt auf der Bühne stehen. Wißt ihr, woran man einen Schauspieler erkennt, der sein Handwerk versteht? Daran, was er tut, wenn er nicht spricht und "nur danebensteht". Man muss immer in der Rolle bleiben, ob einer hinschaut oder nicht. Das heißt nicht, nach Aufmerksamkeit zu heischen, sondern die Verbindung auch zu den Zuschauern aufrecht zu erhalten, die einen nur im Augenwinkel wahrnehmen. Das ist es, was auch bei Gigs das Bild der ganzen Band abrundet und sie als solche erscheinen lässt. Vor allem: gerade wenn Du nichts besonders forderndes spielst, sondern etwas, wo Du Dir total sicher bist, hast Du Kapazitäten im Gehirn frei. Ein paar Tanzschritte, kurzen Blickkontakt zum einen oder anderen - in den Momenten kannst Du die Menschen für Dich gewinnen, und dann werden Sie Dir auch von vornherein wohlgesonnen sein, wenn Du zu Deinem Solo ansetzt. Das gibt wiederum die Selbstsicherheit, dass Dich diese Leute auch durch die schwierigen Stellen "tragen" werden.

- Bewusst viel lächeln. Es ist längst erwiesen, dass ein positiver Gesichtsausdruck Rückwirkung auf einen selbst hat und man sich dann auf Dauer auch selber besser fühlt. Kein Mensch bezahlt 8,- € und trinkt abgestandenes Bier, um einem Trauerkloß bei der Trauerarbeit zuzusehen. Okay, ausgesprochen depressive Genres mal ausgenommen...


Und klar, es wurde schon oft gesagt - spielen, spielen, spielen. Aber man muss das eben im Kopf vorbereiten - und nachbereiten, denn vor dem nächsten Gig kann man auf die Erfahrungen zurückgreifen und fängt nicht bei Null an. Nicht alles, was ich geschrieben habe, muss für jeden passen, aber ich hoffe, Ihr könnt ein bisschen was davon für Euch verwerten.

Gruß, bagotrix
 
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Sonst bin ick ja nicht so für Lobhudeleien, aber Alles was @bagotrix hier geschrieben hat kann ich nur unterschreiben. :great:

Bei der Frage was man gegen extremes Lampenfieber machen kann, wenn man nicht mehr
extrem unerfahren und/oder relativ jung ist, ist mMn dieser Punkt besonders wichtig

- Das Lampenfieber muss man weit im Vorfeld bekämpfen und sich zu dem Zweck einige Dinge bewusst machen, bis man sie verinnerlicht hat.

Äußerst wichtig ist es dabei, die Erwartungen nicht in unnötige Höhen zu schrauben.

Der Maßstab ist NICHT, dass Du beim anstehenden Gig alles zeigen musst, was Du irgendwie kannst, und bloß keine Fehler machen darfst.

keiner im Publikum weiß, was Du alles im Proberaum noch konntest, aber nicht gezeigt hast.

Die Erwartungen, die Du vermeintlich enttäuschst, sind also gar nicht die des Publikums, sondern allenfalls Deine eigenen.


Bei den Erwartungen an sich selber (und die Band) realistisch zu bleiben, ist für MICH das A und O,
um den Spaß am Musik machen, auftreten, Musik aufnehmen etc etc zu haben und zu behalten.
Das sorgt eben mittelfristig auch für deutlich weniger Lampenfieber !!!
 
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Stimme bis auf eine Sache zu:
Einen ständig lächelnden Gitarristen fänd ich eher komisch. Das ist für mich eher was für Sänger/innen.
 
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Stimme bis auf eine Sace zu:
Einen ständig lächelnden Gitarristen fänd ich eher komisch. Das ist für mich eher was für Sänger/innen.

Nunja bei Heavy Metal oder ähnlich böste Stilrichtungen vielleicht ......? :D

Es geht nicht darum zu grinsen oder dauerlächeln an den Tag zu legen.
Es geht darum Spaß zu haben und das auch zu zeigen.

Was hab ich schon an miesgelaunten Gitarristen auf der Bühne gesehen .... gähn
oder totale eitele Typen wo jedes Detail , bis zur letzten Haarlocke, stimmen musste .... schnarch

Es geht um ein positive Ausstrahlung und ACHTUNG echte Gefühle auf der Bühne.
Ist manchmal gar nicht soo einfach ......
 
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Böse Stilrichtung? Kling ja ganz schön spießig.

Hier mal Devin Townsend, der lächelt nicht ständig grenzdebil, hat aber offensichtlich Spaß und das bei Metal! Oh Gott, wie kann das sein?



Ich sehe jedenfalls auch ohne oftes Lächeln, ob ein Gitarrist Spaß hat. Auch bei Brutal Death Metal oder Black Metal kann man Spaß haben. Ugh!
 
Böse Stilrichtung? Kling ja ganz schön spießig.

Ja was Metal angeht trifft das bei mir zu.

Und bestimmt gibt es Leute die bei Brutal Death Metal (gibts das wirklich?) Spaß haben.
Aber dauerlächeln als eher was für Sängerinnen zu halten , ist auch nicht unbedingt weniger spießig.
 
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Wie schüchtern muß man sein, um... :tomatoes:

Duck und wech.......> :moose_head: :D
 
Hier kommen schon wirklich viele interessante Aspekte zusammen. Aber gleichzeitig ist auch festzustellen, dass die Wahrnehmungen doch auch auseinandergehen können und dementsprechend auch die Tipps. Heißt unterm Strich:
1. Jeder definiert Schüchternheit anders.
2. Das was gegen Schüchternheit "helfen" kann, kann für jeden etwas anderes bedeuten
3. Gut gemeinte Ratschläge können mitunter genau das Gegenteil bewirken.

Beispiel:
Jemand ist "schüchtern" im Sinne von "sich in der Band im Hintergrund halten", "nicht genügend Show machen" etc.

Ratschlag:
Z.B. Mitmachen von öffentlichen Sessions.

Mögliches Ergebnis 1:
Der Ratsuchende erfährt das positive Gefühl des miteinander Musizierens, bekommt Lob, Zuspruch Ermunterung und findet darüber einen Weg "etwas mehr aus sich herauszukommen".
Mögliches Ergebnis 2:
Der Ratsuchende erfährt das negative Gefühl des miteinander Musizierens. Oft reicht nur ein leichtes Kopfschütteln eines Mitmusikers, oder der nicht ganz so üppig ausfallende Applaus der Leute. Der Ratsuchende wird dadurch noch unsicherer, als er ohnehin schon ist.

Das hat so etwas davon einen Nichtschwimmer ins tiefe Becken zu schmeißen, nach dem Motto: Wenn Du schwimmen willst, dann versuch es doch wenigstens!
So funktioniert das aber bei einem Musiker nicht. Weil z.B. Schüchternheit kein Ausschlußkriterium für einen Musiker ist. Bedeutet: Ein Musiker darf/kann auch schüchtern sein. Das hat erst einmal auch nicht soviel mit den Fähigkeiten am Instrument zu tun, oder ist zu verwechseln mit dem Lampenfieber. Das sind alles unterschiedliche Dinge.

Jeder Musiker hat erst einmal einen eigenen Anspruch und hier sollte das Ziel sein, seinen eigenen Ansprüchen zu genügen. Hinzu kommen die Dinge die "von außen" herangetragen werden, sei es was das Musizieren selbst angeht, die Präsentation, Sound, Hemdfrage, was auch immer. Dieser Art von Feedback ist man als Musiker immer ausgesetzt. Entweder von den eigenen Leuten bei der Probe (fängt bei der Lautstärke an, und hört bei der Farbe der Chucks noch lange nicht auf ;-)), oder dann nach den Gigs von den Zuhörern, Zeitungskritiken etc. Hier wird man auch feststellen, dass die Wahrnehmungen weit auseinander gehen. Die einen fanden den Sound gut, die anderen schlecht. Die einen fanden den Gitarristen "soooooooo süß", die anderen "schüchtern" usw.
Hier sind wir an dem entscheidenden Punkt: Wie geht man mit all diesen "Infos" um.
Möglichkeit 1:
Man sagt sich. Ist mir alles wurscht, was gesagt wird. Ich zieh mein Ding so durch, so wie ich es für richtig halte.
Möglichkeit 2:
Man gleicht das Gesagte mit seinen eigenen Ansprüchen ab und überlegt sich, ob da etwas bei ist, was einen selbst eventuell weiterbringt, aber noch zu einem selbst passt.
Möglichkeit 3:
Man versucht es allen recht zu machen und verliert sich dabei selbst aus den Augen und versucht womöglich etwas darzustellen, was man selbst gar nicht ist.
(die Grenzen zwischen den Möglichkeiten sind natürlich fließend)

Meiner Meinung nach hat jeder Musiker innen drin etwas nach außen gekehrtes. Bei jedem ist dieses nach außen Gekehrte unterschiedlich. Das kann sich z.B. nur im Spielen des Instrumentes bemerkbar machen (es gibt viele Beispiele von klassischen Pianisten) und/oder auch wie man sich auf der Bühne präsentiert. Da gibt es die berühmte Rampensau (die womöglich gar nicht so gut Gitarre spielen kann, aber trotzdem sein Inneres dabei nach außen kehrt)
Es gibt aber auch Musiker, die erst einmal gar nicht wissen, in welcher Art sie ihr Inneres nach außen kehren wollen. Vielen ist das auch nicht bewusst und denken da auch nicht groß drüber nach, weil es einfach so ist, wie es ist :) Aber wenn man mal insich etwas genauer hineinhorcht, nimmt man dieses Bedürfnis wahr. Für den einen reicht es sich im Hintergrund der Band aufzuhalten und fühlt sich dabei total wohl. Der andere muss über die Bühne posen und das am besten in total abgefahrenen Klamotten. All das entspringt dem Bedürfnis "sich zu zeigen". In welcher Art auch immer.

Soll heißen, ich hadere mit meinen Schwächen und das lähmt, blockiert mich...:(
Diese gefühlten "Schwächen" entspringen bei Dir aus Deinem eigenen Anspruch, welchen Du nicht erfüllst oder (noch) nicht erfüllen kannst. Du bringst Dich selbst damit in einen Kreislauf. D.h. Dadurch, dass Du glaubst diesen Anspruch nicht erfüllen zu können, offenbaren sich Schwächen, mit denen Du dann haderst, wodurch die Schwächen noch stärker zu Tage treten.
Ich habe mir Deine Sound-Demos angehört :) Erst einmal finde ich es klasse, dass Du sie hier reingestellt hast und zum anderen hast Du sie echt prima gespielt :)
Ich kenne natürlich den Unterschied zwischen vor Leuten direkt vorzuspielen und etwas aufzunehmen und um es dann vorzuspielen. Trotzdem braucht es auch dafür Mut. Und den hast Du! Soweit ist es nun gar nicht mehr auch in echt vor die Leute zu treten. Am Spielen liegt es nicht. Das kannst Du. Also müsstest Du für Dich einen eigenen Weg finden vor Leuten zu spielen.

Ich schilder´ Dir mal meinen Weg.
In einem früheren Post hast Du mal geschrieben, dass Du früher mit langer Matte und Sonnenbrille auf die Bühne gegangen bist. Das kenne ich :) Auch ich hatte früher (als Punk!!!) lange Haare. Diese boten mir "Schutz". D.h. man konnte mich nicht sehen. War natürlich Quatsch. Das ist so, als ob Kleinkinder die Hände vors Gesicht halten und denken, dass man sie dadurch nicht mehr sehen kann ;-)
Irgendwann war ich die langen Haare leid (es regte sich auch niemand mehr darüber auf) und ließ sie abschneiden. Was zur Folge hatte, dass ich beim Spielen entweder auf den Boden oder meine Greifhand starrte. Nur nicht ins Publikum blicken!!!! Ich fühlte mich aber ansonsten wohl in meiner Haut und überließ unserem Sänger das "Gehampel". Ich entsprach voll dem Typen, der total schüchtern auf der Bühne ist und eigentlich "nur" spielen will. Damit ich meinen Ansprüchen genügte, hab ich geübt was das Zeug hält und tue es noch heute :) Jeden Tag, so oft es geht. Früher zur besagten Zeit nächtelang. (Auch auf dem Klo ;-) Mein Umfeld hielt es schlichtweg für übertrieben. Aber für mich war das damals meine Art "mich zu zeigen". Dann - ich werde diesen Tag nie vergessen - erzählte mir ein Schulfreund auf dem Schulhof in der großen Pause von einem Gitarristen, der seinen Arm beim Spielen dreht und springt. Der Schulfreund demonstrierte mir auch, was "Armdrehen" und "Springen" bedeutet. Ich weiß nicht warum, aber das fixte mich an. Ich wollte es zumindest mal ausprobieren. Tja, und danach kam eins zum anderen. Ich fing erst mit dem Armdrehen an. Bei einem langsamen Stück einmal. Dann bei einem weiteren etwas schnelleren 2x. Ich blieb unverletzt ;-) Also machte ich weiter und es machte Spaß. Bei einem Schlußakkord sprang ich und landete intime. Das alles ging nicht von jetzt auf gleich sondern war eine langsame Entwicklung. Ich glaub, wenn ich adhoc versucht hätte wie ein Wilder zu springen, hätte das genau den Effekt gehabt, dass es aufgesetzt gewirkt hätte. Es hätte nicht zu dem gepasst, wie ich mich sonst auf der Bühne verhalten hab. Also kam alles schön langsam der Reihe nach. Das kuriose ist, dass ich das anscheinend schon immer in mir drinne hatte, mir aber dessen nicht bewusst war. Wenn ich heute alte Fotos sehe, muss ich manchmal selbst staunen, wie sehr ich mich auf der Bühne verändert habe.

Ein Musikerkollege, der damals zu selben Zeit gestartet ist, macht überhaupt nichts auf der Bühne. Noch nicht einmal einen Schritt seitwärts. Er steht einfach nur da und spielt und ist dabei mindestens so authentisch wie ich. Er kehrt sein Inneres durch´s Spielen nach außen und das in einer beeindruckenden Art und Weise.

Wenn ich einen Rat geben wollte, dann den, sich nicht von außen verrückt machen zu lassen, sondern man selbst zu bleiben insich hinein zuhorchen um rauszufinden, was sein Anspruch ist und wieviel man wann wem von sich zeigen will. Das alles kann man selbst bestimmen!
Ratschläge wie "bewusst zu lächeln" etc funktionieren nicht! Schon mal einen schlechten Schauspieler lächeln gesehen? Und das sind häufig Leute, die es "gelernt" haben. Das unterscheidet auch den Musiker vom Schauspieler. Der Musiker muss nichts darstellen. Er kann aber, wenn er es will ;-)
 
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Wow!

Was für ein konstruktiver Beitrag! :great:

Ich danke Dir!

:hat:
 
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Ja, und ich kann richtig was und das ist ja das Vertrackte! :redface:

Aber mit @Mod-Paul habe ich wenigstens schonmal einen Verbündeten...:hi5:

:hat:
 
Ja, und ich kann richtig was und das ist ja das Vertrackte!

Nein etwas gut zu können ist nicht vertrackt !!
Wie man damit selber umgeht, verursacht ob man Probleme hat oder nicht.

siehe nochmal
Äußerst wichtig ist es dabei, die Erwartungen nicht in unnötige Höhen zu schrauben. Der Maßstab ist NICHT, dass Du beim anstehenden Gig alles zeigen musst, was Du irgendwie kannst, und bloß keine Fehler machen darfst.
keiner im Publikum weiß, was Du alles im Proberaum noch konntest, aber nicht gezeigt hast. Die Erwartungen, die Du vermeintlich enttäuschst, sind also gar nicht die des Publikums, sondern allenfalls Deine eigenen.

Es geht um die Erwartungen die du an dich selber, dein Können, dein Erfolg, deine Band usw hast.
Nur eine realistische Einschätzung all dessen, gepaart mit einer gewissen laissez-faire Einstellung, führt
mMn zu mehr Zufriedenheit und damit mittelfristig zu deutlichst weniger "krankhaftem" Lampenfieber !!
 
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Nein etwas gut zu können ist nicht vertrackt !!
Wie man damit selber umgeht, verursacht ob man Probleme hat oder nicht.
Doppelte Verneinungen habe ich noch nie verstanden...:confused:
(Seit Microsoft) und bin trotzdem MCSE...:D

Trotzdem Danke, für Deinen Beitrag, habe verstanden, dass Du es nur gut meinst...! ;-)

:hat:
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
laissez-faire Einstellung
Was ist das...?
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Sowas, wie leger, oder relaxt...? :cool:
 
nochmal: Etwas gut zu können ist nicht vertrackt.

laissez-faire ist sowas wie relaxt oder einfach laufen lassen.


Man kann so hart wie nur möglich üben, an sich arbeiten etc etc etc
Danach sollte man sich aber realistische Ziele und Erwartungshaltungen,
was Live Auftreten/Erfolg haben usw angeht zulegen. NUR DAS bewahrt
einen vor Entschäuschungen der eigenen , evtl vie zu hohen, Ansprüche.
Und das führt eben zu mehr Gelassenheit, ohne den Spaß an der Musik zu verlieren.
Jedenfalls bei mir und vielen Leuten die ich kenne !!
 
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Letzten Endes geht es darum, dass das Publikum Spaß hat UND du. Manchmal ist es viel lustiger, wenn es nicht von Anfang bis Ende perfekt musikalisch klappt. ;)
 
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