Das ist bei weitem nicht das erste Jahr, in dem die Messe zu schrumpfen beginnt. Reinhold Bogner hat schon vor 3 (oder waren es 4?) Jahren überlegt, ob er noch auf die Messe kommt, weil es nach der Winter NAMM in Zeiten von YouTube, Blogs und Foren keinen "Mehrwert" mehr hat, alles schon vorgestellte 3 Monate später wieder auszustellen - vor allen Dingen weil die Transportkosten, Standgebühren und Logistik einen riesen Batzen Geld kosten. Let's face it: Die meisten Big Player haben ohnehin ihren Sitz irgendwo in den Staaten (zumindest bei Gitarren), da sind 2 Messen pro Jahr in den USA einfach lukrativer. Außerdem ist die Kultur über dem Teich auch zugänglicher für alles, was mit Livemusik zu tun hat, das muss man eben auch mal ganz klar sagen.
Sonor (klarer Big Player im Drums & Percussion Sektor) war meines Wissens schon 2014 nicht mehr da, weil sie die hohen Standkosten nicht mehr tragen wollten. Ich weiß nicht was ein Stand pro Quadratmeter auf der NAMM kostet, aber was ich aus erster Hand über die Frankfuter Messe höre, ist das ja einfach nur irre und in den letzten Jahren teurer geworden.
Die Messe hat sich gewisse Dinge aber auch selbst zuzuschreiben; die digitale Revolution ist nicht an allem Schuld. Beispielsweise habe ich mich bereits 2013 gefragt, wie eine Messe unzählige chinesische Kleinstände erlaubt, in denen in den schlecht sichtbaren Ecken lauter dreiste Plagiate der Originale (mit Originalkopfplatten!!) drinhängen. Möchte man diese Teile spielen oder fotographieren, hängen die netten Asiaten die Teile sofort ab und verpacken sie irgendwo in Koffern. Das kann sich eine Messe eigentlich nicht erlauben.
Auf der anderen Seite: die Frankfurter Messe ist ja nicht nur Ausstellung, sondern auch Ort der sozialen Begegnung. Ist es nicht alleine das Gaffen, herumstöbern und interagieren mit anderen Musikbegeisterten wert? Vielleicht nicht für den Aussteller, aber für den Besucher.
Ich bin auch in Zeiten des "Messeschwunds" immer noch gerne hin, aber wenn man liest das Fender, Marshall, Kemper und Ibanez tatsächlich fehlen - zuzüglich zu den sowieso schon fehlenden Marken von den Jahren zuvor - dann erleben wir momentan wirklich eine Kehrtwende im Messegeschehen. Ich bin sehr gespannt wie sich das in den nächsten Jahren weiterentwickelt.