Stratspieler
Helpful & Friendly User
Hallo,
"Oh mein Gott, oh Du mein Gott - ich habe es getan, ich konnte doch nicht wissen, das....."
Dieses sinngemäße Zitat stammt von niemand anderem als Prof. Otto Hahn, gespielt von Rolf Hoppe in dem fulminanten Fernseh-Zweiteiler "Ende der Unschuld", als Hahn, 1945 in Farm Hall / England interniert, erfährt, dass die Amerikaner die erste Atombombe auf Hiroshima abgeworfen haben.
Nun ja, mit Prof. Hahn, dem Entdecker der Kernspaltung, kann ich mich wohl nicht mal im Geringsten vergleichen.
Sein Zitat nehme ich jedoch für mich, denn ich - - - habe mir eine gebrauchte BaCH Les Paul zugelegt.
Dieses Review erstreckt sich über zwei Teile. Im ersten Teil, hier in [Reviews] stelle ich die Gitarre vor. Im zweiten Teil, nachzulesen unter https://www.musiker-board.de/vb/technik-modifikationen-diy/368993-diy-bach-les-paul.html
gehe ich auf Arbeiten an der Gitarre und deren elektrischen Umbau ein.
Vorgeplänkel (viel Subjektives, möchte ich aber nicht außen vor lassen ):
Die BaCH Les Paul strahlte mich an, ihr Preis lag etwas höher als der der Neuware (hier übrigens zu bekommen, wie ich erst nachträglich herausfand):
http://www.bachmusik.com/en/p100186/bach-pl-3-amber/
Meine Neuerwerbung stammt angeblich von einem Sammler, der Gibsons, Tokais und eben auch diese BaCH sammelte und nun vertickerte... Sie hatte anstelle der Werks-Originale sogenannte PAF-Pickups drin - ausgetauscht vom Vorbesitzer, daher der etwas höhere Preis... Im Bild unten ist sie quasi im Kaufzustand vor dem Marshallamp zu sehen.
Was habe ich mir bloß dabei gedacht, diese Gitarre zu kaufen?
"Es ist nur eine Kopie, die niemals mit einem Original mithalten kann, sowohl, was Klang angeht, als auch die verbauten Materialien."
"Du bist ja bescheuert - spare und kauf' Dir ein Original!"
"Du bist nur Hobbymusiker und noch dazu Stratspieler - also hol' Dir das günstige Teil und mach' Dich mit dem Prinzip / Spielweise so eines Gitarrentyps wieder vertraut!"
"Wenn die Hardware OK ist, dann kannste sie ja immer noch aufrüsten mit richtigen Pickups - das kostet letztendlich dann auch nicht viel mehr als eine gute Les Paul - Kopie!"
"Wenn Dir die Spielweise so einer Gitarre liegt, dann kannst Du Dir immer noch später ein Original zulegen."
"Mach' das nicht, BaCH-Gitarren können angesichts des Preises nur Schrott sein!"
"Ist das Furnier, ist das Fototapete, ist das eine Ahorndecke und wie dick ist sie wirklich?"
"Wie wird diese Gitarre klingen?"
"Wie klang eigentlich meine Les Paul Studio?"
"Wie muss eine Les Paul denn klingen, he???"
Nur ein Teil der Gedanken... Was habe ich mir das Hirn zermartert, es ging hin und her, von GAS bis zur totalen Ablehnung.
Thema Erwartungshaltung: was ist besser?
Eine 1500-Euro-Les Paul, wo ich von vornherein erwarte, dass jedes Detail stimmt und wo ich schon verärgert bin, wenn nur eine kleinste Schraube nicht 100%ig sitzt? Oder eine 200-Euro-Les Paul, wo man sich schon riesig freut, wenn sie problemlos bespielbar ist und sogar noch ansprechend klingt? Womit hat man mehr Freude, wo wird die Freude schneller getrübt?
Und nun habe ich also diese Gitarre gekauft und möchte mich an einem rein technischen Review versuchen. Mangels eigener URL sind alle Bilder unten angehängt.
Letztendlich habe ich mir sozusagen folgenden tröstenden Gedanken zugelegt: "OK, ich opfere also der (Gitarren-) Wissenschaft und Euch, verehrte Gitarrenspieler, und werde die BaCH Les Paul zerlegen und analysieren, um Euch die Ergebnisse mitzuteilen und kundzutun."
Review
Nochmals vorneweg: die getroffenen Aussagen sind subjektiv und beschreiben nur die Gitarre mit den Austausch-Pickups. Und: leider habe ich mangels Equipment null Soundfiles. Somit ist für all diejenigen, die Sound zur Beurteilung benötigen, mein Geschriebenes die Druckerschwärze nicht wert, es zu lesen. Sobald wir wieder in der Band Songs aufnehmen, werde ich Aufnahmen mit der BaCH zur Verfügung stellen - ist versprochen.
Hier wird übrigens dieser Typ Gitarre gezeigt und ist zu hören:
http://www.youtube.com/watch?v=Fg2Noqhzk0g
* Korpus / Optik
Der Body besteht aus einer zweiteiligen Planke, angeblich aus Mahagoni. Die Leimfuge ist in Höhe der Abdeckung des Toggle Switch zu erkennen. Die Decke… naja, AhornDECKE ist wohl übertrieben. Was als "Massive Flamed" Ahorn angepriesen wird, ist ein dünnes Furnier; offenbar dünner als 1mm. Man sieht es sehr gut im Bild, wo ich eine Bohrung für die Schraube des Pickup-Rahmens sehr stark vergrößert fotografiert habe. Sicherlich ist die Decke für den einen oder anderen kein Eye-Catcher, aber dennoch dreidimensional und ganz nett anzuschauen. Das Binding ist sauber und korrekt ausgeführt.
Entfernt man den Rahmen des Hals-Pickups, so sieht man, dass hier gehörig unsauber gearbeitet wurde (siehe Foto). OK, ist der Rahmen wieder drauf, so sieht man natürlich nichts.
Des Halsansatz ist mit sehr geringen Spaltmaßen und ziemlich sauber eingepasst und verleimt. Mal von der Tatsache abgesehen, dass innen alles mit nicht leitender Farbe geschwärzt ist, sieht das ordentlich aus - da habe ich schon weitaus schlimmeres gesehen hinsichtlich überstehendem Leim und breiten Fugen.
* Kopfplatte, Hals und Halsprofil
Ob die Gestaltung des Headstocks herstellerseitig variiert(e) oder exportspezifisch gestaltet sein muss, oder ob selbst BaCH inzwischen gefaked wird - ich weiß es nicht. Die Kopfplatte ist angeschäftet (in der Preisklasse völlig legitim). Der Les Paul - Schriftzug ist vom Vorbesitzer nachträglich aufgebracht. Ich weiß nicht wie und womit.
Der BaCH - Brandname mit dem Adler (?) ist original.
Ansonsten keine Seriennummer, nichts.
Ein einziger Hinweis auf einen Hersteller fand sich übrigens: Sung Il Korea - als ich auf die Unterseite der Tune-o-matic schaute. Das zugehörige Bild habe ich hier nicht dabei, bei Interesse kann ich dieses als auch weitere hochaufgeköste Aufnahmen separat senden. Das Trussrod-Glöckchen ist nicht original. Offenbar wurde das originale entfernt, daher auch die noch sichtbare Bohrung. Ich habe das alles so gelassen, bis ich mal ein Stück passendes schwarzes Plastik auftreiben und zurichten werde.
Der angeblich aus Mahagoni bestehende Hals ist schnurgerade, nicht vertwistet, ohne Buckel. Sein Profil ist für mich angenehm, ich würde es mit dünnem C bezeichnen. Es ist weitaus weniger klobig, als das der Gibson Les Paul Studio, die ich mal hatte. Überraschung pur: Die Gitarre lässt sich aufgrund der für mich geeigneten idealen Halsprofiles sehr gut und einwandfrei begreifen und bespielen - die Einschränkung folgt jedoch auf dem Fuße unter dem nächsten Punkt.
Ansonsten ist der Hals sehr biegesteif und stabil mit dem Korpus verleimt.
* Griffbrett / Bundierung
Das Griffbrett soll Rosewood sein, vom Binding sauber eingefasst. Warum es gefärbt ist, ist schwer nachzuvollziehen. Das Holz als solches ist bereits recht dunkel, die Farbe darauf soll es wohl noch mehr verdunkeln. OK, sie färbt wenigstens nicht ab. Ein Waschen des Griffbrettes mit Alkohol und anschließendes Einlassen von dunklem Öl hat dieses Thema jedoch problemlos gelöst.
Schon beim ersten Hinsehen fällt auf: einige Inlays sind nicht mittig eingesetzt, sondern eher schlampig "irgendwo" in die entsprechenden Zwischenräume. Das gibt optisch einen dicken Minuspunkt.
Die mittelstarken Bundstäbe sind sauber eingesetzt, an den Rändern steht nichts über, keine scharfen Kanten. Vernünftig abgerichtet sind die Bünde jedoch nicht. OK, ein geplektes Instrument scheidet in dieser Preisklasse wohl von vornherein aus.
Jedoch kann man dieses Instrument schlicht und einfach nur begrenzt bespielen.
Akkorde in der Nulllage gehen problemlos, in Richtung des 12ten Bundes und höher geht beim Solieren Scheppern los (das lässt sich durch Einstellung der Saitenhöhe gut justieren), bei moderater Saitenlage ist eine Bespielbarkeit des 17ten Bundes auf der hohen e-Saite jedoch nicht möglich: die Saite schlägt auf den 18ten Bund voll auf - Essig. Ansonsten muss man die Saitenlage schon recht hoch einstellen, sonst ist bei normalen Bendings auch schnell (dem Griffbrett-Radius sei's ebenfalls geschuldet) Essig.
Hier liegt eine eindeutige Verarbeitungsschwäche vor, um es mal höflich zu formulieren. Lt. Vorbesitzer wurde angeblich diese Gitarre selten oder nie gespielt (Wir erinnern uns: richtig, es sollte ja ein Sammlerinstrument sein...). Die Bünde sind in der Tat wie nagelneu, keine Riefen oder Kerben.
In Summe würde ich meinen Eindruck hinsichtlich Bundabrichtung so formulieren: die Bünde wurden ordentlich eingesetzt, das Abrichten derselben erstreckte sich wohl im Rahmen des zur Verfügung stehenden Low-Budgets und/oder der Fertigkeiten des (chinesischen?) Herstellers. Kurz und knapp: Eindeutig übel!
Hier muss man nachbessern, ansonsten geht nichts. Siehe https://www.musiker-board.de/vb/technik-modifikationen-diy/368993-diy-bach-les-paul.html
* Bundreinheit / Intonation
Die Gitarre ist ungeachtet der schlechten Bespielbarkeit bundrein und intoniert sauber; der Steg ist dementsprechend eingestellt. Hier gibt es nichts zu mäkeln.
* Tuner
Die Tuner sind angeblich Gotoh-Style mit Tulipcaps. Das Stimmen mit ihnen geht sehr genau. Die Tuner sind, ich sage mal, wirklich "bendingsicher".
* Pickups
Das kann ich kurz halten. Mit den PAFs rappelt, klappert, pfeift und mikrofoniert nichts. Auch nicht bei hohen Lautstärken, egal, ob clean oder gezerrt. Über die Original-Pickups kann ich nichts sagen, da diese bereits ausgetauscht sind. Über die neuen Pickups siehe https://www.musiker-board.de/vb/technik-modifikationen-diy/368993-diy-bach-les-paul.html
* Regler und deren Wirkung
Witzig: steht der Toggle Switch in Zwischenposition und dreht man einen der beiden Volumeregler zu, so ist immer noch ein Pickup auf bzw. zu hören. Ein Schaltungsfehler, als die Original-Pickups rausflogen?
In Blick ins Elektronikfach offenbart: Aha, die Verdrahtung ist irgendwie abenteuerlich (siehe Foto). Unterstelle ich also einfach mal, dass entweder der Vorbesitzer offenbar wenig Ahnung von der Materie besaß oder aber eine so genannte "Moderne Schaltung" eingebaut hat (siehe Schaltskizze in [DIY]). Ich unterstelle mal weiter, dass das nicht unser fernöstlicher Bearbeiter war, denn wie schon geschrieben - die Pickups wurden bereits schon ausgetauscht.
Egal. Die Gitarre bekommt von mir sowieso andere Pickups und ein 50s-Wiring spendiert.
* Toggle Switch
Er - ein fernostliches Teil; bei Interesse sende ich ein Foto - schaltet zügig mit kurzem Weg, ohne zu rappeln oder zu knistern / krachen und rastet hart und sicher ein.
* Tonansprache und Tondauer, Sound / Klang
Siehe https://www.musiker-board.de/vb/technik-modifikationen-diy/368993-diy-bach-les-paul.html
* mein Fazit
Bei dieser Preisklasse ist es schon erstaunlich, was man als Les-Paul-Gitarrentyp bauen kann.
Die BaCH Les Paul liefert demjenigen in uns Musiker, der auch noch ein begeisterter Techniker und Schrauber ist, geradezu eine Steilvorlage zum Aufrüsten und Optimieren. Sie bietet ihm eine recht solide hölzerne Plattform z.B. für klassische Humbucker; allerdings vermutlich mit stark schwankenden Verarbeitungsmängeln in der Serie und ohne vorbildgerechte Ahorndecke. Ob hier angesichts des Preises ein Selbstbau lohnt, kann nur jeder für sich selbst entscheiden.
Die Schwächen in der Verarbeitung, speziell die Abrichtung der Bünde als wichtigste Voraussetzung für gutes Bespielen (!) trüben den durchaus positiven Eindruck dieses Instrumentes jedoch nachhaltig. Spätestens hier hört für viele zu Recht der Spaß auf. Da stören zwar auch die unsauber eingepassten Inlays, das wäre aber noch zu verschmerzen.
Derjenige Musiker, der nur mit einem Markennamen spielen kann oder sich auf ein top verarbeitetes Instrument verlassen muss bzw. möchte, wird diese Gitarre vermutlich sofort wieder ad acta legen bzw. gar nicht erst anschauen, respective sie geht wieder in eine Auktion / zum Verkauf (um dann dort womöglich als "Wanderhure" wieder aufzutauchen…).
Mit einem Zitat habe ich begonnen und mit einem Zitat aus einer beliebten damaligen Fernsehsendung möchte ich erst einmal eine Pause einlegen:
"Hätte ich doch bloß auf Pischdi Hufnagel gehört...!"
Gruß Michael
"Oh mein Gott, oh Du mein Gott - ich habe es getan, ich konnte doch nicht wissen, das....."
Dieses sinngemäße Zitat stammt von niemand anderem als Prof. Otto Hahn, gespielt von Rolf Hoppe in dem fulminanten Fernseh-Zweiteiler "Ende der Unschuld", als Hahn, 1945 in Farm Hall / England interniert, erfährt, dass die Amerikaner die erste Atombombe auf Hiroshima abgeworfen haben.
Nun ja, mit Prof. Hahn, dem Entdecker der Kernspaltung, kann ich mich wohl nicht mal im Geringsten vergleichen.
Sein Zitat nehme ich jedoch für mich, denn ich - - - habe mir eine gebrauchte BaCH Les Paul zugelegt.
Dieses Review erstreckt sich über zwei Teile. Im ersten Teil, hier in [Reviews] stelle ich die Gitarre vor. Im zweiten Teil, nachzulesen unter https://www.musiker-board.de/vb/technik-modifikationen-diy/368993-diy-bach-les-paul.html
gehe ich auf Arbeiten an der Gitarre und deren elektrischen Umbau ein.
Vorgeplänkel (viel Subjektives, möchte ich aber nicht außen vor lassen ):
Die BaCH Les Paul strahlte mich an, ihr Preis lag etwas höher als der der Neuware (hier übrigens zu bekommen, wie ich erst nachträglich herausfand):
http://www.bachmusik.com/en/p100186/bach-pl-3-amber/
Meine Neuerwerbung stammt angeblich von einem Sammler, der Gibsons, Tokais und eben auch diese BaCH sammelte und nun vertickerte... Sie hatte anstelle der Werks-Originale sogenannte PAF-Pickups drin - ausgetauscht vom Vorbesitzer, daher der etwas höhere Preis... Im Bild unten ist sie quasi im Kaufzustand vor dem Marshallamp zu sehen.
Was habe ich mir bloß dabei gedacht, diese Gitarre zu kaufen?
"Es ist nur eine Kopie, die niemals mit einem Original mithalten kann, sowohl, was Klang angeht, als auch die verbauten Materialien."
"Du bist ja bescheuert - spare und kauf' Dir ein Original!"
"Du bist nur Hobbymusiker und noch dazu Stratspieler - also hol' Dir das günstige Teil und mach' Dich mit dem Prinzip / Spielweise so eines Gitarrentyps wieder vertraut!"
"Wenn die Hardware OK ist, dann kannste sie ja immer noch aufrüsten mit richtigen Pickups - das kostet letztendlich dann auch nicht viel mehr als eine gute Les Paul - Kopie!"
"Wenn Dir die Spielweise so einer Gitarre liegt, dann kannst Du Dir immer noch später ein Original zulegen."
"Mach' das nicht, BaCH-Gitarren können angesichts des Preises nur Schrott sein!"
"Ist das Furnier, ist das Fototapete, ist das eine Ahorndecke und wie dick ist sie wirklich?"
"Wie wird diese Gitarre klingen?"
"Wie klang eigentlich meine Les Paul Studio?"
"Wie muss eine Les Paul denn klingen, he???"
Nur ein Teil der Gedanken... Was habe ich mir das Hirn zermartert, es ging hin und her, von GAS bis zur totalen Ablehnung.
Thema Erwartungshaltung: was ist besser?
Eine 1500-Euro-Les Paul, wo ich von vornherein erwarte, dass jedes Detail stimmt und wo ich schon verärgert bin, wenn nur eine kleinste Schraube nicht 100%ig sitzt? Oder eine 200-Euro-Les Paul, wo man sich schon riesig freut, wenn sie problemlos bespielbar ist und sogar noch ansprechend klingt? Womit hat man mehr Freude, wo wird die Freude schneller getrübt?
Und nun habe ich also diese Gitarre gekauft und möchte mich an einem rein technischen Review versuchen. Mangels eigener URL sind alle Bilder unten angehängt.
Letztendlich habe ich mir sozusagen folgenden tröstenden Gedanken zugelegt: "OK, ich opfere also der (Gitarren-) Wissenschaft und Euch, verehrte Gitarrenspieler, und werde die BaCH Les Paul zerlegen und analysieren, um Euch die Ergebnisse mitzuteilen und kundzutun."
Review
Nochmals vorneweg: die getroffenen Aussagen sind subjektiv und beschreiben nur die Gitarre mit den Austausch-Pickups. Und: leider habe ich mangels Equipment null Soundfiles. Somit ist für all diejenigen, die Sound zur Beurteilung benötigen, mein Geschriebenes die Druckerschwärze nicht wert, es zu lesen. Sobald wir wieder in der Band Songs aufnehmen, werde ich Aufnahmen mit der BaCH zur Verfügung stellen - ist versprochen.
Hier wird übrigens dieser Typ Gitarre gezeigt und ist zu hören:
http://www.youtube.com/watch?v=Fg2Noqhzk0g
* Korpus / Optik
Der Body besteht aus einer zweiteiligen Planke, angeblich aus Mahagoni. Die Leimfuge ist in Höhe der Abdeckung des Toggle Switch zu erkennen. Die Decke… naja, AhornDECKE ist wohl übertrieben. Was als "Massive Flamed" Ahorn angepriesen wird, ist ein dünnes Furnier; offenbar dünner als 1mm. Man sieht es sehr gut im Bild, wo ich eine Bohrung für die Schraube des Pickup-Rahmens sehr stark vergrößert fotografiert habe. Sicherlich ist die Decke für den einen oder anderen kein Eye-Catcher, aber dennoch dreidimensional und ganz nett anzuschauen. Das Binding ist sauber und korrekt ausgeführt.
Entfernt man den Rahmen des Hals-Pickups, so sieht man, dass hier gehörig unsauber gearbeitet wurde (siehe Foto). OK, ist der Rahmen wieder drauf, so sieht man natürlich nichts.
Des Halsansatz ist mit sehr geringen Spaltmaßen und ziemlich sauber eingepasst und verleimt. Mal von der Tatsache abgesehen, dass innen alles mit nicht leitender Farbe geschwärzt ist, sieht das ordentlich aus - da habe ich schon weitaus schlimmeres gesehen hinsichtlich überstehendem Leim und breiten Fugen.
* Kopfplatte, Hals und Halsprofil
Ob die Gestaltung des Headstocks herstellerseitig variiert(e) oder exportspezifisch gestaltet sein muss, oder ob selbst BaCH inzwischen gefaked wird - ich weiß es nicht. Die Kopfplatte ist angeschäftet (in der Preisklasse völlig legitim). Der Les Paul - Schriftzug ist vom Vorbesitzer nachträglich aufgebracht. Ich weiß nicht wie und womit.
Der BaCH - Brandname mit dem Adler (?) ist original.
Ansonsten keine Seriennummer, nichts.
Ein einziger Hinweis auf einen Hersteller fand sich übrigens: Sung Il Korea - als ich auf die Unterseite der Tune-o-matic schaute. Das zugehörige Bild habe ich hier nicht dabei, bei Interesse kann ich dieses als auch weitere hochaufgeköste Aufnahmen separat senden. Das Trussrod-Glöckchen ist nicht original. Offenbar wurde das originale entfernt, daher auch die noch sichtbare Bohrung. Ich habe das alles so gelassen, bis ich mal ein Stück passendes schwarzes Plastik auftreiben und zurichten werde.
Der angeblich aus Mahagoni bestehende Hals ist schnurgerade, nicht vertwistet, ohne Buckel. Sein Profil ist für mich angenehm, ich würde es mit dünnem C bezeichnen. Es ist weitaus weniger klobig, als das der Gibson Les Paul Studio, die ich mal hatte. Überraschung pur: Die Gitarre lässt sich aufgrund der für mich geeigneten idealen Halsprofiles sehr gut und einwandfrei begreifen und bespielen - die Einschränkung folgt jedoch auf dem Fuße unter dem nächsten Punkt.
Ansonsten ist der Hals sehr biegesteif und stabil mit dem Korpus verleimt.
* Griffbrett / Bundierung
Das Griffbrett soll Rosewood sein, vom Binding sauber eingefasst. Warum es gefärbt ist, ist schwer nachzuvollziehen. Das Holz als solches ist bereits recht dunkel, die Farbe darauf soll es wohl noch mehr verdunkeln. OK, sie färbt wenigstens nicht ab. Ein Waschen des Griffbrettes mit Alkohol und anschließendes Einlassen von dunklem Öl hat dieses Thema jedoch problemlos gelöst.
Schon beim ersten Hinsehen fällt auf: einige Inlays sind nicht mittig eingesetzt, sondern eher schlampig "irgendwo" in die entsprechenden Zwischenräume. Das gibt optisch einen dicken Minuspunkt.
Die mittelstarken Bundstäbe sind sauber eingesetzt, an den Rändern steht nichts über, keine scharfen Kanten. Vernünftig abgerichtet sind die Bünde jedoch nicht. OK, ein geplektes Instrument scheidet in dieser Preisklasse wohl von vornherein aus.
Jedoch kann man dieses Instrument schlicht und einfach nur begrenzt bespielen.
Akkorde in der Nulllage gehen problemlos, in Richtung des 12ten Bundes und höher geht beim Solieren Scheppern los (das lässt sich durch Einstellung der Saitenhöhe gut justieren), bei moderater Saitenlage ist eine Bespielbarkeit des 17ten Bundes auf der hohen e-Saite jedoch nicht möglich: die Saite schlägt auf den 18ten Bund voll auf - Essig. Ansonsten muss man die Saitenlage schon recht hoch einstellen, sonst ist bei normalen Bendings auch schnell (dem Griffbrett-Radius sei's ebenfalls geschuldet) Essig.
Hier liegt eine eindeutige Verarbeitungsschwäche vor, um es mal höflich zu formulieren. Lt. Vorbesitzer wurde angeblich diese Gitarre selten oder nie gespielt (Wir erinnern uns: richtig, es sollte ja ein Sammlerinstrument sein...). Die Bünde sind in der Tat wie nagelneu, keine Riefen oder Kerben.
In Summe würde ich meinen Eindruck hinsichtlich Bundabrichtung so formulieren: die Bünde wurden ordentlich eingesetzt, das Abrichten derselben erstreckte sich wohl im Rahmen des zur Verfügung stehenden Low-Budgets und/oder der Fertigkeiten des (chinesischen?) Herstellers. Kurz und knapp: Eindeutig übel!
Hier muss man nachbessern, ansonsten geht nichts. Siehe https://www.musiker-board.de/vb/technik-modifikationen-diy/368993-diy-bach-les-paul.html
* Bundreinheit / Intonation
Die Gitarre ist ungeachtet der schlechten Bespielbarkeit bundrein und intoniert sauber; der Steg ist dementsprechend eingestellt. Hier gibt es nichts zu mäkeln.
* Tuner
Die Tuner sind angeblich Gotoh-Style mit Tulipcaps. Das Stimmen mit ihnen geht sehr genau. Die Tuner sind, ich sage mal, wirklich "bendingsicher".
* Pickups
Das kann ich kurz halten. Mit den PAFs rappelt, klappert, pfeift und mikrofoniert nichts. Auch nicht bei hohen Lautstärken, egal, ob clean oder gezerrt. Über die Original-Pickups kann ich nichts sagen, da diese bereits ausgetauscht sind. Über die neuen Pickups siehe https://www.musiker-board.de/vb/technik-modifikationen-diy/368993-diy-bach-les-paul.html
* Regler und deren Wirkung
Witzig: steht der Toggle Switch in Zwischenposition und dreht man einen der beiden Volumeregler zu, so ist immer noch ein Pickup auf bzw. zu hören. Ein Schaltungsfehler, als die Original-Pickups rausflogen?
In Blick ins Elektronikfach offenbart: Aha, die Verdrahtung ist irgendwie abenteuerlich (siehe Foto). Unterstelle ich also einfach mal, dass entweder der Vorbesitzer offenbar wenig Ahnung von der Materie besaß oder aber eine so genannte "Moderne Schaltung" eingebaut hat (siehe Schaltskizze in [DIY]). Ich unterstelle mal weiter, dass das nicht unser fernöstlicher Bearbeiter war, denn wie schon geschrieben - die Pickups wurden bereits schon ausgetauscht.
Egal. Die Gitarre bekommt von mir sowieso andere Pickups und ein 50s-Wiring spendiert.
* Toggle Switch
Er - ein fernostliches Teil; bei Interesse sende ich ein Foto - schaltet zügig mit kurzem Weg, ohne zu rappeln oder zu knistern / krachen und rastet hart und sicher ein.
* Tonansprache und Tondauer, Sound / Klang
Siehe https://www.musiker-board.de/vb/technik-modifikationen-diy/368993-diy-bach-les-paul.html
* mein Fazit
Bei dieser Preisklasse ist es schon erstaunlich, was man als Les-Paul-Gitarrentyp bauen kann.
Die BaCH Les Paul liefert demjenigen in uns Musiker, der auch noch ein begeisterter Techniker und Schrauber ist, geradezu eine Steilvorlage zum Aufrüsten und Optimieren. Sie bietet ihm eine recht solide hölzerne Plattform z.B. für klassische Humbucker; allerdings vermutlich mit stark schwankenden Verarbeitungsmängeln in der Serie und ohne vorbildgerechte Ahorndecke. Ob hier angesichts des Preises ein Selbstbau lohnt, kann nur jeder für sich selbst entscheiden.
Die Schwächen in der Verarbeitung, speziell die Abrichtung der Bünde als wichtigste Voraussetzung für gutes Bespielen (!) trüben den durchaus positiven Eindruck dieses Instrumentes jedoch nachhaltig. Spätestens hier hört für viele zu Recht der Spaß auf. Da stören zwar auch die unsauber eingepassten Inlays, das wäre aber noch zu verschmerzen.
Derjenige Musiker, der nur mit einem Markennamen spielen kann oder sich auf ein top verarbeitetes Instrument verlassen muss bzw. möchte, wird diese Gitarre vermutlich sofort wieder ad acta legen bzw. gar nicht erst anschauen, respective sie geht wieder in eine Auktion / zum Verkauf (um dann dort womöglich als "Wanderhure" wieder aufzutauchen…).
Mit einem Zitat habe ich begonnen und mit einem Zitat aus einer beliebten damaligen Fernsehsendung möchte ich erst einmal eine Pause einlegen:
"Hätte ich doch bloß auf Pischdi Hufnagel gehört...!"
Gruß Michael
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