Ich wollte unbedingt mit neun Jahren Klavier spielen lernen. Meine Tante spielte damals Klavier und übte auf Omas Klavier. Meine Eltern meldeten mich dann an der Musikschule an und ich durfte auf Omas Klavier üben. Meine erste Lehrerin war allerdings Organistin in unserem Kaff, aber als Klavierlehrerin angestellt. Leider musste ich später auch immer Mozart und ich weiss nicht mehr für Stücke üben, die ich gar nicht mochte. Anfangs sind wir 6 Bände kleine Finger am Klavier durchgegangen. Eigentlich habe ich nie viel geübt bei ihr, nur mal einmal das neue Buch von vorne bis hinten durch, weil ich immer wissen wollte, wie die Stücke klingen und dann mal eine halbe Stunde vorm Unterricht. Das reichte. Mit 16 bekam ich dann eine Klassikcd geschenkt mit Chopins Fantasie-Impromptu und da hat es bei mir Kling gemacht. Ich wollte das unbedingt auch können und übte eine Woche lang die ersten zwei Takte. Nach einer Woche pfefferte ich die Noten an die Wand, weil ich es nicht hinbekam. Ich schleppte also die Noten zu meiner Klavierlehrerin und sie meinte, sie könne mir da nicht helfen ich müsse mir eine andere Lehrerin suchen. Na, super!
Die neue Lehrerin schlug erstmal die Hände über dem Kopf zusammen - 7 Jahre Klavier? Und Null-Technik, Null-Musiklehre. Ich durfte dann ein Jahr lang nur Fingerübungen machen, Tonleitern, Kadenzen, Verkrampfungen lösen, verkrampfter kleiner Finger runter kriegen, hochgezogene Schulter runterkriegen. Ich spielte Czerny, Hanon, usw. bis ich eine ordentliche Technik hatte. Freiwillig! Ich übte 5-7 Stunden fast täglich, weil ich wollte! Aber nach der zweiten Lehrerin wusste ich, die erste war Scheiße, zwar nett, aber Scheiße! Hätt ich mal von Anfang an eine richtige gehabt! Die zweite Lehrerin konnte mir leider auch keine Improvisation beibringen. Ich spielte also schon jahrelang Klavier und immer wenn mich einer fragte, Spiel doch mal was auf dem Klavier! - Dann konnte ich nix ohne Noten! Wie frustrierend! Ich konnte auch nichts auswendig! Aber ich konnte alles vom Blatt spielen. Wenigstens was.
Ich hätte so gerne auch mal was anderes als Klassik gespielt.
Ich wählte dann Musik LK und die zweite Lehrerin meinte ich solle zu Prof soundso gehen und wechselte dann also zu ihm. In dem einen Jahr Unterricht bei ihm lernte ich doppelt so viel, wie die 9 Jahre vorher bei den anderen beiden Lehrern.
Heute bin ich selber Klavierlehrerin. Vor zwei Jahren habe ich noch ein zweijähriges Kantorenstudium gemacht und dort habe ich auch wahnsinnig viel gelernt vor allem auch Improvisation, Styles, durfte Schlagzeugunterricht haben, Gitarre, Cembalo, Gesangsunterricht, Dirigieren, Korrepetion, Partiturspielen, usw. Hauptfächer natürlich Orgel und Klavier - Es war total anstrengend, man musste immer irgendwas üben, aber es hat auch sehr viel Spass gemacht.
Genervt hat nur der Orgellehrer manchmal, wenn er während meines Spiels die Fehlerkorrekturen reinbrüllte (FIISSSS, das ist ein FISSSS!), dabei bemerkte ich das auch immer gleich selber, hatte aber keine Chance auf Korrektur, so schnell wie er immer reinbrüllte!