Hm ... ich hab' zuhause zwei hervorragende Germany-Warwicks hängen, die ich sehr schätze und gern spiele. Die ich außerdem gebraucht vergleichsweise preiswert bekommen habe, aber das ist 'n anderes Thema
Mein Proberaum- und derzeit auch eigtl. Lieblings-Live-/Bühnenbass ist 'n Rockbass by Warwick der ersten China-Generation. Hat mich gut 200€ gekostet, und war out of the box ein voll einsatzbereites, professionelles Instrument, das sich auch nicht mehr oder weniger verstimmt als meine Germany-Warwicks. Und das in Sachen Haptik und Verarbeitung nix zu wünschen übrig lässt. Habe noch knapp 100€ in 'ne gute Noll Aktivelektronik investiert, aber das ist Geschmacksache, keinesfalls Notwendigkeit.
Bleibt die Frage: Lohnen sich da 1k€ und mehr Aufpreis ggf.? Ja, und Nein - die Germany WWs sind objektiv wie subjektiv besser. Haben mehr Charakter und Tiefe im Ton, bilden jede Nuance deutlich feiner und plastischer ab, geben mir mehr und feinere Kontrolle, den Ton allein mit Anschlag & Technik der Greifhand präzise zu steuern. Knurren noch mehr, sind noch mehr klangliche Charakter von Format.
Aber: Im Live-Kontext geht das zu 99,9% unter. Im FoH-Mix kann man de facto nicht mehr unterscheiden, ob mein Germany-Streamer oder mein China-Streamer am Werk ist. Beide spielen sich hervorragend, machen 'nen super Job, und der China-WW ist, da deutlich leichteres Holz, über's Set auch noch angenehmer auf den Schultern. Ist grundsolide, hält die Stimmung astrein, lässt sich ebenfalls super einstellen. Und ich kann ihn guten Gewissens mal i.wo backstage unbeaufsichtigt rumstehen lassen, und selbst wenn er beim Verladen mal runter fallen sollte (dank Case eh normal kein Problem), ist im schlimmsten Fall der schlimmen Fälle net viel hin.
Fazit: Ja, meine teuren Bässe können mehr, und lohnen sich für mich subjektiv, weil ich sie immer wieder gerne zur Hand nehme. Live bieten sie mir zum (guten) Billig-Bass keine nennenswerten Vorteile, und ich würd' auch bei Recording etc. guten Gewissens meinen minimal modifizierten Billigheimer (gut eingestellt & mit frischen Saiten) verwenden, ohne im Mix klanglich wirklich zurückstecken zu müssen. Also, gute Bässe machen Laune, und ich denke, man wächst auch als Bassist, wenn man Feinheiten (zuhause, evtl. im Studio) noch mehr kontrollieren kann und (zuhause, evtl. im Studio) noch besser hört und fühlt. Objektiv kann man aber auch mit 'nem (entsprechend soliden, ausgesuchten) Billigbass 'n ganzes Basserleben im Proberaum, im Studio und auf der Bühne bestehen, ohne sich wirklich Sorgen machen zu müssen
Am ehesten sitzt die "Schranke" da, hab' ich den Eindruck, im eigenen Kopp - "wie steh' ich denn da mit'm Billigbass auf der Bühne" ... Aber ganz ehrlich - außer dem einen versprengten Basser im Publikum (und denen der anderen Bands ggf.) interessiert das keine Sau, was ihr um den Hals hängen habt
Und selbst bei denen - ich hab' andere Basser auf der Bühne erlebt, die mit Yamaha- und Ibanez-Einsteigerserien, Squier, Rockbass und sogar Harley Benton 'n Brett hingelegt haben, wo mir echt die Kinnlade runter geklappt ist. Und ich hab' schon Basser erlebt, die mit 'nem 3k€-Custom-Teil an 'nem stumpfen Achtelbeat episch gescheitert sind ... Nur eines davon find' ich wirklich peinlich, ich verrat' jetzt nicht, was
Ich hab' viele Gigs mit diversen Germany-Warwicks, US-Fenders, über Mesa-, Ampeg- und etliche andere teure Amps gespielt ... Und steh' seit 'ner Weile mit Rockbass & Line6 auf der Bühne, und hab' damit 'nen mindestens genau so guten, wenn nicht besseren (da kontrollierteren und konsistenteren) Sound, weniger Aufwand bei Aufbau und Soundcheck, und nicht zuletzt das gute Gefühl, nicht ständig panisch auf irgend welchen teuren Krempel aufpassen zu müssen
Da ist jedem was anderes wichtig, nicht jeder hat die gleichen Prioritäten. Möchte hier aber echt mal 'ne Lanze für preiswertes Equipment bis rauf in den semi- und professionellen Einsatz brechen, nicht alles, was billig ist, ist schlecht oder unprofessionell. Und ich finde es all zu oft erstaunlich, mit welch exorbitantem finanziellen Einsatz manch einer 'nen schlechten Sound umsetzt, um damit sein mangelhaftes Können zu Gehör zu bringen