EAROSonic
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PRS Custom 22
Mittlerweile nimmt meine Vorliebe für PRS-Gitarren radikalere Formen an. Für den Erwerb der hier gezeigten PRS Custom 22 musste keine geringere als meine Gibson Les Paul Custom R7 gehen. Eine Gitarre, die bei mir seit Anbeginn meiner Gitarren-Tage ganz hoch im Kurs stand und ein unbedingt-haben-wollen auslöste.
Wie bei meiner anderen Les Paul, einer Goldtop ging lange Zeit nichts über diesen Brand. Egal, was man mir geboten hätte, eine PRS hätte ich niemals auch nur annähernd in Betracht gezogen. Aber so ändern sich die Zeiten und Schuld war nur die PRS SE One, ich damals für kleines Geld kaufte und mir noch nicht einmal auf Anhieb gefiel!
Bei den Kleinanzeigen fand ich das Tauschangebot eines Kollegen, der seine PRS Custom 22 gegen eine Gibson Les Paul ohne weitere Modellbezeichnung anbot. Hübsch sah sie schon aus, die PRS, gleich mit Bird-Inlays (eine Novum für mich) und auch noch mit 10 Top in Black Cherry. Die Neugierde obsiegte und was hatte ich schon zu verlieren, wenn ich ihm meine Gibson Custom anbot. Er kann ja ablehnen und ich mich doch noch gegen das Geschäft entscheiden. Nur, viel Zeit hierfür blieb mir jedoch nicht, denn ich erhielt schneller eine Rückmeldung, als mir das „lieb“ war. Meine Custom wäre die einzige Tauschpartnerin, die für ihn in Frage käme. OK, das war die Kür, nun sollte die Pflicht folgen. Natürlich wird eine Gibson Custom höher taxiert, als eine PRS Custom. Daher ging es in den darauffolgenden Mails darum, einen Ausgleich zu finden.
Der erste Vorschlag in Form eines Line 6 AX212 verfehlte sein Ziel. Der Amp war vielleicht vor 10 – 15 Jahren top of the line, nur mittlerweile gehört er schon zum alten Eisen und ist vielleicht noch für Liebhaber interessant, denen ich hiermit allerdings nicht zu nahe treten möchte. Meine Recherche bei eBay erbrachte, dass der Amp seinem Verkäufer gerade einmal 200 € einbrachte. Den zweiten Anlauf bildete eine Harley Benton Wizard, eine Hollowbody in der Größe einer Gibson Super 400 (würde ich mal vermuten). Interessanter, denn so ein Dickschiff hatte ich noch nicht. Zudem sollte es sich auch um ein Messemodell von Thomann aus dem 2013 handeln, die besser gefertigt und mit hochwertigeren Komponenten ausgestattet sein sollte. Und in der Tat waren bei ihr keine Noname-Pickups, sondern welche von G&B, dem Haus- und Hoflieferanten der PRS SE-Reihe, verbaut. Die Modellbezeichnung 245, alte Bekannte für mich, kannte ich bereits aus meiner PRS SE 245. Aber wir schweifen ab, zurück zur PRS…
Als diese Hürde genommen war, ging es darum, wie wir den Tausch wohl am besten über die Bühne bringen würden. Als praktikabelste Lösung erschien es, sich irgendwo zu treffen. Da der Kollege jedoch über kein Auto verfügte, musste ich die Strecke unter die Räder nehmen und so war ein Treffen am frühen Abend geplant. Die Klärung dieser Situation dauerte gerade mal 15 Minuten, so schnell wirkt GAS! Das Wetter war schon, ich gut gelaunt und mein Gegenüber sehr sympathisch. Das ist doch schon mal die halbe Miete. Ich flog der neuen Gitarre entgegen. Nach vier Stunden Fahrt und einer kurzen Pipi-Pause geleitete mich der PRS-Besitzer die letzten Kilometer bis zu seinem Proberaum „Gelber Wohnwagen? Wo fährst Du denn rum?“ – „Keine Ahnung, war noch nie hier!“. Endlich angekommen, folgte eine nette Begrüßung und Freude, dass ich den Weg so spontan auf mich genommen hatte.
Nach dem üblichen Smalltalk ging es an die gegenseitige Öffnung der beiden Gitarrenkoffer. Alles wurde soweit begutachten, geprüft und gelobt. Alles sieht klasse aus, die Bünde wurden noch nie überarbeitet, keine groben oder unbekannten Dings & Dongs. Schnell auch noch die Harley Benton präsentiert. Ja schön! So groß, dass sie der PRS als Koffer dienen könnte. Koffer zu, hinsetzen, etwas trinken und weiter über die Vorzüge von Les Paul und PRS schwadronierend, wurde es langsam Zeit, an das im Tauschgeschäft beinhaltete Abendessen zu denken. Schnell rüber zur Gaststätte von der Freundin, Essen geordert, mit Kollegen, die eintrafen weiter über die Vorzüge der einen oder anderen Gitarre geplaudert, rückte die Zeit mit großen Schritten näher, sich wieder auf den Rückweg zu machen. Es standen immerhin noch 3 Stunden Fahrtzeit auf dem Programm. Aber auch dieses war in der euphorischen Stimmung, die einen bei einem Gitarrenneukauf begleitet, auch kein Ding.
Was während der ganzen Zeit jedoch nicht stattfand, war eine elektrischer Test, weder der Gibson, noch der PRS. Die Optik und die gegenseitige Sympathie nahm dies ab. Im Nachhinein betrachtet schon ne riskante Kiste, wenn man bedenkt, dass es sich um Gitarren der Größenordnung 2 kg-€ handelte.
Ist Euch etwas bei meinem o.g. Bericht aufgefallen? Keiner von uns beiden hat den jeweiligen Neuerwerb auch nur ansatzweise in die Nähe eines Amps gebracht und das, obwohl wir mitten in einem Studio standen. Die Begutachtung verlief nur optisch, vielleicht mal kurz einen Akkord angeschlagen, mehr aber auch nicht. Es war eine seltene und tolle Übereinstimmung der Situation, in der jeder dem anderen glaubte, dass es sich um prima Instrumente handelt. Sollte doch etwas im Argen liegen, konnte man sich sicher sein, dass man es schon bereinigt bekommen würde. Normalerweise gehe ich bei Gitarrenkäufen nicht so vor, aber hier hat es eben gepasst!
Zu Hause…
angekommen, ging ich nach kurzem Anspielen zu Bett! Am nächsten Tag beschäftigte ich mich natürlich gleich mit der Custom. Die individuelle Einstellung einer Tremologitarre bedarf gegenüber der Stoptailvariante eines höheren Zeitaufwands. Bei erstgenannter müssen u.U. auch die einzelnen Saitenreiter auf die eigene Saitenstärke bzw. Spielgewohnheiten abgestimmt werden. Dazu ist es eben auch unerlässlich, das korrekte Werkzeug an den Start zu bringen. Aber ausgerechnet der Inbusschlüssel für die Saitenreiter fehlte bei meiner. Die Abmessung für diesen Schlüssel lautet 050“ und somit war auch schnell Ersatz beschafft, neue Saiten aufgezogen und eingestellt.
Die groben Specs meiner Custom 22:
· Farbton: Black Cherry
· Halsprofil: Wide Fat
· 10 Top
· Dragon II-Humbucker
· Bird-Inlays
· Tremolo
· Mechaniken: Winged Tuner
Neue Tuner:
Meine Custom 22 stammt von 2002 und wie oben aufgeführt, verfügte sie noch über Winged Tuner. Dies sind die sperrigen Teile mit den kleinen Flügeln, deren Handhabung nicht ohne ist. Meine Probleme bestanden darin, dass a) die Teile einfach nur plump aussehen und einfach nicht zu der klassischen Gitarre passen wollen und b) es für mich nicht möglich war, eine .054er E-Saite vernünftig aufziehen zu können. Man sagte mir, dass diese durch Einstellungen an der Mechanik selbst möglich wäre, aber ich könnte nichts zum Einstellen finden. Vielleicht sah ich es auch einfach nur nicht. Wie auch immer Punkt a) reichte mir völlig aus, so dass ich meine CU22 auf Phase II-Tuner umbaute. Dies funktioniert ohne Nacharbeiten und mit .54er-Saiten gibt es nun auch keine Probleme mehr. Mit den Phase II erleichtert sich der Saitenwechsel ungemein.
Hier noch mit den Winged Tuner
Andere Saitenreiter?
Des Weiteren kam bei der Veröffentlichung der Fotos im PRS Userthread die Frage auf, was ich mit den Saitenreitern gemacht hätte. Fiel mir auch recht früh auf, dass sie nicht den sonst üblichen Chromüberzug aufwiesen, sondern schwarz waren. Ich war/bin nicht so tief in die Materie eingestiegen, um zu wissen, dass es solche Ausführungen bei PRS nicht gibt. Da scheint wohl der Vor-Vorbesitzer gegen Graph Tech oder ähnliches, warum auch immer ausgetauscht zu haben. Dem Vorbesitzer war dieser Umstand wohl auch nicht bewusst, ansonsten hätte er mich bestimmt darauf aufmerksam gemacht. Da es gut klingt, wie es klingt, bleibt alles so, wie es ist.
Tone:
Die Dragon II besitzen beide Alnico-Magnete. Der Bridge-PU hat mit ca. 12 kOhm ordentlich Output, den er jedoch nicht in pure Power umwandelt. Der Neck-PU liegt bei ca. 8 kOhm.
Um ehrlich zu sein, hatte ich anfangs ein wenig mit den Pickups und deren Klang zu kämpfen. Zu sehr hatte ich den Tone meiner McCarty und dem Metal-PRS im Ohr. Allerdings löste ich mich nach einer gewissen Zeit und einiger Einstellarbeit wieder davon. Die Custom soll ja nicht wie meine McCarty klingen, sondern anders, aber ebenfalls gut.
Nachdem ich die Balance nun gefunden habe, finde ich den Tone sehr organisch, räumlich und charaktervoll. Wenn ich ihr so zuhöre, kann ich nicht nachvollziehen, dass viele einer PRS keine eigene Stimme zugestehen. Da heißt es schnell „Kann alles, aber nichts richtig!“ oder „Der Tone steht gegenüber der Optik weit zurück!“ usw. Will man hier nur Gibson oder Fender hören, ist man nicht bereit, um sich eine neue Klangwelt zu erschließen? Ich weiß es nicht. Wie gesagt, gerade die Custom 22 klingt für mich organischer, als das meine Gibson Les Paul tut. Dazu kommt noch die Vielzahl an unterschiedlichen Stimmen, die ich über den 5-Wegeschalter abrufen kann. Es sind vielleicht nicht alle gleich sinnvoll, aber haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Lediglich die Position 9 (äußere Spulen beider Pickups parallel) kommt mir etwas zu dünn rüber. Bei Nr. 7 (der inneren Spule beider Pickups parallel) wird nur die tiefe E-Saite etwas dünner. Hier kann man jedoch einen Kompromiss finden, der das Ganze zumindest für mich verwendbar macht. Ich hatte bereits über den Einbau eines Dreiwegetoggleswitch nachgedacht, doch momentan hat dies keine Eile.
Mit meiner Einstellung gelingen mir nun Clean-, Crunch- als auch High Gain-Sounds erster Güte. Und manchmal ertappe ich mich dann doch in Schalterposition 9, um etwas experimenteller zu klingen. Der Bridgepickup liefert ein schönes Brett ab, das angriffslustig, aber auch durch einen Dreh am Volumepoti gemäßigter ausfallen kann. Der Neck-PU glänzt mit schöner Wärme und einer Einstellung, die den Bassmulm in Grenzen halten kann. Die Zwischenstellung beider Humbucker vereint dabei beide Welten, bringt die Angriffslust des Brigde und die Wärme des Necks zusammen, um erdiger und tiefgründiger zu klingen.
Ein Tipp noch für die leichtere Ablesbarkeit der aktiven Schalterposition:
Da ich meine Custom eh mit den schöneren Lampshades-Potiknöpfen ausgestattet habe, installierte ich den für den Schalter so, dass der Knopf in Position 5 auch die 5 anzeigt. Somit entfällt das „Umrechnen“ wo man sich gerade befindet. Einfach, aber wirkungsvoll!
Ein Fazit:
Trauere ich meiner Gibson Les Paul Custom nach? Nein, nur insoweit, dass es sich dabei um eines der Modelle mit Ebenholzgriffbrett handelte, die so nicht mehr gebaut werden. Klanglich vermisse ich sie bis zum heutigen Tag keine Sekunde. Haptisch, verarbeitungstechnisch und klanglich sowieso nicht.
Auch wenn nun viele Gibson-Fans meine Intension nicht verstehen, für mich war der Tausch ein voller Erfolg. Ich selbst wollte Jahre lang nichts anderes, als eine Gibson in die Hand nehmen, ich selbst betrachtete eine PRS mit Argwohn, Vitrinen-Gitarren, die gut ausschauen, jedoch niemals an die Ikone Gibson Les Paul heranreichen kann. Ich wurde eines Besseren belehrt. Und warum? Weil ich mich darauf eingelassen habe.
Diese, meine Ansicht muss man nicht teilen. Jeder darf mit der Gitarre/Marke glücklich werden, die ihm am geeignetsten erscheint. Und da ist es letztendlich egal, welcher Name auf der Kopfplatte steht.
PRS-fremde Saitenreiter?
Mittlerweile nimmt meine Vorliebe für PRS-Gitarren radikalere Formen an. Für den Erwerb der hier gezeigten PRS Custom 22 musste keine geringere als meine Gibson Les Paul Custom R7 gehen. Eine Gitarre, die bei mir seit Anbeginn meiner Gitarren-Tage ganz hoch im Kurs stand und ein unbedingt-haben-wollen auslöste.
Wie bei meiner anderen Les Paul, einer Goldtop ging lange Zeit nichts über diesen Brand. Egal, was man mir geboten hätte, eine PRS hätte ich niemals auch nur annähernd in Betracht gezogen. Aber so ändern sich die Zeiten und Schuld war nur die PRS SE One, ich damals für kleines Geld kaufte und mir noch nicht einmal auf Anhieb gefiel!
Bei den Kleinanzeigen fand ich das Tauschangebot eines Kollegen, der seine PRS Custom 22 gegen eine Gibson Les Paul ohne weitere Modellbezeichnung anbot. Hübsch sah sie schon aus, die PRS, gleich mit Bird-Inlays (eine Novum für mich) und auch noch mit 10 Top in Black Cherry. Die Neugierde obsiegte und was hatte ich schon zu verlieren, wenn ich ihm meine Gibson Custom anbot. Er kann ja ablehnen und ich mich doch noch gegen das Geschäft entscheiden. Nur, viel Zeit hierfür blieb mir jedoch nicht, denn ich erhielt schneller eine Rückmeldung, als mir das „lieb“ war. Meine Custom wäre die einzige Tauschpartnerin, die für ihn in Frage käme. OK, das war die Kür, nun sollte die Pflicht folgen. Natürlich wird eine Gibson Custom höher taxiert, als eine PRS Custom. Daher ging es in den darauffolgenden Mails darum, einen Ausgleich zu finden.
Der erste Vorschlag in Form eines Line 6 AX212 verfehlte sein Ziel. Der Amp war vielleicht vor 10 – 15 Jahren top of the line, nur mittlerweile gehört er schon zum alten Eisen und ist vielleicht noch für Liebhaber interessant, denen ich hiermit allerdings nicht zu nahe treten möchte. Meine Recherche bei eBay erbrachte, dass der Amp seinem Verkäufer gerade einmal 200 € einbrachte. Den zweiten Anlauf bildete eine Harley Benton Wizard, eine Hollowbody in der Größe einer Gibson Super 400 (würde ich mal vermuten). Interessanter, denn so ein Dickschiff hatte ich noch nicht. Zudem sollte es sich auch um ein Messemodell von Thomann aus dem 2013 handeln, die besser gefertigt und mit hochwertigeren Komponenten ausgestattet sein sollte. Und in der Tat waren bei ihr keine Noname-Pickups, sondern welche von G&B, dem Haus- und Hoflieferanten der PRS SE-Reihe, verbaut. Die Modellbezeichnung 245, alte Bekannte für mich, kannte ich bereits aus meiner PRS SE 245. Aber wir schweifen ab, zurück zur PRS…
Als diese Hürde genommen war, ging es darum, wie wir den Tausch wohl am besten über die Bühne bringen würden. Als praktikabelste Lösung erschien es, sich irgendwo zu treffen. Da der Kollege jedoch über kein Auto verfügte, musste ich die Strecke unter die Räder nehmen und so war ein Treffen am frühen Abend geplant. Die Klärung dieser Situation dauerte gerade mal 15 Minuten, so schnell wirkt GAS! Das Wetter war schon, ich gut gelaunt und mein Gegenüber sehr sympathisch. Das ist doch schon mal die halbe Miete. Ich flog der neuen Gitarre entgegen. Nach vier Stunden Fahrt und einer kurzen Pipi-Pause geleitete mich der PRS-Besitzer die letzten Kilometer bis zu seinem Proberaum „Gelber Wohnwagen? Wo fährst Du denn rum?“ – „Keine Ahnung, war noch nie hier!“. Endlich angekommen, folgte eine nette Begrüßung und Freude, dass ich den Weg so spontan auf mich genommen hatte.
Nach dem üblichen Smalltalk ging es an die gegenseitige Öffnung der beiden Gitarrenkoffer. Alles wurde soweit begutachten, geprüft und gelobt. Alles sieht klasse aus, die Bünde wurden noch nie überarbeitet, keine groben oder unbekannten Dings & Dongs. Schnell auch noch die Harley Benton präsentiert. Ja schön! So groß, dass sie der PRS als Koffer dienen könnte. Koffer zu, hinsetzen, etwas trinken und weiter über die Vorzüge von Les Paul und PRS schwadronierend, wurde es langsam Zeit, an das im Tauschgeschäft beinhaltete Abendessen zu denken. Schnell rüber zur Gaststätte von der Freundin, Essen geordert, mit Kollegen, die eintrafen weiter über die Vorzüge der einen oder anderen Gitarre geplaudert, rückte die Zeit mit großen Schritten näher, sich wieder auf den Rückweg zu machen. Es standen immerhin noch 3 Stunden Fahrtzeit auf dem Programm. Aber auch dieses war in der euphorischen Stimmung, die einen bei einem Gitarrenneukauf begleitet, auch kein Ding.
Was während der ganzen Zeit jedoch nicht stattfand, war eine elektrischer Test, weder der Gibson, noch der PRS. Die Optik und die gegenseitige Sympathie nahm dies ab. Im Nachhinein betrachtet schon ne riskante Kiste, wenn man bedenkt, dass es sich um Gitarren der Größenordnung 2 kg-€ handelte.
Ist Euch etwas bei meinem o.g. Bericht aufgefallen? Keiner von uns beiden hat den jeweiligen Neuerwerb auch nur ansatzweise in die Nähe eines Amps gebracht und das, obwohl wir mitten in einem Studio standen. Die Begutachtung verlief nur optisch, vielleicht mal kurz einen Akkord angeschlagen, mehr aber auch nicht. Es war eine seltene und tolle Übereinstimmung der Situation, in der jeder dem anderen glaubte, dass es sich um prima Instrumente handelt. Sollte doch etwas im Argen liegen, konnte man sich sicher sein, dass man es schon bereinigt bekommen würde. Normalerweise gehe ich bei Gitarrenkäufen nicht so vor, aber hier hat es eben gepasst!
Zu Hause…
angekommen, ging ich nach kurzem Anspielen zu Bett! Am nächsten Tag beschäftigte ich mich natürlich gleich mit der Custom. Die individuelle Einstellung einer Tremologitarre bedarf gegenüber der Stoptailvariante eines höheren Zeitaufwands. Bei erstgenannter müssen u.U. auch die einzelnen Saitenreiter auf die eigene Saitenstärke bzw. Spielgewohnheiten abgestimmt werden. Dazu ist es eben auch unerlässlich, das korrekte Werkzeug an den Start zu bringen. Aber ausgerechnet der Inbusschlüssel für die Saitenreiter fehlte bei meiner. Die Abmessung für diesen Schlüssel lautet 050“ und somit war auch schnell Ersatz beschafft, neue Saiten aufgezogen und eingestellt.
Die groben Specs meiner Custom 22:
· Farbton: Black Cherry
· Halsprofil: Wide Fat
· 10 Top
· Dragon II-Humbucker
· Bird-Inlays
· Tremolo
· Mechaniken: Winged Tuner
Neue Tuner:
Meine Custom 22 stammt von 2002 und wie oben aufgeführt, verfügte sie noch über Winged Tuner. Dies sind die sperrigen Teile mit den kleinen Flügeln, deren Handhabung nicht ohne ist. Meine Probleme bestanden darin, dass a) die Teile einfach nur plump aussehen und einfach nicht zu der klassischen Gitarre passen wollen und b) es für mich nicht möglich war, eine .054er E-Saite vernünftig aufziehen zu können. Man sagte mir, dass diese durch Einstellungen an der Mechanik selbst möglich wäre, aber ich könnte nichts zum Einstellen finden. Vielleicht sah ich es auch einfach nur nicht. Wie auch immer Punkt a) reichte mir völlig aus, so dass ich meine CU22 auf Phase II-Tuner umbaute. Dies funktioniert ohne Nacharbeiten und mit .54er-Saiten gibt es nun auch keine Probleme mehr. Mit den Phase II erleichtert sich der Saitenwechsel ungemein.
Hier noch mit den Winged Tuner
Andere Saitenreiter?
Des Weiteren kam bei der Veröffentlichung der Fotos im PRS Userthread die Frage auf, was ich mit den Saitenreitern gemacht hätte. Fiel mir auch recht früh auf, dass sie nicht den sonst üblichen Chromüberzug aufwiesen, sondern schwarz waren. Ich war/bin nicht so tief in die Materie eingestiegen, um zu wissen, dass es solche Ausführungen bei PRS nicht gibt. Da scheint wohl der Vor-Vorbesitzer gegen Graph Tech oder ähnliches, warum auch immer ausgetauscht zu haben. Dem Vorbesitzer war dieser Umstand wohl auch nicht bewusst, ansonsten hätte er mich bestimmt darauf aufmerksam gemacht. Da es gut klingt, wie es klingt, bleibt alles so, wie es ist.
Tone:
Die Dragon II besitzen beide Alnico-Magnete. Der Bridge-PU hat mit ca. 12 kOhm ordentlich Output, den er jedoch nicht in pure Power umwandelt. Der Neck-PU liegt bei ca. 8 kOhm.
Um ehrlich zu sein, hatte ich anfangs ein wenig mit den Pickups und deren Klang zu kämpfen. Zu sehr hatte ich den Tone meiner McCarty und dem Metal-PRS im Ohr. Allerdings löste ich mich nach einer gewissen Zeit und einiger Einstellarbeit wieder davon. Die Custom soll ja nicht wie meine McCarty klingen, sondern anders, aber ebenfalls gut.
Nachdem ich die Balance nun gefunden habe, finde ich den Tone sehr organisch, räumlich und charaktervoll. Wenn ich ihr so zuhöre, kann ich nicht nachvollziehen, dass viele einer PRS keine eigene Stimme zugestehen. Da heißt es schnell „Kann alles, aber nichts richtig!“ oder „Der Tone steht gegenüber der Optik weit zurück!“ usw. Will man hier nur Gibson oder Fender hören, ist man nicht bereit, um sich eine neue Klangwelt zu erschließen? Ich weiß es nicht. Wie gesagt, gerade die Custom 22 klingt für mich organischer, als das meine Gibson Les Paul tut. Dazu kommt noch die Vielzahl an unterschiedlichen Stimmen, die ich über den 5-Wegeschalter abrufen kann. Es sind vielleicht nicht alle gleich sinnvoll, aber haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Lediglich die Position 9 (äußere Spulen beider Pickups parallel) kommt mir etwas zu dünn rüber. Bei Nr. 7 (der inneren Spule beider Pickups parallel) wird nur die tiefe E-Saite etwas dünner. Hier kann man jedoch einen Kompromiss finden, der das Ganze zumindest für mich verwendbar macht. Ich hatte bereits über den Einbau eines Dreiwegetoggleswitch nachgedacht, doch momentan hat dies keine Eile.
Mit meiner Einstellung gelingen mir nun Clean-, Crunch- als auch High Gain-Sounds erster Güte. Und manchmal ertappe ich mich dann doch in Schalterposition 9, um etwas experimenteller zu klingen. Der Bridgepickup liefert ein schönes Brett ab, das angriffslustig, aber auch durch einen Dreh am Volumepoti gemäßigter ausfallen kann. Der Neck-PU glänzt mit schöner Wärme und einer Einstellung, die den Bassmulm in Grenzen halten kann. Die Zwischenstellung beider Humbucker vereint dabei beide Welten, bringt die Angriffslust des Brigde und die Wärme des Necks zusammen, um erdiger und tiefgründiger zu klingen.
Ein Tipp noch für die leichtere Ablesbarkeit der aktiven Schalterposition:
Da ich meine Custom eh mit den schöneren Lampshades-Potiknöpfen ausgestattet habe, installierte ich den für den Schalter so, dass der Knopf in Position 5 auch die 5 anzeigt. Somit entfällt das „Umrechnen“ wo man sich gerade befindet. Einfach, aber wirkungsvoll!
Ein Fazit:
Trauere ich meiner Gibson Les Paul Custom nach? Nein, nur insoweit, dass es sich dabei um eines der Modelle mit Ebenholzgriffbrett handelte, die so nicht mehr gebaut werden. Klanglich vermisse ich sie bis zum heutigen Tag keine Sekunde. Haptisch, verarbeitungstechnisch und klanglich sowieso nicht.
Auch wenn nun viele Gibson-Fans meine Intension nicht verstehen, für mich war der Tausch ein voller Erfolg. Ich selbst wollte Jahre lang nichts anderes, als eine Gibson in die Hand nehmen, ich selbst betrachtete eine PRS mit Argwohn, Vitrinen-Gitarren, die gut ausschauen, jedoch niemals an die Ikone Gibson Les Paul heranreichen kann. Ich wurde eines Besseren belehrt. Und warum? Weil ich mich darauf eingelassen habe.
Diese, meine Ansicht muss man nicht teilen. Jeder darf mit der Gitarre/Marke glücklich werden, die ihm am geeignetsten erscheint. Und da ist es letztendlich egal, welcher Name auf der Kopfplatte steht.
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