Zunächst noch eine Anmerkung zur angeblichen Irrelevanz von Ina Gaddada Vida für die Rockgeschichte:
Dann folgt die IV. Richtig, man ist an die dunklere Moll-Stimmung gewöhnt und nun kommt eine Dur-Subdominante. Das ist überraschend, denn die Subdominante tendiert sogar bei Stücken in Dur recht leicht zum Moll.
Gut, dann haben wir also einen Song in Dorisch.
Jetzt kommt aber die II, ein leiterfremder Dur-Akkord. Nach (trad.) europäischem Verständnis stellt der leiterfremde Ton einen Leitton dar und der müßte in diesem Fall zur V aufgelöst werden. Das passiert aber nicht.
Es komnmt wieder die IV. Den Wechsel Dur-II nach Dur-IV kennen wir aus der Rockgeschichte. Beispiele wurden früher schon zur Genüge angeführt. Der Song könnte auch problemlos auf der IV verbleiben. Die II verleiht aber eine interessante Klangfarbe und den etwas drängenden Charakter, der vielleicht aus der Leitton-Assoziation stammt oder einfach aus der Tatsache des hochalterierens/"anschärfens". Der Akkord möchte sozusagen höher hinaus.
Nach Wiederholung von IV-II findet das Streben schließlich auch Erfüllung und es kommt tatsächlich die V (Quintfall).
Edit: Übrigens findet sich in der Akkordfolge genau die gleiche Progression (transponiert) wie oben in Ina Gaddada Vida (das chromatische höhertreiben in G E A F#). Also durchaus rocktypisch, jedoch geht es auf die europäische Tradition zurück.
Klaus
Irgendetwas fehlt mir noch :
Ich höre den Quintfall durchaus halbschlüssig , und zwar bezogen auf D-Dur, wobei zunächst eine Dominante zu A-Dur angetäuscht wird, aber dann kommt s Ton G# wieder abhanden, indem auf A mit G geschlossen wird: ein A7-Rahmenintervall. Mit einem Ruck wurde aus D-Moll dabei D-Dur, durch die Hintertür - die nun verdurte Tonika und deren Leitton werden ausgelassen. Da wir schon in D-Dur sind, kann ich keine "dorische" Subdominante mehr hören.
Leitton C# wird nachgereicht, unmittelbar danach wird mit Leitton A# H angesteuert. Wir haben einen Halbschluss zur neuen Tonart E-Dur, ohne den Leitton D# gehört zu haben. Den gibt es erst nachher: Wir landen auf der Terz zur Dominante - wieder Halbschluss! "Zufällig" können wir die Kleinterzverwandschaft nutzen, um auf Ausgangstonart D-moll weiterzumachen.
Die quintuntere Tonart über die Doppeldominante anzusteuern, das finde ich schon tricky. Drei Halbschlüsse nacheinander - für mich hört sich das nicht unbedingt klassisch an, ich würde da eher auf Wagner tippen. Andererseits ist die Vertauschung bzw. kombinierte Nutzung der Leittöne nicht alleine dem Blues vorbehalten. Kleines Fundstück: WoO 63 (Beethoven, 1782), sogar mit #IV/V - Clash gleich im 2. Takt.
http://www.youtube.com/watch?v=2VBJ35MrBKI
Kommt die Moll-Tonika im Blues vielleicht aus dem Lokrischen?
Dann wäre #IV ein Fingerzeig dafür, dass die I(m) in Blues-Moll mal eine VIImb5 war..... (Und nebenbei erklärt sich auch die bII....)
"Zunächst noch eine Anmerkung zur angeblichen Irrelevanz von
Ina Gaddada Vida für die Rockgeschichte:"
Der Songschreiber hat mMn der abwärtsgerichteten Blues-Harmonik , welche gleich zwei Quinten nach unten geht, einen - mehr oder weniger - "abendländischen" Quintanstieg entgegengestellt, der - passend komplementär zum Blues - in gedoppelten Quintschritten nach oben zieht. Sehr schön.