Harmonik in der Rockmusik

  • Ersteller gitwork
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kann ich gut nachvollziehen, ich finde die Problemdiskussion über den Akkord auch eher lächerlich, aber wenn man den Sound des Akkordes auf einer Gitarre nachbilden will, funktioniert meiner Meinung nach am bestern: x-x-0-2-1-3 , oder : D-A-C-G und das ist halt D7sus4. Damit widerspreche ich jetzt mir selbst... ;-)
Ich hatte ihn als I7sus4/5 bezeichnet, weil er mir "tonikal" vorkommt....
Die einfachere Deutung, die auf dem Versuch den Sound mit einer Gitarre hinzukriegen basiert, ist aber D7sus4 und dieser Sound ist ja tatsächlich auch wegweisend und wurde und wird sehr oft eingesetzt, Dm11 ohne None ist ja eher ein Exot.
 
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Zunächst noch eine Anmerkung zur angeblichen Irrelevanz von Ina Gaddada Vida für die Rockgeschichte:


Dann folgt die IV. Richtig, man ist an die dunklere Moll-Stimmung gewöhnt und nun kommt eine Dur-Subdominante. Das ist überraschend, denn die Subdominante tendiert sogar bei Stücken in Dur recht leicht zum Moll.
Gut, dann haben wir also einen Song in Dorisch.

Jetzt kommt aber die II, ein leiterfremder Dur-Akkord. Nach (trad.) europäischem Verständnis stellt der leiterfremde Ton einen Leitton dar und der müßte in diesem Fall zur V aufgelöst werden. Das passiert aber nicht.

Es komnmt wieder die IV. Den Wechsel Dur-II nach Dur-IV kennen wir aus der Rockgeschichte. Beispiele wurden früher schon zur Genüge angeführt. Der Song könnte auch problemlos auf der IV verbleiben. Die II verleiht aber eine interessante Klangfarbe und den etwas drängenden Charakter, der vielleicht aus der Leitton-Assoziation stammt oder einfach aus der Tatsache des hochalterierens/"anschärfens". Der Akkord möchte sozusagen höher hinaus.
Nach Wiederholung von IV-II findet das Streben schließlich auch Erfüllung und es kommt tatsächlich die V (Quintfall).
Edit: Übrigens findet sich in der Akkordfolge genau die gleiche Progression (transponiert) wie oben in Ina Gaddada Vida (das chromatische höhertreiben in G E A F#). Also durchaus rocktypisch, jedoch geht es auf die europäische Tradition zurück.


Klaus

Irgendetwas fehlt mir noch :

Ich höre den Quintfall durchaus halbschlüssig , und zwar bezogen auf D-Dur, wobei zunächst eine Dominante zu A-Dur angetäuscht wird, aber dann kommt s Ton G# wieder abhanden, indem auf A mit G geschlossen wird: ein A7-Rahmenintervall. Mit einem Ruck wurde aus D-Moll dabei D-Dur, durch die Hintertür - die nun verdurte Tonika und deren Leitton werden ausgelassen. Da wir schon in D-Dur sind, kann ich keine "dorische" Subdominante mehr hören.
Leitton C# wird nachgereicht, unmittelbar danach wird mit Leitton A# H angesteuert. Wir haben einen Halbschluss zur neuen Tonart E-Dur, ohne den Leitton D# gehört zu haben. Den gibt es erst nachher: Wir landen auf der Terz zur Dominante - wieder Halbschluss! "Zufällig" können wir die Kleinterzverwandschaft nutzen, um auf Ausgangstonart D-moll weiterzumachen.

Die quintuntere Tonart über die Doppeldominante anzusteuern, das finde ich schon tricky. Drei Halbschlüsse nacheinander - für mich hört sich das nicht unbedingt klassisch an, ich würde da eher auf Wagner tippen. Andererseits ist die Vertauschung bzw. kombinierte Nutzung der Leittöne nicht alleine dem Blues vorbehalten. Kleines Fundstück: WoO 63 (Beethoven, 1782), sogar mit #IV/V - Clash gleich im 2. Takt.

http://www.youtube.com/watch?v=2VBJ35MrBKI

Kommt die Moll-Tonika im Blues vielleicht aus dem Lokrischen? :D Dann wäre #IV ein Fingerzeig dafür, dass die I(m) in Blues-Moll mal eine VIImb5 war..... (Und nebenbei erklärt sich auch die bII....)



"Zunächst noch eine Anmerkung zur angeblichen Irrelevanz von Ina Gaddada Vida für die Rockgeschichte:"

Der Songschreiber hat mMn der abwärtsgerichteten Blues-Harmonik , welche gleich zwei Quinten nach unten geht, einen - mehr oder weniger - "abendländischen" Quintanstieg entgegengestellt, der - passend komplementär zum Blues - in gedoppelten Quintschritten nach oben zieht. Sehr schön.
 
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Ich werfe mal noch ein Beispiel in die Runde, es kommt mir sehr typisch für unser Thema vor, aber analysiert ihr mal:

White Room (Cream 1968)

intro
:Gm / F / Dm / C :/ Am7

verse
: D C / G/B Bb C / D C/F / G Bb C :/

bridge
C / G / Bb / A /
C / G / Bb / C / D



schönen Sonntag und Grüsse aus Frankfurt
Gw
 
Ist gaaanz nah verwandt mit "Tales of brave Ulysses".
 
Da fällt mir nur eins zu ein, ein sehr prägendes Wah Wah Vox Pedal von Eric Clapton. :rock:
 
:gutenmorgen: Der Wah Wah Einsatz in dem Stück ist super, da kommt er in Hendrix Nähe finde ich, und sonst?
 
"White Room" ist mMn prototypisch für Rock. Das frühere "Tales of Brave Ulysses" ist an Dur orientierter Blues; White Room ist in Moll anzusiedeln und ahmt dabei Blues nach. Genauso wie Melodisch Moll Natürlich Moll zur Unterlage hat (und Richtung Dur je nach funktionalem Zusammenhang bVI und bVII augmentiert), hat "Rock-Moll" Lokrisch zur Grundlage und hebt je nach funktionalem Zusammenhang bII, bV, bVI, und bVII auf.

Tonart D-moll. Das Intro legt mit Gm5 F5 Dm5 C5 noch keine Tonart fest, doch wird, mit der Begleitung vervollständigt, der Gm5 mit Moll und Durterz unterlegt und auch C mit C# unterlegt wird, so dass wir hier Akk C mit C#mb5 im Clash haben ( wie soll man das eig. notieren). Auf der Dominanten endet das Intro ( V7M )

Anschließend haben wir eine 2-taktiges Schema | t tm7 | DD S,DP | woraufhin es mit t weitergeht. Das Schwergewicht liegt auf den Tönen G, C und D. Die Terz zu G also wird ständig variiert: Wir haben sie sowohl als Sb3 als auch S3 vorliegen, was das charakteristische bVI - bVII - I Ostinato ausmacht, wobei alle Töne als Variation eines Akkordes auf G aufgefasst werden können - Melodieton bVII ist Quartvorhalt der Subdominante, und ob Melodieton I nun die Tonika darstellt, ist fraglich. Mmn muss man ihn modal auf G beziehen - da ist er einfach die Quinte.

In der Bridge wird es wieder funktional-tonal. Wir wenden uns zur Dominanten welche über IV - bVI - V schließlich erreicht wird. Möchte ich ebenfalls als rocktypisch ansehen, wobei der Übergang bVI V auch dem Flamenco entlehnt sein könnte. Schlussendlich landen wir sogar auf der verdurten Tonika.

Zusammenfassung: Mit dem Intro wird die Tonika festgelegt. Dann geht es in "verse" auf die Subdominante<->Doppeldominante, in "bridge" auf die Dominante. Ein abstraktes t - S - D - T Schema also.
 
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RockcTuzson
  • Gelöscht von Banjo
  • Grund: Gib Dir ein wenig mehr Mühe, wenn Du ins Weihnachtsspiel willst!
Hallo zusammen

Ich möchte diesen thread mal wieder nach vorne holen. Das Thema bewegt mich immer noch, auch wenn ich seit längerer Zeit keine Zeit mehr dafür hatte, das kann sich ja aber wieder ändern, wenn ihr lust habt das mal weiter zu diskutieren.

viele grüsse
gw
 
Hallo gitwork-
Das Pushen von Threads ist laut Boardregel #8 untersagt, eigentlich müsste ich deinen Beitrag löschen. Komm, schreib was inhaltlich relevantes, irgendeine konkrete Fragestellung, und nicht nur eine Aufforderung an andere, dann ist das kein Problem.

Danke&Gruß,

Harald
 
Es ist mir klar, dass ich hier spät dran bin, aber ich habe zufällig diesen Thread gefunden und möchte auf zwei wissenschaftliche Untersuchungen hinweisen, die sich mit diesem Thema beschäftigen und vielleicht findet sie der eine oder andere hilfreich:
http://www.mtosmt.org/issues/mto.04.10.4/mto.04.10.4.w_everett_frames.html
http://theory.esm.rochester.edu/rock_corpus/2011_paper/declercq_temperley_2011.pdf
Vor allem machen sie sich auch Gedanken darüber, welche Lieder als geeignete Beispiele dienen können.
 
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