Hi,
eins voraus: bin auch bekennender Verwender des "Fuhrmannsgriffs" (so nannten das die Könner früher gerne...), der aber natürlich nicht für alles funktioniert. Also wir auch gelegentlich mal in "klassicher Handhaltung" gespielt, aber ich habe schon oft festgestellt, dass mich das mehr anstrengt.
Deine Band, so nehme ich mal an, ist die aus Deiner Signatur, und was ihr da macht, hat mir spontan auch gut gefallen - mir fehlen nur ein paar ausgiebige Soli
, aber die sind bei dieser Mucke zumindest bisher wohl auch nicht so angesagt. Was für Dich ein Hindernis sein könnte, ist natürlich auch die relativ tief hängende Klampfe. Richtig, da gehört sie nach Rock'n'Roll-Tradition auch hin! - und damit verträgt sich Deine Handhaltung mMn auch besser. Für die klassische Grifftechnik müsste man die Greifhand halt ziemlich stark abknicken, ich selber empfinde das auch als unangenehm.
Du hast Dich vielleicht ein bisschen ungeschickt ausgedrückt, indem Du Dich mehrfach als "Anfänger" bezeichnet hast, außerhalb der Leadgitarre bis Du das ja nun wirklich nicht. Und da könnte der Hund mMn auch begraben liegen: Du hast Dir eine bestimmte Spielweise angeeignet, und die sitzt sehr tief. Ob es sich lohnt, das grundlegend zu ändern? Da habe ich so meine Zweifel, denn eigentlich passt das ja auch zu Dir und Deiner Musik (s.o.). Auch wenn ich heute jedem (einschließlich meinem 15-jährigen Ich) raten würde, die Gitarre gleich "richtig" zu lernen, habe ich auch nicht den Nerv, noch mal mehr oder weniger von vorne anzufangen.
Musst Du auch nicht, denn Du hast mMn völlig recht, dass es einen Haufen Leadgitarristen gibt, die mit Daumen und womöglich drei Fingern auf dem Griffbrett auskommen und tolle Musik produzieren. Von daher würde ich Dich darin bestärken, Du selbst zu bleiben.
Mir scheint allerdings, dass Du Dich bisher mit der technischen Seite des Instruments (und ich meine nicht die spieltechnische, sondern die des Materials) in der Vergangenheit nur sehr wenig beschäftigt hast (ist ja vielleicht auch total uncool für fröhliche Pop-Punker
), und da würde ich ansetzen.
Ich kann mir schon mal unmöglich vorstellen, dass Du auf Deiner Tremonti SE keine Soli spielen könntest, wenn Du auf einer teuren PRS super zurecht kommst. Das gleiche gilt noch stärker für den extremen Unterschied in der Wahrnehmung einer Custom Core und einer Custom SE. Am Griffbrettradius und dem Halsprofil kann es bei den beiden jedenfalls nicht liegen.
Das Ganze kann ich mir eigentlich nur so erklären, dass Du extrem sensibel auf das
Setup der Gitarre reagierst - wahrscheinlich nur beim Leadspielen, aufgrund des neuen Gebiets, das für Dich schon genug Stolpersteine bereit hält. Den Sound mal außen vor gelassen, dürfte der wesentliche Unterschied zB zwischen Core und SE in der Feinabstimmung des Setups liegen. Halskrümmung, Abrichtung der Bünde, Feineinstellung der Höhe der einzelnen Saiten, Kerbung des Sattels - wurde da jemals was gemacht? Zum Akkorde Dreschen war das ja vielleicht nicht so wichtig, und im Gegenteil bevorzugt da ja so mancher eine etwas höhere Saitenlage usw., aber beim Solieren sollte man eben im Idealfall das Gefühl haben, mit der Gitarre so weit eins zu werden, dass man sie nicht mehr bewusst als Gegenstand wahrnimmt. Das Ding soll gefälligst das machen, was ich gerade ausdrücken will!
Mein Rat ist daher, Deine Squier und Tremonti mal richtig durchchecken und aufhübschen zu lassen. Bei der Squier scheien die Bünde eh runter zu sein, also müssen halt neue drauf. Auch die Tremonti hat im Werk sicher keine Abrichtung und Feinpolitur erfahren wie die Bünde der PRS Core-Serie. Das Sattelmaterial der SE gilt eh als Schwachpunkt, da kann es auch nicht schaden, einen neuen draufmachen und sauber kerben zu lassen. Bünde auch hier checken lassen, evtl. neue, aber jedenfalls abrichten und polieren. Ich habs hier im Board schon öfter mal geschrieben: gerade das korrekte Kerben eines Sattels ist einer der Hauptpunkte, an denen man meist sofort den Unterschied zwischen sorgfältig gemachten und unter Kostendruck produzierten Gitarren spürt. Ist da was im Argen, fühlt sich ganze Gitarre nie so gut an, wie sie es könnte.
Ich denke mal, Du hast schon recht intensiv und etliche Jahre gespielt, und bei nur zwei Gitarren kommen da sozusagen schon etliche Kilometer auf den Tacho. Also ab in die Werkstatt zur Inspektion! Du hast ja offensichtlich durchaus den Willen, etwas Geld in die Hand zu nehmen, um für Dich den nächsten Schritt zu gestalten, und dann würde ich genau da anfangen.
Meine persönliche Erfahrung in diesem Zusammenhanhg: Ich wollte immer eine Les Paul. Mehr als eine Studio war nicht drin, aber was solls - ich hatte einfach zu viele Scheiben, auf denen geile Rocksounds aus einer Les Paul kamen... Trotzdem habe ich über 15 Jahre mit der Bespielbarkeit gehadert und konnte nicht nachvollziehen, warum man immer las, die sei bei Gibsons ja so butterweich. Ich schrieb das natürlich auch der Preisklasse zu, eine Standard hätte doch bestimmt einen viel geileren Hals und und und. Eines Tages (eine Standard war immer noch außer Reichweite) nahm ich mir ein Herz und leistete mir eine Neubundierung. Was soll ich sagen - sie wurde dadurch zu meiner Lieblingsgitarre. Die Bünde waren ja nicht nur neu, vor allem waren sie sauber abgerichtet, hatten eine fein gerundete, definierte Bundkrone und eine hochglanzpolierte Oberfläche. WOW!!!
Selbst der Hals kam mir auf einmal viel schlanker vor (trotz
höherer Bünde!), und die Soli liefen um Welten besser von der Hand.
Ich denke mal, bevor ich mir noch eine Gitarre kaufe, werde ich nach und nach meine vorhandenen optimieren lassen. Und das würde ich Dir ebenfalls raten. Erst wenn Du weißt, was auf einer Gitarre möglich ist, die Du schon in- und auswendig kennst, hast Du einen Maßstab.
Gruß, bagotrix