Kann nicht Tief singen

  • Ersteller rotebeere
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Könnte man ev. wieder einmal so zusammenfassen: "Theorie trifft Praxis - und: Singen ist Praxis!" :)

Danke, Tonja, ich denke das trifft es ziemlich genau.

Ich rede von Anfängerstimmen und dem Grenzbereich Gesangsunterricht/Logopädie - und Broeschies von Stimmakrobatiken wie Pfeifregister und Strohbass.

Da muss sich jetzt halt jeder sein eigenes Bild zu machen ;-)


@ Broeschies: Klar, der Graf ist sehr cool. Ich schätze allerdings, er kann die tiefen Töne sowohl glatt als auch geschnarrt. Und sein "Gesang" ist zudem oft eher "Sprechgesang". Ich schätze außerdem Nicolai Tomas von den Poems for Laila sehr, der auch bisweilen Strohbasstöne einsetzt.

Beides Bass-Baritöne. Wirklich "tiefer" macht das die Stimme nach meinem Empfinden aber nicht, allenfalls könnte ich den Strohbass als ein Stilmittel ansehen.
Schon gar nicht ist der Strohbass aus meiner Sicht eine Empfehlung für jemanden, der Schwierigkeiten mit der tiefen Lage hat.

Meine Arbeit betrifft kaum bis gar nicht. Im Gegenteil: Wenn eine Stimme knarrig ist helfe ich als allererstes demjenigen Sänger, die glatte sängerische Vollstimmfunktion zu finden und einzusetzen. Bis so jemand dann soweit wäre, den Strohbass als Stilmittel wieder einzusetzen ist der Weg weit. Der "Graf" wird das wie ich vermute in seiner Naturstimme schon gekonnt haben.

Pfeifstimme und Falsett sind natürlich wieder ein anderes Thema. Falsett ist für Männerstimmen im Pop sehr modern und wird gerne eingesetzt und ist auch Teil des Gesangsunterrichtes (bei Fortgeschrittenen versteht sich!!).
 
Unterhalb des großen C singt der Graf auch keine Töne mehr "glatt". Da ist es schon nicht mehr Stilmittel sondern zwingend notwendig.

Weil der Graf ein relativ helles Timbre für diese Tiefe hat und eben oft eher "sprechend" als singend klingt, fällt vielen gar nicht auf wie tief er eigentlich singt. Er geht in einigen seiner Songs runter bis E1, Noten um das G1 sind allgemein keine Seltenheit bei ihm.
 
Und wieder wurde ein TE erfolgreich in die Flucht geschlagen :juhuu:. So bleiben wir wenigstens unter uns :rock:
 
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.... und genau deshalb wäre es manchmal angebracht, ein paar praktische Tipps zu verraten bzw. aus der Praxis zu plaudern, wie das mit den tiefen Tönen nun gehen könnte.
Ich nehme z.B. ganz gerne chromatische Tonleitern her, meistens im Umfang einer Quarte oder Quinte, angefangen bei der tiefen Mittellage, und gehe dann sukzessive in Halbtönen runter, aber nur soweit wie es die jeweilige Stimme erlaubt: da kann dann beim f Schluss sein, oder beim e, manche schaffen auch ein d und ganz selten ein c (bei den Frauen). Das kann nicht mehr laut klingen, aber ein Ton sollte auf jeden Fall noch wahrnehmbar sein, nicht bloß ein Schnarren. Gerne auch mit Körpereinsatz: z.B. eine Hand auf den Kopf und die andere ans Brustbein; in der Brust soll es vibrieren, aber um ein Absacken in die rohe Bruststimme zu vermeiden, sollte man auch in die obere Hand singen. Wenn das nicht mehr geht, ist Ende Gelände, vorerst zumindest.
Strohbass und Pfeife sind da erstmal völlig irrelevant; es geht ums Körpergefühl. Und das bedeutet auch, daß man tiefe Töne tendenziell nach oben denkt. Auch Glissandi sind da sehr hilfreich, gerade wenn man Brüche ausgleichen will.
Meine nahezu bruchlose Stimme mit einer ganz ordentlichen Tiefe verdanke ich jedenfalls diesen Techniken. Aber: immer behutsam bleiben und die Grenzen der Stimme respektieren. Shana hat nämlich völlig recht, man kann sich die Stimme durch zu tiefes Singen schnell ruinieren, gerade wenn man versucht, eine Lautstärke zu produzieren, die da nicht mehr möglich ist.
 
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Sie nennt es "Vocal fry" - und mit Tiefe hat es meines Erachtens nach nichts zu tun.
Ist auch nicht das, was ich meinte.
Vocal Fry, je nach Gesangsschule auch Slack oder Creak genannt, hat eigentlich mit den "konventionellen" Gesangsmodi nichts zu tun. Im Vocal Fry "flattern" die verhältnismäßig entspannten Stimmlippen unkoordiniert, es kommt nicht zu einer regelmäßigen Schwingung, sondern zu zeitlich und örtlich unregelmäßigem Öffnen und Schließen der Stimmlippen.

Im Gegensatz zu dem, was in dem Video behauptet wird, ist Vocal Fry nicht unbedingt schädlich für die Stimme - es kann völlig entspannt und mit sehr geringem Atemdruck erzeugt werden. Ein enstpanntes Vocal Fry kann allerdings nicht moduliert werden. Daher ist die Übersetzung mit Strohbass auch nicht ganz korrekt, denn letzteres meint ein Register mit eigener Range.

Mit einer sauberen Tiefe in der Vollstimme hat es aber nichts zu tun, da schließe ich mich Dir voll an. Es taugt allerdings als Effekt in rockigen Gesangsstilen. Dafür setze ich es durchaus auch ein.

Tiefen durch Kehlkopfabsenken erreichen zu wollen klappt nicht. Der Ton wird dadurch mulmig und man wird zudem den Fokus verlieren.
Jupp. Dann klingt man wie ein schlechter Elvis-Imitator. ^^
Die Stimmlippen können auch schwingen, wenn sie nicht schließen. Manche machen daraus den Unterschied zwischen Falsett (Stimmlippen offen in den "Schließphasen") und Kopfstimme (Stimmlippen zu in den Schließphasen).
Nein, auch beim Falsett schließen die Stimmlippen partiell, nur nicht über die volle Länge.

Die Pfeifstimme ist kein eigenes Stimmlippenregister, sondern ein Resonanzregister. Der Schwingungsmodus in der Pfeifstimme ist der selbe wie in der Randstimme. Frühere Theorien, nach denen die Stimmlippen offen bleiben und ähnlich wie beim Pfeifen mit den Lippen ein Pfeifton erzeugt wird, haben sich durch moderenre MRT-Untersuchungen inzwischen als falsch erwiesen.
Das stimmt so nicht, die Datenlage hierzu ist nicht eindeutig. Ich erkenne derzeit ein Bestreben bestimmter (v. a. funktionaler) Gesangsschulen, das Pfeifregister unbedingt zum rein phänomenologischen Register erklären zu wollen, weil das gut ins eigene Theoriegebäude passt, aber die Studienergebnisse sind nicht so eindeutig, wie Du es hier darstellst. Es ist korrekt, dass man inzwischen in einigen Studien eine partielle Aktivität der Stimmlippen erkennen konnte, aber das lässt die Aussage, es sei kein eigener Modus, noch lange nicht zu. Zumal eine Anregung der Stimmlippen auch ohne Stimmbandschluss ja durchaus möglich ist.
 
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Nein, auch beim Falsett schließen die Stimmlippen partiell, nur nicht über die volle Länge.
Ja tun sie, die Glottis ist dann aber natürlich immer noch "offen" in dem Sinne, dass sie luftdurchlässig ist auch während der Phasen, bei denen in den anderen Modi keine Luft mehr durchkommt.

Das stimmt so nicht, die Datenlage hierzu ist nicht eindeutig. Ich erkenne derzeit ein Bestreben bestimmter (v. a. funktionaler) Gesangsschulen, das Pfeifregister unbedingt zum rein phänomenologischen Register erklären zu wollen, weil das gut ins eigene Theoriegebäude passt, aber die Studienergebnisse sind nicht so eindeutig, wie Du es hier darstellst. Es ist korrekt, dass man inzwischen in einigen Studien eine partielle Aktivität der Stimmlippen erkennen konnte, aber das lässt die Aussage, es sei kein eigener Modus, noch lange nicht zu. Zumal eine Anregung der Stimmlippen auch ohne Stimmbandschluss ja durchaus möglich ist.
Hmm, kennst du eine Studie, die derzeit eine andere Aussage trifft? Die Kernaussage der Studien, die ich kenne, ist nicht, dass die Stimmlippen noch aktiv sind in der Pfeifstimme, sondern vor allem, dass die Stimmlippen zum einen vollständig schließen und zum anderen über der gesamten Länge. Damit ist zum einen eine Tonerzeugung wie bei normalen "Pfeifvorgängen" praktisch unmöglich und zum anderen steht es entgegen der "Flageolett-These", dass die Stimmlippen wie ein Reißverschluss funktionieren und dann zwar noch vollständig schließen aber eben nicht mehr über der gesamten Länge.
 
es geht ums Körpergefühl. Und das bedeutet auch, daß man tiefe Töne tendenziell nach oben denkt.
sehr schön erklärt ;-) eine Fähgikeit, die mir offensichtlich abgeht ... Genau der letztere Teil (Töne nach oben) sollte meiner Ansicht nach verhindern, dass man die Brustresonanz als Hauptstabilisator benutzt und führt dann auch zu einer erhöhten Körperspannung in der Tiefe (zumindest bei mir funktioniert das so).
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich hab mal was aufgenommen, vielleicht verdeutlicht es zumindest was ich meine:

https://app.box.com/s/4necupalr73duvje0hnk63w9v1j8c1ph
 
Hmm, kennst du eine Studie, die derzeit eine andere Aussage trifft? .

"Three regions of pitch jumps or instabilities were observed in the high soprano range, above the M1–M2 transition or primo passaggio. However, EGG and direct endoscopic investigations revealed only one main laryngeal transition in that range, the transition between the M2 and M3 laryngeal mechanisms proposed by Roubeau et al. (2009). […] However, for most singers, the M2–M3 laryngeal transition did not coincide with one of these changes of resonance tuning."

http://newt.phys.unsw.edu.au/jw/reprints/Garnier-JASA-2012.pdf


"The production of an ascending glissando reaching the highest frequency zones allows one to observe another transition separating mechanisms M2 and M3 (Figure 1). This transition in the high-pitch range of the voice presents the same characteristics as those separating mechanism M1 from mechanism M2, that is, an abrupt reduction of the amplitude of the EGG signal and an upward jump in frequency. In the opposite direction, there is a symmetrical switch from mechanism M3 to mechanism M2: one observes an abrupt increase in the amplitude of the EGG signal and an equally abrupt fall in the frequency (Figure 8). This phenomenon can be observed in men and women. [...]

It is characterized by very thin and stretched vocal folds, with a much-reduced vibrating part compared with mechanism M2"


http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0892199707001518


"Laryngeal mechanism III corresponds to the so-called ”whistle”, ”flageolet” or ”flute” register (Miller & Schutte [20]). It is used to produce the highest tones and is hardly used in speech and singing. In this mechanism, the vocal folds are thin, very tensed and the vibratory amplitude is much reduced as compared to mechanism II. The aperture between the vocal folds is very thin, and there could be no contact between the vocal folds. Either there is no EGG signal, or the EGG glottal period is very symmetric in shape."


http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.61.8743&rep=rep1&type=pdf
 
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Ja, diese Definition kenne ich, aber sie widerspricht ja nicht der These, dass es ein Pfeifregister als solches gar nicht gibt. Alle drei Quellen gehen davon aus, dass die Stimmlippen weiterhin vibrieren und es keinen tatsächlichen Pfeifmechanismus oder Flageolett-Mechanismus gibt. Die Masse und Amplitude sind weiter reduziert im Vergleich zu dem was bisher als M2 gilt, aber das Schwingungsverhalten ist anderes als bei M1 vs. M2 das gleiche wie in M2 (eine Kontaktfäche statt zwei).

Von daher stellt sich nach wie vor die Frage, ob die reduzierte Masse/Amplitude die Definition als eigenen Schwingungsmodus rechtfertigt, schließlich können sich diese beiden Parameter auch innerhalb eines Schwingungsregisters ändern (z.B. beim "Verschlanken" innerhalb von M1, wenn auch nur für ein paar Noten).


Was in Bezug auf die Registerdefinition noch stutziger macht ist folgendes:

For most singers, the change in glottal behavior and voice quality occurred around C5–E5...

und

they always changed glottal behavior and voice quality below C6

wohingegen einem so ziemlich jeder Gesangslehrer sagen wird, dass das Pfeifregister prinzipiell etwa ab C6 erst anfängt. Auch das spricht eigentlich deutlich dafür, dass die Effekte, die man übers EGG findet, nicht mit dem korrespondieren, was man klassischerweise als "Pfeifregister" bezeichnet.

Für den "Bruch" im Bereich C6, den man "aus der Praxis" als Bruch ins Pfeifregister kennt, wird auch in dieser Quelle ein Wechsel in der Resonanz als möglicher Grund genannt.
 
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Nur um es nochmal klar zu machen. Es gibt einen Stimmlippeneffekt, der tendenziell so um E5 passiert und bei Männern auch schon ab A4 auftreten kann und dieser wird, wie in den von Foxx verlinkten Arbeiten gerne als M3, "whistle voice" usw. bezeichnet, aber er entspricht nicht dem, was man "klassisch" als Pfeifregister bezeichnet.

Es gab sogar hier mal einen Thread im Forum (vielleicht finde ich den noch) über die Pfeifstimme, in dem ich auf Basis genau dieser Untersuchungen behauptet habe, dass die Pfeifstimme bei Frauen um E5 anfängt und selbst vorgemacht habe, wie ich ein A4 "pfeife". Aber die einhellige Meinung hier war, dass das nicht der Pfeifstimme entspricht, wie man sie normalerweise kennt, die für Frauen erst um C6 anfängt, manchmal sogar später. Die Damen hier haben gesagt, dass sie wohl kaum einen Ton im Bereich C5/E5 im Pfeifregister singen könnten, in den Studien passiert das aber zu Hauf.

Der in den obigen Arbeiten untersuchte Effekt ist klassischerweise der Übergang von der "Mittelstimme" in die "Kopfstimme". Bei Frauen werden Mittelstimme und Kopfstimme beide in der Randstimme gesungen. Es ist also ein Übergang, der zumindest nach klassischer Terminologie innerhalb der Randstimme stattfindet und schon vor dem Übergang in die klassische Pfeifstimme.

Insgesamt sorgt das natürlich für viel Verwirrung, das ist klar. Weil Begriffe die schon durch klassische Gesangslehre belegt sind (wie Twang, Falsett oder eben whistle voice) in der Vocal Research eine andere Definition haben.
 
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Eigentlich gings hier mal ursprünglich um die Tiefen und die Schwierigkeiten, tief zu singen.

Ich habe heute einen Schüler (hoher Bariton) mal das Strohbassregister ausloten lassen. Tatsächlich hat er zwei oder drei Halbtöne dadurch "gewonnen" und es stimmt auch, daß die Erhöhung der Körperspannung auf den drei fraglichen Halbtönen deren Intensität leicht erhöhte.

Das zu erarbeiten würde ich aber nur empfehlen, wenn die sängerische Tiefe an sich bereits aufgeschlossen ist. Daß das bei dir @ Broeschies der Fall ist hört man in deinem Hörbeispiel, in den du den Schnarrton nahtlos als letzten Ton in der Reihe anfügst.

Ein Schüler, der die tiefen Töne seiner normalen Range noch gar nicht gefunden hat wird mit dem Hinweis auf den Strohbass kaum etwas anfangen können. Und für die normale Range gilt was ich oben geschrieben habe: Jeder Ton braucht die ihm eigene, angepasste Körperspannung. Die Körperspannung erhöht sich zu den Höhen hin, die Tiefen brauchen entsprechend weniger (sonst werden die Töne bölkig und zu hoch).

Schade, daß die Threaderstellerin geflohen ist ;-)
 
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Der oder die TE hat es vermutlich inzwischen bei gutefrage.de versucht. ;)
 
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Broeschies, Deine Schlussfolgerungen und Interpretationen klingen auf mich eher "zurechtgedreht", als dass sie tatsächlich aus den zitierten Papern hervorgehen würden. Die Forscher ordnen M3 eigentlich alle eindeutig der Pfeifstimme zu, aber Du liest heraus, dass diese phänomenologisch und physiologisch nicht identisch seien - was nirgends steht. Naja. Ebenso wird in allen drei Papern ein signifikanter, abrupter Wechsel der Larynxeinstellung festgestellt, aber Du stellst die Überlegung an, dass es sich um einen allmählichen Vorgang ähnlich dem Verschlanken handeln und somit das gleiche Register handeln könnte.

Merkste was?

Du hast eine klar Aussage gemacht, der aktuelle Stand der Forschung widerspreche der Darstellung des Pfeifregisters als eigener Modus. Ich habe gesagt, das sei keineswegs eindeutig und es gebe nach wie vor verschiedene Ansichten. Ich denke, das habe ich mit den von mir verlinkten Papern, die allesamt das Pfeifregister als eigenen Schwingmodus bezeichnen, belegt. Den Beleg für Deine Interpretation bist Du hingegen schuldig.
 
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Broeschies, Deine Schlussfolgerungen und Interpretationen klingen auf mich eher "zurechtgedreht", als dass sie tatsächlich aus den zitierten Papern hervorgehen würden. Die Forscher ordnen M3 eigentlich alle eindeutig der Pfeifstimme zu, aber Du liest heraus, dass diese phänomenologisch und physiologisch nicht identisch seien - was nirgends steht. Naja. Ebenso wird in allen drei Papern ein signifikanter, abrupter Wechsel der Larynxeinstellung festgestellt, aber Du stellst die Überlegung an, dass es sich um einen allmählichen Vorgang ähnlich dem Verschlanken handeln und somit das gleiche Register handeln könnte.

Merkste was?

Du hast eine klar Aussage gemacht, der aktuelle Stand der Forschung widerspreche der Darstellung des Pfeifregisters als eigener Modus. Ich habe gesagt, das sei keineswegs eindeutig und es gebe nach wie vor verschiedene Ansichten. Ich denke, das habe ich mit den von mir verlinkten Papern, die allesamt das Pfeifregister als eigenen Schwingmodus bezeichnen, belegt. Den Beleg für Deine Interpretation bist Du hingegen schuldig.
Es ist halt immer schwer mit diesen verschiedenen Begriffen zu hantieren. Wir reden hier ja über die Pfeifstimme so wie man sie halt aus der Klassik kennt (sagen wir mal Königin der Nacht) und dieser Modus liegt normalerweise oberhalb von C6. Vali hat ja sogar ihre ehemalige GL mit der Aussage zitiert, dass man die Pfeifstimme keinesfalls vor C6 einsetzen sollte. Aber v.a. in dem ersten Paper steht eindeutig, dass bei allen Probanden der beschriebene Wechsel vor C6 stattgefunden hat, bei den meisten sogar deutlich vorher. Bei einigen ließ sich der Beginn des Übergangs schon im Bereich um B4/C5 ausmachen. Wie schon gesagt, in dem anderen Thread wurde das Einsetzen der Pfeifstimme in diesem Bereich von einigen Sängerinnen als praktisch unmöglich bezeichnet.

Klar, das mit dem Abschlanken ist Spekulation von mir und es ist definitv ein interessanter Vorgang. Aber es kann alleine aufgrund der Tonhöhen auf denen er passiert, nicht der Modus sein, der traditionell "Pfeifstimme" genannt wird. Und ja M3, "whistle voice" etc. sind in der Vocal Research eindeutig definiert, aber bezeichnen halt etwas anderes als das, was hier im Forum meist als Pfeifstimme bezeichnet wird. Genauso wie Twang etwas anders bezeichnet.

In 4 Pillars of Singing steht z.B., dass bei Männern die Pfeifstimme im Bereich zwischen A4 und E5 beginnt. Das liegt aber daran, dass sich Pillars begrifflich stark an der Vocal Research orientiert. Wo beginnt denn deine eigene Pfeifstimme vom Gefühl her? Bei mir ist es eher so A5.

Selbst wenn man einfach mal im Netz nach Audio-Beispielen für die Pfeifstimme sucht, wird man feststellen, dass die jeweiligen Töne bei Frauen eigentlich immer oberhalb von C6 angesiedelt sind und bei Männern meist von A5 an aufwärts. Das ist in jedem Fall widersprüchlich zu den Ergebnissen im Paper.
 
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Schade, daß die Threaderstellerin geflohen ist ;-)

Ist aber kein Wunder, wenn man trotz eines seitenlangen threads keine brauchbaren Informationen bekommt und nur geschwafelt wird. Da hätte ich auch die Flucht ergriffen und versucht, mir woanders Tipps zu holen.
 
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Eigentlich gings hier mal ursprünglich um die Tiefen und die Schwierigkeiten, tief zu singen.

Ich habe heute einen Schüler (hoher Bariton) mal das Strohbassregister ausloten lassen. Tatsächlich hat er zwei oder drei Halbtöne dadurch "gewonnen" und es stimmt auch, daß die Erhöhung der Körperspannung auf den drei fraglichen Halbtönen deren Intensität leicht erhöhte.

Das zu erarbeiten würde ich aber nur empfehlen, wenn die sängerische Tiefe an sich bereits aufgeschlossen ist. Daß das bei dir @ Broeschies der Fall ist hört man in deinem Hörbeispiel, in den du den Schnarrton nahtlos als letzten Ton in der Reihe anfügst.

Ein Schüler, der die tiefen Töne seiner normalen Range noch gar nicht gefunden hat wird mit dem Hinweis auf den Strohbass kaum etwas anfangen können. Und für die normale Range gilt was ich oben geschrieben habe: Jeder Ton braucht die ihm eigene, angepasste Körperspannung. Die Körperspannung erhöht sich zu den Höhen hin, die Tiefen brauchen entsprechend weniger (sonst werden die Töne bölkig und zu hoch).

Schade, daß die Threaderstellerin geflohen ist ;-)
Man kann es natürlich machen, wie es für den jeweiligen Schüler am besten passt. Strohbass kann halt eine Hilfe sein um die Tiefe aufzuschließen (auch die Tiefe, die noch vollstimmig ist), genau wie die Randstimme eine Hilfe sein kann die Höhe aufzuschließen (auch den Teil, der hinterher vollstimmig gesungen wird).

Für mich selbst ist es eine gute Entspannungsübung für den ganzen Stimmmechanismus, wenn ich z.B. einmal durch die ganze Range gehe und zwar ganz entspannt und die Stimme jeweils in den passenden Modus wechseln lasse. In der Tiefe gibt es einen Punkt, an dem es einfacher wird den Ton im Strohbass zu singen und in der Höhe einen Punkte ab dem es einfacher wird in der Randstimme zu singen. In beiden Fällen kann ich den Stimmodus von dem jeweils "einfacheren Modus" in die Vollstimme bringen, indem ich die Körperspannung erhöhe.

So wie ich das verstehe ist bei deinem Schüler die Tiefe ja schon aufgeschlossen. Interessant wird es bei Leuten, bei denen das nicht der Fall ist. Da kann man einfach mal ausprobieren, ab welchem Punkt die Stimme in der Tiefe nicht mehr geht und genau da dann erstmal den Strohbass benutzen. Das ist im Grunde genau analog zur Höhe. Aber auch da gibt es ja sowohl die Auffassung, dass Falsett ein super Hilfsmittel ist, als auch die Auffassung, dass es eher hinderlich ist und man direkt die Vollstimme nehmen sollte, zumindest für die Passaggio-Töne, die hinterher auf jeden Fall noch vollstimmig gesungen werden.
 
Man kann es natürlich machen, wie es für den jeweiligen Schüler am besten passt. Strohbass kann halt eine Hilfe sein um die Tiefe aufzuschließen (auch die Tiefe, die noch vollstimmig ist), genau wie die Randstimme eine Hilfe sein kann die Höhe aufzuschließen (auch den Teil, der hinterher vollstimmig gesungen wird).

Dieser Ansicht bin ich ganz und gar nicht.
Strohbass ist für mich keine Option, die sängerischen Tiefen zu erschließen, die aufgrund von Verspannungen noch nicht da sind.

Das mit der Arbeit an der Randstimme/Kopfstimmfunktion zu vergleichen ist auch aus meiner Sicht einigermaßen unseriös.
Aber vermutlich hast du da wieder deine Stimme und deine Erfahrungen mit deiner Stimme im Sinn.

Einerseits studierst du sonstwelche theoretischen Abhandlungen, andererseits glaubst du PraktikerInnen, wie Bell, reisbrei oder mir kaum was.
Merkwürdig, finde ich.
 
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Dieser Ansicht bin ich ganz und gar nicht.
Strohbass ist für mich keine Option, die sängerischen Tiefen zu erschließen, die aufgrund von Verspannungen noch nicht da sind.

Das mit der Arbeit an der Randstimme/Kopfstimmfunktion zu vergleichen ist auch aus meiner Sicht einigermaßen unseriös.
Aber vermutlich hast du da wieder deine Stimme und deine Erfahrungen mit deiner Stimme im Sinn.

Einerseits studierst du sonstwelche theoretischen Abhandlungen, andererseits glaubst du PraktikerInnen, wie Bell, reisbrei oder mir kaum was.
Merkwürdig, finde ich.

Natürlich glaube ich euch, dass das funktioniert, was ihr macht. Aber das heißt ja noch nicht, dass es mit dem Strohbass/Fry nicht funktioniert. Und wie schon gesagt, damit habe ich nicht nur bei mir Erfahrungen gemacht.

Abgesehen davon bin ich ja auch nicht der einzige, der mit dem Fry arbeitet. In Singing Success wird es für wesentlich mehr als nur die Tiefe eingesetzt und auch in der Logopädie findet es Anwendung, um eine entspanntere Sprechstimme zu erreichen.
 
Aber der reine Strohbass hilft doch GERADE gegen Verspannungen und ist mit etwas Führung relativ leicht zu finden. Und umgekehrt dann auch um das nötige Maß an Spannung wiederzufinden. Hals verspannt, Kehlkopf krampfhaft nach unten gezogen: Kein klingender Strohbass mehr oder sofort gar kein Strohbass mehr. So hab ich das schon oft eingesetzt gesehen und auch als ich Unterricht hatte wurde mir das gezeigt um die Tiefen zu erschließen. Eins zu eins mit dem Falsett ist das natürlich nicht zu vergleichen, aber ich glaube auch nicht, dass das so gemeint war. Ich war jetzt auch kein kein blutiger Anfänger mehr und vielleicht ist das ja bei hohen Stimmen etwas anderes, aber ich sehe keinen Grund das so kategorisch auszuschließen.
 

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