Benson
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Einleitung:
Nachdem sich in meinem Fuhrpark noch keine Les Paul befand, begann erst einmal die virtuelle Suche nach Kandidaten. Von vornerein war mir klar, dass es eine schwarze Les Paul Custom sein muss, schon als Kind habe ich immer von einer "Black Beauty" geträumt. Um die weiteren gewünschten Specs herauszufinden, halfen mir die beiden Threads von @ChevChelios : "Upgrading a Les Paul" und sein sehr guter PAF-Test. Es kristallisierte sich heraus, dass ich innerhalb meines Budgets nicht bei Gibson fündig werden würde, mir gefielen allerdings auch nicht abgewandelte Designs von ESP, FGN oder PRS.
Deshalb fasste ich die alten Made-in-Japan Kopien von Orville, Burny, Tokai und Greco ins Auge, bekam einige zum Anspielen, aber die Richtige war nie dabei. Durch Zufall stieß ich dann bei YouTube auf eine Tele der Firma Maybach, die einfach traumhaft klang. Bei der Recherche nach dem Hersteller stellte sich dann heraus, dass auch Les Pauls mit sehr ansprechenden Spezifikationen gefertigt werden... http://www.i-musicnetwork.com/Maybach-Lester-Black-Velvet--54-Custom-Aged.html
Die dort angegebenen Fakten waren mir nicht aufschlußreich genug, deshalb ging eine E-Mail an den Chef, welche Hardware denn nun wirklich verwendet würde. Die prompte und freundliche Antwort gab nur Angaben über den Sattel, das Wiring und das Material des Stoptailpieces preis, mehr dürfe er nicht verraten, aber alle Teile kämen aus Deutschland, USA und Japan. Gut - das klingt nicht schlecht, bringt mich aber auch nicht direkt weiter. Da half nur eine Bestellung
Fakten:
- Mahagoni Body
- Ahorn Decke [laut Vertriebswebsite auch Mahagonidecke, ich bin anderer Meinung, dazu später mehr]
- Les Paul Custom typisches 3-fach Binding
- Larson-Style-Headstock
- 2x Volume, 2x Tone
- Alu-Stoptailpiece ("Made in Germany", vermutlich Schaller)
- 2x Amber "Spirit of '59"-PUs
- Modern Wiring
- Long Neck Tenon
- Schaller G-Series Mechaniken
- GraphTech Sattel
- Nitrocellulose-Lackierung
- "Custom Aging"
- Koffer
- Made in Tschechien
- 3,56 kg
- UVP: 1649€
So, das ist schon mal ne Ansage! Gehen wir die Fakten mal anhand von Fotos durch (sorry für die Qualität, mir steht nur ein Smartphone zur Verfügung):
Hier sieht man die Mechaniken und das (meiner Meinung nach) gut gelungene Aging der Kopfplatte; so sahen die Mechaniken einmal aus: http://gitarrenteile.biz/hp530194/Keystone-DR-10140523.htm?ITServ=CY3a3b1071X14ac68a4a39XY3258
Ein GraphTech-Sattel ist für eine vintageorientierte Paula ziemlich ungewöhnlich. Die schwarze Farbe ist bei einer Custom wenigstens nicht störend. "Der Zweck heiligt die Mittel" wird man sich wohl gedacht haben... Wenigstens wird die Stimmung perfekt gehalten.
Kommen wir zum unteren Teil der Hardware: Auch die Pickupkappen, die Bridge und das Tailpiece sind "geaged", beim Tailpiece ist auf der Unterseite "Made in Germany" eingestanzt, daher tippe ich auch auf Schaller.
Dieses Bild stammt von der facebook-Seite des französischen Vertriebs "imusic France" und zeigt das Halspickupfach mit Halsaufnahme:
https://www.facebook.com/IMUSICFRAN...0.1420669376./451430541626004/?type=3&theater
Auf deren Seite befindet sich übrigens ein Haufen an Bildern von hauptsächlich Maybach-Gitarren, bei denen man dann auch gut erkennen kann, wie sehr das Aging variiert.
Ein Blick in das Elektronikfach zeigt eine saubere Abschirmung durch Kupferfolie, die Potis tragen die Aufschrift "US 500 KR" und die Caps "2A104J". http://www.amazon.com/Radial-Leads-Polyester-Capacitors-2A104J/dp/B00PZO5LZ0
Zwei davon in Reihe ergeben 0,2 µF, also den "LP-typischen" Wert. Es handelt sich bei diesen Kondensatoren um Polyester-Filmkondensatoren. Die Potis und Caps sind mit dem auch von Gibson praktizierten "Modern Wiring" verbunden, im Gegensatz zum 50s-Wiring.
Noch geschwind ein paar Worte über den tollen Koffer: Das "Paisley"-ähnliche Muster der Oberfläche ist als Relief ausgeführt. Im Inneren wiederholt sich das Muster im dunkelgrünen Plüsch (ließ sich nicht gut per Foto festhalten). Der Koffer erscheint wertig, stinkt nicht (im Gegensatz zu den meisten günstigen Koffern) und die Paula passt natürlich wie angegossen!
Das Aging:
Das vorab, ich bin kein großer Freund von ab Werk gealterten Gitarren. Meine Strat spiele ich seit 6 Jahren sehr ausgiebig, deren Schrauben sind gerostet, die Tuner-Köpfe sind matt, einige kleine Kratzerchen gibt es am Body. Diese Art des Alterns durch Gespieltwerden gefällt mir deutlich besser. Allerdings habe ich auch keine Aversionen gegen die momentane Welle an geagedten Gitarren. Gerade eine LP Custom mit Gold-Hardware kann auch mal ein wenig zu glänzend daherkommen, wer schon mal eine neue in Klarlack ertränkte Epiphone LP Custom gesehen hat, weiß, was ich meine. Wenn man da das Licht anknipst, braucht man erstmal eine Sonnenbrille
Als gedanklichen Vergleich für meine folgenden Eindrücke ziehe ich eine RoadWorn Fender Tele heran (die einzige ab Werk gealterte Gitarre, die ich mal in den Händen hatte), sowie einige echt alte LP Customs von 70ern bis 90ern, hauptsächlich MIJ.
Die Kopfplatte der Maybach gefällt mir sehr gut. Die angeschlagenen Kanten des Headstocks zeigen sich tatsächlich bei den meisten älteren Paulas in ähnlicher Form, die Nitrolackrisse quer zur Halsrichtung genauso.
Die komplette Hardware sieht auch wirklich toll aus. Besonders die Mechaniken und das Tailpiece gefallen mir. Das nicht mehr glänzende Gold und der teilweise Übergang ins silbrige, sowie die teilweise leicht rostigen Schrauben sehen sehr authentisch aus.
Beim Korpus ist für meinen Geschmack ein wenig zu viel gemacht worden. Die Lackabplatzer in Bindingnähe sind noch in Ordnung, aber der Abrieb bei allen 4 Potis trifft nicht ganz meinen Geschmack.
Dadurch zeigte sich aber auch das Holz der Decke, welches deutlich heller ist als das Holz, das sich bei den Crackles an Kopfplatte und Bodyrückseite zeigt. Deshalb gehe ich davon aus, dass diese Custom auch eine Ahorndecke besitzt, im Gegensatz zu den Infos des Vertriebs. Das ist mir persönlich sehr Recht, da eine Ahorndecke dem Sound angeblich mehr Höhen verleiht, während die Vollmahagoni-LPs sehr warm und basslastig daherkommen.
Die Lackrisse am Korpus schienen bei den Bildern des Verkäufers ziemlich extrem zu sein, das lag aber an der Belichtung (siehe auch meine Bilder unten). In der Realität ist der Kontrast nicht so groß, die Risse erscheinen nicht weißlich.
Der Hals und das Griffbrett sind ohne Alterserscheinungen geblieben.
Unter diesem Aspekt zeige ich euch nun den Rest an Bildern
Der Blitz beim letzten Bild enthüllt, was ich mit bloßem Auge gar nicht erkannt hatte: Durch die Überbelichtung werden die sichtbaren Risse weißlich dargestellt, aber es zeigen sich auch viel mehr schwache, dünne Lackrisse.
Die Verarbeitung:
Die Gitarre kam im Koffer, mit Luftpolsterfolie darum in einem großen Karton, sicher verpackt zu mir.
Die Einstellung war (für mich) direkt perfekt. Oktavreinheit, Saitenlage und Halskrümmung sind optimal, ein 10er Satz D'addarios ersparte mir den ersten Saitenwechsel. Die Bünde sind gut abgerundet, die Gitarre kam schlicht und einfach spielfertig und -freudig bei mir an. So muss das sein!
Die Bindings sind überall sauber ausgeführt, die Stimmung wird von den Mechaniken und dem GraphTech-Sattel sehr gut gehalten. Durch die Kupfer-Abschirmung ist die LP wirklich sehr sehr ruhig, ich muss nun andauernd auf die LEDs der Pedale schauen, ob sie an sind, bei der Strat und Tele hört man das deutlich (auch meine Gretsch und SG mit Humbuckern sind nicht ganz so leise!)
Das Griffbrett mit den Blockinlays gefällt mir auch, ich tippe darauf, dass es wohl aus Palisander besteht. Custom-typisches Ebenholz wäre (glaube ich) dunkler.
Das geringe Gewicht von 3,56 kg schont dankbarerweise meinen Rücken, leider kann ich nicht sagen, ob dies durch Chambering erreicht wurde oder nicht. Eine französische Beschreibung betont jedenfalls die "händische Holzauswahl" und das "sehr leichte Honduras-Mahagoni".
Der Sound:
Kommen wir zum Wichtigsten! Wie tönt das gute Stück den nun?! Da will ich gar nicht lange drumrumreden, da müssen Soundfiles her! Eins soll nur gesagt sein, vom Output ist sie meinen restlichen Gitarren gar nicht so unähnlich, ein bisschen mehr als Strat & Tele, ein bisschen weniger als meine SG.
Der Recordingaufbau war folgender: Maybach LP --> Sommer Spirit XXL --> Buffer vom EHX Soul Food --> Pedalboard* --> Laney Lionheart L20H mit ein wenig Reverb bei Clean --> HB 2x12" mit V30s --> Shure SM57 --> BOSS BR 600 komplett trocken --> PC (in mp3s konvertiert)
* Das Pedalboard war bei den reinen Cleansounds nicht angeschlossen, für den Rest dann schon!
Man möge mir alle spielerischen Unzulänglichkeiten verzeihen, ich habe alles möglichst zügig eingespielt, der richtige Sound kommt ja rüber! Die Lautstärke war dabei leider Zimmerlautstärke, man hört ja das ein oder andere Umschaltgeräusch.
Clean-Chords, alle PU-Stellungen von Hals-Mitte-Steg:
https://soundcloud.com/bensonssounds/clean-halspu-beidepus-stegpu
Clean, Single-Notes, alle PU-Stellungen von Hals-Mitte-Steg:
https://soundcloud.com/bensonssounds/clean-singlenotes-hals-beide-steg
Clean, beide PUs, Slapback:
https://soundcloud.com/bensonssounds/beidepus-clean-slapback-1
2.Kanal Laney, alle PU-Stellungen von Hals-Mitte-Steg:
https://soundcloud.com/bensonssounds/2ch-hals-beide-steg
2.Kanal Laney, Steg-PU, KingofClone & Zendrive:
https://soundcloud.com/bensonssounds/stegpu-2ch-kingofclone-zendrive
2.Kanal Laney, Steg-PU, Soul Food:
https://soundcloud.com/bensonssounds/stegpu-2ch-ehx-soulfood
Fazit:
WOW! Geiles Teil
Natürlich befinde ich mich noch in der "Honeymoon-Phase", aber es kommt ein wirklich toller Paula-Sound aus den Boxen, der mir richtig gut gefällt. Dabei sind die Pickups meinem Geschmack nach gut ausbalanciert. Der Geselle am Hals tönt eben voll und warm, aber matscht nicht, wie es mir bei vielen Paulas immer zuwider war. Der PU am Steg liefert ein ordentliches Rockfundament, weiß aber auch clean zu überzeugen.
Die erste Bandprobe muss sie noch absolvieren, da wird sichs zeigen, ob sie bei gehobener Lautstärke noch ein wenig mehr drückt, ob dann vielleicht ein wenig die Bässe zurückgenommen werden müssen, und vor allem wie die Potis dann mit dem Amp reagieren.
Dabei komme ich auch zu meinem einzigen wirklichen Kritikpunkt: Das Wiring! Warum spendiert man einer solchen Paula mit Amber PAFs kein 50s-Wiring mit ein paar netten Caps?! Gut, dasselbe frage ich mich auch bei der ein oder anderen Gibson Les Paul... Das werde ich wohl irgendwann nachrüsten lassen.
So, ich hoffe, dass alle Bilder und Soundbeispiele erfolgreich hochgeladen sind und euch das Lesen, Sehen und Hören Spaß gemacht hat und ich euch einen guten Eindruck vermitteln konnte!
Nachdem sich in meinem Fuhrpark noch keine Les Paul befand, begann erst einmal die virtuelle Suche nach Kandidaten. Von vornerein war mir klar, dass es eine schwarze Les Paul Custom sein muss, schon als Kind habe ich immer von einer "Black Beauty" geträumt. Um die weiteren gewünschten Specs herauszufinden, halfen mir die beiden Threads von @ChevChelios : "Upgrading a Les Paul" und sein sehr guter PAF-Test. Es kristallisierte sich heraus, dass ich innerhalb meines Budgets nicht bei Gibson fündig werden würde, mir gefielen allerdings auch nicht abgewandelte Designs von ESP, FGN oder PRS.
Deshalb fasste ich die alten Made-in-Japan Kopien von Orville, Burny, Tokai und Greco ins Auge, bekam einige zum Anspielen, aber die Richtige war nie dabei. Durch Zufall stieß ich dann bei YouTube auf eine Tele der Firma Maybach, die einfach traumhaft klang. Bei der Recherche nach dem Hersteller stellte sich dann heraus, dass auch Les Pauls mit sehr ansprechenden Spezifikationen gefertigt werden... http://www.i-musicnetwork.com/Maybach-Lester-Black-Velvet--54-Custom-Aged.html
Die dort angegebenen Fakten waren mir nicht aufschlußreich genug, deshalb ging eine E-Mail an den Chef, welche Hardware denn nun wirklich verwendet würde. Die prompte und freundliche Antwort gab nur Angaben über den Sattel, das Wiring und das Material des Stoptailpieces preis, mehr dürfe er nicht verraten, aber alle Teile kämen aus Deutschland, USA und Japan. Gut - das klingt nicht schlecht, bringt mich aber auch nicht direkt weiter. Da half nur eine Bestellung
Fakten:
- Mahagoni Body
- Ahorn Decke [laut Vertriebswebsite auch Mahagonidecke, ich bin anderer Meinung, dazu später mehr]
- Les Paul Custom typisches 3-fach Binding
- Larson-Style-Headstock
- 2x Volume, 2x Tone
- Alu-Stoptailpiece ("Made in Germany", vermutlich Schaller)
- 2x Amber "Spirit of '59"-PUs
- Modern Wiring
- Long Neck Tenon
- Schaller G-Series Mechaniken
- GraphTech Sattel
- Nitrocellulose-Lackierung
- "Custom Aging"
- Koffer
- Made in Tschechien
- 3,56 kg
- UVP: 1649€
So, das ist schon mal ne Ansage! Gehen wir die Fakten mal anhand von Fotos durch (sorry für die Qualität, mir steht nur ein Smartphone zur Verfügung):
Hier sieht man die Mechaniken und das (meiner Meinung nach) gut gelungene Aging der Kopfplatte; so sahen die Mechaniken einmal aus: http://gitarrenteile.biz/hp530194/Keystone-DR-10140523.htm?ITServ=CY3a3b1071X14ac68a4a39XY3258
Ein GraphTech-Sattel ist für eine vintageorientierte Paula ziemlich ungewöhnlich. Die schwarze Farbe ist bei einer Custom wenigstens nicht störend. "Der Zweck heiligt die Mittel" wird man sich wohl gedacht haben... Wenigstens wird die Stimmung perfekt gehalten.
Kommen wir zum unteren Teil der Hardware: Auch die Pickupkappen, die Bridge und das Tailpiece sind "geaged", beim Tailpiece ist auf der Unterseite "Made in Germany" eingestanzt, daher tippe ich auch auf Schaller.
Dieses Bild stammt von der facebook-Seite des französischen Vertriebs "imusic France" und zeigt das Halspickupfach mit Halsaufnahme:
https://www.facebook.com/IMUSICFRAN...0.1420669376./451430541626004/?type=3&theater
Auf deren Seite befindet sich übrigens ein Haufen an Bildern von hauptsächlich Maybach-Gitarren, bei denen man dann auch gut erkennen kann, wie sehr das Aging variiert.
Ein Blick in das Elektronikfach zeigt eine saubere Abschirmung durch Kupferfolie, die Potis tragen die Aufschrift "US 500 KR" und die Caps "2A104J". http://www.amazon.com/Radial-Leads-Polyester-Capacitors-2A104J/dp/B00PZO5LZ0
Zwei davon in Reihe ergeben 0,2 µF, also den "LP-typischen" Wert. Es handelt sich bei diesen Kondensatoren um Polyester-Filmkondensatoren. Die Potis und Caps sind mit dem auch von Gibson praktizierten "Modern Wiring" verbunden, im Gegensatz zum 50s-Wiring.
Noch geschwind ein paar Worte über den tollen Koffer: Das "Paisley"-ähnliche Muster der Oberfläche ist als Relief ausgeführt. Im Inneren wiederholt sich das Muster im dunkelgrünen Plüsch (ließ sich nicht gut per Foto festhalten). Der Koffer erscheint wertig, stinkt nicht (im Gegensatz zu den meisten günstigen Koffern) und die Paula passt natürlich wie angegossen!
Das Aging:
Das vorab, ich bin kein großer Freund von ab Werk gealterten Gitarren. Meine Strat spiele ich seit 6 Jahren sehr ausgiebig, deren Schrauben sind gerostet, die Tuner-Köpfe sind matt, einige kleine Kratzerchen gibt es am Body. Diese Art des Alterns durch Gespieltwerden gefällt mir deutlich besser. Allerdings habe ich auch keine Aversionen gegen die momentane Welle an geagedten Gitarren. Gerade eine LP Custom mit Gold-Hardware kann auch mal ein wenig zu glänzend daherkommen, wer schon mal eine neue in Klarlack ertränkte Epiphone LP Custom gesehen hat, weiß, was ich meine. Wenn man da das Licht anknipst, braucht man erstmal eine Sonnenbrille
Als gedanklichen Vergleich für meine folgenden Eindrücke ziehe ich eine RoadWorn Fender Tele heran (die einzige ab Werk gealterte Gitarre, die ich mal in den Händen hatte), sowie einige echt alte LP Customs von 70ern bis 90ern, hauptsächlich MIJ.
Die Kopfplatte der Maybach gefällt mir sehr gut. Die angeschlagenen Kanten des Headstocks zeigen sich tatsächlich bei den meisten älteren Paulas in ähnlicher Form, die Nitrolackrisse quer zur Halsrichtung genauso.
Die komplette Hardware sieht auch wirklich toll aus. Besonders die Mechaniken und das Tailpiece gefallen mir. Das nicht mehr glänzende Gold und der teilweise Übergang ins silbrige, sowie die teilweise leicht rostigen Schrauben sehen sehr authentisch aus.
Beim Korpus ist für meinen Geschmack ein wenig zu viel gemacht worden. Die Lackabplatzer in Bindingnähe sind noch in Ordnung, aber der Abrieb bei allen 4 Potis trifft nicht ganz meinen Geschmack.
Dadurch zeigte sich aber auch das Holz der Decke, welches deutlich heller ist als das Holz, das sich bei den Crackles an Kopfplatte und Bodyrückseite zeigt. Deshalb gehe ich davon aus, dass diese Custom auch eine Ahorndecke besitzt, im Gegensatz zu den Infos des Vertriebs. Das ist mir persönlich sehr Recht, da eine Ahorndecke dem Sound angeblich mehr Höhen verleiht, während die Vollmahagoni-LPs sehr warm und basslastig daherkommen.
Die Lackrisse am Korpus schienen bei den Bildern des Verkäufers ziemlich extrem zu sein, das lag aber an der Belichtung (siehe auch meine Bilder unten). In der Realität ist der Kontrast nicht so groß, die Risse erscheinen nicht weißlich.
Der Hals und das Griffbrett sind ohne Alterserscheinungen geblieben.
Unter diesem Aspekt zeige ich euch nun den Rest an Bildern
Der Blitz beim letzten Bild enthüllt, was ich mit bloßem Auge gar nicht erkannt hatte: Durch die Überbelichtung werden die sichtbaren Risse weißlich dargestellt, aber es zeigen sich auch viel mehr schwache, dünne Lackrisse.
Die Verarbeitung:
Die Gitarre kam im Koffer, mit Luftpolsterfolie darum in einem großen Karton, sicher verpackt zu mir.
Die Einstellung war (für mich) direkt perfekt. Oktavreinheit, Saitenlage und Halskrümmung sind optimal, ein 10er Satz D'addarios ersparte mir den ersten Saitenwechsel. Die Bünde sind gut abgerundet, die Gitarre kam schlicht und einfach spielfertig und -freudig bei mir an. So muss das sein!
Die Bindings sind überall sauber ausgeführt, die Stimmung wird von den Mechaniken und dem GraphTech-Sattel sehr gut gehalten. Durch die Kupfer-Abschirmung ist die LP wirklich sehr sehr ruhig, ich muss nun andauernd auf die LEDs der Pedale schauen, ob sie an sind, bei der Strat und Tele hört man das deutlich (auch meine Gretsch und SG mit Humbuckern sind nicht ganz so leise!)
Das Griffbrett mit den Blockinlays gefällt mir auch, ich tippe darauf, dass es wohl aus Palisander besteht. Custom-typisches Ebenholz wäre (glaube ich) dunkler.
Das geringe Gewicht von 3,56 kg schont dankbarerweise meinen Rücken, leider kann ich nicht sagen, ob dies durch Chambering erreicht wurde oder nicht. Eine französische Beschreibung betont jedenfalls die "händische Holzauswahl" und das "sehr leichte Honduras-Mahagoni".
Der Sound:
Kommen wir zum Wichtigsten! Wie tönt das gute Stück den nun?! Da will ich gar nicht lange drumrumreden, da müssen Soundfiles her! Eins soll nur gesagt sein, vom Output ist sie meinen restlichen Gitarren gar nicht so unähnlich, ein bisschen mehr als Strat & Tele, ein bisschen weniger als meine SG.
Der Recordingaufbau war folgender: Maybach LP --> Sommer Spirit XXL --> Buffer vom EHX Soul Food --> Pedalboard* --> Laney Lionheart L20H mit ein wenig Reverb bei Clean --> HB 2x12" mit V30s --> Shure SM57 --> BOSS BR 600 komplett trocken --> PC (in mp3s konvertiert)
* Das Pedalboard war bei den reinen Cleansounds nicht angeschlossen, für den Rest dann schon!
Man möge mir alle spielerischen Unzulänglichkeiten verzeihen, ich habe alles möglichst zügig eingespielt, der richtige Sound kommt ja rüber! Die Lautstärke war dabei leider Zimmerlautstärke, man hört ja das ein oder andere Umschaltgeräusch.
Clean-Chords, alle PU-Stellungen von Hals-Mitte-Steg:
https://soundcloud.com/bensonssounds/clean-halspu-beidepus-stegpu
Clean, Single-Notes, alle PU-Stellungen von Hals-Mitte-Steg:
https://soundcloud.com/bensonssounds/clean-singlenotes-hals-beide-steg
Clean, beide PUs, Slapback:
https://soundcloud.com/bensonssounds/beidepus-clean-slapback-1
2.Kanal Laney, alle PU-Stellungen von Hals-Mitte-Steg:
https://soundcloud.com/bensonssounds/2ch-hals-beide-steg
2.Kanal Laney, Steg-PU, KingofClone & Zendrive:
https://soundcloud.com/bensonssounds/stegpu-2ch-kingofclone-zendrive
2.Kanal Laney, Steg-PU, Soul Food:
https://soundcloud.com/bensonssounds/stegpu-2ch-ehx-soulfood
Fazit:
WOW! Geiles Teil
Natürlich befinde ich mich noch in der "Honeymoon-Phase", aber es kommt ein wirklich toller Paula-Sound aus den Boxen, der mir richtig gut gefällt. Dabei sind die Pickups meinem Geschmack nach gut ausbalanciert. Der Geselle am Hals tönt eben voll und warm, aber matscht nicht, wie es mir bei vielen Paulas immer zuwider war. Der PU am Steg liefert ein ordentliches Rockfundament, weiß aber auch clean zu überzeugen.
Die erste Bandprobe muss sie noch absolvieren, da wird sichs zeigen, ob sie bei gehobener Lautstärke noch ein wenig mehr drückt, ob dann vielleicht ein wenig die Bässe zurückgenommen werden müssen, und vor allem wie die Potis dann mit dem Amp reagieren.
Dabei komme ich auch zu meinem einzigen wirklichen Kritikpunkt: Das Wiring! Warum spendiert man einer solchen Paula mit Amber PAFs kein 50s-Wiring mit ein paar netten Caps?! Gut, dasselbe frage ich mich auch bei der ein oder anderen Gibson Les Paul... Das werde ich wohl irgendwann nachrüsten lassen.
So, ich hoffe, dass alle Bilder und Soundbeispiele erfolgreich hochgeladen sind und euch das Lesen, Sehen und Hören Spaß gemacht hat und ich euch einen guten Eindruck vermitteln konnte!
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