Diverse 12AX7/ECC83 Vorstufenröhren aus aktueller Produktion - und der Sound!

Myxin
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Hallo,


eins gleich zu Beginn für alle, die es ganz genau nehmen:

Röhren "klingen" nicht! Höchstens, wenn man sie auf den Boden fallen lässt... *g*

Man darf das aber in diesem Thread so schreiben, wenn man möchte! ; )


Das Thema ist im Prinzip nicht neu und taucht immer wieder in so vielen diversen einzelnen Threads auf, wenn gefragt wird "welche Vorstufenröhren könnt ihr mir für den Amp XY für V1, V2... usw. empfehlen?".
Manchmal gibt es konkrete Tipps, die Meinungen gehen auseinander, welche Röhre nun wie "klingt" - und manchmal heißt es auch "ist doch ganz egal, was du reinstopfst, klingt doch eh alles gleich".

Das hängt natürlich im Wesentlichen von der Schaltung des Amps ab, sehr vereinfacht gesagt auch davon, ob man es mit einem Vollröhrenamp im klassischen Sinne zu tun hat oder eben mit einem Hybrid (so wie z.B. die Blackstar HT Serie, Engl Gigmaster, Hughes & Kettner Statesman - um mal einige zu nennen), bei dem die Röhren weniger Einfluss auf den Klang ausüben.


Folgendes Video möchte ich euch nicht vorenthalten:



Ich finde, das war eine richtig coole Idee, die verschiedenen Röhren mal an der V1 Position auf diese Art zu testen - nämlich mit nem Looper und einem Apparat zum Umschalten (ich nenn es jetzt einfach mal so ; )).
Bisher hat man bei Vergleichen immer das Problem gehabt, dass Leute einfach vorher und nachher versuchen, das Gleiche live über den Amp zu spielen - was natürlich nie exakt identisch ist (verschiedene Anschlagstärke, etvl. leicht veränderte Position des Mikrofons nach dem Röhrentausch usw.). Oder es handelte sich um irgendwelche Hi-Fi Verstärker, über die Musik abgespielt wurde.
Hier gibts nen Marshall zu hören, den jeder kennt! : )

Es ist natürlich klar, dass keine Röhre genau gleich wie eine andere aus der gleichen Produktion "klingt" - deshalb wird auch gern mal selektiert, z.B. nach der Anfälligkeit für "Mikrophonie", dem Grad der Verstärkung usw., weil im Herstellungsprozess eben Toleranzen entstehen, die sich letztlich auch auf den Klang auswirken.

Man kann, wenn man möchte, gewisse klangliche Tendenzen feststellen.
So hab ich das auch bei meinen Jet City Amps gemacht und auch schon vor einiger Zeit meine Eindrücke zu den gängigen neuen 12AX7 Röhren geschildert:

- JJ ECC83: Klingt sehr angenehm, aber etwas zu dumpf/leblos, man "verschenkt" damit Spritzigkeit

- JJ ECC803: Sehr warm, weiches und tiefes Low End, wäre was für den "Brown" Sound, klingt nicht übel, lässt aber Definition vermissen

- Sovtek 12AX7WB: Ziemlich dunkel, flach und steril, tut klanglich nicht weh, aber man "verschenkt" mit der Röhre meiner Meinung nach Klang Potential.

- Sovtek 12AX7WC: ziemlich ähnlich, nur mehr Gain

- Sovtek 12AX7LPS: Sehr guter tighter Bass, lebendiger als die Sovtek WB, wäre was für "Schweinerock" mit Medium Gain Einstellungen

- Electro Harmonix 12AX7: Sehr viel Gain, etwas weniger lebendig, das volle Brett, etwas harte Höhen, nur für die ganz harte Schiene was

- Tung Sol 12AX7: moderat Gain, schlank, wenig Bass, sehr viele Mitten und Hochmitten, wirkt dadurch etwas kreischig, könnte ich mir für Power Metal und viele Leads vorstellen, evtl. für Drop Tunings

- TT 12AX7 Classic: Fast so viel Gain wie die Electro Harmonix (also überdurschnittlich), weniger Bässe, dafür recht spitze Höhen (Fizz-Gefahr), ansonsten recht brilliant und dynamisch

- TT E83CC Standard: Viel Gain, sehr viel Bass, wenig dynamisch, komprimiert sehr stark, für fette Rhythm Arbeit evtl. was

- Ruby 12AX7 AC7: Sehr luftig, feinzeichnend und dreidimensional, an sich eine super Röhre, passt aber wohl besser in Vintage Amps mit wenig Gain, bei mehr Gain klingts etwas aufgeblasen

- Ruby 12AX7 AC5: Liegt klanglich zwischen der JJ ECC83 und der TT12AX7 Classic, nicht so viel Gain und Höhenbiss wie die TT (obwohl sie optisch gleich aussehen), mehr Wärme, dennoch kein Mulm

Das sind meine persönlichen Eindrücke und klar ist das alles Geschmackssache. Für bestimmte Stilrichtungen ist die eine Röhre mehr als die andere geeignet und umgekehrt. Das muss jeder selbst ausprobieren und rausfinden, was ihm taugt. Und natürlich hängt der Gesamtsound auch von der Gesamtkombination - also den übrigen verwendeten Röhren(herstellern/typen) ab.
Ich hab testweise auch schon öfters den Amp komplett mit JJs oder Shuguangs bestückt und nur die einzelnen V1 probiert, da erkennt man die Unterschiede schon ganz gut.

Aktuelle Anmerkung dazu: Die JJs mag ich "trotzdem" recht gerne, gerade weil sie im Vergleich zu den chinesischen Röhren super verarbeitet sind und auch helfen, dem Amp etwas mehr Wärme zu geben und ihm Fizz zu nehmen. Wenn man mehrere vorrätig hat, lohnt sich auf jeden Fall auch ein Umstecken der einzelnen Positionen, um das beste Klangergebnis zu erhalten.

Es gibt auf der Page von Amplifiedparts.com (den Machern des oben gezeigten Videos) eine super-geniale Liste sämtlicher 12AX7 aus aktueller Produktion, sogar mit jeweiliger vereinfachter Zeichnung zum signifikanten Aufbau der jeweiligen Röhre. Da hat sich jemand sehr viel Mühe gemacht und ich möchte das euch auf keinen Fall vorenthalten: http://www.amplifiedparts.com/tech_corner/12ax7_comparison_of_current_made_tu bes


Und wozu jetzt das Ganze?

Einfach so! Ich find Röhrenamps einfach toll und liebe den Sound! : )

Und ich vermute mal, dass es vielen von Euch genauso geht.

Der Thread soll einfach zur groben Orientierung und zum Erfahrungsaustausch über verschiedene neue 12AX7/ECC83 Röhren dienen.

Ich hab das Thema bewusst auf diesen Röhrentyp eingeschränkt, weil nun mal die meisten Gitarrenamps damit im Preamp bestückt werden - und auch die vielen NOS Röhren mal außen vor gelassen, da sie in der Regel ziemlich teuer sind und man auch ein bisschen Glück braucht, um welche zu ergattern, die noch gut in Schuss sind und so "klingen" wie sie sollten.


Ich würde mich freuen, wenn der Thread dem ein oder anderen von euch ein bisschen weiterhilft bei der Suche nach der "besten" Vorstufenröhre. : )
 
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Noch eine kleine Ergänzung:

Es würde mich sehr freuen, wenn hier jemand auch schon Erfahrung zu folgenden 12AX7 Röhren gemacht hätte und darüber berichten mag:

- Genalex Gold Lion ECC83/12AX7
- Full Music 12AX7
- PSVANE 12AX7

Die habe ich selbst noch nicht getestet, weil mein Geldbeutel sich ein bisserl dagegen sträubt! ; )


Übrigens hab ich beim Stöbern auch noch Folgendes gefunden:

Cryo Tuning für Röhren... gibt es scheinbar schon seit 5 (!) Jahren - wenn das der Pipper wüsste... *g*

http://tubedepot.com/bsctfaq.html
http://tubedepot.com/bsct.html (Liste der Cryo getunten Röhren - meint ihr, dass das etwas über die Qualität der jeweiligen Modelle aussagt, die es sozusagen "wert" waren, diesem Verfahren unterzogen zu werden? Gold Kontakte alleine machen die Röhre ja nicht "besser" - aber oft werden die güldenen vorab im Werk handselektiert).

Vielleicht leg ich mir auch noch ein paar Tuben ins Gefrierfach! : )
 
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Ich finde Du hast Dir hier viel Mühe mit dem Thread gemacht:great:. Schade das bisher so wenig Resonanz kam, die kommt hoffentlich noch!

Ein paar kurze Anmerkungen zum Video: Ich finde das Vorgehen eine coole Idee. Allerdings ist das Setup schon sehr speziell. Es wäre tol gewesen, lwenn in Verbindung mit dem JCM 800 auch ein Standard Celestion Speaker benutzt worden wäre (also ein V30 G12T75 oder ein Greenback), denn das ist der Sound den alle mit diesem Top kennen. Auch nur ein Mexico Strat zu nehmen ist etwas einseitig, eine Standard Les Paul als zusätzliche Alternative wäre sehr hilfreich gewesen. Der Einsatz des Loopers ist von der Grundidee ein guter Gedanke aber auch ein Soundfresser. Ich persönlich finde das soundtechnisch durch Mexico Strat plus Looper doch auch einiges an Ton verloren geht. Aber ansonsten ein sehr interessanter Ansatz.
 
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Danke fürs Feedback! : )

Der Thread wird sich nach und nach schon füllen. Die Frage, welche Vorstufenröhre man für welchen Sound empfehlen kann, wird ja hier auch öfters gestellt. Wenn ich das sehe, verweise ich auf den Thread hier.
Die Eindrücke sind natürlich sehr subjektiv und es hängt auch immer vom Amp und dessen Schaltung ab, ob es klangliche Unterschiede gibt und wenn ja, wie diese dann ausfallen.
Alleine das Beschreiben von Sound mit Worten bringt ja schon Probleme mit sich.
Aber ich denke, es bietet zumindest eine grobe Orientierung.

Wie du in dem anderen Thread auch schon gesagt hast, führt letztlich nur das Selbst-Ausprobieren zum Ziel - sonst hättest du evtl. keine Mesa Röhren gekauft, sondern die normalen JJs. Ich glaube dir auch, dass du da Unterschiede gehört hast. Die gibt es unter den "normalen" JJs auch - sonst wäre eine Selektion ja wenig sinnvoll.

Das, was zählt, ist der Sound, der am Ende rauskommt.
Klar kann man mit Modding (dh. dem Wechsel von ein paar Kondensatoren und Widerständen) noch drastischere Unterschiede erzielen, aber man sollte den Einfluss der Röhren deshalb nicht unterschätzen. Ich bleib dabei - wenn man wirklich die für einen subjektiv am miesesten klingenden Röhren für einen bestimmten Amp erwischt, dann kann man sich damit den ganzen Sound versauen. Mit den subjektiv besten Röhren kann der Amp dagegen spitze klingen.
Die meisten, die sich keine Gedanken über die Röhrenwahl machen, landen wahrscheinlich irgendwo in der Mitte von diesen beiden Extremen und sind zufrieden.

Wer aber wirklich das Allerbeste aus seinem Amp rausholen möchte, kommt nicht drumrum, verschiedene Röhren auszuprobieren! : )
 
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Danke Myxin! ...irgendwann müsste man dir mal nen HFU-Award geben! ;)
 
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Also ich verfolge den Threat durchaus, hat Er klasse gemacht der Myxin. :great:

Ich hab auch immer gerne mit Vorstufenröhren rumexperimentiert, nur zur Zeit klingt mein Amp so dermaßen geil, da gibbet nix mehr zu tunen. :D
 
Interessanter Test - aber ich glaube, es ist auch immer ein wenig Geschmacksache mit dabei.
Außerdem spielt die "Tagesform" des Gehörs auch eine Rolle.

Ich hab auch mal mit User meikii einen Röhrenvergleichstest am JMP gemacht. Hier hört man teilweise nur Nuancen, die mMn im Bandkontex zu vernachlässigen sind.

Aber letztens hab ich mal verschiedene Vorstufenbröhren am Orange Micro Terror versucht.
Hier lagen Welten dazwischen. Ab Werk ist übrigens eine JJ ECC83 drinnen - falls noch keiner nachgeschaut hat.
 
Das, was zählt, ist der Sound, der am Ende rauskommt.
Klar kann man mit Modding (dh. dem Wechsel von ein paar Kondensatoren und Widerständen) noch drastischere Unterschiede erzielen, aber man sollte den Einfluss der Röhren deshalb nicht unterschätzen. Ich bleib dabei - wenn man wirklich die für einen subjektiv am miesesten klingenden Röhren für einen bestimmten Amp erwischt, dann kann man sich damit den ganzen Sound versauen. Mit den subjektiv besten Röhren kann der Amp dagegen spitze klingen.
Die meisten, die sich keine Gedanken über die Röhrenwahl machen, landen wahrscheinlich irgendwo in der Mitte von diesen beiden Extremen und sind zufrieden.

Wer aber wirklich das Allerbeste aus seinem Amp rausholen möchte, kommt nicht drumrum, verschiedene Röhren auszuprobieren! : )
Da bin ich voll und ganz bei Dir:great:
 
ich oute mich mal als taube Nuss... :redface:
falls ein Unterschied im Sound (bei dem 6er Versuchsaufbau) war, liegt der unterhalb der Audioqualität (vermutlich) oder meiner Hörschwelle
die klingen für mich in dem clip völlig identisch... :gruebel:

cheers, Tom
 
Haha ok!
Ich muss zugeben, so riesengroß sind die Unterschiede in dem Clip nicht. Mag auch sein, dass ich beim Zuhören noch die ein oder andere Eigenheit dieser Röhren, die ich alle sehr gut kenne, "suche" und finde. Sind aber zweifelsohne da, also bitte nicht wieder die Psycho-Akustik Debatte anzetteln! ; )

Man muss auch dazu sagen, dass er in dem Clip den Rest der Vorstufe immer gleich mit JJs bestückt hat und ja "nur" V1 wechselt.

Wenn du mal einen Vollröhrenamp komplett in der Vorstufe mit normalen Standard Shuguangs bestückst und einmal komplett nur mit JJs, dann wird wirklich JEDER einen sehr großen Unterschied hören, auch Nicht-Gitarristen.

Das hängt wie bereits gesagt auch vom Amp und der Schaltung ab, ebenso von der Box, dem Speaker, der Gitarre usw.. Auch das Spielgefühl kann so ein Video nicht wiedergeben, das muss man halt selbst erleben.

Ich bleib jedenfalls bei meiner Aussage, dass ein Röhrenwechsel bzw. das Herumprobieren damit sich für die Leute lohnt, die ohne weitere Modifikationen das Beste aus ihrem geliebten Röhrenamp rausholen wollen. Und das war eben die Intention zu diesem Thread.
 
ich nehme dir das durchaus ab... du hast dir ja einige Mühe in dieser Richtung gemacht
deswegen tendiere ich eher dazu, dass die Aufnahmequalität einfach unterirdisch ist... gab ja auch kein HD-irgendwas
es beruhigt mich schon, wenn du sagst dass es wirklich schwer zu hören ist :D
die Idee mit dem Umschalter ist wirklich gut... aber die Umsetzung...

cheers, Tom
 
Naja, ich hör wie gesagt schon Unterschiede raus, weiß aber wohl auch, worauf ich da achten muss.
Es gibt bei Youtube auch zahlreiche HD Beispiele aus dem Hi-Fi Bereich - falls jemand danach suchen möchte, mit diversen 12AX7 (u.a. auch viele NOS Röhren). Da hört man die Unterschiede noch deutlicher. Also nur als Ergänzung für die Fraktion, die behauptet, dass 12AX7 gleich 12AX7 ist und eh immer gleich "klingt". Das stimmt nämlich definitiv nicht!

Zur Hilfe hab ich ja noch nen Beitrag von mir zitiert, in dem ich meine subjektive Einschätzung niedergeschrieben habe, wo ich die klanglichen Unterschiede diverser gängiger 12AX7 sehe bzw. höre. Das hilft ja evtl. zur groben Orientierung.

Jedenfalls danke fürs Feedback Telefunky! : )
 
Super Beitrag! Hat mir zu denken gegeben. Werde wohl demnächst mal wieder mit den Preamp Tubes experinentieren. Danke für die Recherche und Vorstellung des Materials. Beste Grüße, J
 
Von JJ gibt es eine neue ECC83, die ECC83MG:

JJ ECC83 MG.jpg

Bob von Eurotubes schreibt dazu:

"The JJ ECC83 MG is a "Mid Gain"; 12AX7 type tube. It utilizes a medium length ribbed plate design that is much like the old Amperex and Brimar European designs. It retains all of the definition and detail that the ECC83S short plate and the ECC803S long plate tubes have but it has slightly less gain than the ECC83S but a bit more gain than the ECC803S.
Sonically it's nice and thick sounding with a good edge that's not brittle. It has plenty of definition even when used in an amp with lots of gain and the microphonics are very low. The ECC83 MG is a little more polite than the ECC83S which is pretty aggressive. The ECC83 MG has a fair amount of harmonic density but remains very open sounding whether played clean or overdriven. All in all it's a really nice sounding tube..."


Man darf gespannt sein! Ich werde die auf jeden Fall auch mal testen!

Könnte auch interessant sein für alle, die weniger Hi-Gain, sondern mehr clean und angezerrt spielen wollen.
 
Vielleicht interessiert das ja den ein oder anderen:

 
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Da manchmal die Verwirrung bei den verschiedenen Bezeichnungen für 12AX7 Vorstufenröhren groß ist, habe ich hier eine kleine Übersicht über die erhältlichen Pendants erstellt:

12AX7 (US Bezeichnung) = ECC83 (europ. Bezeichnung) - es handelt sich jeweils um den gleichen Röhrentyp.


- JJ ECC83S (original) = TAD ECC83CZ Premium Selected, Ruby 12AX7CZ, Groove Tubes GTECC83S, Engl ECC83, Mesa 12AX7 (bzw. "Spax" mit Schirmung)

- JJ ECC803S (original) = TAD ECC803S Premium Selected

- Shuguang 12AX7B (original) = Shuguang 12AX7A (diese hat etwas weniger Gain), TAD 12AX7C Premium Selected, Ruby 12AX7AC5 HG, Tube Town TT12AX7 Classic (diese hat in der Regel recht viel Gain und Höhen), Groove Tubes GT12AX7C, Bugera 12AX7

- Shuguang 7025S (original) = TAD 7025 Premium Selected, Ruby 12AX7AC7, Genalex Gold Lion 12AX7 Silver Pin (nicht verwechseln mit der russischen Gold Pin Genalex, die aber fast gleich aufgebaut ist!)

- Sovtek 12AX7WA = Sovtek 12AX7WB (diese hat etwas mehr Gain), Groove Tubes 12AX7R

- Sovtek 12AX7 LPS (original) = Groove Tubes 12AX7R2, Genalex Gold Lion 12AX7 (diese ist minimal anders aufgebaut und selektiert), Mullard 12AX7 RI (nicht die CV4004 Version!), alte Electro Harmonix 12AX7

- Electro Harmonx 12AX7 (original) = Groove Tubes 12AX7R3



JJ Röhren werden in der Slowakei hergestellt von JJ Electronics (früher Tesla).

In Russland gibt es Svetlana SED ("Winged C"). Und Reflektor/New Sensor mit den eigenen Labels Sovtek, Tung Sol RI, Electro Harmonix, Mullard RI und Genalex Gold Lion - ebenso kommen die S-Style Svetlana (nicht "winged C") aus dieser Fabrik und sind den Sovteks recht ähnlich.

In China gibt es Shuguang/Sino mit einer breiten Palette an eigenen und teils "nachgebauten" Modellen, ebenso Full Music und PSVANE (als Hi-End Röhren neuer Produktion - eher was für Hi-Fi Anwendungen).

TAD, Ruby, Tube Town, Groove Tubes, Mesa, Engl, Bugera usw. stellen selbst keine Röhren her, sondern beziehen sie direkt vom Hersteller und labeln sie um.


Wer also etwas Geld sparen und nicht den Preis für die zum Teil arg überteuerten, umgelabelten Röhren bezahlen möchte, kann ruhig die Originale kaufen. BTB Elektronik und Tube Town bieten die Originalröhren auch in V1 Qualität an, diese werden vorher nach Mikrofonie und Nebengeräusche selektiert.

Unter Mikrofonie versteht man, dass die Röhre anfällig ist für Schwingungen und Einstreuungen. Man kann das selbst u.a. mit einem Klopftest prüfen, indem man leicht mit einem Bleistift an die Röhre klopft (und entsprechende Geräusche laut über den Amp übertragen werden).
Mikrofonische Röhren erzeugen - insbesondere, wenn sie in sehr empfindlichen Positionen sitzen (z.B. in der Eingangsstufe V1) und auch bei tendenziell höheren Lautstärken und/oder ungünstiger Positionierung (in der Nähe der Speaker bei Combos) - unerwüschte Geräusche, die sich wie ein "Klingeln", "Heulen" oder "Aufschwingen" bemerkbar machen, die Feedbackanfälligkeit ist dabei erhöht.

Unabhängig davon kann eine Röhre auch neben Mikrofonie, die nicht immer vorliegen muss, Nebengeräusche erzeugen, wie ein "Ploppen", "Knacken", "Rascheln" oder "Brummen". In dem Fall ist die Röhre meistens unbrauchbar und sollte ersetzt werden. Röhren, die nur leicht mikrofonisch sind, aber keine derartigen Nebengeräusche produzieren, kann man dagegen ruhig auch in weniger empfindlichen Stufen des Amps benutzen.


Ich empfehle für Eingangsstufen (V1 - in der Regel die Position, die der Input Buchse am nächsten ist) generell selektierte Röhren in "V1 Qualität", da alles, was in dieser Stufe an unerwünschten Geräuschen schon da ist, in den nächsten Gainstufen weiter verstärkt wird.
Da diese V1 selektierten Röhren auch nicht viel teuerer sind als die nicht selektierten, kaufe ich persönlich auch nur noch diese. Das hat den Vorteil, dass man die Röhren auch beliebig untereinander tauschen kann und so immer eine "V1" an erster Stelle hat.


Was ich auch noch anmerken wollte - sicher hat jede Röhren"marke" so etwas wie ihren eigenen "Trademark" Sound.

In diesem Thread findet man auch ein Zitat von mir, in dem ich versucht hatte, die verschiedenen Klangcharakteristika ein bisschen zu beschreiben.

Das ist allerdings immer:

a) sehr subjektiv
b) abhängig von den Toleranzen der Röhren innerhalb einer Baureihe (bei JJs ist die "klangliche" Streuung sehr hoch!)
c) abhängig von der Beschaltung bzw. dem verwendeten Amp und
d) abhängig von der Gitarre, dem Plektrum, den Pickups, dem Kabel, der Box, den Speakern usw. ; )

Es gibt also nicht "DIE beste Vorstufenröhre"


Wer einen guten Vollröhrenamp hat, für den lohnt es sich meiner Meinung nach auf jeden Fall, mit verschiedenen Vorstufenröhren (und natürlich auch Endstufenröhren - um die es in diesem Thread aber nicht geht) zu experimentieren!

Gerade, wenn man bedenkt, wie viel Geld viele für verschiedene Kabel, Saiten, Pedale usw. ausgeben - wie viel ein Satz guter Vorstufenröhren (die man durchaus jeweils für unter 20 Euro bekommt) in Relation zu einem möglicherweise teueren Amp kostet - kann man das ruhig wagen.

Ebenso darf man ruhig bedenken, dass Serienamps in der Regel mit nicht-selektierten Vorstufenröhren ausgeliefert werden, so gut wie alle in China produzierten Amps haben in der Vorstufe unselektierte China 12AX7 (da sind manchmal extreme Ausreißer dabei, die den Sound sehr schrill und schneidend machen können), ebenso werden viele andere "Markenamps", z.B. Marshalls mit diesen mit eigenem Label versehenen Röhren ausgeliefert.


PS: Falls jemand Fragen zum "Sound" von Röhren hat, bitte keine PMs an mich schreiben, sondern einfach hier stellen - davon profitiert dann auch die übrige Leserschaft.
 
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Genialer Beitrag! :)

Ich war kürzlich mal auf der Suche nach einer geeigneten Röhre für die Phase Inverter-Position und bin dabei auf dieses PDF gestoßen: http://www.guitaramplifierblueprinting.com/files/Phaseinverter.pdf

Hast Du dazu auch noch Tipps?

Kann man eigentlich so ein generelles Rezept ableiten wie man V1, V2 usw. aufeinander abstimmen kann? Ich denke da an sowas in der Richtung, dass an V1 z.B. eine eher neutralere Röhre verbaut werden sollte und dann an V2 und Folgenden die Charakter-bestimmenden Röhren besser aufgehoben sind? Ich bin noch dabei, beim Röhrentausch Erfahrungen zu sammeln. :)
 
Danke für die Blumen!

Die Röhre für den Phasentreiber ist in der Tat sehr wichtig und wie in dem von dir verlinkten PDF auch richtig angemerkt wurde, arbeitet diese Röhre sehr hart und das ist dann auch das, was solche Leute wie der Session-Olli immer wieder in ihren Demo Videos zu modernen Class A/B Hi-Gain Amps als "Endstufenzerre" bezeichnen (neben dem Speaker Breakup).

Ob die JJ ECC83S in der PI Position wirklich so schlecht ist, muss jeder selbst ausprobieren, ich finde sie bei manchen Amps richtig gut an der Stelle. Eine gute Alternative ist meiner Meinung nach auf jeden Fall die ECC803S, die sollte jeder mal an dieser Stelle gehört haben.
Die Sovtek 12AX7 LPS ist ein Klassiker im PI, funktioniert gut, ist recht stabil im Sound, aber auch etwas "dunkel". Ob diese Röhre auch deshalb so oft für den PI empfohlen wird, weil sie in V1 eher aufgrund der Anfälligkeit für Mikrofonie nicht gebraucht wird und auch im Kathodenfolger (genauso wie die Tung Sol) schnell kaputt gehen kann, sei mal dahingestellt.

Röhren "aufeinander abzustimmen" im Sinne von Kombinieren halte ich für den Königsweg!
Kein Amp ist wie der andere. Keine Röhre ist wie die andere.
Doug von Doug's Tubes hat mal so treffend gesagt "a tube is like a snowflake" - der Mann hat verdammt Recht!

Sicher sind die Streuungen bei diversen selektierten Serien geringer als bei unselektierten - wobei hier meistens auch nicht nach klanglichen Kriterien selektiert wird, sondern eben auf Funktionalität, niedrige Mikrofonie und Nebengeräusche. Wenn man z.B. wahllos JJs kauft, wird man klanglich eine große Bandbreite zur Verfügung haben. Die wenigsten klanglichen Unterschiede habe ich bei den Sovteks (WA und WB) und Electro Harmonix erlebt. Mit beiden Röhren kann ich wirklich wenig bis gar nichts anfangen je nach Amp und würde da jederzeit eine Svetlana S-Style (ebenso von New Sensor) bevorzugen.

In vielen Hi-Gain Amps wird z.B. eine reine JJ Bestückung zu mittig, dumpf, dunkel, mumfig klingen, eine reine China 12AX7B Bestückung zu grell, schneidend, kraftlos, zu wenig "organisch". Wenn man beide Typen gut miteinander kombiniert, kann man da sehr gute Ergebnisse erzielen.

Da hilft einfach nur, selbst auszuprobieren, was gefällt!
 
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Hi Myxin
danke für deinen informativen Beitrag!
Kannst du was zu den TAD Mullard Style Röhren sagen?
ST
 
Das ist die gleiche Röhre wie die Ruby 12AX7 AC7 HG bzw. Genalex Gold Lion 12AX7 Silver Pin bzw. "Preferred Series 12AX7" (gibts nur bei thetubestore.com).

Schön 3-dimensional, luftig, feinzeichnend - eine echt gute China Röhre.
In V1 von Hi-Gain Amps mag ich sie nicht so, in klassischeren Schaltungen (Fender Amps) schon eher.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass die für Hi-Fi Anwendungen noch gut zu gebrauchen ist.

Ich würde diese Röhre nicht von TAD kaufen, sondern die besagte Ruby, gibts sogar als HG+ bei Banzaimusic.com für ca. 20 Euro.

Bei TAD gibts zwei Versionen, habe ich gerade gesehen, die 7025 und die 7025S. Inwiefern die sich wieder unterscheiden, kann ich dir aber auch nicht sagen. Wahrscheinlich in der Selektion. Ich blicke bei TAD selbst manchmal nicht mehr durch bei all den irreführenden Bezeichnungen (z.B. WA > Sovtek? > nein China).

Und was die neue Mullard RI von New Sensor betrifft, das ist eine umgelabelte Sovtek 12X7 LPS und hat mit einer guten, britischen NOS Mullard nichts gemeinsam.
 
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