Das Problem des Ur-MicroKorg (also nicht XL oder XL+) ist, daß er nur 4 Stimmen hat, also nur 4 Töne gleichzeitig erzeugen kann.
Dem absoluten Synthesizerlaien sei dazu noch gesagt: Bei einem Synthesizer ist die Note nicht zu Ende, wenn man die Taste losläßt. Es gibt oft noch die sogenannte Release-Phase, wo der Ton nach Loslassen der Taste allmählich ausklingt (und ich meine keinen Hall). Solange so eine Note ausklingt, belegt sie auf dem Synthesizer eine Stimme.
Jetzt sagen wir mal, du spielst auf dem MicroKorg einen Flächensound mit einem dreistimmigen Akkord. Ein Flächensound funktioniert natürlich nur mit einer schönen Releasefahne, in die die nächsten Noten sozusagen reinlaufen. Du belegst zum gegenwärtigen Zeitpunkt drei Stimmen.
Nun greifst du auf einen anderen Akkord um, bei dem zwei Noten anders sind. Du läßt zwei Tasten los, die dazugehörigen Noten klingen langsam aus, du drückst zwei neue Tasten, während die beiden alten Noten noch ausklingen - und jetzt hast du ein Problem. Solange die alten Noten ausklingen, belegen sie Stimmen. Eine Note hältst du - eine Stimme -, zwei klingen aus - nochmal zwei Stimmen, also schon drei -, und damit hat der MicroKorg nur noch eine Stimme frei. Jetzt willst du aber zwei neue Noten spielen. Wenn du die drückst, wird der MicroKorg eine der ausklingenden Noten hart abschneiden. Und das klingt dann nicht gerade "flächig".
Ein Synth für tragende Hintergrundflächen sollte mindestens sechs oder acht Stimmen haben.
Gegen den MicroKorg als sanften Flächenleger spricht noch etwas: sein Klangcharakter. Der MicroKorg kann sich nicht im Mix unterordnen. Der MicroKorg kann nicht soft. Der MicroKorg ist klanglich ziemlich hart und kann nur voll-auf-die-12. Schöne, sanfte, softe, wabernde, diffuse Flächenakkorde im Hintergrund - dazu ist er nicht in der Lage.
Martman