Das ist ein Problem, was IMHO viele "große" Bands haben. Sobald sich der Erfolg einstellt und die Musik an jeder Straßenecke gespielt wird (Mainstream-Radiosender, 0815-Musikshows...) ändert sich auch die Struktur der Hörer bzw. Konzertbesucher. Zu den Fans der ersten Stunde und den Genre-Hörern gesellen sich eine Menge "Konsumenten" (früher waren das immer die typischen Single und Sampler-Käufer, Alben wurden eher selten gekauft), die die Band nur kennen, weil sie mal auf dem Bravo-Cover waren. Sie kennen dementsprechend halt auch nur die Songs, die im Radio laufen oder zu denen es ein Musikvideo ist.
Damals 2003 hat NDR 2 Werbung für die Metallica-Tour gemacht und als Promo-Song haben sie natürlich nichts von St. Anger gespielt, sondern "Mama Said" (wenn es wenigstens "Nothing Else Matters" gewesen wäre
, aber das war derzeit ein wenig ausgelutscht, da es aufgrund der S&M mehr oder weniger in Heavy-Rotation der Sender lief). Ein Kollege aus dem Studium hat sich damals aufgrund des "Hypes" auch die St. Anger geholt und ist fast umgefallen, als er die CD bei uns im Arbeitsraum eingelegt hat und das lag nicht nur am "schrägen" Sound des Albums. Er hat doch etwas "sanftere Musik erwartet
.
Dementsprechend gemischt ist auch das Publikum auf den Konzerten. Ich war 1999 das erste Mal auf einem Metallica-Konzert (zusammen mit Sepultura, Ministry und der Bloodhound Gang) und das Publikum bestand nicht nur aus Metal-Heads. Dazwischen waren mehr als genug Leute, die ich eher auf irgendwelchen Pop-Konzerten erwartet hätte und man hat ihnen auch angesehen, dass sie nicht so sehr mit der Materie vertraut sind. So einige der älteren Songs schienen ihnen dann doch unbekannt.
Diesen Leuten ist dann auch egal, ob Kirk jeden Ton trifft, oder welches Equipment die Band spielt und wie die EQ-Settings der Amps sind.
Das Phänomen gibt es natürlich auf anderen Konzerten auch. Es gibt Leute, die wirklich zuhören, dann die Leute die einfach nur zur Musik abgehen und die Leute, die sich besaufen und denen die Musik aber scheißegal ist. Hauptsache gute Stimmung. Auf Festivals sind diese Leute meiner Meinung nach mehr vertreten, als auf den jeweiligen Tour-Konzerten der Bands.
Man kann die letzte Gattung schon mit den Event-Fans derzeit beim Public Viewing vergleichen. Ein Großteil weiß vielleicht, dass der Ball rund ist und das Spiel 90 Minuten dauert, ansonsten sehen sie sich aber nur die Spiele der eigenen Nationalmannschaft alle zwei Jahre bei den Turnieren an.
Wahrscheinlich färbt das dann schon auf die ein oder andere Band ab. Warum "gut" Spielen, wenn die Leute da unten doch eh von Tuten und Blasen keine Ahnung haben?