Der Linkshänder-Geigen-Thread

  • Ersteller wolf.thoene
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Ich versuch´ mal ne "vernünftige" Erklärung.

Selbst unsere Vorfahren vor 1 Millionen Jahren wiesen wohl bereits sowas wie "Händigkeit" auf. Die Mehrzahl der Neandertaler sei bereits rechtshändig gewesen. Viele Aufgaben werden auch von Affen (Hunden, Katzen..)nach ansteigender Komplexität zunehmend mit der "dominanten" (häufig rechten) Hand/Pfote verrichtet. Habe ich ebenfalls so beobachtet. Ich persönlich empfinde es beim Gitarrespielen (Klassik ) auch komplexer, was die rechte Hand, genauergesagt die Finger, zu verrichten haben. Dort kommt zur zwar nicht ganz soo variantenreichen Motorik meist aber noch eine höhere Bewegungsgeschwindigkeit hinzu als bei der linken. Also Tempo als Kriterium. Dass, was Cala ja schon ansprach. Diese Bewegungsgeschwindigkeit der Finger fiel dann beim Übergang zum Streichinstrument langsam mehr der linken Hand (Fingern) zu. Nach und nach, da die Anfänge des Streichens ja auch noch nicht so virtuos waren,…womit wir auch gleichfalls bei Cellos Annahme wären. Zudem ist vielleicht die Blickrichtung mit ein Grund? Schauen nicht die meisten Rechtshänder das was sie betrachten, von rechts nach links an? Und dass dies auch ein Grund ist, warum man bereits bei den ersten Zupfinstrumenten das Griffbrett links anlegte, da die Mehrheit der Menschen rechtshändig war/ist, somit von rechts nach links auf´s Geschehen schauen konnte. Demzufolge wäre das Halten der Geige für Rechtshänder auf der linken Schulter sowas wie ein taktil-visueller `Kompromiss´. Und was ist mit dem Gehör? Das linke Ohr am Klangkörper bevorzugt?

Oder hab´ ich jetzt nen Rechtsgewinde auf links genudelt?:gruebel: Egal, das Hirn kann bilateral...

Grüße
Kylwalda
 
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Hallo,
...Und zum anderen würde mich brennend heiß interessieren, ob Linkshänder, die schon lange auf Rechts spielen anfangs ein ähnliches Problem mit der.. ich nenne es mal Sensibilität und Motorik der Rechten Hand beim Streichen hatten, sich das aber mit der Übung legt? Dass man irgendwann mit Rechts super streichen kann ist mir klar, aber fühlt es sich "echt" an?
Hoffe, es war verständlich :)

Hallo zusammen,
ich lese in diesem Forum schon geraume Zeit mit und bin gestern über diesen Linkshänder-Geigen-Thread gestolpert. Und spätestens damit wurde es Zeit, dass ich mich anmelde und vielleicht hier meine speziellen Erfahrungen einbringe.
Ich bin Linkshänder und habe mit 7 Jahren angefangen Geige zu spielen. Nun ist das mittlerweile 35 Jahre her, insofern erinnert man sich sicherlich nicht mehr an alles so richtig. Die Zeit damals war eher so geprägt, dass Linkshänder, soweit möglich, die Dinge wie Rechtshänder lernen um manche Schwierigkeiten, die ein Linkshänder hat, wenn er z.B. mit links schreibt eben nicht zu haben.
Irgendwie empfand ich persönlich das damals nicht als Zwang, oder als "Einschränkung meiner Persönlichkeit", sondern als Herausforderung und eigentlich ganz spaßig das Schreiben mit rechts zu lernen. Ich schreibe nach wie vor rechts, mit einer kurzen Ausnahme: Als 17-Jähriger hatte ich mal rechts nen gebrochenen Finger und musste wegen Gips links schreiben. Das war dann echt eine Qual und war total langsam und unleserlich, obwohl ich Linkshänder bin und schon immer mit links male und zeichne, esse, Tischtennis spiele usw. Es war ungewohnt und ich war froh, das ich nach dem Gips wieder rechts schreiben durfte.
Bei der Geige, die mir anfangs mein Opa beigebracht hat, hatte ich überhaupt nicht nachgedacht, ob ich sie eigentlich anders halten wollen würde. Ich habe es so gemacht, wie es mir beigebracht wurde und hatte dabei genauso viele, bzw. genauso wenige Probleme wie meine Klassenkameraden, die Rechtshänder waren. Es war für mich "vom Empfinden her" überhaupt nicht unlogisch und ich habe mir deshalb auch nie Gedanken drüber gemacht. Als Linkshänder war ich gewohnt Dinge anders zu machen als andere. Und es kam eigentlich nur darauf an, wie ich "anfange" Dinge zu tun. Essen z.B.: Ich begann links mit Gabel und Löffel. Dann kam das Messer in der Rechten dazu. War eigentlich kein Problem. Wenn ich allerdings nur mit einem Messer arbeite mache ich das natürlich links.
Um wieder auf die Geige zu kommen: Ich fand es eher einfacher wie die anderen, die mit der Greifhand Schwierigkeiten hatten, vorallem mit Kraft, kleinem Finger usw. Das mit der Bogenhaltung und-führung war eigentlich nicht so schwer. War ja auch erstmal alles Legato. Das Greifen dagegen lief gleich relativ gut und als ich dann Vibrato lernte klappte das auf Anhieb echt gut und ich wurde oft für meinen "schönen Ton" gelobt. Auch Spiccato, Staccato, Streichforzierungen, leises Streichen ging mit dem Bogen bald relativ leicht und gut. Jedenfall hatte ich nie den Eindruck, dass ich hier Nachteile gegenüber anderen hätte, oder langsamer wäre. Bei schnellem Martelée, also Spiccato (Springbogen) eher in der Mitte des Bogens tat ich mir schwer, vielleicht wäre das andersrum leichter gewesen. Aber hier kommt eben auch total die Bogenqualität, bzw. die Ausgewogenheit zum tragen und es klappte mal mit dem einen, mal mit dem anderen Bogen besser. Aber ganz ehrlich: Wie oft brauche ich diese Spielart? Da brauche ich mein Vibrato vieeeeel öfter. Letztendlich bin ich eigentlich froh als Linkshänder die Geige links zu halten:) Für mich "forme" ich auch den Ton gefühlt links und der Bogen macht intuitiv den Rest dazu.

Nun zur Gitarre, die hier auch kurz angesprochen wurde:
Da ich die erst mit 16 Jahren anfing, war ich es schon von der Geige her gewohnt das Instrument links zu greifen. Alle Versuche andersrum fühlten sich falsch und komisch an, also spiele ich auch Gitarre wie ein Rechtshänder. Das ist auch hier beim Greifen, beim Bending, beim Vibrato ein Vorteil... und auch die Zupftechniken, oder schnelles Spielen mit Plecktrum, auch abgedämpft mit dem Handballen, empfinde ich als kein Problem, obwohl ich das mit rechts mache.

Es mag sein, dass ich kein "einseitiger" Linkshänder bin. Ich habe also eine gewisse Grundgeschicklichkeit auch in der rechten Hand, aber die haben Rechtshänder eigentlich genauso in ihrer Linken, sonst könnten sie viele Dinge ja nicht mit zwei Händen machen. Meine Linke ist absolut meine dominante Hand. Trotz allem kommt es in den meisten Fällen nur darauf an wie man was lernt, also mit welcher Hand man intuitiv anfängt. Und da mache ich Dinge, die mit links eben nicht gehen auch ganz intuitiv mit rechts und kann sie am Ende genauso gut wie ein Rechtshänder. Alle anderen mache ich natürlich mit links :)

Ich will jetzt nicht noch länger schreiben, sonst wird das hier ein Roman, aber ihr dürft gerne nachfragen, wenn was unklar ist :)
 
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Hallo GeiGit und welcome im Forum,

das ist eine schöne Geschichte, die hier auch ausgezeichnet hinein passt.

Ich denke, daß das Spielen eines Streichinstrument derart fordernd ist, daß es gerade egal ist, ob man Rechts- oder Linkshänder ist.

Ein "Denkmodell" meines Lehrers für gezielte Einzelübungen war, das chinesische Tschi (die Aufmerksamkeit) an den geforderten
Ort zu lenken. Diesen "Konzentrations-Ort" kann man tatsächlich sehr exakt platzieren - auch in beide Hände und sogar einzelne Finger.

Eine Aussage bei der Geige war: "der Rhythmus wird mit der linken gemacht" - Das würde ich auch sagen.

Als ich mit Gitarre anfing, hieß es dann: der Rythmus wird rechts gemacht, egal, was links passiert - auch das ist richtig.


cheers, fiddle
 
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Ich denke, daß das Spielen eines Streichinstrument derart fordernd ist, daß es gerade egal ist, ob man Rechts- oder Linkshänder ist.
Genau so ist es!
Keine Hand ist unwichtig und macht z.B. nur "Haltearbeit" oder ähnliches :)
Ich hab erst gestern Abend wieder spielen dürfen und fühl mich absolut wohl.
Es ist so ein wahnsinns Gefühl, wenn man sich in die Musik fallen lassen kann, eins wird mit ihr und die Finger nur noch Werkzeug sind, man vollkommen abschaltet und die Musik fühlt, lebt, atmet, ist... Wow! Das ist das erhebendste Gefühl das ich kenne!
Da ist es völlig unwichtig, welche Hand was genau tut :)
Lernen müssen beide ;-)
Ich würde es wieder so machen und auch als Linkshänder wie ein Rechtshänder spielen. Man hat viel mehr Auswahl an Instrumenten, kann auch mal die Geige oder Gitarre, oder den Bass eines anderen spielen und ist da absolut frei! Da ist es viel einfacher "sein" Instrument zu finden.
 
Na ja, das ist alles richtig und auch vollkommen in Ordnung, wenn ihr das so seht. Es stimmt auch, daß Linkshänder wohl weniger Probleme haben, Dinge mit rechts zu lernen, als Rechtshänder Dinge mit links. Das kommt aber wohl daher, daß vieles eben noch von Rechtshändern unterrichtet wird.
Ich mache z.B. auch einige Dinge mit rechts, weil mir die im Kindergarten oder sonstwo eben so beigebracht worden (ich bin sehr gespannt, wie das bald bei meinem Neffen gehandhabt wird).

Ich sehe hier aber halt einen Entwicklungsspielraum. Dinge verändern sich immer schneller.
Lieber GeiGit, denke mal kurz über deine Kindheit nach. Wie weit sind wir mittlerweile gekommen? Kinder werden nur noch selten dazu angehalten, Dinge mit ihrer nichtdominanten Hand zu erlernen. Vor 35 Jahren, was sind 35 Jahre im großen Ganzen, war das laut deiner Beschreibung total anders (mal von der Linkshänder-sind-vom-Teufel-Zeitperiode zu schweigen). Auch mein Vater ist ein umerzogener Linkshänder. Dieser meinte jedoch, ziemlich darunter gelitten zu haben. Menschen sind anders.

Klar, stellt man als Sechsjähriger den "riesigen" Opa, zu dem man wortwörtlich "aufsehen" muss, weil man eben so klein ist, nicht infrage. Ich hätte das auch nicht getan und würde genauso wie du heute fröhliche den Bogen in der rechten Hand führen und es nie anders haben wollen.

Zum Thema Violine mit links kann ich sagen, daß das heutzutage DEFINITIV noch eine Frage der Finanzen ist. fiddle meinte, daß das teuer wird und nach persönlicher Recherche kann ich sagen, fiddle hat recht... (Man kann sich nie sicher sein, woher ein Linkshänderinstrument kommt und ob es sein Geld auch wert ist)

Wenn ich ehrlich bin, macht es bei mir auch keinen allzu großen Unterschied. Ich wollte nur auch teils "mit gutem Beispiel vorrangehen". Eben im Sinne derer Linkshänder, die nicht diesen Luxus haben wie ich. Ich schrecke eben bisher vor den enormen Mehrkosten ab, die bei mir wie gesagt nicht zwingend nötig sind. Wenn Geld für mich kein Problem wäre, oh boy! :D

Liebe Grüße, ihr Mitmusiker!
 
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Hallo akurei,

natürlich sind Menschen anders. Die Lehrer und die Schüler. Bei mir war das damals keine "Umerziehung", kein Zwang, kein Druck, sonder das Fördern der Entwicklung der nichtdominanten Hand. Wenn sowas richtig, spielerisch und interessant für Kinder gemacht wird, dann kann das so positiv empfunden werden wie bei mir und eben die Tendenz zu einer besser wahrgenommenen "Beidhändigkeit" erzeugen...

Klingt total hochgestochen und wissenschaftlich, ist aber eigentlich gar nicht so gemeint. Ich habe es eben so erlebt und bin dankbar dafür. Leider gab es zu der Zeit und vorallem vorher da durchaus Lehrer und Schulen wo sowas mit Druck, Festbinden, Stockschlägen usw. "erzogen" wurde... Das man sich da als "Aussenseiter", als "nicht normal" empfindet und dem Ganzen gegenüber eine innere Abwehrhaltung entsteht ist doch klar.
Was eben bei mir gemacht wurde war eine Förderung und kein "laissez-faire". Dadurch empfand ich da keinen Zwang. Manche haben dann eben, so wie ich, zumindest rechts geschrieben, viele haben aber später wieder zur linken Hand gewechselt. Wahrscheinlich wollte ich es eben oder bin von der Veranlagung eher ein Typ "Beidhänder, Tendenz links" ?
Mein Opa hat da auch keinen Druck ausüben müssen, er hat mir gezeigt, wie man die Geige unters Kinn klemmt, wie man den Bogen hält, wie die linke Hand locker um den Hals greift und ich habe es einfach nachgemacht. Ich hatte zu dem Zeitpunkt auch überhaupt nicht überlegt, ob das jetzt "gegen meine Natur" geht, oder nicht. Und ihm war es sicherlich kein Anliegen mich da zu einer "Normalität" zu erziehen. Ich glaub es war ihm nicht einmal bewusst, dass das falsch sein könnte.
Und das war es ja auch nicht. Zumindest nicht bei mir :)
Es war alles ungewohnt, das Instrument in der linken Hand und der Bogen in der rechten.

Wie ist es denn bei Dir momentan? Wie spielst Du Gitarre? Als Links-, oder Rechtshänder? Ich glaube das es eben total ungewohnt wäre wenn man Gitarre als Linkshänder gewohnt ist und dich dann für die Geige umstellen müsste. Das wäre absolut komisch und würde mir sicherlich auch gegen den Strich gehen :)
Magst Du uns da Deinen "Werdensgang" auch bisschen ausfühlicher beschreiben?

Liebe Grüße aus der bewölkten "Schwäbischen Toskana" :)
 
Hi,

ich habe nicht gesagt, daß dein Opa dich dazu gezwungen hat. Es stellte sich damals einfach nicht die Frage; damals wurde die nichtdominante Hand gefördert (laut deiner Aussage) und da sehe ich halt einfach einen Umbruch.
Schon ich wurde damals ermuntert ruhig alles mit der linken Hand zu machen, wenn ich das bevorzugen sollte. Einige Sachen wie gesagt habe ich mir, wie du schon gesagt hast, abgeschaut und mache sie deswegen mit rechts (das habe ich übrigens damals völlig wertneutral betrachtet).

Wie gesagt, ich meine, daß sich die Einstellung linkshändiger Handhabe des Alltages gewandelt hat und zwar in einem Prozess. Das heißt, daß dieser Prozess auch noch weiter vorrangetrieben werden kann. Diese Förderung wie du sie nennst ist am Verschwinden je liberaler die Welt wird und das finde ich halt toll.
Mal ein Gedankenexperiment nur so hypothetisch: stell mir mal vor, daß ab morgen alle sechs- bis sechzigjährigen Linkshänder die Violine lernen wollen auch entsprechend anfangen würden, dann hätten wir doch gar kein Problem. Die rechtshändigen Orchester können weiter unter sich bleiben, wir hätten binnen einiger Jahre etablierte Orchester und es wäre ein größes Stück in Richtung erweitere Inklusion getan. Das täte niemandem weh.
Das ist natürlich nur ein kleines Gedankenexperiment.

Es betrifft mich wie gesagt nicht so sehr, aber ich kenne Linkshänder die "hier stehen und nicht anders können", die man quasi ausschließt bzw. handycapt und das finde ich doof.

Und noch einmal: ich sage nicht, daß du gegenteiliges fordern würdest. :)


Ehm, ich kann gerne etwas erzählen, klar. Ich habe spät mit Musikmachen angefangen. Ich war schon immer fasziniert von Instrumenten, wollte damals aber nie irgendwie im Forderung stehen und das hätte man eben getan, wenn man lärmend Kinderlieder geübt hätte. :D Außerdem bin ich Pessimist und sprach mir selbst die Fähigkeit ab, sowas überhaupt lernen zu können. Mit neunzehn überredete mich eine damalige Arbeitskollegin Klavierstunden zu nehmen. Ein Jahr später hatte ich nach Anfängen auf einem Clavinova dann ein Yamaha im Hause stehen. Liebe auf den ersten Tastendruck sozusagen. Ich will nicht zu persönlich werden, aber das bedeutet mir mittlerweile echt viel.
Jedenfalls dieser anfängliche Lernprozess, war höchst interessant. Ich experimentiere seitdem viel herum, "spiele", was ich in die Finger bekommen kann. Und wenn wir dabei sind: bezüglich deiner Frage; Gitarre spielen wäre zuviel gesagt. Zur Haltung sage ich, daß ich sie "normal" halte, aber auch ohne großes Problem wechseln könnte. So viel kann ich wie gesagt nicht (habe meine verschenkt).
Bei der Violine fühlt es sich halt einfach normal komisch an. Ich lerne sehr gerne neue, komplizierte Sachen wenn sie interessant sind. So komme ich dazu das Instrument in Frage mal ernster anfangen zu wollen (bin momentan noch am sparen).

Ich hoffe das war sowas, was du dir so in etwas vorgestellt hattest? Ansonsten, du weißt wo du mich finden kannst. :D (hier)

Liebe Grüße
 
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Kurze Zwischenepisode:

Der Geigenbauer baut das, was gefragt ist. Das tut jeder Handwerker.
Ein Handwerker, der etwas auf Verdacht herstellt, baut Ladenhüter und das kann nicht sein Interesse sein,
da er mit dieser Methode über absehbare Zeit pleite gehen wird.

Das Gleiche Verhalten sieht man bei Händlern.
Einem Geigenlehrer kann es eigentlich ziemlich egal sein, wie herum sein Schüler sein Instrument spielt.

Das Problem mit den Linkshänderinstrumenten beginnt nicht bei den Herstellern!


cheers, fiddle
 
Leider beginnt das Problem bei der relativ kleinen "Linkshänderquote".
Es gibt sie (uns) sehr selten. Allerdings sind davon prozentual widerum viel mehr Musiker als bei den Rechtshändern :)
Wir sind eben selten und was Besonderes :)

Vielen Dank akurei für Deine Geschichte. Ich lese sowas gerne!
Ich kann mir bei Deinem Gedankenexperiment dieses Orchester der Lefties nur schwer vorstellen. Zu meiner Zeit war es schon selten, wenn man Geige lernte. Heute ist es noch seltener. Und von denen sind die Linkshänder dann nur ein kleiner Haufen. Deshalb sind die Instrumente auch seeehr rar.
Ich persönlich kenne tatsächlich nur einen Geiger, der damals im Rundfunkorchester mit meinem Lehrer spielte (mein Opa war damals glaub nicht mehr dort, sondern schon in Rente), der aufgrund eines Unfalles auf links umlernte. Der durfte dann aber dort wieder mitspielen! Leider kannte ich ihn nicht persönlich, nur aus Erzählungen.
Cool fände ich so ein Orchester aber definitiv!
Mal angenommen, ich hätte keine Geige gelernt und mir erst mit 16 überlegt eine E-Gitarre zu bauen - wer weiß, wahrscheinlich wäre das dann auch eine Linkshändergitarre gewesen. Und die zweite dann auch.
Ich kann hier eben nur immer von meiner Erfahrung aus erzählen und habe mir echt in den letzten Tagen überlegt, ob ich jetzt einen Nachteil, oder Vorteil davon habe, dass meine Linke, die geschickter und kräftiger ist, meine Greifhand ist.
Ich kann echt keinen Nachteil entdecken. Ich tue mir dadurch von der Kraft, der Präzission, der Geschicklichkeit und letzten Endes vorallem von der Lockerheit für das Vibrato echt in den schwierigen Dingen beim Geige und Gitarre spielen leichter und kann keine Defizite beim Umgang mit Bogen, Plektrum und Fingerpicking feststellen.
Deshalb und nur deshalb finde ich es gut, wie es ist. :)
Generell darf und muss das echt jeder für sich und seine Fähigkeiten selbst entscheiden!
Nehmt diese Entscheidung nicht auf die leichte Schulter, sondern probiert es aus. Aber bitte nicht nur 5 Minuten, sondern lasst euch dafür Zeit.

Ein sehr guter Bericht steht auch hier im Forum.
Lest ihn euch durch und denkt drüber nach:

https://www.musiker-board.de/faq-wo...n-als-linkshaender-lh-gitarre-oder-nicht.html
 
Für alle Linkshänder, die sich nicht sicher sind, wie sie spielen wollen und etwas handwerkliches Geschick haben wäre vieleich ein "Geigenrohling" ein Objekt zum ausprobieren.
z.B.: http://www.ebay.de/itm/4-4-Violine-...reich_und_Zupfinstrumente&hash=item58a1bc4013
Da scheinen die Wirbel nur vorgebohrt zu sein, können also etwas einfacher "auf links" eingepasst werden, wie bei einem Umbau.
Stimme und Bassbalken werden wahrscheinlich "auf rechts" sein, müssten also gedreht werden.
Man kann auch damit zum Geigenbauer gehen und fragen, ob er mal daraus einen "Linkshänder-Versuchsaufbau" machen würde.

Nur so eine Idee :gruebel:
 
ich gehör auch noch zu der generation, bei der sich die frage nie gestellt hat, mit welcher hand wohl gespielt wird. als ich anfing fand ich das einfach nur ätzend, weil ich immer das gefühl hatte es sei etwas falschrum, aber so richtig schlimm fand ich's nicht. erst später irgendwann so mitte 20 hatte ich ne richtige krise und hab die gesellschaft von damals verflucht und hatte ne recht schwere zeit. (natürlich nicht nur deswegen) bei meinen kindern wollte ich es dann natrürlich unbedingt besser machen, aber mein sohn (rechtshänder) wollte partout nichts von ner geige wissen und meine tochter (linkshänderin) wollte um jeden preis so rum spielen wie "mama", weil das doch viel bequemer sei. zuerst hab ich da bisschen mit gehadert, aber so kann's wohl gehen... :)
 
Mal ein Update von mir. Ich habe heute meine erste offizielle Stunde und zwar auf einem, für mich, "richtig gehaltenen" Instrument. Meine Lehrerin meinte, daß es absolut kein Problem sei, spiegelverkehrt zu lernen. Die meisten Linkshänder seien das eh von klein auf gewohnt und damit hat sie sogar recht (höhö).
Wer Rat zum Kauf oder Verleih von Linkshänderinstrumenten brauch kann sich gerne an mich wenden.
 
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Hallo, ich möchte ein kleines Update schreiben.
Ich habe hier vor 2 Jahren geschrieben. Damals habe ich mit einer E-Geige angefangen, bin Linkshänder und spiele wie ein Rechtshänder. Mittlerweile habe ich eine wundervolle akustische Geige und spiele immernoch so. Ich übe seitdem - also seit zwei Jahren - fast täglich für 20-40 Minuten und nehme ein mal die Woche Unterricht.
Ich weiß, das klingt ziemlich übel für einen Späteinsteiger, der das zum Hobby macht. Aber den Wunsch, Geige zu üben, habe ich schon sehr lange und so wollte ich mein Vorhaben auch mit Ehrgeiz verfolgen.

Hier meine Beobachtungen: Ich musste viele viele kleine Übungen mit der rechten Hand machen, um einigermaßen sensibel und mobil zu werden. Ich habe immernoch oft das Gefühl, dass ich den Bogen nicht voll unter Kontrolle habe, was sich bei bestimmten Stricharten besonders bemerkbar macht. Die Hand an der Geige war der anderen immer weit voraus. Vibrato, 1.-4. Lage, Intonation - das alles klappt wunderbar . Es ist der Bogen und der Klang, mit dem ich mich tagein, tagaus beschäftige. Und minutiöse Übungen. Das Klangvolumen ist oft nicht so, wie ich mir das Wünsche. Die Kontaktstelle rutscht beim Streichen oft zwischen Griffbrett und Steg hin und her - eins der Dinge, die mich am meisten stören und den Klang verfälschen. Aber ich merke - wenn auch langsam - dass es Fortschritte gibt.

Was ich für Linkshänder, die auf recht spielen, sehr empfehlen kann ist "Sevcik - Violin Studies, Opus 3, 40 Varationen". Hier geht es sehr um die Bogenführung und besonders am Anfang habe ich stark gemerkt, dass meine rechte Hand zu schwach ist. Jetzt funktioniert einiges schon viel besser, aber der Weg ist noch weit. Also - nicht aufgeben oder rechtzeitig die Geige auf Linkshänder wechseln :)

LG
 
Also ich bin Rechtshänderin, aber mit dem Bogen habe ich exakt die gleichen Probleme. Ich glaube die von dir aufgeführten Probleme hat jeder Geigenanfänger mehr oder weniger stark.
Einmal die Woche Unterricht und jeden Tag 20 - 40 Minuten üben finde ich übrigens nicht übel, sondern ziemlich fleißig. Meine Geigenlehrerin wär froh, wenn jeder ihrer Schüler so diszipliniert wäre. :great:
 
Tahra liegt absolut richtig und auch m.M. nach ist das keineswegs nur ein Problem der Linkshänder.
Ich kenne viele Geiger , die die rechte Hand vernachlässigen. Links wird trainiert ohne Ende, ob nun Intonation, Vibrato,Lagen, Geläufigkeit, usw. und die rechte Hand soll einfach so mitmachen. Macht sie aber eben nicht.

Mein Tipp wäre, sich mal wieder konkret auf die Rechte zu konzentrieren und Strichübungen nur (mit allen!) leeren Saiten zu machen. Erst wenn die leere Saite zum Klingen gebracht wird, können auch die mit der linken Hand produzierten Töne klingen.

robbert
 
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Sehe ich genau gleich, wie robbert und Tahra.

Geige spielen ist beidhändig gleichermaßen anspruchsvoll.
Wo die Händigkeit liegt, ist aus meiner Sicht, fast wurscht.
Die schwächere Hand hat mehr zu kämpfen - egal, ob Bogenführung, oder Fingersatz.


cheers, fiddle

p.s. Respekt, dein Übepensum!
 
Hallo
Ich habe jetzt nun schon so viele unterschiedliche Meinungen gehört.
Was sagt Ihr zu meinem Problem:
Ich habe einen 9 jährigen Sohn der seit einem Jahr Geige spielt.Er ist Linkshänder und spielt auch so.Er hatte von Anfang an eine Linkshändergeige das war bei uns kein Problem.Jetzt ist seine alte Lehrerin ausgefallen und wir haben uns eine neue gesucht. Sie ist leiterin eines Orchesters und Musikschullehrerin. Nun sagte sie uns heute das wir überlegen sollten meinen sohn umzulernen.Er müsste also wieder ganz von vorn anfangen.Man muss dazu sagen das er sehr begabt ist und auch in einem Orchester spielen möchte und schon viele stücke spielen kann.Er war natürlich sehr traurig und will das auch gar nicht.Was soll ich jetzt denn nur tun. Hat er später wirklich keine chance wenn er das wirklich machen will, das weiss man ja jetzt noch nicht.
was meint Ihr dazu? Ich hätt echt Angst das er ganz aufhört und das wäre echt sehr schade. Vielleicht habt Ihr einen Rat für mich.
Vielen Dank
 
Ich würde ihn auf jeden Fall als Linkshänder weiterspielen lassen. Vorallem dann, wenn er Spaß hat, schon was gelernt hat und motiviert ist.
Er hat ja die passende Geige. Er hat die Grundlagen, warum also von vorne anfangen?
Nur weil es der Lehrerin dann besser passt, oder besser im Orchester aussieht?
Ich würde mich an Deiner Stelle gegen die neue Lehrerin durchsetzen und "hart" bleiben.
Es ist doch vorallem die Anfangszeit auf der Geige, die zäh ist. Es ist eine "Durststrecke", bis man Instrument und Bogen richtig hält und "blind" spielen kann, damit die Augen auf den Noten bleiben können.
Bestärke ihn in seinem Selbstbewustsein, in seinem Verständnis, das "anders sein" etwas besonderes und nichts komisches ist.

Wenn Dein Sohn begabt ist und dran bleibt und nachher auch richtig gut ist, dann darf er auch als Linkshänder im Orchester mitmachen.
Dann wollen sie, dass er mitmacht.
Und wer weiß, was er später tatsächlich macht, wo es ihn hinverschlägt.

Ich habe zu meiner Schulzeit in Schulorchestern und später in Studentenorchestern, oder im Quartett gespielt.
Mittlerweile ist meine "Orchesterzeit" allerdings vorbei und ich spiele in Worship-Rock-Bands als einziger Streicher.
Ich wechsle zwischen E-Gitarre und E-Geige.
Und bei mir wäre es total egal, wie ich meine Geige halte. Wichtig ist, was rauskommt, wie inspiriert ich Musik mache.

Klar, bei mir war es so, dass ich als Linkshänder wie ein Rechtshänder angefangen habe, ohne darüber nachzudenken.
Das ist bei mir aber auch kein Problem, da ich mit beiden Händen relativ geschickt bin und die linke nicht so übermächtig dominant ist.

Wäre allerdings damals jemand nach einem Jahr gekommen und hätte gesagt, ich solle jetzt auf links umlernen, hätte ich mich auch gewehrt.
Niemand will in seine "Anfängerzeit" zurück katapultiert werden.

Also: Weitermachen, motivieren, Spaß an der Musik haben!!!
Sag ihm einen Gruß von mir :)
 
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ich bin auch GeiGit´s Meinung.
Als Rechtshänder musste ich mich zum Glück nie mit dieser Thematik befassen. Wenn aber schon ein Jahr erfolgreich auf links gespielt und gelernt wurde, würde ich raten, es dabei zu belassen. Ich glaube, dass da mehr kaputtgemacht werden würde.

Auch die Motivation dürfte erstmal im Keller landen, wenn er alles von vorne, nur anders herum nochmals wiederholen muss.

...und wenns gar nicht anders geht, schau dich nach einem anderen Lehrer um !

Viel Erfolg

robbert
 
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+1 für neuen Lehrer suchen und mit links weiter spielen!

Im Orchester geht das im Notfall auch mit einem eigenen Notenpult, da soll sich die Dirigentin nicht so anstellen...

Ich hab neulich mal ein Linkshändercello gespielt, es war der Horror ;) - fast alles neu nach gefühlten 1000 Jahren Cellospiel
 
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