(Warum) Technik getrennt von der Musik üben?

  • Ersteller Klangbutter
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Hallo grollimolli, wenn Du ehrlich bist, sind diese Tipps wirklich passgenaue Korrekturen, die Dich auf den Weg zurückbringen oder sind es jedes mal andere Umschreibung für immer das gleiche Problem?

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Ich glaube, Du solltest Dir auch die Frage stellen, ob er ein Schüler ist, den Du haben möchtest.

Nee nee, der ist voll in Ordnung und wenigstens jemand, der wirklich etwas erreichen will. Die meisten sind ja noch träge dazu oder wissen nicht einmal was sie wollen. Manche wollen auch überhaupt nichts sondern werden von jemandem geschickt, der es will. An jedem Schüler lernt der Lehrer etwas.

Jawohl, er hat mich gewählt und er kam von einem anderen Lehrer, der ihm nicht gepasst hat. Trotzdem kann man ihn nicht allein lassen oder weg schicken. Ich sage ihm schon, was noch zu verbessern wäre, aber anscheinend nicht genau genug, wie das gehen soll. Da er aber ein Technikgläubiger ist, will er es jetzt mit entsprechenden Übungen versuchen.

Ich muß vielleicht doch noch dazu sagen, dass er eine neue Frau hat. Sie ist Russin und war und ist noch eine sehr gute Pianistin, die ihr Handwerk nach der "guen alten russischen Schule" gelernt hat. Er schämt sich vor ihr und sie erzählt ihm natürlich, ohne punktierte Tonleitern oder solche Scherze kommt er nie weiter. Dann setzt sie sich ans Klavier und rast Liszt herunter. Er versteckt sich unter seinem Kopfhörer (das Roland hat er sich zum Üben gekauft, um heimlich zu "trainieren") und schiebt Frust. Dem Mann muß geholfen werden!!! ;-)
 
Dann setzt sie sich ans Klavier und rast Liszt herunter. Er versteckt sich unter seinem Kopfhörer (das Roland hat er sich zum Üben gekauft, um heimlich zu "trainieren") und schiebt Frust. Dem Mann muß geholfen werden!!! ;-)

Natürlich muß dem Menschen geholfen werden. Die Hilfe kann aber nicht darin bestehen einen Wettbewerb, bei dem es am Ende nur Verlierer gibt zu unterstützen. Dem Mann muß klar gemacht werden, daß seine mühsam erarbeitete Musik ebenso wertvoll ist wie die seiner Frau.
Wie schön und hilfreich wäre es, die beiden musizierten gemeinsam, jeder den anderen mit seinen Fähigkeiten unterstützend.
Das Leben könnte so schön und musikalisch sein....


Gruß
Reini2
 
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Ich muß vielleicht doch noch dazu sagen, dass er eine neue Frau hat. Sie ist Russin und war und ist noch eine sehr gute Pianistin, die ihr Handwerk nach der "guen alten russischen Schule" gelernt hat. Er schämt sich vor ihr und sie erzählt ihm natürlich, ohne punktierte Tonleitern oder solche Scherze kommt er nie weiter. Dann setzt sie sich ans Klavier und rast Liszt herunter. Er versteckt sich unter seinem Kopfhörer (das Roland hat er sich zum Üben gekauft, um heimlich zu "trainieren") und schiebt Frust. Dem Mann muß geholfen werden!!! ;-)

Stimmt, Uwe, dem Mann muss geholfen werden - aber nicht mit Technikübungen, sondern mit der Frage: Warum spielt er Akkordeon? Will er seiner Frau etwas beweisen? Dann nix wie ran an diesen ungleichen Wettbewerb - (erinnert ein bissle an das Märchen vom Hase und Igel - seine Frau wird dann immer sagen können. Bin schon da!)
Oder spielt er Akkordeon, weil er Spaß an der Musik hat? Dann reicht eine gute Mischung von Technikübungen und abwechslungsreichen Spielstücken.
Ich glaube, bevor dein Schüler mit dir nicht geklärt hat, was seine inneren Antreiber sind, werdet ihr beide den "Kampf" ausführen, den er vielleicht mit seiner Frau sonst führen würde.
Ich wünsche euch, dass die Leichtigkeit (nicht die Belanglosigkeit!) in eure Stunden wieder einkehrt - und der Spaß und die Freude an der Musik nicht auf dem Altar des Ehrgeizes und des "Beweisen müssen" geopfert werden.
Ich wünsch dir ein gutes Gespür für deinen Schüler! Aber das hast du ja schon!

Liebe Grüße
Birgitta
 
Hallo Klangbutter!
Natürlich sind das immer passgenaue Korrekturen, die mich wieder auf den Weg zurück bringen. immer das selbe Problem wäre ja furchtbar! Ich kann die dann schön lösen.

Dein Schüler ist meiner Meinung nach zu bedauern. Hilf ihm. Am meisten solltest Du ihm an seiner Einstellung helfen. Der schafft es ja nie an seine Frau ran zu kommen. Und die sollte ihn so akzeptieren wie er ist und sich freuen, dass er überhaupt ein Instrument erlernt.

Gruß grollimolli
 
Guten Abend,

auch, wenn der Thread hier nicht mehr brandaktuell ist, möchte ich doch noch was dazu schreiben. Und zwar nicht, weil mir der Schüler und der Lehrer leidtun (tun sie aber), sondern wegen der Eingangsfrage, die der Threadtitel wiedergibt. Warum Technik getrennt von der Musik üben?

Ich finde beide Pole, die die Frage hier mitliefert eigentlich schon nicht zielführend. Technik-Übungen sind nie frei von Musik. Musik steckt schon im kleinsten Rhythmus und auch in musikalisch weniger attraktiven Fragmenten. Und Technik lernt man auch immer, wenn man Musik interpretiert.

Ich idealisiere jetzt einmal ein wenig und behaupte für mich, Übungen sollten aus den gespielten Stücken unmittelbar abgeleitet werden, dann hat das eine Verwandtschaft. Dann kann man aber auch abwandeln und verändern (Tonarten, Rhythmen, je nachdem, was gerade ansteht).

Die Trennung von dem Notenblatt, auf dem das Stück mit seinen Problemstellen steht halte ich aus mehreren Gründen für sinnvoll:

Wenn der Kontext des Musikstückes fehlt, werde ich auch nicht von Schönheit und Emotion des Stückes abgelenkt, sondern kann mich auf das eine "problem at hand" konzentrieren.

Wenn ich ein Problem in eine lösbare kleiner Teilaufgabe verwandle, ist sie überschaubarer und der Mut verlässt mich nicht. Mir geht es zum Beispiel trotz Spielerfahrung immer wieder so, dass ich bei neuen Stücken zusammenzucke und umso mehr Respekt davor habe, je mehr Druckerschwärze auf dem Papier zu sehen ist. Ich weiß rational, dass das Quatsch ist. Unbewusst herrscht dann aber doch schonmal "Ladehemmung". Kleinere Lerneinheiten verschaffen auch immer wieder Erfolgserlebnisse und das erhält die Freude.

So und jetzt das Wichtigste: wenn ich mir eine spezielle Ünung aus einem Stück gebastelt habe, weil ich da auf etwas Ungewohntes, Neues, Schwierigkeiten machendes, Interessantes gestoßen bin, dann habe ich mich erstens gedanklich schon dadurch mit dem Inhalt auseinandergesetzt und zweitens glauben manche Lernertypen einfach an Technikübungen und schon allein dieser Glaube erleichtert das Lernen.

Nochmal: rational dürfte den meisten klar sein, dass sie genausogut gedanklich eine Klammer um die Knackpunktstellen machen und auch mal abschnitssweise nur diese wiederholen. Praktisch ist es aber so, dass man eben auch glauben möchte, dass es mit gezielten Übungen einfacher geht.

Stupide Übungen auszuteilen, diese abzufragen und zu bewerten halte ich allerdings für blödsinnig. Vielmehr sollte doch der Lehrer zeigen, wie man sich anhand der Musikstücke Übungen bastelt und so dann das Stück besser draufbekommt. Vom Lehrer sollte nicht das Akkordeonspielen gelernt werden, sondern das Erlernen des Akkordeonspiels. Wie gesagt: sehr idealistisch.

Und nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, mein eigenes Spiel ist relativ bescheiden und auch meine Lernfortschritte und Disziplin lasen zu wünschen übrig. Ich habe aber jede Menge Freude dran. Das ist ein Faktor, der einfach nicht vernachlässigt werden sollte.

Gruß und Guten Abend
 
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Schabernakk spiegelt genau meine Meinung wieder und besser hätte ich es nicht sagen können!

Nun mal noch zum weiteren Verlauf. Ich gehe ja nicht nur speziell auf die Stellen ein, sondern auch speziell auf den Schüler. Er hätte sich anfangs sowieso nicht davon überzeugen lassen, dass selbstgebaute Technikextrakte aus dem Stück ausreichen und sogar vorteilhaft bzw. effektiver sind. Daher übte er eine Woche lang Fa Major. Es ist noch nicht schnell aber mäßig und gleichmäßig ;-)

Eigentlich wollte ich ihn ein bischen quälen und mir den Mozart vorläufig nicht anhören, konnte es aber dann doch nicht durchziehen.
So ließ ich ihn wenigstens eine Zeile spielen und mußte mich wirklich wundern, um wieviel besser es geworden war.
Ich unterstelle aber auch Übung am Stück! Er meinte aber, die Tonleiter wirkt schon ... wie lachten uns beide unter den Tisch.

Naja, es war natürlich trotzdem noch weit von perfekt und ich bastelte aus der ersten Zeile gefühlte 25 Übungen, die 3 Problemstellen behandeln. Das funktioniert meiner Meinung nach nach wie vor eindeutig besser. Also kombinieren wir nun beides und ich kann nur nochmal wiederholen, dass es eigentlich um das Zuhören und um die Hartnäckigkeit beim Üben geht.

Es ist auch wieder ein Stück Psychologie dabei. Der allgemeine Konsenz ist ja, der Unterricht, die Musik und das Spielen soll sowieso Spass machen. Ich glaube aber das ist zu kurz gedacht! Spass macht nicht die Musik allein, sondern die eigene Entwicklung und Erkenntnisse. Entwicklung kostet Mühe und ist eigentlich unbequem! Er kam gleich anfangs und wollte es "richtig lernen" - auch wenn es dabei Tränen und Schweiß oder manchmal blaue Flecke gibt und ich dachte, dann brauchst Du Dich darum ja sicher nicht kümmern und zeigte ihm nur, wo es klemmt und hin und wieder wie das zu Üben wäre. Er bedankte sich stets und meinte, so etwas (technisches) sollten wir öfter machen. Nun entpuppt sich aber seine ungerechte Frau als bester Motivator ... wie ist das mit dem pädagogischen Grundsatz vereinbar??

Ich brauche keine Antworten, es ist schon klar. Aber es gibt eben verschiedene Typen. Jemand anderes hätte längst aufgegeben.
 
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Lieber Klangbutter,

habe den Faden erst heute entdeckt, trotzdem noch meine bescheidene Meinung zu Deiner Frage '"Technik oder Nichttechnik".

Ich finde Du berührst ein sehr wichtiges Thema. Für mich unterscheide ich immer in Akrobaten und Musiker. Wer Akrobat werden will, trainiert entsprechend und wird dann Weltmeister im Hummelflugschnellspiel. Dafür gibt es auch Publikum. Ob das dann gefällt muss jeder für sich entscheiden.
Wer Musiker werden will, muss sich aber am Ende mit der Musik auseinandersetzen und den bitteren Weg gehen, sein größter Kritiker zu werden. Die Technik macht das heutzutage einfacher -> sich aufnehmen und dann gruseln.

Sofern Du Deinen Schüler noch hast, muss er sich eine Frage beantworten: Möchte ich schöne Musik machen, die wenn Sie mir gefällt auch anderen eventuell gefällt? Wenn er dazu ja sagen kann, dann ist die zweite wichtige Erkenntnis, es gibt Stücke die kann ich halt erst mal nicht oder vielleicht auch nie.
Das ist nicht schlimm. Es gibt genügend Profis, die werden bestimmte Stücke auch nie können, weil hier Anatomie und damit Gene mitspielen. Mein Lieblingsfußballvergleich den fast jeder versteht: Du kannst trainieren was Du willst, aber ein Ribery wirst Du nicht, der bist Du. Also ergeizige aber keine unereichbaren Ziele setzen.

Dein Ansatz ist bei Dir sicher sehr richtig. Das liegt m.M.n. daran, dass Du die Fähigkeit hast zu erkennen woran es hakt und daran gleichzeitig sehr zielgerichtet arbeiten kannst. Sowohl bei Dir selbst (wie Dein Spiel eindrucksvoll bestätigt) als auch bei Deinen Schülern. Dazu kann man Dir nur gratulieren. Viele könne das nicht. Sie merken nicht wo sie falsch liegen oder wo Ihre Schwächen sind oder zumindest nur diffus und nicht so präzise, dass sie gezielt daran arbeiten könnten. Wenn sie Lehrer haben, die das auch nicht können oder noch schlimmer nicht wollen, weil es arbeit ist, dann hilft Schema F. Und das sind die verallgemeinerten Technikübungen und Etüden. Ich finde das ist besser als weiter vor sich hin zu sandeln und auf der Stelle zu treten.

Das war die Schwarz/Weiß-Darstellung. ;)

Die Realität ist irgendwo dazwischen, glaube ich. Meine Tochter (16) ist mit der Violine sehr gut unterwegs und will das studieren. Sie hat einen Geigenlehrer (Konzertviolinist), ein ehemaliger Schüler von Tibor Varga. Varga hat beindruckende Violin-spezifische Technikübungen erfunden, die meine Tochter nach Beginn der Anwendung (vor drei Jahren) technisch geradezu nach vorne katapultiert haben. Ansonsten gleiches Vorgehen wie bei Dir Klangbutter, Stücke, Stücke, Stücke aber auch Varga-Übungen. Habe mir welche fürs Akkordeon abgeleitet, die mir ein wenig geholfen haben.

Bis vor drei Jahren dachte ich eher Schwarz/Weiß, wie oben beschrieben. Seit Tibor Varga glaube ich die Wahrheit ist 15%-Technik und 85%-Stücke mit all Ihren Problemzonen und der intensiven Arbeit daran.

Viele Grüße
AkkordeonTom
 
Varga hat beindruckende Violin-spezifische Technikübungen erfunden, die meine Tochter nach Beginn der Anwendung (vor drei Jahren) technisch geradezu nach vorne katapultiert haben. Ansonsten gleiches Vorgehen wie bei Dir Klangbutter, Stücke, Stücke, Stücke aber auch Varga-Übungen. Habe mir welche fürs Akkordeon abgeleitet, die mir ein wenig geholfen haben.
Hallo AkkordeonTom,
das klingt superspannend - kannst du da etwas mehr darüber schreiben? Was sind das für Übungen? Welche Idee steckt dahinter?
Viele Grüße
Akkordeline
 
Hallo Leute,

Vielen Dank, dass dieser Faden wieder an die Oberfläche gezerrt ist :)

Bei mir sieht die Situation so aus: ich hatte als Kind und jugendlicher unterricht bei einem Komponisten und Musikverleger, der ausschließlich Wert darauf gelegt hat, dass seine Schüler MUSIK machen lernten, das allerdings nur auf einem niedrigen bis mittelprächtigen Niveau. Bis auf wenige Tonleitern habe ich nie irgendwelche 'technische' Übungen gemacht.

Da mich auch die kompositorische Seite sehr interessiert hat, habe ich eher auch musiktheoretische Ausbildung als praktische genossen.

Mein Vorbild war mein Lehrer, dem wollte ich nacheifern, der hat auch Unterhaltungsmusik gemacht. Noten waren für ihn eine Hilfskrücke, die vielleicht mal zum erlernen eines Stücks notwendig sind, aber irgendwann unnötig werden MÜSSEN.

Er meinte zwar, ich solle auch Unterricht bei einem anderen Lehrer nehmen, das war aber aus diversen Gründen z.B. finanziellen nicht möglich und von mir auch nicht gewollt - ich war ja zufrieden,

Der Schock kam dann, als ich mit 18 Jahrem im Akkordeonorchester angefange habe und in die erste Stimme gesteckt wurde und erst mal gigantische Probleme hatte. Dort habe ich viel dann viel gelernt.

Ich hätte jetzt gerne mal praktische Beispiele, WIE und WOBEI technische Übungen helfen können.
Welchen Zeitgewinn oder Qualitätsgewinn habe ich, wenn ich erst Wochen oder Monatelang Etuden und/oder andere Fingerübungen mache?

Und jetzt ganz praktisch:
Nehmen wir z.B. die beiden großen Läufe im 'Ole Guappa'
Welche Übungen helfen, das Stück zu erlernen?

viele grüße
morigol
 
das klingt superspannend - kannst du da etwas mehr darüber schreiben? Was sind das für Übungen? Welche Idee steckt dahinter?

Wenn ich das alles richtig verstanden habe, bitte alles mit laienhaftem Vorbehalt, war die Grundidee von Herrn Varga, dass ich auf der Violine an jedem Punkt in der Lage bin ein Intervall mit jedem anderne vernünftigen Finger egal wohin richtig spielen können muss. Der Geigenlehrer meiner Tochter hat mir erzählt, dass sich er sich zusammen mit anderen Varga-Schülern oft einen Spaß daraus gemacht hat eine Orchster- oder Quartett-Violinstimme nur mit zwei Fingern zu spielen ohne das der Dirigent oder das Publikum etwas gemerkt hätte.

Aus für mich unerfindlichen Gründen hat der Lehrer meiner Tochter mir mal vor zwei Jahren einen Stapel Klaviernoten hingelegt und mich gebeten ihn bei populär klassischen Stücken, z.B. Elgar's Liebesgruss, Humoreske von Dvorak, Monti Czardas usw. bei kleineren Gigs zu begleiten. Ist zwar Streß pur für mich, aber schult. Wie gesagt warum ich ihm tauge, keine Ahnung, ich würde mir eher einen Profi suchen. Nun zur Sache: Bei irgendeiner Probe habe ich mich verpielt und zwar auch bei der Wiederholung an der gleichen Stelle, mit noch dazu benachbarten Tönen (kleine Intervalle also), peinlich wenn Du mit jemanden spielt der keine falschen Töne erzeugt und Paganini raushauen kann, dass Du nur die Ohren anblegst. Da meinte er sehr trocken, wie er immer so drauf ist, Du must an Deiner Feinmotorik arbeiten. Habe ihm hernach gefragt und er meinte sinngemäß: Es muss egal sein welcher Finger wo liegt, notfalls nimmst Du halt einen anderen. Also habe ich mir von meiner Tochter mal detailliert Ihre Übbungen erklären lassen und zwei Dinger abgeleitet, die ich so ein zweimal die Woche einbaue.

Einschub: Im übrigen schwören die meisten Violinisten auf Tonleitern auch die Superguten - Haifez hat angeblich jeden Tag wie besessen Tonleitern gespielt und wer keine konnte durfte bei ihm auch nicht studieren - keine Bewertung nur ein Bericht, ich weiß es auch nicht ob's hilft.

Hier die zwei Übungen:

Gundregel: Die Finger landen ohne Aerkennung ihres Status (z.B. Daumen) auch auf einer schwarzen Taste, wenn diese dran ist.

Alle Fünf Finger spielen von einem beliebigen Ton beginnend jeweils eine kleine Sekunde, rauf und runter, zweimal. Dann bekommt der letze Finger eine Intervall von einer großen Sekunde, alle anderen bleiben bei der kleinen Sekunde, rauf und runter, zweimal. Dann ist der vierte Finger daran er nutzt das Intervall über ihm und verkürzt es auf eine kleine Sekunde, so dass nun die große Sekunde zwischen drei und vier liegt, rauf und runter, zweimal. Das wird fortgeführt, bis die große Sekunde zwischen eins (Daumen) und zwei (Zeigefinger) angekommen ist. Diese Stellung wird beibehalten und nun beginnt der kleine Finger wieder eine große Sekunde zwischen ihm und dem vierten einzubauen, das wird alles wie ein Turmbau wiederholt, bis der Intervall Abstand zwischen allen Fingern eine große Sekunde ist. Nun geht das ganze wieder rückwärts beginnend mit Kleinem Finger und die Sache wird rückgebaut, bis alle Finger einen Intervallabstand von einer kleinen Sekunde haben. Das ganze kann bis zur großen Terz aufgebaut werden, bequem ist es aber nur bis zu kleinen. Am Höhepunkt der Übund bis zu kleinen Terz kommt man also bei einem gebrochenen vollverminderten Fünfklang an.

Die zweite Übung dient der Mikromotorik, wie ich das für mich getauft habe. ;) Tonleitern oder sehr einfach Stücke (mit nur kleinen Intervallschritten) mit jeweils zwei benachbarten Fingern spielen. Bei den Tonleitern variere ich auch z.B. A-Dur (Ton = Finger), a = 1, h = 2, h =1, cis = 2, cis = 1, d = 2, usw. auch wieder rückwärts. Analog: a = 4, h = 5, h =4, cis = 5, cis = 4, d = 5, usw.

Achtung das ist keinesfalls offiziell pädagogisch, physionomisch, sportmedizinisch, genetisch und gerantologisch geprüft auch nicht ideolgisch.

Also alles auf eigene Gewähr, kommt von der Violine und habe ich mir für's Akkordeon so ausgedacht und passend gemacht. Mein Gefühl ist, dass ich bei Stücken im kleinen Intervallbereich nicht mehr gar so oft patze.

Viele Grüße
AkkordeonTom

PS: Violinisten haben ja das Problem, dass sie die Literatur die sie so spielen müssen niemals ganz üben können. Dafür gibt es einfach zu viel. Bis zu einem bestimmten Schwierigkeitsgrad muss dass vom Blatt gehen, aber Achtung sie haben auch nur eine Stimme. Wir müssen da meist mit viel mehr Noten gleichzeitig dealen und das geht nachgewiesnermaßen nicht vom Blatt. Ist also alles nicht 100%ig vergleichbar.

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Nehmen wir z.B. die beiden großen Läufe im 'Ole Guappa'
Welche Übungen helfen, das Stück zu erlernen?

Spielen die Noten des Laufes aber rhytmisiere sie anders, spiele auch mal zwischen drin Passagen rückwärts und vorwärts, gerade die, die nicht gut klappen, spiele langam, schnell, mach daraus rhytmisch einen anderen Lauf (viertel, halbe, ganze, sechzentel, punktieren, triolisieren, egal was) aber behalte die Notenlinie bei. Das hilft mir am meisten.

Viele Grüße
AkkordeonTom
 
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Übrigens ist das Erfinden von Übungen wie von Tom oben beschrieben ja bereits eine Abtrennung der Technik von der Musik... Eine Definitionsfrage.
Eine aus dem Stück abgeleitete Übung (vielleicht auch erweitert) ist insofern abgetrennt, als dass man in dem Moment nicht mehr unbedingt musikalisch gestaltet oder Spannung erzeugt. Es ist abgetrennte Technik. Das halte ich für sehr sinnvoll!
Für relativ sinnlos halte ich nur die Übungen, die in keinem Zusammenhang mit den Stücken stehen. ... Buch auf, Dreiklänge, Bellowshakes, Metronom, etc.

Auch Gestaltung braucht Technik. Wenn man z.B. während zwei langen gerade gehaltenen halben Noten in der rechten Hand auf zwei eine Synkope in der linken Hand gestalten will (Akzent und Abklingen, auf drei aber wieder mit der Halben rechts zur Stelle sein), dann ist das durchaus eine Koordinationsfrage, die man mit einer entsprechenden Schleife üben kann. Daraus entwickelt sich ein "Groove", was wieder musikalisch wirkt.
Technik und Musik ist nicht trennbar.
Wenn jemand Technik hat und man merkt vordergründig nur die Technik, dann hat er einfach kein gutes Ohr.
Aber viel Technik bedeutet nicht automatisch unmusikalisches oder herzloses Spiel. Die Technik muss nur geschmackvoll und zielgerichtet eingesetzt werden.

@AkkordeonTom ... ähm Deine Beschreibung der Übungen ist sicherlich richtig, aber mein noch müder Kopf kann sich das gerade nicht so richtig vorstellen. Alles was ich kapiert habe sieht in etwa so aus:
http://www.youtube.com/watch?v=f21HQW_glR0
:rolleyes:
 
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Für relativ sinnlos halte ich nur die Übungen, die in keinem Zusammenhang mit den Stücken stehen. ... Buch auf, Dreiklänge, Bellowshakes, Metronom, etc.
:rolleyes:

Danke Uwe :D

@tom
Ich habe zwar aus deinen Tipps nicht wie Uwe den 'KiddiesDontDoThisAtHomeLemontree' ableiten können, habe aber auch nicht verstanden, wie deine Übungen funktionieren sollen.
Gibt es da Beispiele (Noten, Video) was du das machst?

Grüße
morigol
 
Hihi - ich meine ja... auch Tonleitern können helfen, aber nur wenn sie einen Bezug zum Stück haben. Ansonsten ist es so, als würde ich in einem Bildbearbeitungsprogramm genau lesen, wie man Farben aus Zahlen generiert aber eigentlich will ich nur einen Text auf Wolken schreiben und das gelingt mir dann nicht, weil ich den Text-Button nicht finde! :D
 
... wie schon gesagt, ich kann auch nicht beantworten ob das alles sinnvoll ist oder nicht. ;)

Einfach nur mechnische Technik zu üben ist siche sinnfrei, das seh ich auch so.

Zu meiner Übung, tja leider habe ich keine Noten. Eenn ich dazu komme schreibe ich mal ein stückweit auf. Achja beim spielen entsteht bei mir immer ein Rhythmus und ganz eigener Klangtepich. Tibetanisch oder ozeanisch :D

Ansonsten wende ich auch hier einer meiner Lieblingsmethoden an: Gehirn offen halten und nicht zunageln, wenn man mal zu einem Ergebnis gekommen ist.

Andere Instrumentengattungen haben teilweise relativ viel Technik im Übeprogramm. Wie ich schon geschrieben habe, ist meine These: Es kommt auf die Person an und wie sie strukturiert ist. Lieber Klangbutter, letzendlich klingst Du Dir auch Übungen aus Deinen Stücken aus, so wie ich das verstanden habe. Und so wie ich Technikübungen bei anderen Instrumenten gesehen habe, Klavier, Violine, Gesang. Es muss da auch immer nach Musik klingen, korrekt phrasiert werden, sonst ist es sicher wertfrei. Chopin-Etüden sind auch zum Zuhören noch ein Genuss. Das ist sicher ein guter Weg, den man da bei den Klavierkollegen sehen und hören kann.
 
Hallo, Morino47,
ein insgesamt umfangreicher Faden mit dem man das zügige Lesen im Forum "üben" kann. Deine ausgewogene Meinung mit Analogie zum Lerrnen von Fremdsprachen überzeugt. (Habe ich selbst erlebt mit Englisch erst Berlitz-Naturmethode, dann 1 Jahr nach London. Sprechen gut, aber passiven Wortschatz - officious = official? und saubere Grammatik - I wish I would have been rich usw. bekommt man nur mit trockenem Lernsystem. )
Zum Akkordeon bei mir: Vorrang hat natürlich "Musik üben" , aber welche technischen regelmäßigen Übungen würdest Du als als Werkzeugkasten mit Mindestausstattung für Einsteiger empfehlen?? Danke für Tips. Beste Grüße, Bellachini
 
Hallo Bellachini,

weil Du mich persönlich ansprichst, antworte ich ebenso. Ich bin kein Musikpädagoge und kann daher zu Deiner Frage nicht viel Fundiertes von mir geben. Meine eigenen Übungen habe ich mit der Zeit meinem Spielvermögen angepasst, und die werden Dir als Einsteiger, wie Du Dich bezeichnest, wenig helfen. Aber Dur-Tonleitern und Arpeggien gängiger Akkorde für alle Tonarten im Diskant und im Bass mit ordentlichen, immer gleich anzuwendenden Fingersätzen sind schon sehr hilfreich. Das lässt sich zum Beispiel auch rhythmisch variieren, links Viertel, rechts Achtel und umgekehrt.

Die Schwierigkeit steigert man, indem man mit den einfachen Tonarten beginnt, C, F, G, und sich dann allmählich im Quintenzirkel vorarbeitet bis Fis bzw. Ges.

Solche Übungen sind wunderbar, um sich warmzuspielen vor der eigentlichen Sitzung.

Ansonsten solltest Du mal ein Akkordeon-Schulheft studieren. Da kann ich leider nichts empfehlen, hör aber immer wieder, dass es eine weit verbreitete Akkordeon-Schule von Haas gäbe. Auch ein Lehrer (aus Fleisch und Blut) ist eine gute Investition, wenn man zuviel unnützes und ineffektives Selbststudium vermeiden möchte. Das Internet kann keinen (kompetenten) Lehrer ersetzen.

Viele Grüße

morino47
 
Wenngleich ich als Schüler die Czerny-Etüden sehr mochte, weil es meiner Meinung nach ganz großartige Klavierstücke sind, halte ich von reinen Technik-Übungen sehr wenig.
Der Sinn der Überei ist ja, dass man am Ende des Tages präzise, lebendige, ausdrucksstarke Musik machen kann. An mechanischer Roboterarbeit ist - insbesondere in der Zeit von CDs und MP3s - niemand wirklich interessiert.
Selbst dann, wenn es darum geht das eigene Timing zu verbessern, halte ich ein musikalisches, ausdrucksstarkes Trommelspiel für wesentlich angemessener als ein mechanisches Einhämmern von Tonleitern.
Es klingt vielleicht radikal, aber ich bin der Überzeugung, dass eine Übung immer in einem musikalischen, emotionalen Kontext stattfinden sollte.
 
Selbst dann, wenn es darum geht das eigene Timing zu verbessern, halte ich ein musikalisches, ausdrucksstarkes Trommelspiel für wesentlich angemessener als ein mechanisches Einhämmern von Tonleitern.
Es klingt vielleicht radikal, aber ich bin der Überzeugung, dass eine Übung immer in einem musikalischen, emotionalen Kontext stattfinden sollte.

ich habe schon mit/durch Tonleitern musikalische, emotionale Kontexte fuer mich eroeffnet. Ich habe auch mit/durch die Uebung von Tomnleitern persoenlich erfahren, wie sich mein Spielen insgesamt veraendert und wie ich mich insgesamt besser am Instrument auskenne usw. Ich habe auch einen direkten Vergleich das Lernen es ohne Tonleitern war und Defizite sind mir erst hernach aufgefallen (mit Tonleiternblick sozusagen)

Mit "Einhaemmern" hat das nichts zu tun.
 

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