Es kommt immer drauf an.
Die Erfahrung, die DerAlucard gemacht hat, habe ich auch gemacht. Wir hatten bandintern ein Problem mit massivem Alkoholkonsum während der Proben und daraus resultierender mangelnder Konzentration. Da haben wir dann mehrheitlich beschlossen, bei Proben ein Alkoholverbot einzuführen (mit Ausnahmen wie Grillen am Proberaum oder wenn 3/4 der anwesenden Bandmitglieder sagen "jopp, hoch die Tassen!").
Diese Lösung war denjenigen, die wenig tranken oder aber tranken und trotzdem konzentriert spielen konnten, nicht die fairste, aber eben ein Kompromiss.
Das Problem ist, dass es zum einen schonmal schwer ist, einen Kompromiss an Leute zu vermitteln, die insoweit nicht einsichtsfähig sind. Hat man das geschafft, ist es aber nochmal schwerer, demjenigen den Kompromiss zu erläutern und so zu begründen, dass derjenige ihn akzeptieren kann. Im Prinzip hat man schon verloren, wenn die angesprochene Person eine solche Begründung (nach Beschlussfassung bei vorheriger Diskussion) überhaupt fordert.
Ich bin kein Freund von Konventionalstrafen o.ä. und denke, dass man sich in der Band immer wird arrangieren können, wenn man es nur will. Wichtig ist, dass man es hinkriegt, dass alle an einem Strang ziehen - nicht nur kurzfristig, sondern dauerhaft.
Klar sind Musiker da empfindlichere Seelen als einige andere Leute. Schließlich ist bei jeder Kritik, und sei sie noch so klein, irgendwo im Hinterkopf der Gedanke "Scheiße, die wollen mich aus der Band werfen". Egal, ob gerechtfertigt oder nicht - wenn die Kritik als solche vorgebracht wird ("Du säufst zuviel"), kommt bei vielen einfach dieser Automatismus, der eine Abwehrhaltung hervorbringt.
Es bringt auch nicht immer was, zu sagen "Ich habe es so empfunden, dass...", weil besonders renitente Naturen dem mit einem "Watt wird datt hier? Zeit für Gefühle? Ich find's anders, sopp" reagieren. Kommt man mit den Leuten ansonsten gut klar und passt es musikalisch, will man sie natürlich auch nicht verprellen, auch wenn ein objektiver Dritter sagen würde: "Hey, wisst ihr was? Das mit den beiden klappt nicht. Da müssen wir uns was einfallen lassen...".
Gespräche sind mit Sicherheit sachdienlich und notwendig - aber es kommt stark drauf an, wie das Gespräch geführt wird und was genau besprochen wird. Trifft man gemeinschaftlich Beschlüsse, an die sich keiner hält, kann man es auch gleich lassen.
Hierbei muss man allerdings auch eine gewisse Umgewöhungszeit berücksichtigen und Kulanz walten lassen. Hat einer bei jeder Probe konsequent seine ein bis zwei Bierchen getrunken und trotzdem sauber gespielt, wird er sich damit schwerer tun, bei der Probe "trocken" zu bleiben, als derjenige, der eh nur Wasser getrunken hat.
Direkt von 100 auf 0 kommt man eben nicht - und es ist wichtig, auch kleine Erfolge zu honorieren. "Hey, heute bei der Probe hast du nur 2 Bier getrunken und keine 7! Hat man deinem Spiel direkt angemerkt, es klingt besser! Weiter so!" ist nunmal motivierender als "Boah Alter, du säufst ja immer noch bei der Probe und kannst den Song immer noch nicht, was soll denn das?".
Es kommt auf die Leute an, mit denen man zusammenspielt - und die Gründe für ihr Verhalten. Manchmal sollte man als Band auch einfach die Bandinteressen ein wenig zurückstellen und für den Mitmusiker, der gerade eine schwere Zeit durchmacht, da sein, seine angenehme Flucht vor der harten Realität sein.
Und auch dafür ist es wichtig, dass man miteinander redet. "Leute, ich bin momentan nicht so gut drauf, weil... kann sein, dass mein Spiel ein wenig drunter leidet" - sowas sorgt bei mir immer dafür, dass ich Verständnis zeige und meine Hilfe anbiete. Allerdings sollte derjenige auch was dafür tun, dass sich sein Zustand wieder bessert, sofern und soweit er darauf Einfluss hat.
Das sollte allerdings auch nicht bei jeder Probe zum Thema werden.
Eine "Patentlösung" gibt es nicht - aber nur dem sprechenden Menschen kann geholfen werden.
Bei uns hatte sich eine Rednerliste bewährt. Alle sitzen im Kreis, einer ist Protokollführer und erteilt jeweils das Wort, so dass alle sich mal richtig auskotzen kann, der Betroffene sofort erwidern kann und vor allem jeder jeden ausreden lässt. Erfordert Disziplin, aber die sollte man eigentlich erwarten können, finde ich.