devasya
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Das klingt sympathisch und erinnert mich sehr an mich selber und meine "Diskussionen" mit klassischen LehrerInnen.
Tatsache ist, so wie du das machst ist es zwar kreativ, entspricht aber nicht dem klassischen Paradigma.
Es geht darum, das Stück möglichst so zu interpretieren, wie es der Komponist vorgesehen hat und damit auch so, wie es in dessen ZEIT interpretiert worden wäre.
Trotzdem frage ich mich: woher weiß man denn, was der Komponist genau wollte? Und warum muss man, auch Jahrzehnte später, immer noch an diesem Muster festhalten?
Ich bin wie gesagt der Meinung, dass man als Musiker nicht mehr als die Partitur braucht - ich muss im Prinzip nicht mal wissen, wann das Stück genau geschrieben wurde. Es reicht, wenn ich die Noten vor mir habe - alle wichtigen Informationen sind dort enthalten, wie ich finde.
Es ist nicht so, dass ich prinzipiell dagegen bin, wenn Musiker den Anspruch haben, ein Werk möglichst authentisch und originalgetreu widerzugeben. Das einzige was ich persönlich nicht mag, ist, wenn fast schon dogmatisch "von einem Bach" gesprochen wird, der so und nicht anders zu klingen hat. Ich verstehe das Prinzip dahinter nicht, wenn ich ehrlich bin. Klar...Geschmäcker sind verschieden. Ich kann z.B. mit Harnoncours Johannespassion absolut nichts anfangen... und das, obwohl er versucht hat, möglichst authentisch an das Werk heranzugehen. Es bleibt und ist eine Frage des Geschmackes, wie ich finde.
Zudem frage ich mich manchmal ob es nicht auch irgendwann "langweilig" wird, dieselben Stücke immer wieder "gleich" aufzuführen... ähnlich wie eine Waschmaschine, die sich immer wieder im Kreis dreht. Es ist doch schön, wenn man sein eigenes persönliches Herz in das Lied steckt. Als ich die dorische Toccata von Richter hörte, musste ich 2x hinhören, weil ich sie nicht sofort wieder erkannte. Ich musste sie neu kennen lernen... und heule mittlerweile jedes Mal am Ende der Fuge, wenn Richter mit einem rießigen Atemstoß alles bisher festgehaltene loslässt und die Pedale schlägt, mit einem Triller, der dir Gänsehaut verursacht...und das ist doch das Schöne an Musik. Wenn man das Skelett eines Werkes beibehält (Partitur), ihm aber ein neues Gesicht verleiht. Und noch schöner wird es, wenn man EIN Werk hat, aber immer wieder NEUE Farben in ihm entdecken kann... manchmal höre ich mir die Johannespassion von Karl Richter an, wenn ich Dramatik brauche, wenn ich mitgerissen werden möchte... an manchen Tagen preferiere ich die Version von Gardiner, die, die er - es war glaube ich - 1986 aufgenommen hat mit dem Gardiner und Monteverdi Chor... ich mag das. Wenn man BACH hört, aber jeder Dirigent oder Sänger SEINE Unterschrift darunter setzt... wie gesagt: die Noten bleiben ja immer diesselben... man ändert nur den Atem des Stückes... und das finde ich überaus faszinierend
PS. Ich antworte noch heute Abend auf die restlichen Beiträge. Bin nur grade im Urlaub und es gibt gleich Essen...von daher: bis später