Was ist Kompositionslehre?

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MarkFrisch20
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Also was ist das denn nun?
Ich dachte immer, ganz naiv, dass ich am besten Komponiere wenn ich inspiriert bin, aber da scheint eine Menge Handwerk hinter zu stecken. Ich kann mir jedoch nicht so Recht vorstellen was man alles auf diesem Gebiet lernen kann, was dann im Kompositionsprozess hilfreich sein könnte.
Und wann ist überhaupt eine Kompositon? Das klingt banal, ist es aber nicht. Was unterscheidet die Kompositionen eines Beethovens von denen eines Instrumentalisten der zwar eigene Sachen spielt, den man aber lieber nicht als Komponisten bezeichnen würde, weil es einfach nicht adäquat zu sein scheint. Ich meine; ist Dieter Bohlen ein Komponist? Für micht nicht. Aber wieso?
 
Eigenschaft
 
Da Komponist kein geschützter Begriff ist, kann sich auch jeder Trottel so bezeichnen. Und der Vorgang des Komponierens ist so mannigfaltig, dass es gar nicht möglich ist komponieren zu lernen. Man kann kann die Dinge lernen, die man braucht, aber nicht alles. Und wer tonal komponieren will und mit musikalischen Formen umgehen können will, der lernt eben von Beethoven, Mozart und Haydn. Wer lieber experimentieren will, der kann sich vielleicht von Stockhausen, oder Boulez was abschauen. Wer Pop/Rockmusik schreiben will, der lernt eben von denen, die auf dem Gebiet was können.

Man kann aber auch ganz allgemeine Dinge lernen. Um Komponieren zu können, muss man ein Formverständnis haben, egal was man schreibt und selbst, wenn man es noch so wenig will, letztlich ist das Ergebnis immer irgendeine Form. Man kann auch ganz allgemein Harmonielehre betreiben, wird aber, wenn es allzu systematisch ist, zu keinem befriedigenden Ergebnis kommen. Man kann auch allgemein Mikrotonal komponieren lernen usw. Es ist immer wichtig, was man letztlich damit bewerkstelligen will.
 
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Danke für deine Antwort.
Klar; "Komponist" ist kein geschützer Begriff, wie du schon sagst. Mir fällt aber ein ziemlich undefinierbares und schwammig formuliertes Phänomen auf. Es gibt "Komponisten" die scheinen einfach nur wieder zu verwerten, letztendlich haben sie einfach nur ihren Stempel auf etwas gedrückt was schon da war.
Ich würde gerne eine Diskussion einleiten zum Thema "Wann ist Komponieren Komponieren?"

Zu meinem Problem: Ich habe schöne Ideen und schöne Stücke, habe aber das Gefühl dass es nichts neues ist. Es ist Musik die aus dem Herzen kommt, mir fehlt aber das Know-How um aus diesen Fragmenten kein Stück sondern hochtrabend gesagt ein Werk zu machen. Da sind wir wieder bei den Begrifflichkeiten. Ein schlechtes Stück ist für mich eines mit aneinander gereihten Fragmenten/Themen die meinetwegen noch so schön sein können. Das Handwerk besteht für mich aus diesen, aus fast reiner Inspiration entstandenen Fragmenten ein Stück zu formen. Irgendwas muss dann diese Fragmente zusammenkleben. Das erhoffe ich mir von der Kompositionslehre. Aber bin ich damit auf dem Holzweg oder kann ich das wirklich lernen?
Es geht mir gerade nur um die Form. Die möchte ich interessanter machen. Die Basis steht schon aber der große Rest, das wirklich schwierige, das möchte ich lernen.
 
...ist Dieter Bohlen ein Komponist? Für micht nicht.
Naja, das ist eine Meinungsäußerungl, die natürlich jedem frei steht. Für mich verständlich, weil ich weder mit seiner Musik noch seinem öffentlichen Gebaren etwas anfangen kann.
Ob sich Dieter Bohlen selbst als Komponist (und Texter) bezeichnet, weiß ich gar nicht. Offenbar ist er aber seit Jahrzehnten (Mit-)Autor für Text und/oder Musik zahlreicher verkaufsstarker Titel und hat dementsprechend eine beneidenswerte GEMA-Abrechnung. Die in seinem Zusammenhang von mir meistgelesene Berufsbezeichnung ist vermutlich (Musik-)Produzent.

...dass ich am besten Komponiere wenn ich inspiriert bin...
Ohne musikalische Idee geht nun einmal nicht viel. :D
Meines Erachtens ist es einfacher kreativ zu sein, wenn man sich das musikalische Schaffen wie jede andere freiberufliche Leistung auch zur täglichen Gewohnheit macht.
Es gibt aber auch genügend Gegenbeispiele, sozusagen Schöpfung aus dem persönlichen Chaos. Wobei mir da eher kurze Biografien mit bösem Ende einfallen, von Hendrix bis Winehouse.

Für die Unterscheidung von Beethoven (hochbegabt, hochkreativ und top-ausgebildet) von wem(?) fehlt ein konkret vergleichbarer Name. Auf Verdacht würde ich sagen, gegen einen Musiker wie Beethoven verlieren die Meisten bei einem werkbezogenen Vergleich, in jeder Hinsicht.

Gruß Claus
 
Okay, ich musste erstmal selbst darauf kommen, was ich eigentlich fragen will:
Was sind Kriterien einer guten Komposition? (Stichwort: "werkbezogener Vergleich") Jaja subjektiv... Nein, das ist blödsinn, man kann Musik auch nach objektiven Kriterien bewerten, sonst wäre das Fach "Musikwissenschaft" auch blödsinn. Und das ist es nach meiner subjektiven Meinung nicht ;)

Wegen der Bohlen-Sache. Ja das ist eine Meinungsäußerung. Die Frage war gemeint: Was ist Bohlen und was Beethoven?
 
Was sind Kriterien einer guten Komposition?

Das sind dieselben, wie bei der Wahrnehmung von Musik ganz generell:

Es geht immer nur darum, das Gefühl von Wohlbehagen zu erzeugen, ohne jedoch die Grenze zur Langeweile je zu überschreiten. Es geht ständig darum, mit Spannung und Entspannung zu spielen, und diese zwei Komponenten in perfekter Balance zu halten. Es geht darum, Hörerwartungen zu erzeugen, und diese dann zu erfüllen, oder bewußt NICHT zu erfüllten, oder auch zu erfüllen, aber anders, als man denken würde ...

Und JA ... das IST alles ein Handwerk. Ob das von Herzen kommt, oder vom Bauch, oder aus den Füßen oder dem Kopf ... das ist alles nur Geschwafel ... man muß darüber Bescheid wissen, WIE man eine bestimmte Stimmung ERZEUGEN kann, mit welchen Mitteln man die Musik bei Bedarf lustig, traurig, melancholisch, kontemplativ, oder eilig treibend, oder machen kann, oder auch genau in die jeweils andere Richtung ...

Das alles kann man WISSEN, das alles kann man in Worten BESCHREIBEN und daher kann man das alles auch LERNEN.

Und zur Frage nach dem Unterschied zwischen Bohlen und Beethoven ...: PRINZIPIELL KEINER, aber QUALITATIV ein mindestens ebenso großer wie zwischen Mozart und Beethoven ... (entschuldigung, aber der mußte sein ... :) ).

Thomas
 
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Handwerklich waren sich Mozart und Beethoven ebenbürtig. Was Beethoven auszeichnete war das absolute Formgefühl. Beethoven war der "Intelektuelle", der auch die Masse ansprechen konnte. Mozart war der "Kreative", mit einem unglaublichen Gespür fürs Theatralische. Auf ihren Gebieten waren sie zu ihrer Zeit unerreicht und es würde mir auch sehr schwer fallen, sie anhand von gleichen Werken, wie Sonaten und Konzerte, oder Sinfonien zu bewerten. Denn beide haben unterschiedliche Ansatzpunkte und, auch wenn sie zeitlich recht nah beisammen waren, so gibt es doch kleine ästhetische Unterschiede zwischen den beiden Zeitspannen.
 
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Theoretisch gibt es zur Thread-Frage genug Literatur. Ich habe den Eindruck, es geht eher um die Frage: Wie komponiere ich?

Nehmen wir mal an, uns ist

e-g-aa

eingefallen (die ersten drei Töne von Smoke On The Water).

Wie LordAbstellhaken schon schrieb, müssen wir uns jetz tmit der Frage der Form (anders gesagt, etwa mit dem Stil) befassen. Solls ein Blues oder eine Sonate werden? Daraus resultiert schon ein gewisses Schema, mit dem wir das Grundschema weiter "verwenden".

Mach mal 'nen einfachen Blues mit dem Thema: ... (die Bluesform gibt ja die Harmoniefolge vor)
 
Theoretisch gibt es zur Thread-Frage genug Literatur. Ich habe den Eindruck, es geht eher um die Frage: Wie komponiere ich?
Nein, keine Sorge das mein ich schon zu wissen. Die Frage war so gemeint: Ich bin der Meinung das Komposition nicht gleich Komposition ist, und man eben oft dazu neigt etwas wieder zu verwerten anstatt wirklich etwas neues zu schaffen. In der Musik wurde schon viel gesagt, aber noch nicht alles. Ein Komponist ist für mich jemand der wirklich etwas neues schafft (natürlich beschränkt, komplett neu ist ja quatsch). Meine Frage ist jetzt: Was ist für euch ein Komponist und was macht eine Komposition zur Komposition und zu guter letzt: Was ist daran wirklich Handwerk und was Inspiration und Kreativität. Soundmunich, meine "Kompositionen" gefallen mir aber ich weiß; im Vergleich zu den "Großen" muss ich noch so viel lernen. Aber was lernt man da? Was ist also Kompositionslehre?

Und was du zu den Schemata meinst: Darum gehts ja gerade! Sich von diesen Schemata zu lösen. Nicht denken nur weil ich an einer Flamencokomposition arbeite muss ich die andalusische Kadenz rauf und runter spielen.

Und ich bitte dich mir nicht noch einmal Kompositionstechniken anhand von Smoke on the Water zu erklären. Klar ich weiß, es ist nett gemeint, aber fühle mich in diesem Sinne nicht Ernst genommen. So richtig von gestern bin ich ja auch nicht.Zumindest meine ich das.
 
Sorry für meine Ausführungen, aber in Deinem Anfangs-Post sprichst Du andere Aspekte an, und die habe ich womöglich auch noch missverstanden. Dann halte ich mich lieber raus :hat:
 
Darum gehts ja gerade! Sich von diesen Schemata zu lösen. Nicht denken nur weil ich an einer Flamencokomposition arbeite muss ich die andalusische Kadenz rauf und runter spielen.

Nein, darum geht´s NICHT. Sondern es geht, um bei diesem Beispiel zu bleiben, darum, die andalusische Kadenz so zu variiern/verändern, daß sie auf einmal wieder frisch, neu und spannend klingt, aber dennoch erkennbar bleibt.

Je mehr ich allerdings Dein Posting Nr. 9 lese, desto weniger verstehe ich, was Dein Anliegen ist ...

Eine Komposition ist eine von menschenhand geschaffene Anordnung von Tönen und Geräuschen. Basta. Jemand, der dies bewerkstelligt, ist Komponist. Basta.

Wie schön, originell und - und darauf scheint es Dir hauptsächlich anzukommen - wie NEU das Komponierte dann wirklich ist, steht auf einem anderen Blatt.

Meiner Meinung nach ist der GRÖSSTE Teil handwerkliches Können und Geschick. Inspiration und Kreativität sind nur Schlagworte, die gerne von Menschen benutzt werden, die von der Arbeit eines Komponisten keine Ahnung haben ...

Kompositionslehre: War nie dort, könnte mir aber vorstellen, daß man da solche Dinge lernt:

- Musikgeschichte
- Harmonielehre
- Formenlehre
- Orchestrierung und Instrumentenlehre
- Rhythmik

LG, Thomas
 
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Ich könnte mir vorstellen, dass die Betrachtungen von Stefan Mickisch am Beispiel von Wagners Ring ein wenig zur Beantwortung der Frage beitragen könnten, wie Handwerk und Inspiration, Harmonik, Formen und Instrumentierung bei großen Kompositionen zusammengehören.
Schnupperkurs: http://www.3sat.de/mediathek/index.php?display=1&mode=play&obj=35959

Die vierteilige Reihe auf 3Sat im April diesen Jahres war nicht nur informativ, sondern für Musikbegeisterte auch äußerst unterhaltsam, Stefan Mickisch hat dafür offensichtlich eine besondere Begabung.
Man kann die einzelnen Folgen immer noch über Mirrors herunterladen und über den Dekoder von onlinetvrecorder.com dekodieren. Die Registrierung dort ist kostenlos, zum Dekodieren braucht außer der kostenlosen Software auch ein Punktekonkto, das durch Klicken der Bannerwerbung oder (relativ geringe) Einzahlung unterhalten werden kann.
Es gibt auch einzelne Clips von Stefan Mickisch auf Youtube.

http://www.otr-search.com/suche/Wagner__Der_Ring_13.04.06_20-15_3sat_60_TVOON_DE.mpg.HQ.avi.otrkey
http://www.otr-search.com/suche/Wagner__Der_Ring_13.04.13_20-15_3sat_60_TVOON_DE.mpg.HQ.avi.otrkey
http://www.otr-search.com/suche/Wagner__Der_Ring_13.04.20_20-15_3sat_60_TVOON_DE.mpg.HQ.avi.otrkey
http://www.otr-search.com/suche/Wagner__Der_Ring_13.04.27_20-15_3sat_60_TVOON_DE.mpg.HQ.avi.otrkey

http://www.onlinetvrecorder.com/v2/
 
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Danke! Jetzt sind für mich die Fragen beantwortet, sorry hatte Probleme mit der Formulierung ;)
@turko
Genau das wollte ich zur Diskussion stellen, was eine Komposition ist. Du hast ja deinen Standpunkt nun ausgeführt. trotzdem kann man darüber diskutieren ode nicht? ;)
 
Zitat von neviani23: Und wann ist überhaupt eine Kompositon? Das klingt banal, ist es aber nicht. Was unterscheidet die Kompositionen eines Beethovens von denen eines Instrumentalisten der zwar eigene Sachen spielt, den man aber lieber nicht als Komponisten bezeichnen würde, weil es einfach nicht adäquat zu sein scheint. Ich meine; ist Dieter Bohlen ein Komponist? Für micht nicht. Aber wieso?

Ich glaube dass genau da der "Fehler" liegt. In meinen Ohren hat eine Komposition mit den Begriffen Erfindung/Neuschaffung und auch Reproduzierbarkeit zu tun. Wobei die Begriffe natürlich ausgelegt werden können. Aus einer Improvisation kann m.M.n. auch eine Komposition wachsen, eine Idee kann auch bestehende Elemente enthalten und trotzdem neu seiin usw....(das merkst du ja gerade bei deinem Flamenco besonders)

Für mich wäre wichtig, dass die Komposition mit dem Begriff "Neu" zu tun hat, und das wirkt sich dann ja auch weiter aus (Urheberrecht usw..) Also kanns so falsxh nicht sein.
Das was im Zitat steht ist für mich letztlich nur eine Wertung des Umfangs. Wenn Dieter Bohlen das Lied "Dr. Mabuse" komponiert und es ist ein neues Stück, ist es vom Wort her auch eine Komposition wie Beethovens 5. Es handelt sich selbstverständlichen um Kompositionen unterschiedlichen Umfangs, aber auch ein Eipiek ist eine Erfindung, genau wie der Sextant, wenn es um das Wort Erfindung geht..

Mit Gefallen, Wertung des künstlerischen Umfangs und auch mit dem Handwerk und dem Können hat das für mich erstmal relativ wenig zu tun. Es soll ja Leute geben, die nicht singen können und sich trotzdem Lieder ausdenken oder welche, die auch ohne Instrument etwas Neues schaffen (bitte nicht nach Beispielen fragen:))

Also, zur Frage:
Für mich ist eine Komposition ein neues Musikstück. Ob es nun ein Lied, ein Instrumentalstück, ein Rap oder was auch immer, Hauptsache es gabs iim Wesentlichen noch nicht so. Die Komplexität des Stücks, das enthaltenen Können, der persönliche Anspruck und Geschmack ermächtigen mich nicht zur Wertung, ob es eine Komposition ist.
Quasi so: Beethoven=Komponist, Dieter Bohlen=so ein bisschen Komponist, rappender Musikboard-Liedermacher=auf keinen Fall Komponist:D
 
@turko
Genau das wollte ich zur Diskussion stellen, was eine Komposition ist. Du hast ja deinen Standpunkt nun ausgeführt. trotzdem kann man darüber diskutieren ode nicht? ;)

Klar! Man kann über ALLES diskutieren, wenn einem danach ist, und wenn man Diskussionspartner dafür findet ... was ja hier offensichtlich der Fall ist ...:)
 
- Klar kann man das Komponieren erlernen und lehren.
- Es gibt Kriterien für Qualität, bei denen sich fast alle einig sind.
- Qualität kann man auch ohne Inspiration schaffen, aber ohne diese macht es weniger Spaß und ist mühsamer.
- Ausgewogenheit, Abwechslung, schöner Klang etc. lassen sich theoretisch vorhersagen und konstruieren. Ohne ein gutes "Ohr" wird es aber zu einer ziemlich komplexen Angelegenheit, bei der man schnell den Überblick verliert.
- Die meisten "geht nicht"s entstehen rein durch Missverständnisse in der Sprache: durch unpräzisen Einsatz von widersprüchlichen Begriffen.
- "Komponist" ist ein extrem unscharfer und widersprüchlicher Begriff. Das gleiche gilt demnach auch für "Kompositionslehre". Deshalb bitte vorher präzisieren.
 
Komposition ist für mich das, was ich an einer musikalischen Arbeit schriftlich fixiere, so das es von dritten interpretiert werden kann, also eigentlich die Arbeit an den Noten. Eine Improvisation aufzunehmen ist für mich keine Komposition, sondern eine Improvisation. Meinem Basser zu sagen was er spielen soll und dem Sänger eine Melodie vorzuträllern ist für mich nicht Komposition, ich mache das an der schriftlichen Fixierung fest, - das ist aber nur meine persönliche Definition.

Kompositionslehre dagegen ist das, was als Komposition gelehrt wird. Das hat mit Inspiration erstmal garnichts zu tun, sondern ist die Summe der Techniken.

Komponist bin ich insoweit, wie ich schriftliche Niederlegungen meiner musikalischen Arbeiten verfasse.
 
Komponist bin ich insoweit, wie ich schriftliche Niederlegungen meiner musikalischen Arbeiten verfasse.

Und wenn einer sein komplettes z.B. Musical fertig beisammen hat, mit Gesangsparts, mit Orchester-Stimmen und Rhythm-Arrangements, aber das alles (noch) nicht auf Papier, sondern bis jetzt (nur) in seinem KOPF ... was ist dann ? Dann ist er kein Komponist ... ?

Diese Definitiosabgrenzug erscheint mit vollkommen sinnlos und auch realitätsfern.

Thomas
 
Papierform ist nur die Benutzung eines bestimmten Mediums, Notation wäre eine eine gewisse Form der Benutzung eines Mediums, in welcher Weise diese Notation auch erfolgen mag.
http://de.wikipedia.org/wiki/Notation_(Musik)#Alternative_Notationssysteme

Das scheint mir deshalb eine sehr beliebige Festlegung zu sein und als Kriterium für das Vorliegen einer Komposition nicht besonders praxistauglich. Gegenwartsmusik sprengt immer wieder die Grenzen der Notationsmöglichkeiten und mit Notation durch die Urheber sieht es oft düster aus, wenn man sich die Popularmusik oder die Musik anderer Kulturen anschaut/-hört.
Soweit ich weiß, steht z.B. Paul McCartney mit Noten auf Kriegsfuß und ist dennoch offensichtlich ein Komponist mit anhaltendem Erfolg seiner Werke.

Part IIc des Köln Concert machte dank Übertragungen seinen Weg von der Improvisation zur Kompostion.
http://www.youtube.com/watch?v=DjCuupHPk7Q
http://www.youtube.com/watch?v=8usj9Z5lw2w
http://www.youtube.com/watch?v=SZnotJEQZ4E
Das steht anscheinend in einer gewissen Tradition, dem Albumblatt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Albumblatt

Unterm Strich würde daher mir eine Archivierung und damit Reproduzierbarkeit genügen, um von einer Komposition sprechen zu können.
Festlegungen von Kriterien hinsichtlich der Form, Tonalität usw. wurden doch schon lange durch real geschaffene Musik widerlegt

Gruß Claus
 
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Auch wenn's schon ein paar Jahre her ist: die Frage lautete meines Erachtens nicht "Was ist ein Komponist bzw. wann bin ich Komponist?" sondern "Was ist Kompositionslehre?".

In der Kompositionslehre werden unter anderem die harmonischen Zusammenhänge in der wohltemperierten Stimmung (12 Töne pro Oktave) dargestellt. Stichwörter z.B.: Terzschichtung, Quintenzirkel, Leitton, Paralleltonarten, Kontrapunkt u.v.a.m. und zum anderen lernt man -zumindest in der Klassik- auch Dinge, wie man z.B. eine Posaunenstimme erstellt, ohne daß der Posaunist innerhalb von 2 Takten seinen Zug 10 Meter weit bewegen muß. Weiterführend wird man an der Uni auch noch ein wenig über Vierteltonleitern usw. lernen, aber das lassen wir jetzt mal außen vor, weil das in unserer euroamerikanischen Musik praktisch nicht vorkommt.
Mit anderen Worten: es ist nicht kreativer als ein Maschinenbaustudium.

Ich halte es aber für Popmusik, Swing, Fusion u.ä. nicht für notwendig, ein Studium zu absolvieren, denn an sich sind die harmonischen Zusammenhänge zwischen den lediglich 12 Tönen ausgesprochen simpel, d.h. wenn man es mal kapiert hat, ist es fast genauso wie Autofahren, d.h. man denkt nicht mehr groß darüber nach, wann man die Kupplung losläßt. Bleibt man bei einem Stück innerhalb einer einzigen Tonart - wie bei gut 90% der Popmusik der Fall - dann ist es noch viel, viel einfacher.
Bücher über Kompositionslehre machen das Ganze oft sinnlos kompliziert (wenn ich z.B. lese, daß man die dorische Tonleiter am Klavier auf dem D beginnt dann kriege ich ********) und völlig unverständlich, denn die harmonischen Zusammenhänge sind - wie schon erwähnt, ausgesprochen simpel.

Es ist irgendwann selbsterklärend, daß die betonten Noten der Melodielinie in dem jeweiligen Begleitakkord enthalten sein müssen, daß man eine Dominante bzw. einen Akkord mit Leitton vor den Schlußakkord setzt, nicht unbedingt die Septime auf die 1 im Baß spielt usw. Zweite, dritte, vierte Stimmen ergeben sich fast automatisch daraus, daß man die anderen Tönde der jeweiligen Akkorde auzf die betonten Taktzeiten setzt. Wer Bach mag (und wer tut das nicht?) setzt gerne mal die betonten Zeiten der zweite Stimme abwechselnd Terz - Quint - Terz - Quint oder legt mal auf den Bass die Terz des Akkords usw.

Natürlich kann man mit Rhythmik, Sound, ungewöhnlichen Melodiewendungen und Instrumentierungen, Wiederholungen bzw. dem Weglassen derselben unendliche Variationen erzeugen, selbst wenn man bei der Erstellung der Begleitung = Arrangement nach Schema F vorgeht.

Ein Tip: finde heraus, welche Akkorde bei den ersten paar Stücken des Wohltemperierten Klaviers zu finden sind, damit kennst Du so fast alle harmonischen Zusammenhänge, die man vom Barock bis zum Jazz finden kann (in der Popmusik sowieso).

Die Frage nach dem Unterschied zwischen Beethoven und Bohlen ist dabei schnell erklärt: Beethoven war nicht nur bei der Erschaffung von großartigen Melodien ein Genie, er hat - obwohl noch sehr an Bach orientiert (es gibt schließlich noch einen Kontrapunkt) - auch bei der Begleitung/Arrangement und Harmonik für seine Zeit völlig neue Maßstäbe gesetzt. Spätestens mit der "Eroica" hatte er die romantische Musik "erfunden" und die Klassik eines Haydn weit hinter sich gelassen.
Bohlen produziert hingegen genau das, was das Publikum schon tausende male gehört hat, mit minimalsten Variationen beim Text und evtl. noch beim Sound. Nichtsdestotrotz ist er ein Komponist.
Das ist wie der Unterschied zwischen Michelangelo und Anstreicher Schulze: beide sind Maler, beide klatschen Farbe an die Decke. Michelangelo malt sein Lebenswerk, Schulze variiert von Weiß bis Eierschale und macht pünktlich um 5 Feierabend.

Tip: Wer die harmonischen Zusammenhänge lernen will, egal ob er sich als Michelangelo oder Schulze sieht: es hilft übrigens sehr dabei, Zusammenhänge/Akkordverwandschaften zu erkennen, wenn man entweder ein Tasteninstrument spielt oder, was noch sinnvoller ist, eine Partitur in ein Notensatzprogramm eingibt, mit dem man sich den Schmu auch gleich anhören kann.

Und ich bin ebenfalls der Ansicht von Vincent Stone: eine Komposition ist erst dann eine fertige Komposition, wenn es reproduzierbar ist. Auf welche Weise es reproduzierbar gemacht wird (Noten, Aufnehmen, vorpfeifen), ist dabei egal.
Es ist aber KEINE Komposition, zu sagen "...und da stelle ich mir dann irgend so'n beethovenmäßiges Streichquartett-Brett vor und der Typ im Eck haut 'n paarmal die Becken zusammen...". Wenn man Mitmusiker hat, die das umsetzen, o.k., dann ist man vielleicht Arrangeur oder Dirigent oder Producer, aber kein Komponist.

Zu einer Komposition gehört immer Kreativität UND Handwerk, beim einen mehr, beim anderen weniger.
 
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