Nachdem ihr nun alle wisst, wie es mit den Rohlingen aussieht und wie diese erstellt werden, soll natürlich auch klar werden, wie aus solch "dreckigen Metalltellern" brilliante Instrumente werden.
Von
Zu
Wir haben nun also einen Rohling mit Kuppe und Loch, grob auf die Endgröße des gewünschten Beckens reduziert.
Es geht direkt damit los, das Becken zu hämmern. Hämmern verdichtet das Material und gibt dem Becken Kraft. Je mehr Hämmerschläge, desto steifer wird das Becken, wurde uns erzählt. W
Aber worauf kommt es nun wirklich an? Hier ein paar interessante Fakten:
- Jeder der Mitarbeiter weiß von Anfang an, welcher Rohling welches Becken wird. Geholfen wird sich mit Listen über die Produktion und Aufträge und mit Kreidemarkierungen auf den Rohlingen. Hierbei spielt es natürlich eine Rolle, wie schwer der Rohling ist und welchen Durchmesser er hat.
- Das für mich aller erstaunlichste hieran ist, dass jeder Mitarbeiter weiß, in welcher Art und Weise er die Becken hämmern muss, damit später dann diese und jene Charakteristik im Klang zu finden ist und das Becken zu dem wird, was es ein mal sein soll.
- Ein Becken von 16-20 Zoll bekommt zwischen 4000 und 5000 Hämmerschlägen und wird zwischen 45 und 60 Minuten von einem Mitarbeiter bearbeitet.
- Durch das Hämmern geht ein Becken niemals kaputt.
- Man soll niemals auf die gleiche Stelle schlagen. Die Kunst besteht darin, in der Zeit, in welcher der Hammer sich vom Becken wegbewegt das Becken mit der anderen Hand immer ein Stück weiter zu drehen. Hierbei wird im Endeffekt mit dem Hammer immer auf die gleiche Stelle des "Amboss" gehauen, nur das Becken dreht/verschiebt sich.
- Ob man richtig trifft, merkt man am "Rebound" des Hammers. Trifft man die richtige Stelle, kommt der Hammer automatisch sehr sprunghaft zurück. Demnach ist das Pattern wie folgt: mit KRAFT hämmern, locker lassen, KRAFT, locker, usw...
- Die Becken werden zunächst links gedreht und gehämmert. Das muss man sich vorstellen wie bei einem T-Shirt. Die normale Form eines Beckens ist ja, dass der Bogen weiter von der Kuppe abfällt, allerdings wird hier anders herum gehämmert. Die Kuppe wird quasi in das Becken hineingedrückt und erst gegen Ende, wenn der Großteil der Hämmerung fertig ist umgekrempelt/umgestülpt (sicherlich noch auf kommenden Videos zu sehen).
Martin und ich durften auch mal.
Nun haben wir also ein fertig gehämmertes Becken. Aber was fehlt noch?
Wir haben also eine Kuppe, ein Loch, grob entgratet und gehämmert. Aber woher kommen denn eigentlich immer diese "Streifen" auf einem Becken, wie man sie oft sieht und kennt?
Das ganze kommt vom Finish. Natürlich ist über den Klang des fertigen Beckens entscheidend, wie und wie viel es gehämmert wurde, welches Muster gehämmert wurde, und so weiter. Aber ebenfalls wichtig ist, wie das
Finish des Beckens wird. Das Finish könnte man als "Feinschliff" bezeichnen. Es bestimmt natürlich wesentlich über das Aussehen des Endprodukts, aber selbstverständlich auch über den Klangcharakter.
Es gibt verschiedene Arten von Finishes:
Traditional -> abgedreht, aber danach unbehandelt
Brilliant -> abgedreht, danach hochglanzpoliert
Mischung aus Traditional und Brilliant
Raw -> sehr wenig nachbehandelt
Spezielle andere Finishes (chemisch/mechanisch behandelt)
Zunächst wird noch ein mal fein entgratet, damit der Rand des Beckens einwandfrei und ohne Verletzungsgefahr wird. Dann geht es ans Abdrehen.
Beim Abdrehen wird noch ein mal ein wesentlicher Teil des Materials abgetragen - oder auch nicht. Demnach bestimmt das Abdrehen auch noch die endgültige Dicke und das Gewicht des Beckens. Nach welchen wirklichen Kriterien (außer natürlich dem gewünschen Endprodukt) abgedreht wird, wurde uns gar nicht so sehr erklärt. Im Endeffekt ist es auch selbsterklärend, da das Finish schon feststeht und das Becken "nur" auf das richtige Gewicht gebracht werden muss. Dazu wird zwischendurch auch immer wieder nachgewogen, um zu wissen, wann man fertig ist.
Ist das Becken fertig abgedreht, kann es noch poliert werden. Manche Becken sind zwar schon fertig, aber solche wie unsere geliebten
Zultan Rockbeats müssen noch hochglanzpoliert werden. Dazu werden sie ebenfalls per Hand an einer Politurmaschine geführt. Der Polierer hat eine Art Politurstein, den er immer mal wieder an die Maschine hält, um neuen Hochglanz zu erzeugen.
Hier noch zwei spezielle Finishes:
Zultan Effekt Splash
Und hier das Finish, in dem etwa unsere neue Zultan Serie erstrahlen wird (nicht genau das, aber so ähnlich). Hier gemacht bei Amedia.
Dazu wird (und ich zitiere Johannes Vermutung) "Eisen-3-Chlorid" (?) mit heißem Wasser vermischt und das Becken darin "eingelegt". Dabei läuft das Becken bläulich-schwarz an. Es wird poliert und erhält ein effektvolles Finish, bei dem die Farbe in den Hammerspuren hängen bleibt.
Nun sind unsere Becken fertig und müssen noch gestempelt, katalogisiert und verschickt bzw. gelagert werden.
Dazu geht es ins Lager. Hier sind alle möglichen Stempel und Motive für die verschiedenen Beckenserien vorhanden. Bei Turkish Cymbals passiert das noch per Hand. Istanbul Agop helfen sich zum Teil mit per Hand geführten Maschinen.
Bevor die Becken wirklich abgesegnet werden, werden sie natürlich auch noch ein mal gewogen, um das endgültige Gewicht zu bestimmen und zu gucken, ob sie auch genau das sind, was sie sein sollen. Als wir bei Turkish ankamen, war direkt eine Ladung Zultans zum Verschicken bereit und lag dort im Lager. Ein wunderschöner Anblick und natürlich das Paradies für jeden Drummer, der Wert auf gute Becken legt.
Hier ein paar Bilder des Lagers von Istanbul Agop und Turkish Cymbals:
Soweit zu den fertigen Becken.
Ich werde wohl noch einen weiteren Bericht mit eher musik-neutralen Reiseendrücken (Lifestyle, etc.) verfassen und eventuell ein Online-Album mit allen Bilder für sehr interessierte.
Danke für's Lesen und wie immer gilt: bei Fragen, fragt bitte!
Liebe Grüße,
Bacchus