Hallo miteinander,
da ich mir vor kurzem einen Laney Cub10 zugelegt habe, grabe ich schamlos diesen Zombie aus....
Also:
Es handeltr sich um ein Neugerät aus dem Musikfachhandel, gekauft per Ebay (Preisvorschlag 180,- anstatt des Sofortkaufpreis von 219,-).
Äußerlich macht der Amp einen sauberen Verarbeitungseindruck.
Da ich kein Techniker bin, habe ich ihn nicht aufgeschraubt, ich kann daher nichts zu Platinen etc. und deren Verarbeitungsqualität sagen.
Soweit durch das Lüftungsgitter sichtbar, sind die Ruby-, mithin die Werksröhren drin.
Ich habe leider derzeit keine adäquate Aufnahmemöglichkeit, deshalb gibt es keine Soundsamples etc. sondern lediglich meine höchst subjektiven Eindrücke.
Die da lauten:
Der Amp ist schön zum Üben und für kleine, genauere gesagt leise Sessions.
In meiner Band kann er durchaus auch eine Probe bestehen, so geschehen, als mein Haupt-Amp beim Röhrendoktor war - allerdings spielen wir Ragtime, Blues, Swing, Rockabilly, Rythm'n'Blues in eher moderater Lautstärke und mit nur gelegentlicher Zerre; das Ganze mit Kontrabass über PA und rudimentärem Schlagzeug (Hi-Hat, Snare, Bass-Cajon als Bassdrumersatz; viel Beseneinsatz)
Insofern reichen die 10 Watt durchaus, um sich Gehör zu verschaffen - mit der Einschränkung, dass es sich nicht um glasklaren Cleansound handelt, der ist sowohl bei Low- als auch High-Input nur bei nachbarschaftsverträglicher Zimmerlautstärke drin.
Das Gewicht von um die 8 kg ist natürlich ideal, um ihn mal eben herumzuschleppen. Ich habe ihn kurz nach Erwerb mal zu einer "open stage" Session in einem der hiesigen Clubs mitgenommen, hat er ganz akzeptabel durchgestanden, mit der obigen Einschränkung hinsichtlich Cleansounds.
Allerdings reagiert der Amp gut auf den Volumenregler an der Gitarre.
Daher ist er soundtechnisch ein guter Freund für alle Retro-Geschichten: Blues, Rock'n'Roll etc.
Übrigens habe ich den Kleinen mal spaßeshalber an meine Crate 4x12er (geschlossene Box, 4 "Custom Design"-Speaker mit 30 Watt Belastbarkeit) angeschlossen, die hat natürlich einen ganz anderen Wirkungsgrad, allerdings hat mir der Klang nicht sooo sehr zugesagt. Etwas zu mittig
Sehr überzeugend war es anderseits an meiner Blackstar HTV 112, mit einem Celestion G12P-80, open Back: schön voluminös, sehr ausgewogen und deutlich mehr Wirkungsgrad im Vergleich zum eingebauten H/H 10"-Speaker. Allerdings könnte man den Amp auch bequem dreimal in der Box unterbringen.....schade finde ich, dass sich der interne Speaker bei Benutzung eienr Box immer abschaltet, ich hätte gerne die Kombi von 12er und 10er gehört.
Die Blackstar Box habe ich zu einem sehr unfairen Vergleich genutzt:
Ich habe noch einen gebrauchten Laney TT20 Head (eigentlich die Comboversion, der Vorbesitzer hat ihn zum Topteil umgebaut), den man von Pentoden- auf Trioden-Modus auf ca. 8-12 Watt umschalten kann, also in der Leistungsregion des Cub10. Tja, unfair ist der Vergleich, weil der TT20 eine ausgewachsene 4-Band-Klangregelung hat, dagegen kann der Cub10 nicht anstinken.
Aber auch bei neutraler Klangregelung (alles auf Mittelstellung) klingt der TT20 offener, Höhen-reicher.
Damit komme ich auch zum Positiven UND Negativem des Amps:
Der Klang.
Nun, es ist ja schon hier geschrieben worden, dass er Humbucker nicht so gut verträgt, dies kann ich mit kleinen Einschränkungen bestätigen.
Alle meine Single Coil-Gitarren und sogar die Akustischen (mit Piezo-Tonabnehmern) gefielen mir vom Klang, die Humbucker.....hmmpf....
Als Gitarren habe ich verwendet:
- Ibanez Artcore AF75 TBS, Vollresonanz, Ibanez Humbucker ACH,
- Career CG 25, eine Halbresonanz mit P90-Pickups,
- No-Name Resonator; war ein Schnäppchen (100,00 €) per Ebay, Pickup am Hals im P90-Stil,
- Starfield (by Ibanez) Altair, im weitesten Sinne eine Strat-Variante mit 3 Single-Coils,
- Axstar (by Ibanez) Tele-Kopie von 1985, mit zwei Ibanez-Humbuckern,
- Godin L.R.Baggs, Stahlsaitenakustik im Telecasterdesign, tolle Gitarre, leider wegen des Hohlen Körpers etwas kopflastig, aber schön zu bespielen und quasi rückkopplungsfrei (außer wenn man eine Akustische über einen Verzerrer jagt.....was ich ab und an mache.....)
- No-Name Westerngitarre, Dreadnought. Ehrlich gesagt traue ich mich kaum was zu schreiben, weil ich das Ding beim Lidl für 79,99 € gekauft habe.....aber tatsächlich habe ich schon schlimmere Akustische für mehr Geld gesehen.
- No-Name Semiakustik mit 62,8 cm-Mensur und 2 Humbuckern; Ebay 80,00 €,
- Epiphone Dreadnought mit Schaller Preamp.
Am besten kommt die Career sowie die Starfield 'rüber. Dank der Single Coils ist der Klang luftig und ausgewogen, speziell mit den P90 hat man einen schönen Blueston.
Leider ist meine Hauptgitarre, die Ibanez Artcore eine Enttäuschung - egal welche Pick-up Kombination und welche Einstellung des Tone-Reglers am Laney - der Klang ist dumpf und leblos.
Komischerweise ist die No-Name Semiakustik gar nicht schlecht, durchaus rotzig und ausreichenden Höhen.
Die Axstar-Tele mit Humbuckern wiederum ist zu basslastig und schnell mulmig.
Die akustischen Gitarren werden erstaunlich gut übertragen, die Resonator mit P90 in Halsposition katapultiert einen mit Slide quasi direkt ins Mississippi-Delta auf den Tanzboden einer verranzten Kaschemme...
Grundcharakteristik bleibt ein je nach Gain-Einstellung mehr oder weniger rauchiger Blues-Sound.
Er verträgt bislang jedes Pedal, mit dem ich ihn gefüttert habe.
Im Moment hängt mein "kleines Besteck" davor: Gitarre in Ibanez Super Tube STL, dann Behringer Vintage Tube Monster, dann Rocktron Hush The Pedal, Joyo Classic Flanger, DiMavery Tremolo, Jet City The Flood Delay, Behringer DR400 Reverb/Delay - verträgt er alles gut.
Fazit: für mein Einsatzgebiet - zuhause üben und mal schnell zu einer Jam-Session mit Klampfe, zwei Bodentretern und Amp im Rucksack - passt er, wenn die Gitarre stimmt.
Die eierlegende Wollmilchsau ist er aber auch nicht....dazu gehört auch dauerhafter Live-Einsatz auf der Bühne, da fehlen schlicht die Reserven....ein befreundeter Musiker schwört allerdings auf den Kleinen zum Blues-Harp spielen....