Analog-Sounds aus Workstations

  • Ersteller Tolayon
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Also wer keinen Unterschied zwischen subtraktiven Synthesizern mit analoger Klangerzeugung und einem samplebasierten Rompler hört, hat entweder keine Ahnung von Synthesizern oder spielt ansonsten nur Schlagzeug.
Nicht ohne Grund sind alte Analogsynthies gesucht und entsprechend teuer... dies ist kein Mythos sondern eine Tatsache, die sich manche jedoch gerne von der Hand weisen möchten.

Natürlich hört man gerade Live nicht unbedingt einen Unterschied zwischen einem samplebasierten Rompler und einem Analoggerät. Die Unterschiede zwischen Analog und Digital (wie ich diesen Vergleich hasse) sind auch in einem Mix eher schwer zu erkennen, wenn (!) die Produktion entsprechend gemacht wurde.
Bei einem 150 Euro Audiointerface dürfte man auch da keinen Unterschied hören. Aber auch hier gehen die Meinungen auseinander...

Natürlich muss jeder für sich entscheiden ob er das Geld und den Aufwand für einen analogen 8-fach polyphonen Analogsynthesizer aufwenden will, nur um wirklich eine analogs Signal zu haben, was uU um die Hälfte günstiger mit einem aktuellen Rompler möglich ist.
Die Arbeitsweise mit Analogsynthies ist eine ganz andere, als mit Workstations. Ich mache Lead-Sounds und "analoge" Pads auch mit Triton und co. aber dann weil ich die Arbeitsweise der Hüllkurven, Filter, und der ganzen Architektur für den Sound verwenden will. Wirklich analoge Sounds bekommt man jedoch nur mit analogen Synthesizern hin.

Bevor sich jetzt irgendwer angegriffen fühlt: Dies ist meine persönliche Meinung.....
 
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Sehr unterhaltsam hier :) Irgendwie ist das eine Diskussion alla Star Wars ist besser als Star Trek ;) Genau gleich gehts im Vintage-B3 Bereich bei "Clone-Wars" zu. Viele guggen durch durch ihre persönliche "Anforderungsbrille" und Gusto. Ein hauptberuflicher Cover-Mucke wäre ja völlig irre, würde er für seine paar benötigen "Analog-Sounds" (was auch immer damit genau gemeint ist) extra Analoge Synthis mitnehmen. Der hat natürlich einen ganz anderen Standpunkt, als der hobby-mucker der mit Leidenschaft Sounds bastelt und zuhause Musik produziert. Genauso liebt der Jazz-Orgel-Spieler seine B3 mit fetter Percussion und der Purple-Fan kämpft mag die Bruzzel-Orgel vom Clone-XY. Es werden sich immer für beide Seiten gute Argumente finden, ob jetzt das eine oder andere Sinn macht, schließlich ist das bei den meisten hier Hobby und man muss sein Gas-Ausleben ja auch irgendwie rechtfertigen :rolleyes: Bei den Gitaristen gibts ja die gleichen Diskussionen und Grabenkämpfe, wobei es sowohl hier als dort letztlich für das musikalische Live-Endergebnis meist völlig wurscht ist, welches Key, Gitarre, gar Effektgerät oder eine beliebige Kopie davon zum Einsatz kommt.

Mein Standpunkt, bei Hobby-Bands und Gigs nehm ich auch gerne mal meinen Voyager mit, weils imo natürlich besser klingt und auf dicke Hose machen ist auch mal gut für die geplagte keyboarder-seele. Obs im Publikum jemand
merkt, hm ka. aber so what :D Bei Sachen, wo es schlicht um Kohle geht, würd ich das nicht machen, da fahr ich gern mal nur das nötige Besteckt.

LG!
 
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Der Kurzweil PC3 kann sogar "richtiges" Sync mit den VA-Oszillatoren, allerdings nur mit Rechteckwelle für Master und Slave. Dazu gibt es jeweils einen 4-Block DSP-Algorithmus für Master und Slave. Man braucht also alleine für die Oszillatorsektion schon zwei Layer. Außerdem gibt es einen 4-Block "Sync Saw" DSP. Bei der K-Serie gab es diese DSP-Blöcke noch nicht.
Zumindest die K2000 hat vier eigene Sync-Algorithmen, die letzten vier, übrigens die einzigen Algorithmen ohne Sample. Kleiner Nachteil: Master und Slave sind fest auf Sägezahn eingestellt. Ich hab gerade keinen Kurzen laufen, aber wenn man den Master in der Lautstärke runterdrehen kann, kann man sich behelfen, indem man noch einen Layer mit einem ungefilterten Dreieck dazubaut. Muß ja nicht sein, daß der Master dem Slave das Obertonspektrum zubratzt. Kostet zwar eine Stimme mehr, aber Sync spielt man normalerweise nicht mehrstimmig.

Gerade bei Sync ist aber der typische Klang der verschiedenen Hersteller und Modelle sehr ausgeprägt. Den typischen Prophet 5 Sync kann eigentlich immer gut raushören. Und mit digitalen Oszillatoren ist es offensichtlich nicht so einfach, gut klingenden Sync zu produzieren. Von meinen VAs kann das der Yamaha AN1x am besten, interessanterweise ein sehr früher VA.
Kunststück, ist der AN1x doch beim Prophet abgebaut.


Martman
 
Ich habe mir mal Gedanken um das Konzept einer "Analogen Workstation" gemacht, was angesichts der zu vereinenden Funktionsfülle einer Quadratur des Kreises nahekommen dürfte.

Wichtig wäre vor allem ein großes Bedienpanel, etwa von der Größenordnung wie beim Waldorf Wave. Zentrales Element wäre ein Bildschirm im Format 640 x 480 (oder noch größer), um den herum sich alle Potis, Fader und sonstige Eingabehilfen für die möglichst direkte Programmierung gruppieren.

Die eigentliche Klangerzeugung wäre erst einmal zweitrangig, man könnte sogar einen echten multitimbralen Analog-Synth nehmen und diesen um einen mehr oder weniger typischen Workstation-Sequenzer erweitern.
Ideal wäre eine 8-fache Multitimbralität bei melodisch eingesetzten Sounds, ergänzt um ebenfalls 8 Percussion-/ Drum-Parts mit reduzierten Klangparametern.

Für die Aufnahme eines Songs weist man nun jedem Part wahlweise ein Preset-Patch zu, das man nach Belieben leicht bis intensivst abändern kann - oder man legt von Grund auf mit acht Init-Patches los, aus denen man erst einmal rudimentär die einzelnen "Instrumente" zusammenbastelt.
Anschließend fängt man mit der Aufnahme der einzelnen Spuren an, wofür pro Part auch ein Arpeggiator oder wahlweise Step-/ Phrasensequenzer zur Verfügung steht.

Hat man erst einmal das musikalische Grundgerüst des Songs erstellt, wendet man sich nun wieder der Verfeinerung der Sounds zu, an denen man macheinander pro Part nach Herzenslust mit allen Controllern herumschrauben kann, optional sogar während der gesamte Song vom Sequenzer wiedergegeben wird.

Das klingt jetzt erst mal nach einem ziemlichen Durcheinander, wenn man wie im obigen Konzept gleich zweimal acht Parts im Song-Modus bis ins kleinste Detail editieren kann, aber genau da kommt das Riesen-Display ins Spiel:
Denn anstatt im Multi-Edit-Mode das typische Workstation-Mischpult zu zeigen, werden, solange man an einem Sound herumschraubt, die Controller mit den jeweils aktuellen Parameterwerten abgebildet, zuzüglich des Namens des jeweiligen Parts/ Patches/ der Spur. Gerade hier sollte man sich also eine aussagekräftige Bezeichnung ausdenken, damit man nicht versehentlich an einem falschen Part herumschraubt.

Falls erwünscht können sämtliche Controller-Bewegungen beim Sound-Schrauben auch im Seqenzer mit aufgezeichnet werden, aber Vorsicht, die Dateigröße des Songs dürfte angesichts all der SysEx-Daten rasant anwachsen.

Wenn man nun nach einigem Hin- und Herschalten zwischen Multi-Edit- und Sequenzer-Bearbeitungs-Modus den Song soweit fertig erstellt hat, speichert man ihn inklusive sämtlicher Patch-Parameter auf interner oder externer SSD (auch die Effekte wollen wir nicht vergessen, wobei letztere bei echt analoger Klangerzeugung weitaus schwieriger einzubinden sind).

Der Vorteil ist nun, dass man zusammen mit den Seqenzerdaten auch maßgeschneiderte Sounds hat, die man in guter alter Analog-Manier mehr oder weniger schnell zusammengeschraubt hat. Will man diese auch für weitere Songs zur Verfügung haben, speichert man einfach eine Kopie einzelner oder auch aller Parts als User-Preset(s) ab.

Natürlich ließe sich besagte Struktur und Arbeitsweise auch mit der breiter gefächerten Klangerzeugung einer gewöhnlichen Rompler-Workstation kombinieren, welche dank der im Song-Container speicherbaren, dynamischen Anpassungen/ kompletten Neuprogrammierungen eben kein starrer Rompler mehr wäre.
 
Das von Dir genannte Konzept klingt nach eine "Best-Of" Zusammenstellung alles Synths (Ich lese da Jupiter 8, Andromeda, Hartmann Neuron) etc raus..
Und das "modulare" Prinzip mit vorgefertigten Blöcken zu arbeiten ist ja auch nicht neu und fand bereits in der Yamaha W-Serie Verwendung.

Die Änderungen sollten AFAIK auch in echtzeit möglich sein, durch die Button (und somit Untermenü)verliebte Bedienoberfläche jedoch sehr komplex sein.

Generell frage ich mich, warum man nicht einfach mal wieder richtige Analogsynthesizer (polyphon) mit aktuellen Features (grosser Speicher, USB Anbindung, Sequencer, gute Effekte, evtl. VST Plugin Möglichkeiten) baut...dürfte preislich letztendlich ja auch nicht teurer sein als eine grosse Workstation.
Genau das gleiche Prinzip mit dem Fairlight CMI. Warum baut man eine solche Maschine nicht heute mit den technischen Möglichkeiten?

Ok es gibt den CMI 30A aber das ist und bleibt ein Randgruppen-Instrument (war der CMI ja schon immer) und dürfte dank der Anfälligkeit auch bleiben.

Ich vermisse einen richtig guten Analogsynthesizer der sich vollpolyphon spielen lässt und unter dessen Haube eine echt analoge Klangerzeugung stattfindet. VA's die man als Analogsynthesizer bewirbt (und eine Röhre einbaut, damit jeder Synthesizer-Noob denkt er habe was echt analoges in der Hand) gibt es ja mittlerweile genug (KingKorg an erster Stelle genannt)

Ich bin sicher dass einige hier im Forum (und welche den Thread auch lesen) ja schon ne Weile Musik mache, das ein odere Konzert gegeben und Platte aufgenommen haben, genau das gleiche Verlangen haben. Ein echt analoger Synthesizer ist eine feine Sache.
 
monophone Analogsynths mit 'schlichter' Stimmstruktur haben ihre (klangliche) Berechtigung...
bei Polyphonie halte ich es für schlicht unmöglich, Unterschiede zu hören wenn die Tonerzeugung auf dem Niveau eines (zB) John Bowen Solaris spielt...
Den hatte ich übrigens beim Lesen von Talayons vorigem Beitrag vor dem geistigen Auge...
und mich gefragt, wie da ein Sequencer die aktuellen Live-Parameter verarbeiten soll
das Aufzeichnen in Echtzeit mag ja noch angehen, aber das Verwalten und Editieren... :gruebel:
kurz: man muss nicht alles machen, was man meint machen zu können...
(wenn die live Performance nicht gefällt, macht man's halt nochmal) :p

cheers, Tom
 
Ein polyphoner Analoger mit moderner Ausstattung wäre schlicht sauteuer - und auch kein Leichtgewicht. Was würde allein ein 8stimmiger Moog LP kosten (von einem Voyager ganz zu schweigen!)? Oder ein 8stimmiger Oberheim auf Basis der neuen Module? Da geht es dann ruck zuck ab 5000€ aufwärts: wohlgemerkt nur für einen subtraktiven Synth, ohne andere Brot- und Butter-Sounds.

Ich denke eher, dass die digitalen Hardware-Nachbauten in den nächsten Jahren allmählich Diva-Niveau erreichen werden - und der Drops damit (bis auf einige Liebhaberstücke) auf Dauer gelutscht ist: wenn nämlich nur noch absolute Spezialisten den Unterschied zwischen analogen und digitalen Synths im Bandkontext überhaupt noch noch wahrnehmen. Vor diesem Hintergrund müsste ein analoger Polysnth schon sehr bald das aktuelle Interesse bedienen - um nicht den letzten Zug zur Kundschaft zu verpassen. Zur Zeit wird kaum eine Firma dieses Risiko eingehen.

Übrigens: Was hat denn die Röhre im KK mit analog oder VA zu tun?? Da geht's doch nur um einen guten Vorverstärker- und Effektblock für praktische Spielzwecke.
 
Ich denke eher, dass die digitalen Hardware-Nachbauten in den nächsten Jahren allmählich Diva-Niveau erreichen werden...
ich hoffe, dass diese Befürchtung nie eintritt...
Nur weil ein Filter mit geballter Rechenleistung kratzfrei gemacht wird, heisst das noch lange nicht, dass es auch einen 'guten' Ton liefert
Der Synth ist eher ein Argument pro-Analog - so blitzsauber, dass es (fast) zum Gähnen verführt.
Selbst die Plugin-Vorgeschichte von John Bowen war da vor 8 Jahren schon weiter...

cheers, Tom
 
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Tom, es geht doch gar nicht darum, ob Dir der Diva-Filter (oder der von inzwischen einem halben Dutzned guter Software-Synths auf hohem Niveau) gefällt oder zuwenig Charakter hat. Es geht darum, dass die digitalen Nachbauten analoger Technik ständig hörbar besser werden und der hörbare Unterschied zu analogen Synths in den nnächsten Jahren definitiv noch geringer werden wird.
 
nein, um Geschmack geht es dabei tatsächlich nicht...
aber Diva ist nun mal als mathematisch hochpräziser Tonerzeuger dass krasse Gegenteil von dem, was man mit Analogtechnik assoziiert ;)
und technisch war man eben bereits vor Jahren schon auf dem Stand, dass es selbst monophon fast nicht mehr zu unterscheiden war...
worauf ich damit eher hinweisen wollte: es liegt weniger an Rechenleistung, als an den Methoden.
Du projizierst mit deiner Aussage etwas in die Zukunft, was bereits Gegenwart ist.

cheers, Tom
 
Sorry , aber da sagen mir meine Ohren was völlig anderes,
Die vor Jahren gemachten VAs, soweit ich sie kenne, haben nicht annähernd so gut und analogähnlich und zugleich aliasingfrei geklungen wie die jüngere Generation der Software-VAs (OPXII pro, Diva und einige neuere andere).
Wenn Du tatsächlich die These vertrittst, dass sich hier in den letzten Jahren klanglich nichts getan hat, widerspreche ich klar: auch bei den Hardware-VAs gibt es inzwischen Fortschritte.
 
Lest euch noch einmal den Van-Halen-Absatz durch. Das sind keine kleinen, subtilen Klangnuancen. Das ist ein Extrembeispiel für modulierten Sync. Der LFO reißt die Slavefrequenz bestimmt eine Oktave weit rauf und runter. Man hört deutlichst, daß der LFO unabhängig vom Tastenspiel frei schwingt. Das kann man nur mit einem Synth machen, der echtes Hard Sync kann. ECHTES Hard Sync und kein Sample von gesyncten Oszillatoren. Solange Fantom und Motif kein Hard Sync können, können sie diesen Sound nicht.


Martman

könntest Du bitte verdeutlichen, was Du mit "echtem hard synch" meinst? Was wäre eine "unechtes" oder "softes" synch?
 
ich wüsste nicht, wo ich jemals so eine globale These vertreten habe... allerdings ist dieses Review bereits 7 Jahre alt.
VSTIs stellen imho aber tatsächlich keinen technologischen Massstab dar
(dafür sind die Bibliotheken zu allgemein, die CPU nicht optimal und das Betriebssystem steht zu sehr im Weg)

das ist aber hier nicht das Thema
wollte man heute tatsächlich eine polyphone, an VA Synthese ausgerichtete Workstation bauen, wären da vermutlich FPGAs drin.
(die Chips sind in der Herstellung deutlich günstiger als DSPs)
allerdings sehe ich ein rein ergonomisch-organisatorisches Problem, die erwähnte Parameterflut programmtechnisch zu bewältigen.

Auf dem ipad habe ich einen eigentlich genial zu bedienenden Synth (TC11)
da kann jeder Parameter der Engine über 'touch-Ereignisse', deren Verlauf, relative Positionierung und Ausdehnung gesteuert werden
(es dürften etwa 50 solcher Kombinationen sein)
das ist ausgesprochen witzig und überraschend, lässt sich bei 'fremden' Programmen aber praktisch nicht nachvollziehen
(also kaum gezielt einsetzen - und insofern führt das gute Stück ein echtes Schattendasein, zumindest bei mir)
obwohl es von der Gestaltung richtig gut gemacht ist... und Modulationsmöglichkeiten eröffnet, die man sonst nie schrauben könnte.

ich würde die eigentliche Aufgabe daher in der formalen Gestaltung einer hypothetischen Anwendung sehen
(also der Systemsoftware des Geräts)

cheers, Tom
 
Der Creamware Minimax war damals tatsächlich eine erfreuliche Annäherung und anderen VAs voraus. Ich habe ihn hier in Form des Plugiators. Trotzdem nutze ich ihn nicht mehr, da ich inzwischen neuere Software VAs zur Moog-Emulation vorziehe.

Den TC11 hab ich auf dem ipad noch nicht ausprobiert: was Du schreibst, macht mich neugierig. Aber auf dem ipad ist der Mini von Arturia ein gutes Beispiel für die Entwicklung: er klingt trotz der begrenzten CPU-Leistung sehr ordentlich (und m.E. besser als mein Plugiator Minimax).
Einen polyphonen Minimoog würde ich überhaupt nicht als Nonsense empfinden: mehrstimmiger Einsatz von Moog- oder Oberheim-Stimmen klingt auf vielen Klassiker Aufnahmen hervorragend! (Robert Margouleff für Stevie Wonder's 70er Jahre Alben, Jan Hammers Einsatz von Oberheim-Modulen zugleich mit dem Mini etc.).
 
TC11 gehört hier ja eigentlich nicht hinein, ist aber ein Musterbeispiel für eine aufgeräumte Bedieneroberfläche (die manchem Gerät gut stehen würde), und hat eine gelungene Umsetzung der Echtzeit-Parametersteuerung.
Alles top, aber rein mental fast nicht zu bewältigen.
Ich habe mich oft gefragt, ob man das lernen 'kann', ob sich irgendwann eine Assoziation zwischen Aktion und Klang herausbildet...
(der interaktive Überraschungs und Spassfaktor ist natürlich vorhanden)
Es dürfte derzeit keine andere Steuerung geben, die so vielseitige Controller erzeugt - ich kenne auch keine andere App, die das in ähnlicher Form umsetzten würde. Mit Fadern und Drehreglern geht so etwas gar nicht.
Insofern betreten die Leute tatsächlich Neuland, richtungsweisend ist es in jedem Fall.

Ich habe auch schon an Bowens Solaris geschraubt, den man sich als Basis einer top Synthese Workstation vorstellen könnte. Zwar nicht ganz einfach, aber mit überschaubarem Lernaufwand, weil es sich um 'bekannte' Bedienelemente handelt. Wer auf Synthese steht, wird sich zügig zurechtfinden.
Ohne Kenntnisse der Materie ist das aber vergleichbar mit Parameteränderungen am DX-7. :D
Was den Kundenkreis solcher Geräte stark einschränkt...

cheers, Tom
 
Tolayons Idee ist eigentlich nicht mal blöd. Im Prinzip eine Workstation mit einem Sequencer, der wieder mehr Richtung 90er Jahre tendiert (als die Sequencer wirklich mal was konnten), aber mit einer VA-Klangerzeugung und mehr auf Elektronik ausgelegt. Ich pick das mal auf und spinn das mal weiter.

Als gedankliche Basis nehmen wir mal den Alesis Micron oder Akai Miniak. Theoretisch 26fach multitimbraler, aber nur achtstimmiger VA mit mördermäßigen Synthesemöglichkeiten - und vor allem mit einem Stepsequencer pro Part, und einen Drumsequencer hat er auch noch. Stepsequenzen könnte man nun mit bestimmten Sounds kombinieren und im Multimode einem Part gleich eine Sequenz zuweisen. Die ist natürlich umschaltbar, aber bei vielen Synths sind die Einzelparts im Multimode ja auch sogar per Songsequencer oder MIDI wechselbar. Natürlich kann man Multimode-Parts auch nur einen Sound zuweisen, falls man den händisch spielen will.

Das heißt, Stepsequenzen sind wieder relativ. Der Sequencer wird nämlich aufgebaut wie in einem MPC. Du hast in dem Sinne keine starren Spuren mit Events drin, sondern du kannst in die Spuren Sequenzen einlegen. Die können kurz sein, die können beliebig lang sein, die können Songlänge haben, die können soundsooft wiederholt werden oder theoretisch unbegrenzt. Das geht gleich erheblich mehr Richtung DAW.

Sequenzen kann man wiederum auf viele Weisen einspielen und editieren. Echtzeit wie bei den klassischen Workstations, Piano Roll, Eventliste, Lauflicht. Daß dabei auch Motionsequenzen gehen, versteht sich von selbst. Man kann wie früher bei Roland einen Multimode-Part mit mehreren Sequencerspuren anspielen.

Drums regeln sich sequencermäßig zunächst mal wie alles andere. Man kann sich nämlich auch Drumkits zusammenstellen aus Einzelsounds, siehe weiter unten, und im Sequencer werden nicht deren Notennamen oder -nummern gelistet, sondern Soundnamen.

Die Klangerzeugung selbst liest sich dann wie ein Best-Of. Von Novation übernehmen wir zum einen den typischen Effekt-Overkill, die hatten den nämlich als erste, wobei die Effekte natürlich von anständiger Qualität sein müssen (Phaser etwa auf Virus-Niveau), zum anderen die Drumkit-Idee mit einer kleinen Änderung: Es werden nicht immer 49 bestimmte Sounds fest einem Drumkit zugewiesen, sondern beliebig viele beliebige. 49 kriegt man eh nie voll, wenn man nicht mehrere Kits in einem vereinigt.

Ansonsten läßt die Klangerzeugung keine Wünsche offen. Es gibt sogar zwei Ebenen: Pre-patched, das ist für grundlegende Sachen, fertig mit Oszillatoren, Filter(n), LFO(s), da könnte man sich sogar Templates vorher laden, und Modular, wo man zum einen mit den Modulen selbst rumhantieren (Mal ein Oszillator oder Filter dazu? Oder Sample & Hold und ein Rauschgenerator, auch immer wieder lustig?) und zum anderen Modulationen schalten kann, die übers "Normale" hinausgehen, ohne Modulationsmatrix mit maximal n Verschaltungsgruppen. Daß es mehr als vier oder sechs Filtertypen gibt, ist wohl klar.

Ach ja: mindestens zwei MIDI Outs. Besser vier.

Ich vermisse einen richtig guten Analogsynthesizer der sich vollpolyphon spielen lässt und unter dessen Haube eine echt analoge Klangerzeugung stattfindet.
Vollpolyphonie kriegst du höchstens mit Oktavteilern hin. Hat den charmanten Vorteil, daß man damit Sachen à la Polymoog oder String Ensembles machen kann (*Fenster aufreiß* *brüll* WO BLEIBT DIE RENAISSANCE DER STRINGMACHINES!?), aber den Nachteil, daß man damit nicht den fetten Sound voicecardbasierter Polysynths (Jupiter, Memorymoog, Oberheim, CS80, Synthex, Prophet...) hinkriegt, weil die Stimmen starr aneinander gebunden sind und das Teil sich höchstens als Ganzes verstimmt.

Das dann auch noch als echtanaloge, am besten spannungsgesteuerte multitimbrale Workstation? Vergiß es. Um dem Gejammer derjenigen zu entgehen, für die eine Workstation mindestens 64 Stimmen haben muß (ungeachtet der Tatsache, daß bei einem Analogen wohl eher nicht etliche Presets gelayert werden, aber man will sich ja die Option offen halten, und in der elektronischen Musik selten mehr als ein Part polyphon ist, vielleicht zwei), braucht das Ding 64 Voicecards. Das wird zunächst mal irrwitzig viel Platz wegnehmen und wiegen (vielleicht nicht, wenn wir das Ding auf DSI-Technik basieren, quasi 64 Stimmen vom Prophet '08). Wenn es dann auch noch unbedingt VCOs und VCFs sein müssen, am besten sogar für einen noch fetteren Sound diskret aufgebaut, wird man 64 Stimmen nie in tune halten können, außer mit automatischer Stimmnachregelung, wo dann das "Ein Jupiter klingt aber fetter"-Gejaule losgeht.

Ein polyphoner Analoger mit moderner Ausstattung wäre schlicht sauteuer - und auch kein Leichtgewicht. Was würde allein ein 8stimmiger Moog LP kosten (von einem Voyager ganz zu schweigen!)? Oder ein 8stimmiger Oberheim auf Basis der neuen Module? Da geht es dann ruck zuck ab 5000€ aufwärts: wohlgemerkt nur für einen subtraktiven Synth, ohne andere Brot- und Butter-Sounds.
Noch so'n Punkt: Echtanalog wird es unbezahlbar. Ich meine, guckt euch mal an, was vollanaloge Polysynths schon kosten. Guckt euch mal den Preis des neuen Two-Voice an. Das ist das, was die meisten für einen achtstimmigen, voll speicherbaren Synth ausgeben würden. Vom Son of Four-Voice will ich gar nicht anfangen. Wenn Moog sich mal erdreisten würde, einen neuen Memorymoog zu bauen, werden zunächst mal alle jauchzen und frohlocken, aber wenn das Preisschild drankommt, geht das Gejammer los: zu teuer.

könntest Du bitte verdeutlichen, was Du mit "echtem hard synch" meinst? Was wäre eine "unechtes" oder "softes" synch?
"Echtes Hard Sync": Bei jedem vollen Wellendurchlauf des Master-Oszillators setzt dieser die Welle des Slave-Oszillators wieder auf Anfang.

"Echtes Soft Sync": Bei jedem vollen Wellendurchlauf des Master-Oszillators kehrt dieser die Laufrichtung des Slave-Oszillators um. Klingt softer, deshalb Soft Sync.

Siehe auch Sync im Synth-Wiki.

"Unechtes Sync": Sample eines Sync-Sounds auf einem Synth, der von Haus aus kein Sync kann.


Martman
 
Ihr ergießt Euch ja mal wieder in den letzten 5 Prozent des im Bandkontext hörbaren.
In der Ursprungsfrage ging es eindeutig um Workstations und das man dort auch einiges an tollen Synthesizersounds rauskitzeln kann.
Als Live-Spieler kann ich immer nur folgende Dinge feststellen:
- Auch aus aktuellen Workstations kann man tolle Synthsesizer- und Solo-Sounds zaubern. Das gilt insbesonders wenn die Workstation einen VA an Board hat, wie der Kronos oder Kurzweil.
- Wenn man echtes Schrauben und analoge Synthesizer liebt, spricht nichts dagegen, sich einen Analogen oder einen VA zu holen. Erlaubt ist, was Spass macht!
- ABER: die letzten 5 Prozent Sound werden im Bandkontext nicht immer gehört und ein größeres Equipment will auch beherrscht werden.
- Und ich kenne Kollegen, die übersehen die ersten 80% beim Konzentrieren auf die letzten 5 Prozent Sound! Damit meine ich zum Beispiel Dinge, wie : Songdienlich spielen, Arrangements für die Live-Situation anpassen, bei Studioaufnahmen raushören, was für den Song essentiell ist und welche Parts live entbehrlich sind oder auch mal von einer Gitarre übernommen werden können, Lautstärken anpassen, Bassanteile reduzieren, Bläser geil klingend zu spielen (z.B. auch mal anfetten mit einem Synthbrass doppeln), Equipment nicht zu komplex machen, um Fehlerquellen zu minimieren, ARRANGEMENT, ARRENGEMENT, ARRANGEMENT....

Viele DIESER Dinge wirken sich live ordentlich aus und werden auch hörbar. Und es kann manchmal nicht schaden, auch diese Dinge zu berücksichtigen, anstatt auf analoge Schalt-Diagramme zu masturbieren......
 
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Ähm, Tolayons Analogworkstation ist mitnichten für den Live-Bandmucker gedacht, und auch meine Ausweitung davon ist eher gedacht als Schaltzentrale für ein 100% reines Elektroniksetup. Das Ding stellt man eher in einen Club oder auf ein Elektronik-Festival als auf eine Stadtfestbühne. Damit spielt man nicht Robbie Williams, Andrea Berg, Bryan Adams und Melissa Etheridge, damit spielt man OMD, Erasure, Eurythmics, Gary Numan, Herbie Hancock, Kraftwerk, Tangerine Dream, Jarre, Walter/Wendy Carlos, Orbital, Aphex Twin etc.

Wär vielleicht was für Deutschlands erste Fraktus-Tributeband.


Martman
 
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Es passt jetzt zwar nicht zum Thema dieses Threads, aber weil hier der Fairlight erwähnt wurde:

Es gibt in der Tat eine "Anniversary"-Version, die vor über zwei Jahren vorgestellt wurde und quasi ein voll digitaler, erweiterter Nachbau der IIer Serie ist. Sogar die Bedienung und die Betriebssystemoberfläche sind wie beim Original, nur die Sampling-Möglichkeiten wurden dem 21. Jahrhundert angepasst, was Speicher, Bitrate und Auflösung betrifft (klassische LoFi-Spielereien sind aber nach wie vor ebenfalls möglich).


Und jetzt wieder zu meinem Konzept einer fiktiven VA-Workstation:
Den Waldorf Wave hat meines Wissens nach auch so gut wie kein Nutzer auf einer (normalen) Bühne eingesetzt, und da mein "Hirngespinst" sich in derselben Größenordnung bewegen würde, würde man es es auch überwiegend im Studio einsetzen, quasi als möglichst umfassendes "Soundlabor" für Synthese-Frickler.
 
War Alesis Fusion keine "VA-Workstation"?...

In der AKAI MPC5000 ist übrigens auch ein einfacher VA von Alesis drin. Da teilen sich zwar bis zu 3 OSC's pro Klang Hülkurven und Filter, man kann den Synth aber auch multitimbral einsetzen, und zwar so lange die Rechenleistung ausreicht. Über die integrierten Pads kann man nur einen VA-Klang zur gleichen Zeit spielen, und man kann auch keine Drum-Kits aus VA-Klängen zusammen stellen. Man kann aber per MIDI-Tastatur mehrere Klänge simultan ansteuern, und es gibt 64 MIDI-Spuren, wo man die Klänge verteilen und mit dem Sequencer aufnehmen kann.

Klangbeispiel 1:
Hier habe ich mal ausprobiert mit dem VA der MPC5000 ein paar Drum-Sounds zu erstellen:
http://michael-burman.de/temp/121125_Mxd.rar
Von der Auslastung her war noch viel Luft nach oben. Alles kommt aus dem VA der MPC5000, und es sind MPC5000-Effekte im Einsatz.

Klangbeispiel 2:
Hier habe ich zwei VA-Sounds mit je 3 OSC's geschichtet:
http://michael-burman.de/temp/130127.rar
Der eine Sound macht Synth-Wellenformen (1x PWM + 2x SawTri), der andere Noises (Red + Pink + White).​

Man kann leider nicht mehrere VA-Sounds intern miteinander verknüpfen. Wenn man mehrere VA-Klänge gleichzeitig spielen möchte, braucht man eine externe MIDI-Tastatur, am besten eine mit Masterfunktionen. Ansonsten kann man einfach mehrere Klänge auf einen MIDI-Kanal stellen, und die werden dann simultan gespielt.
 

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