Tolayons Idee ist eigentlich nicht mal blöd. Im Prinzip eine Workstation mit einem Sequencer, der wieder mehr Richtung 90er Jahre tendiert (als die Sequencer wirklich mal was konnten), aber mit einer VA-Klangerzeugung und mehr auf Elektronik ausgelegt. Ich pick das mal auf und spinn das mal weiter.
Als gedankliche Basis nehmen wir mal den Alesis Micron oder Akai Miniak. Theoretisch 26fach multitimbraler, aber nur achtstimmiger VA mit mördermäßigen Synthesemöglichkeiten - und vor allem mit einem Stepsequencer pro Part, und einen Drumsequencer hat er auch noch. Stepsequenzen könnte man nun mit bestimmten Sounds kombinieren und im Multimode einem Part gleich eine Sequenz zuweisen. Die ist natürlich umschaltbar, aber bei vielen Synths sind die Einzelparts im Multimode ja auch sogar per Songsequencer oder MIDI wechselbar. Natürlich kann man Multimode-Parts auch nur einen Sound zuweisen, falls man den händisch spielen will.
Das heißt, Stepsequenzen sind wieder relativ. Der Sequencer wird nämlich aufgebaut wie in einem MPC. Du hast in dem Sinne keine starren Spuren mit Events drin, sondern du kannst in die Spuren Sequenzen einlegen. Die können kurz sein, die können beliebig lang sein, die können Songlänge haben, die können soundsooft wiederholt werden oder theoretisch unbegrenzt. Das geht gleich erheblich mehr Richtung DAW.
Sequenzen kann man wiederum auf viele Weisen einspielen und editieren. Echtzeit wie bei den klassischen Workstations, Piano Roll, Eventliste, Lauflicht. Daß dabei auch Motionsequenzen gehen, versteht sich von selbst. Man kann wie früher bei Roland einen Multimode-Part mit mehreren Sequencerspuren anspielen.
Drums regeln sich sequencermäßig zunächst mal wie alles andere. Man kann sich nämlich auch Drumkits zusammenstellen aus Einzelsounds, siehe weiter unten, und im Sequencer werden nicht deren Notennamen oder -nummern gelistet, sondern Soundnamen.
Die Klangerzeugung selbst liest sich dann wie ein Best-Of. Von Novation übernehmen wir zum einen den typischen Effekt-Overkill, die hatten den nämlich als erste, wobei die Effekte natürlich von anständiger Qualität sein müssen (Phaser etwa auf Virus-Niveau), zum anderen die Drumkit-Idee mit einer kleinen Änderung: Es werden nicht immer 49 bestimmte Sounds fest einem Drumkit zugewiesen, sondern beliebig viele beliebige. 49 kriegt man eh nie voll, wenn man nicht mehrere Kits in einem vereinigt.
Ansonsten läßt die Klangerzeugung keine Wünsche offen. Es gibt sogar zwei Ebenen: Pre-patched, das ist für grundlegende Sachen, fertig mit Oszillatoren, Filter(n), LFO(s), da könnte man sich sogar Templates vorher laden, und Modular, wo man zum einen mit den Modulen selbst rumhantieren (Mal ein Oszillator oder Filter dazu? Oder Sample & Hold und ein Rauschgenerator, auch immer wieder lustig?) und zum anderen Modulationen schalten kann, die übers "Normale" hinausgehen, ohne Modulationsmatrix mit maximal
n Verschaltungsgruppen. Daß es mehr als vier oder sechs Filtertypen gibt, ist wohl klar.
Ach ja: mindestens zwei MIDI Outs. Besser vier.
Ich vermisse einen richtig guten Analogsynthesizer der sich vollpolyphon spielen lässt und unter dessen Haube eine echt analoge Klangerzeugung stattfindet.
Vollpolyphonie kriegst du höchstens mit Oktavteilern hin. Hat den charmanten Vorteil, daß man damit Sachen à la Polymoog oder String Ensembles machen kann (*Fenster aufreiß* *brüll* WO BLEIBT DIE RENAISSANCE DER STRINGMACHINES!?), aber den Nachteil, daß man damit nicht den fetten Sound voicecardbasierter Polysynths (Jupiter, Memorymoog, Oberheim, CS80, Synthex, Prophet...) hinkriegt, weil die Stimmen starr aneinander gebunden sind und das Teil sich höchstens als Ganzes verstimmt.
Das dann auch noch als echtanaloge, am besten spannungsgesteuerte multitimbrale Workstation? Vergiß es. Um dem Gejammer derjenigen zu entgehen, für die eine Workstation mindestens 64 Stimmen haben muß (ungeachtet der Tatsache, daß bei einem Analogen wohl eher nicht etliche Presets gelayert werden, aber man will sich ja die Option offen halten, und in der elektronischen Musik selten mehr als ein Part polyphon ist, vielleicht zwei), braucht das Ding 64 Voicecards. Das wird zunächst mal irrwitzig viel Platz wegnehmen und wiegen (vielleicht nicht, wenn wir das Ding auf DSI-Technik basieren, quasi 64 Stimmen vom Prophet '08). Wenn es dann auch noch unbedingt VCOs und VCFs sein müssen, am besten sogar für einen noch fetteren Sound diskret aufgebaut, wird man 64 Stimmen nie in tune halten können, außer mit automatischer Stimmnachregelung, wo dann das "Ein Jupiter klingt aber fetter"-Gejaule losgeht.
Ein polyphoner Analoger mit moderner Ausstattung wäre schlicht sauteuer - und auch kein Leichtgewicht. Was würde allein ein 8stimmiger Moog LP kosten (von einem Voyager ganz zu schweigen!)? Oder ein 8stimmiger Oberheim auf Basis der neuen Module? Da geht es dann ruck zuck ab 5000€ aufwärts: wohlgemerkt nur für einen subtraktiven Synth, ohne andere Brot- und Butter-Sounds.
Noch so'n Punkt: Echtanalog wird es unbezahlbar. Ich meine, guckt euch mal an, was vollanaloge Polysynths schon kosten. Guckt euch mal den Preis des neuen Two-Voice an. Das ist das, was die meisten für einen achtstimmigen, voll speicherbaren Synth ausgeben würden. Vom Son of Four-Voice will ich gar nicht anfangen. Wenn Moog sich mal erdreisten würde, einen neuen Memorymoog zu bauen, werden zunächst mal alle jauchzen und frohlocken, aber wenn das Preisschild drankommt, geht das Gejammer los: zu teuer.
könntest Du bitte verdeutlichen, was Du mit "echtem hard synch" meinst? Was wäre eine "unechtes" oder "softes" synch?
"Echtes Hard Sync": Bei jedem vollen Wellendurchlauf des Master-Oszillators setzt dieser die Welle des Slave-Oszillators wieder auf Anfang.
"Echtes Soft Sync": Bei jedem vollen Wellendurchlauf des Master-Oszillators kehrt dieser die Laufrichtung des Slave-Oszillators um. Klingt softer, deshalb Soft Sync.
Siehe auch
Sync im Synth-Wiki.
"Unechtes Sync": Sample eines Sync-Sounds auf einem Synth, der von Haus aus kein Sync kann.
Martman