@ DerPatch - Das Problem der Linkshänder kenne ich auch von Lost Lover, der ein supitoller Gitarrist ist, aber immer ewig nach einer vernünftigen Gitarre sucht. Vielleicht tauscht ihr Euch ja mal aus. Ansonsten weiß ich, dass Musik Produktiv derzeit eine sehr große Abteilung für Linke aufgebaut hat, die auch meines Wissens durch ziemlich alle Preisklassen geht. Was ich aber eigentlich sagen wollte: wenn eine Firma die ein Modell ansonsten mit ein- oder zweiteiligem Korpus fertigt, plötzlich solche Teile liefert, sollte man das besser genauestens überprüfen. Ich bin ohnehin der Meinung, dass man ab einer bestimmten Preisklasse keine Gitarre mehr blind bestellen sollte. Wenn ich 2 Mille oder mehr für ein Instrument ausgebe, soll es an der Tankfüllung oder der Bahnkarte nicht scheitern. Schließlich kaufe ich mir ein Instrument, das mich lange Zeit begleiten soll.
Gruß, Armin
Danke für das liebe Kompliment
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Wenn ich einem Lefty-Kollegen helfen kann, immer gerne.
Daß wir an das Thema Gitarrenkauf grundsätzlich anders herangehen als Rechtshänder, ist möglicherweise richtig. Sicher bin ich mir da nicht.
In meinem Fall heisst die Konsequenz meiner "Behinderung": wenn ich durch Zufall eine Klampfe in die Hand bekommen, die mich antörnt, die gut klingt, gut bespielbar ist und die ich mir leisten kann, dann kaufe ich sie. Über Lackmacken oder irgendwelche Makel an austauschbaren Teilen diskutiere ich dann nicht - ich habe ja keine Auswahl. Ich suche also nicht, ich sammle eher auf, was mir vor die Füsse fällt.
Wenn man aber ehrlich ist, dann geht das auch jedem halbwegs gereiften Rechtshänder-Gitarristen so. Gitarren sind nun mal Einzelstücke. Von 100 Gitarren gleicher Bauart sind 10 totale Gurken, 89 mehr oder weniger ganz gut, und eine einzige macht dir eine Erektion. Also musst du die nehmen, bevor sie ein anderer bekommt. (Die Gitarre - nicht die Erektion...). Der eine oder andere von uns sieht dann eben mal über kleine Mängel hinweg. Hormonschübe beeinträchtigen nun mal das Urteils- und Sehvermögen.
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Aber dafür machen wir's doch, oder?
Das prozentuale Verhältnis von Gurke, Gebrauchswerkzeug und Killermaschine MUSS aber dem Preisniveau des Herstellers entsprechen, sonst bekommt er langfristig Probleme. Entweder, weil er gute ( aufwendig gebaute) Gitarren zu billig abgibt oder weil er zu teure Gitarren zu schlampig herstellt. Kurzfristig kann beides funktionieren, langfristig nicht.
Ein Massenhersteller wie z.B. Stagg haut überwiegend Gurken raus und mit etwas Glück erwischt man darunter man eine gute Gebrauchsgitarre. Und ein Premium-Hersteller wie z.B. Nik Huber muss für seine Preise makellose Monsterklampfen anbieten - und manch ein Hersteller geht eventuell sogar soweit, Gitarren zu verschrotten, die nur durchschnittlich geraten sind, um seine Marke nicht zu versauen.
Beide - und alle dazwischen - müssen sich letztlich an der Erwartungshaltung der Kunden orientieren. Der wichtigste Kernsatz, den ich aus dem Qualitätsmanagment gelernt habe, war für mich: "Qualität ist immer das, was der
Kunde als Qualität definiert".
Ich habe vor Jahren mal erlebt, wie ein Typ mit Blondine im Schlepptau in einen Laden kam und dem Verkäufer erklärte, er sei schon durch halb Deutschland gefahren, weil er die Gitarre mit dem längsten Sustain sucht. Marke und alles andere sei egal, der Preis spiele auch keine Rolle. Und dann hat er seine Stoppuhr gezogen. Den Gesichtsausdruck des Verkäufers - selbst ein stadtbekannter, sensationell guter Gitarrist und absoluter Gitarrenfachmann - werde ich nie vergessen.
Aber: Qualität so zu definieren ist legitim! JEDER von uns definiert "Qualität" anders. Das ist okay so und auch nicht zu ändern.
Macht euch selber mal den Spass, zu definieren, wie eine "perfekte" Klampfe aussehen soll.
Nicht die Mängel aufzählen, die sie nicht haben darf, sondern eine positive Liste, was dran sein muss. Ihr werdet euch wundern, wie schwer das ist. Und wie klein plötzlich die Auswahl wird.
Die wenigsten von uns wissen nämlich, was sie wollen, bevor sie's nicht gesehen haben oder es ihnen jemand gesagt hat. Das ist kein Vorwurf, sondern menschliche Normalität. Und insbesondere wir Künstler sind ja nicht gerade für Präzision, Organisation und stringente Entscheidungsfindung bekannt.
Damit ist das gesamte Thema "Qualität" so vielfältig wie wir Gitarristen. Es kann niemals eine abschliessende Antwort geben, sondern jeder Hersteller findet seine eigene und hofft, daß da draussen genügend Kunden rumrennen, die es ebenso sehen. Der Rest ist eine Frage der Marktpräsenz und der Statistik. Irgendwann findet jedes Töpfchen schon sein Deckelchen. So funktionieren Märkte.