Also zunächst mal find ich das gut, dass du nach deinen moralischen Vorstellungen lebst und nicht nach Gesetzen
Mein Eigentumsbegriff ist wohl durch Erziehung, Beobachtung der Natur und letztlich logischen Überlegungen entstanden. Gesetze sind natürlich immer künstliche Konstrukte, die aber eine Basis in moralischen Normen haben sollten, die von allen akzeptiert werden. Der Bereich Urheberrecht ist meiner Meinung nach derjenige, wo aber beides am weitesten auseinanderklafft. Das sieht man schon daran, dass eben Urheberrechtsbrüche begehen, ohne sich dem bewusst zu sein. Vielleicht stimmst du mir soweit ja auch noch zu. Ich bin immer dafür, dass es möglichst wenig spezielle Gesetze geben sollte, im idealfall sollte einfach gelten "Jeder lebt so wie er mag, solange er niemanden schadet". Wenn man sich mal Gesetze zum geistigen Eigentum mit denen zum materiellen vergleicht, dann merkt man schon, dass erste konstruierter und wandelbarer sind, während es beim materiellen wenig zu diskutieren gibt. Weil die Folgen von mateirellen Eiegntum für jeden ersichtlich sind, wohl kulturübergreifend, und schon im Tierreich zu sehen. Jedes Kind merkt, dass es doof ist, wenn ihm etwas geklaut wid, so dass es dann weg ist und er es nicht mehr hat. Oder wenn jemand fremdes einfach so in seinem Zimmer übernachtet. Materielles Eigentum zu stehlen bedeutet, dass der ursprüngliche Besitzer eine Schaden erleidet. Das ist so grundlegend, dass man eigentlich keine speziellen gesetz dazu bräuchte.
Beim "Raubkopieren" wird aber eben gar nichts weggenommen, es wird eben stattdessen eine Kopie erstellt. Manche kommen immer mit so vergleichen wie "Du würdest ja auch nicht in den Supermarkt gehen und einen Joghurt klauen, warum klaust du dann ein Lied?" Der Vergleich ist aber völlig falsch. Vergleichbar wäre stattdessen: Ich gehe in den Supermarkt, scanne den Joghurt mit einem HiTec-Komplett-Scanner ein, und kann ihn mir dann zuhause mit einem Replikator selbst herstellen. Fändest du das unmoralisch? Ja, wenn so ein ein Replikator von huete auf morgen auf den Markt kommen würdewäre das gegenüber des Supermarkt/Joghurtherstelelr/Milchindustrie/... und wer so noch vom verkauft von Joghurt lebt nicht gut. Und in der Übergangsphase wäre es auch unmoraltisch zu sagen "mir doch egal, was mit denen ist". Und ja, es muss auch weiterhin Leute geben, die das erste Exemplar herstellern, also sich das rezept ausdenken etc. Aber an sich würde doch hoffentlich niemand darauf kommen irgendwie per Gesetz dafür zu sorgen , dass das kostenlose verbreiten von Joghurt-Replikationsdaten illegal sein sollte (und sonstigen Lebensmitteln - das wäre eher eine Lösung des Welthungerproblems...). So ein Gesetz würde also sogar eher unmoralisch sein. Es wäre eine künstliche Verknappung. Unetrnehemn versuchen sowas teilweise (geplante Obsolezenz fällt auch darunter), und das wird gesellschaftlich eher kritisiert. Gesetze, die das Kopieren von Daten verhindern, sind aber letztlich nichts weiter als eine staatlich verankerte künstliche Verknappung.
Wenn ein raubtier eine Beute macht, dann wird er diese verteigen. Denn er will das ja essen und hätte sonst weniger für sich. Wenn ein Kind ein Bonbon hat und ein anderes ihm das weg nimmt, dann wird das Kind auch zu recht jammern, weil es dann kein Bonbon mehr hat. Wenn sich dagegen ein anderes raubtier eine Kopie der Beute anfertigt und diese frisst, oder ein Kind eine Kopie des Bonbons anfertigt und dieses ist, dann hat das keine Folgen für den "Erstbesitzer" von Bonbon/Beute, es ist ihnen egal. An diesem beispiekl sieht man, dass "echtes Eigentum" durchaus was "natürliches" ist, was jeder nachvollziehen kann. Aber "geistiges Eigentum" nicht unbedingt.
Nun kann man aber ja sagen: Die Musiker (und sonstige Beteiligte) haben viel Geld und aufwand in die Produktion einr CD gesteckt, jetzt wird die einfach von allen kopiert, die leute finden die Musik toll, aber der Musiker geht leer aus. Unter den gegenwärtigen Umständen und der Gesetzeslage finde ich es durchaus auch unmoralisch, die Musik illegal zu kopieren. Ich persönlich argumentiere gar nicht mit "Geistiges Eigentum ist ein künstliches Konstrukt, daher kopier ich mir jetzt einfach was illegales, mir doch egal, was aus dem Musiker wird, der hat da kein Recht drauf". Weil eben Musiker, label etc. ihr geschäftsmodell und ihre Existenz darauf aufgebaut haben, dass es dieses gesetz gibt, welches Schwarzkopien verbietet. Machen wir dazu mal einen hypothetischen Vergleich zu materiellem Eigentum. Ich habe ja schon die geplante Obsoleszenz angesprochen, mit der Unternehmen auch künstlich verknappen wollen. Und bei Computerspielen ist es z.B. so, dass da gerade über Gebrauchtspielsperren diskutiert wir, und es gerüchte gab, dass die nächsten Spielekonsolen von Sony und Microsoft eine solche haben. In der Tat haben schon manche Spielenetwickler offen gesagt, dass der gebrauchtmarkt genauso ein Problem ist wie die Raubkopien. Denn in beiden Fällen verkauft der Spielehersteller nichts. Wahrscheinlich fändest du es moralisch falsch, wenn sich Person A von Person B ein Computerspiel raubkopiert (Person B besitzt das Original). Fändest du es auch moralisch falsch, wenn Person A das Spiel von Person B abkauft, nachdem dieser es durchgespielt hat? Aus Sicht des Spielherstelelrs macht es keinen Unterschied - in beiden Fällen haben zwei Personen ein spiel gespielt, aber es wurde nur ein Spiel verkauft.
Was wäre nun, wenn es ein Gesetz geben würde, dass die Weitergabe von spielen verbietet, also wirklich nur derjenige spielen darf, der ein exemplar gekauft hat. Oder wenn jeder staatlich gewungen wird, sich alle zwei Jahre einen neuen Fernseher kaufen zu müssen. Oder wenn verboten wird, dass man selbst zu Hause Brot backt. Klingt alles absurd? Ja, ist es auch. Es wären alles Maßnahmen, auf denen sich geschäftsmodelle aufbauen lassen. Wenn es nun diese Gesetze geben würde, dann könnte ich TV-Hersteller/Händler/... werden und mein geschäftsmodell eben so aufbauen, dass TVs gesetzlich gesichert nach zwei jahren nicht mehr funktionieren und man sich einen neuen Kaufen muss. Ich fände es als TV-Händler nun auch ziemlich kacke, wenn es auf einmal technische Möglichkeiten gibt, die die Geräte auch nach zwei Jahren weiter laufen lassen können und immer mehr Menschen das auch illegalerweise ausnutzen und ihren TV länger benutzen. Das könnte mich in der Tat in den Ruin treiben oder zumindest schwere verluste einfahren lassen. Unter diesen Umständen (immerhin hat der Staat gesetztlich garantiert, dass ich auf diese Art geld verdienen kann, sonst hätte ich den laden wahrscheinlich gar nicht aufgemacht und mir einen anderen Beruf gesucht) wäre es daher wohl auch unmoralisch, TVs illegaler Weise länger als zwei jahre zu nutzen. Aber grundsätzlich gesehen ist es nicht irgendwie "natürlich" oder "selbstverständlich" oder "ein grundrecht", dass meine Kunden ständig neue TVs kaufen müssen.
Und ebenso verbietet es nun der Staat, dass die Leute einfach so Musik kopieren sondern sorgt gesetztlich dafür, dass man sie vom Erzeuger kopieren lassen muss. Damit wird eben das Geschäftsmodell ermöglicht, mit Kopien von Tonaufnahmen Geld zu verdienen. Aber wäre es nun wirklich "Enteignung", "legalisierter Diebstahl", "unmoralisch",... wenn diese Gesetz abgeschafft werden würde? Es wird ja kein Musiker dazu gezwungen ins Studio gehen und eine CD zu produzieren um diese Musik dann zu veröffentlichen.