Ist Musizieren auf dem absteigenden Ast?

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Krawuttke
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Hallo!

Wie hat sich eigentlich der Wille zum Musizieren verändert in den letzten Jahren? Ist es noch "in" oder den meisten jungen Leuten zu anstrengend, zu "kompliziert" heutzutage?

Ein Instrument zu spielen, bedeutet ja erstmal, (meist) eine Anfangsinvestition zu tätigen in Form von erstem Equipment, Unterricht, Lehrbücher. Und gleich darauf in die nächste Investition in Form von Ausdauer, Gehirnschmalz, Zeit, evtl. auch Rückschläge wenn der Übe-Erfolg stagniert.

Ist der Nachwuchs heutzutage noch bereit, sowas auf sich zu nehmen und schwindet bereits die Zahl derer, die sich vorstellen können, ein Instrument in die Hand zu nehmen und das Musizieren erst dann wieder aktuell, wenn man sich "komplizierte Solo" vom Internet direkt ins Gehirn über die DSL-Leitung runterladen kann?

Ich würde gerne wissen, was sind eure Erfahrungen/Meinung dazu und hoffe, dass ich hier nicht zu polemisch rüberkomme, denn viele Ausnahmen bestätigen ja auch die Regel!!
 
Eigenschaft
 
Ist genauso wie früher!?
Es gibt so einige die schon relativ früh musizieren und die sich in das Instrument verlieben. Einige auch später. Auch heute noch.
Und es gibt sehr viele die unbedingt Lead Gitarrist werden wollen und am liebsten nach 2 Wochen üben mit den Rolling Stones auf Tour gehen wollen.
Das sind aber meistens die, die nach 2 Wochen ihre 2 Akkorde auswendig gelernt haben und dann die nächsten paar Jahre auch nicht mehr machen werden.
Wenn sie damit glücklich sind, gut! Wenn nicht, mei..
 
ich glaub ja dass es zunimmt.
Jedenfalls kenne ich prozentual gesehen mehr musizierende Leute in der Altersgruppe 10 - 18 als früher. Mal aus der Papaperspektive gesehen, hihi.:)
Noch nie gabs so viele Instrumente und Möglichkeiten, und es geht ja nicht nur um Gitarren. Geige hat bestimmt zugenommen, aber auch andere Instrumente....ich glaub sogar Flöte.

Zur 2. Frage:
Es gibt bestimmt auch größeren Druck als damals, möglichst schnell zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen. Für You-Tube, den Freundeskreis oder überhaupt, weil sie das Gefühl haben, irgendwas präsentieren zu müssen. Oder auch die Illusion/Möglichkeit, durch die neuen Medien berühmter zu werden als man gerade ist. Das ist bestimmt auch eine zusätzliche Motivation..
Und dann die ganze Technik. Heute kann man selber eine CD aufnehmen, Studiozeugs kann man kaufen...usw. Auch ein zusätzlicher Grund, sich mit Instrumenten zu beschäftigen.

Was die Ungeduld anbelangt: Alles geht schneller und wenn die Anfänger diese ganzen Onlinekure und Videos sehen in denen gesagt wird: "guck, so einfach geht´s, büschn Pentatonik und fertig.." kommt man ja auch ins Grübeln. Ich hätte damals bestimmt gedacht "Oje, der kann das und ich brauch soooo lange dafür...":)
 
Hallo!

Wie hat sich eigentlich der Wille zum Musizieren verändert in den letzten Jahren? Ist es noch "in" oder den meisten jungen Leuten zu anstrengend, zu "kompliziert" heutzutage?
(..)

Ich würde gerne wissen, was sind eure Erfahrungen/Meinung dazu und hoffe, dass ich hier nicht zu polemisch rüberkomme, denn viele Ausnahmen bestätigen ja auch die Regel!!

Ein wenig Polemik kann ja auch die Diskussion beleben!

Meine persönliche Beobachtung: Bei jungen Menschen mit geringem Bildungshintergrund spielt selbst Musizieren kaum noch eine Rolle, es sei denn, sie oder ihre Eltern stammen aus Ländern, in denen das selbst Musizieren noch heute einen hohen Stellenwert hat. Die Wertschätzung für "Selbstgemachtes" geht bei diesen Jugendlichen generell gegen Null, nicht nur auf musikalischem Gebiet. Wozu etwas selbst produzieren, wenn man es immer und überall in höherer Qualtität fertig bekommt? Wozu ausdauernd bei einer Sache bleiben, wenn einen niemand dazu anhält und man auch anders Spaß haben kann? Es fängt schon bei der Wertschätzung der eigenen Leistung an und scheitert eben nicht am Geld (das ist für anderes ja auch da), sondern eher an der fehlenden Perspektive, durch eigene Leistung seinem Leben eine positivere Wendung geben zu können.

Dabei ist es ja keine Neuigkeit, dass musikalische Bildung auch den Lernerfolg auf anderen Gebieten steigert, aber lieber investieren Kultusministerien in andere Dinge als in regelmäßigen Musikunterricht!

Nie waren Instrumente in akzeptabler Qualität billiger zu haben und nie war der Gedanke daran bei manchen ferner!
 
Ich sehe es auch eher kritisch. Zu meiner Zeit war man cool, wenn man ein Instrument beherrschte. Es gab aber auch Idole am Pop/Rock-Himmel, denen man nacheifern konnte. Das sehe ich heute nicht mehr so. Die "Stars" sind kurzlebiger, Instrumenten-Heros gibt es in der Form auch nicht mehr (oder gebt mir aktuelle Beispiele - von einem Dave Garret mal abgesehen).
In einer Band spielen, ist für viele nachwievor noch cool, aber dorthin zu kommen, ist schwer. Es ist schon was dran an Vester's These, dass man schnell brauchbare Ergebnisse haben möchte, die es beim Erlernen eines Instruments nur mit entsprechendem Engagement geben kann. Ich konnte früher 6 Stunden am Stück nachmittags oder auch am Wochenende auf dem Klavier oder der Gitarre spielen, ohne dass ich abgelenkt worden bin. Heute läuft 24/7 das TV-Programm, alle 5min kommt eine SMS oder eine Email - ja, die Möglichkeiten sind theoretisch heute deutlich besser. Man braucht keine Zeit zu investieren, um an Songtexte zu kommen, selbst Noten, Leadsheets gibt's im Inet, und wenn ich mal an einer fiesen Passage nicht weiterkomme, erklärt mir irgendein netter Mensch das zu jedem beliebigen song auf Youtube. Auch vernünftiges Equipment bekommt man zu adäquaten Preisen und muss dafür nicht unbedingt die Sommerferien 6 Wochen auf dem Bau malochen.
Tja und dann die Auftrittsmöglichkeiten? Hat sich deutlich verschlechtert in den letzten 10-15 Jahren, was auch an einem Rückgang des interessierten Publikums liegt, womit sich wieder der Kreis schließt: Interessiert sich niemand für Live-Konzerte, ist es auch weniger cool für einen Musiker, so etwas anzustreben.

Versteht mich nicht falsch, ich will das auf keinen Fall schlecht reden. Ich fördere meine Kinder musikalisch in jeder Hinsicht, so weit sie es auch wollen. Ich engagiere mich auch lokal und regional, Live-Musik und neue Musiker zu fördern, weil ich es persönlich gut finde.
 
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Was auch eine Rolle spielt, ist die Gymnasialzeitverkürzung und der unselige Trend zur Ganztagsschule. Kinder werden heutzutage bin 16 oder 17 Uhr in Schulen zwangskaserniert, wo sie spätestens nachmittags mit pädagogisch wertvoller Beschäftigungstherapie wie "Clown-AG", "Nachhaltigkeit", "xyz-Austausch" beballert werden. Zum Stromgitarre üben und Rockband gründen ist da kein Platz. Allenfalls im Blockflöten-Ensemble und im Schulchor kann man noch musizieren. Die meisten Schulen bieten zwar eine Band an, die findet aber nur einmal in der Woche für 1 Stunde statt, weil Gelder für Bandcoaches oder geeignete Proberäume fehlen und die Übeproblematik ist damit immer noch nicht entschärft. Dazu kommt, dass durch G8 die Fächeranzahl erhöht ist und mehr Prüfungen geschrieben werden müssen. Geht wieder auf die Übezeit. Tatsächlich würde das Erlernen eines Instruments 99 % der Kinder weiter bringen als sinnlos auswendig gelernte Französisch-Vokabeln, aber unser Bildungssystem setzt seit Mitte der 90er Jahre auf Masse statt Klasse, lieber 4 Fremdsprachen als eine richtig, Englisch für Grundschulkinder, Zwangsfächer wie "Pädagogik", "Politik und Wirtschaft", "Erdkunde", "Religionslehre", die man nicht abwählen kann, und das alles bitte ein Jahr kürzer, damit der Lehrermangel nicht so auffällt. Da sind Kinder mit Schule so beschäftigt, dass Musikschule und Sportverein aus Zeitgründen entfallen. Lernen tun sie aber auch nicht mehr, seitdem es flächendeckend diese Form des G8 gibt, können sie sogar weniger.

Ich denke, dass weniger musiziert wird, hat mit den heutigen Jugendlichen wenig zu tun, eher mit der trostlosen Lebenswirklichkeit, die ihnen das heutige Schulsystem bietet.
 
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Dann habe auch nicht nur ich den Eindruck, dass Livedarbietungen einfach nicht mehr so gefragt sind. Hat wohl auch mit der gewandelten Freizeitgestaltung der Gesellschaft zu tun. Heute ist es ehr so, dass man entweder nur chillen, relaxen will oder voll einen drauf machen. Das heisst entweder im Biergarten sitzen, am Badesee liegen oder die volle Partydröhnung mit viel Alk, hämmernder Partymukke egal wie, Hauptsache es dröhnt und die Benebelung sorgt dafür, dass man von den tiefgründigen Ballermann-Texten möglichst wenig mitkriegt, was auch fast verständlich ist. Oder bei grossen Fussballturnieren der grosse Hype seit 2006: Public Viewing, wohl der einzige Ort, wo in D eine Menschenmasse so richtig abgeht ausserhalb von grossen Festivals à la Wacken/Rock am Ring.
Da ist eine Livedarbietung einer eher unbekannten Band nur interessant bis das erste Interesse gestillt ist nach 1-2 Liedern, dann wird's "anstrengend". Der Wille, die Arbeit an den Instrumenten, das Zusammenspiel verschiedener Musiker, der Probe- und Übefleiss erahnen der dahinter stecken kann, echter Livesound wie man ihn aus der Konserve nie hinkriegt....uninteressant weil "was interessiert mich das Gedudel fremder Leute?"! Da holt man lieber das iPhone raus und checkt seinen Facebokk-Account und checkt die nächste derzeit angesagte Location, wo in der Chillout-Lounge die cocktailschlürfende Hipster-Gang schon wartet.
Tatsächlich ist fast jedes Lied, was man heute in den Charts findet, von einer Formation namens One-Hit-Wonder. Ob das eine Band ist, ein einzelner "Künstler", weiss man nicht, man sieht halt immer in den Musikvideos irgendso eine grelle Tussi mit Lippen wie Lkw-Reifen dabei rumhopsen; ob die das singt? Keine Ahnung, aber auch egal, Hauptsache der Track gibt ordentlich BASS aufn 2000W-Subwoofer im Auto... So einen Skandal wie früher bei Milli Vanilli wird es schon deswegen eh nie mehr geben.
Nebenher ab und zu mal bisschen Tote Hosen hier, Bon Jovi da wenn die mal was Neues rausbringen....fertig. Aber sind wir mal ehrlich, die Fangemeinde alternder Neopunks (Punks an sich habe ich in meiner nächsten Grossstadt seit bald 20 Jahren nicht mehr gesehen) altert nur noch genauso mit.
Wozu dann ein Instrument lernen, wenn heute nur noch Vorgekautes, Vorgegartes wichtig ist? Packung aufreissen, konsumieren, fertig. Downloaden, sich reinziehen, löschen, fertig. Sich anstrengen für was, wenn einen niemand dazu zwingt und eh einen von der Shoppingtour jeden Samstag abhält? Pfffff....
In der Realschule die ich besuchte, war eine Schulband immer Tradition. Fing man so in der 7.-8. Klasse an bis zur 10. oder man hing noch ein Jahr dran indem man in der Ausbildung den Feierabend in einen Probeabend in der ehemaligen Schule umgewandelt hat. Meine Schulband hat sich '96 aufgelöst, dann war diese Tradition zuende. Man versuchte noch Leute für eine Nachfolgetruppe zu finden, was aber mangels Nachwuchs eingestellt wurde. Bis zu dieser Zeit stieg ständig irgendwo etwas, wo man handgemachte Musik hören konnte, heute muss man solche Events im allgemeinen Wühltisch suchen. Immer irgendwo ein Jungendhaus in den umliegenden Städten, wo ein Bandcontest stieg, heute ist da nur Chillen angesagt, wo die Cliquen wie im Internet-Café im wortlos im Kreis sitzen und auf ihre Smartphone-Displays starren.
 
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Ja, früher war alles besser! Da wurde niemals bis zur Alkoholvergiftung gesoffen, alle, ja wirklich alle Menschen haben einen exquisiten Musikgeschmack gehabt und wann immer irgendwo eine Band (gut bezahlt) gespielt hat, ließen die Menschen alles stehen und liegen und haben die Musiker bejubelt. Und Groupies gab es schon für Schülerbands!

Irgendwie komisch, ich habe die 80er ganz anders erlebt.

Hier in meiner Stadt an der Nordseeküste gibt es nach wie vor Bandcontests, die Szene an Schülerbands ist genauso bunt wie *damals*, und wie vor 25 Jahren läuft im Radio zu 98% langweiliges Zeugs. Damals musste man sich besondere Sendungen im Radio suchen (z. B. der Soultrain auf NDR2 mit Ruth Rockenschaub), heute findet man grenzgeniale Mucke auf Youtube. Jamie Cullum, Jason Mraz, Rihanna, Adele machen brandaktuell starke Musik, die gelegentlich sogar gesendet wird.

Kulturpessimisten bleibt locker - Musikmachen gehört untrennbar zum Menschsein. War noch nie ein Ding der Mehrheit, wird es auch nie werden. Aber wir Musiker werden stets ein kleiner aber "prominenter" Teil der Gesellschaft sein und bleiben. Live Musik ist nicht auf dem absteigenden Ast, sie unterliegt Schwankungen und Moden, und auch wenn lokal mal ein "Tief" zu beobachten ist - so etwas nährt nur den Hunger des Publikums!
 
Vielleicht kennt ja jemand die Statistiken zu den verkauften Instrumenten, Verstärkern usw..
Meiner Meinung nach wird viel mehr verkauft als vor 20, 30 Jahren ..und irgendwo muss dat Zeugs ja geblieben sein? Hat ja auch damit zu tun....
 
Schaut man genauer hin, dann findet man ein viel generelleres Problem als die eigentliche Ursache: die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.
 
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Natürlich könnte man das alles auf die Facebook/Iphone Generation schieben, allerdings denke ich, dass es in Wahrheit die Elterngeneration sein muss, die den Spaß am Musizieren weitergeben muss.
Insofern hat Vester mit der Paperspektive schon recht: Wir (vielleicht noch nicht die 15-jährigen User aber ihr seid als nächstes dran ;)) müssen dafür sorgen, dass die nachfolgende Generation Bock am Rocken hat! Alles andere sind Ausreden. Das bedeutet allerdings auch, dass wir damit rechnen müssen, dass die Jugend vielleicht kein Bock hat auf die Stones sondern auf Skrillex, damit müssen wir dann leben.
Wir sollten ihnen aber das Handwerkszeug mitgeben, die Richtung bestimmen dann wohl andere...

Ja und Aussagen, wie die von croissant sind dann genau die die ich mit Ausreden meine. Wenn die Jugend so wäre, dann wäre das nur unsere Schuld, also vielleicht an die eigene Nase fassen...
Die Jugend kann aber zum Glück viel mehr
 
Nein, Musizieren ist keinesfalls auf einem absteigenden Ast. Es gab noch nie so viele gute Musiker, so günstige (höherwertige) Instrumente, so gute Aufnahmemöglichkeiten. Man wird zwar wegen ein paar geschrammelten Akkorden nicht mehr so leicht für einen Clapton gehalten, weil das einfach schon sehr viele können, man findet als Anfänger weniger bezahlte Gigs, dafür aber reichlich OpenStage.
Proberäume sind hoffnungslos ausgebucht (allerdings oft zu teuer).
Ich sehe nicht, dass da irgendwas weniger würde. Im Gegenteil.
Allerdings gibt es nicht mehr so viele Familien, in denen Hausmusik gemacht wird oder unterm Weihnachtsbaum gesungen wird...
 
Vielleicht kennt ja jemand die Statistiken zu den verkauften Instrumenten, Verstärkern usw..
Meiner Meinung nach wird viel mehr verkauft als vor 20, 30 Jahren ..und irgendwo muss dat Zeugs ja geblieben sein? Hat ja auch damit zu tun....

Mir sagte dazu neulich ein Händler im Shop meines Vertrauens: "Wirtschaftskrise? Muss an uns vorbeigegangen sein, die kaufen wie blöd!" Und das war deutlich vor Weihnachten, also ausserhalb jeder Schenk-Manie.

Meine neunjährige Nichte hat gegen den Widerstand ihrer Eltern (!) mit dem Klavierspielen angefangen und ist jetzt, nach rund zwei Jahren, immer noch ziemlich dahinter her und spielt auch ganz gut. Was bin ich stolz auf die Kleine! Muss mal ein cooles Songbook für sie auftreiben ...

Generell zum Thema: Schwer zu sagen, wenn ich mir die meisten Kids heute ansehe, fällt es mir schwer zu glauben, dass die mental in der Lage sein sollen, ein Instrument richtig rum in die Hand zu nehmen und zu spielen. Andererseits, im MusicShop sieht man sie dann, die "Young Rebels", mit unmodernen Klamotten, aber Gitarre (o.a.) in der Hand und z.T. recht fähig auf dem Instrument. Wahrscheinlich hielten unsere Altvorderen uns für genauso verloren wie wir die Kids heute. Und irgendwie klappt es doch, und die (Sub)Kultur stirbt nicht ganz aus.

Viele Grüße
Jo
 
Vielleicht kennt ja jemand die Statistiken zu den verkauften Instrumenten, Verstärkern usw.. ....

Man hat mich gerufen? ;)
Ein- und Ausfuhr von Instrumenten nach Stückzahl
Ein- und Ausfuhr von Instrumenten nach Wert
Die Angaben sind von 2006 - 2010 und zeigen z.B. bei der Einfuhr von Klavieren eine Steigerung von über 50 Prozent, bei Zupfinstrumenten sogar von über 90 Prozent, also fast das Doppelte.
Deutlich gefallen sind die Einfuhren von E-Orgeln, aber auch Mundharmonikas und Akkordeons.
Insgesamt haben aber die Einfuhren um 52 Prozent zugenommen. Natürlich muss man noch den Anteil der in Deutschland selbst hergestellten Musikinstrumente dazurechnen. Allgemein stieg der Handel mit Musikinstrumenten und Musikalien von 2009 auf 2010 um 6,4 Prozent.
Dass die privaten Konsumausgaben für Musikinstrumente von 1991 bis 2011 um 28,8 Prozent abnahmen, dürfte an den billigeren Preisen liegen.

Besser zum Thema passt eine Anfang Dezember 2012 veröffentlichte Studie zum Musizieren in Deutschland, die vom SOMM (Society Of Music Merchants e.V.), dem Verband der Musikinstrumenten- und Musikequipmentbranche (Gründungsmitglied Hans Thomann), in Auftrag gegeben wurde. Dafür wurden von der unabhängigen Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Juni rund 11.000 Menschen befragt und deshalb ist sie nicht nur für Musikalienhändler interessant.
Die wichtigsten Erkenntnisse daraus:
- Das Musikmachen nimmt in Deutschland ab.
- In nur noch 17,7 Prozent der deutschen Haushalte wird demnach ein Musikinstrument gespielt, 2008 hatte diese Zahl noch bei 25,6 Prozent gelegen.
- In jedem dritten Haushalt (33,1 Prozent) ist ein Instrument vorhanden, wird aber kaum benutzt: "In sieben Millionen Haushalten liegen Instrumente einfach nur rum."
- In kinderreichen Haushalten wird sehr viel mehr musiziert als in kinderlosen. Das gemeinsame Musizieren in der Familie ist aber mit 11,9 Prozent kaum ausschlaggebend für die Motivation, ein Instrument zu erlernen.
- Die Lust am Musikmachen steigt zwar mit dem Bildungsgrad, ist aber nicht abhängig vom Einkommen.
- Musikvereine und Musikkapellen haben eine besondere Bedeutung, weil sie auch Menschen mit geringerer Bildung den Zugang zur Musik und zum aktiven Musizieren erleichtern. Zudem ist die Abbrecherquote in Musikvereinen im Vergleich zu der im privaten oder schulischen Unterricht deutlich geringer.
- Es liegt nicht an den Kosten: Nur 2,7 Prozent jener, die zwar begonnen haben ein Instrument zu erlernen, aber nun nicht mehr spielen, gaben an, dass ihnen das Instrument selbst zu teuer gewesen sei.
- Nur 17,4 Prozent der Befragten, die aktiv musizieren, haben ihr Instrument im Schulmusikunterricht erlernt. Aber die Unterrichtsformen scheinen nicht mehr zeitgemäss zu sein
- Über zwei Drittel der Befragten, genau 68,9 Prozent, gaben an, mit ihrem Instrument bis zum elften Lebensjahr, also noch vor dem Ende der Grundschulzeit, begonnen zu haben.
- Ein zentrales Problem, das die Studie nachweist: Zwar beginnen immer mehr Kinder früh mit einem Instrument, aber immer weniger bleiben dann auch auf Dauer dabei. Jedes zweite Kind zwischen sechs und elf Jahren erlernt ein Instrument - meist durch privaten Unterricht, nicht in der Schule. Tasteninstrumente führen dabei die Hitliste an, gefolgt von Gitarre und Bass. Fast die Hälfte der Kinder stellt das Instrument während der Schulzeit aber schon wieder in die Ecke. Die meisten haben dann keine Lust oder keine Zeit mehr.
- Es sind überwiegend die 30- bis 59-Jährigen, die derzeit noch aktiv musizieren.
- Das allgemeine Durchschnittsalter eines Musizierenden in Deutschland, liegt derzeit bei 37,2 Jahren.
- Das Musizieren im Kollegenkreis (in einer Band spielen) bildete mit nur 2,6 Prozent statistisch gesehen das absolute Schlusslicht in der Reihe der Faktoren, welche die Probanden zum Einstieg motivieren würden. Dem gemeinsamen Musizieren im Freundeskreis kam mit 20,9 Prozent eine grosse Bedeutung zuteil, wohingegen die Mehrheit der Deutschen in kostengünstigen Unterrichtsangeboten den grössten Motivationsfaktor sieht.
- Blasinstrumente sind bei Interessierten weniger beliebt (9,9 Prozent) als bei aktiv Musizierenden (24,3 Prozent). Das bestehende Interesse am Erlernen dieser Instrumente dürfte also durch umfangreiche Angebote weitgehend abgedeckt werden.
- Tasten- und Schlaginstrumente sowie Gitarre und Bass weisen jedoch zahlenmässig noch Defizite auf, was Nachfrage und Angebot dieser Instrumentengruppen anbelangt. So ist laut Umfrage mehr als jeder zweite der Gruppe der Interessierten gewillt, ein Tasteninstrument zu erlernen.

Quellen:
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Vielen Dank an gidarr:great:

Hätte ich nicht gedacht, dass die Zahlen ja tatsächlich wohl rückläufig sind. (Wobei ich auch an die Zeit vor 30 Jahren dachte)
Bei Mundharmonikas und Akkordeons hätte ich allerdings nichts anderes erwartet:evil:

Trotzdem ist die Studie doch etwas widersprüchlich, oder nicht? Wenn das Handelsvolumen zunahm, müssen sich ja doch mehr Leute etwas gekauft haben? Das mit der Wertabnahme wurde ja mit den billigeren Preisen pro Instrument begründet. Allerdings steht da ja auch was zu; wie lange man bei der Stange bleibt und dass so viele Instrumente nur rumliegen.

- In nur noch 17,7 Prozent der deutschen Haushalte wird demnach ein Musikinstrument gespielt, 2008 hatte diese Zahl noch bei 25,6 Prozent gelegen.
Da gibts aber eine einfache Erklärung. Der Rap ist Schuld. Heute rappen alle und da brauchts weniger Instrumente glaub ich. Mikrophone müssen also auch noch dazu:)

Interessant finde ich das hohe Durchschnittsalter. Hätte ich nicht gedacht. Auf jeden Fall muss man das erstmal sacken lassen und genau durcharbeiten.
(so eine Sch.....aber auch, hihi)
 
Abgefahren...aber ich schlage in die gleiche Kerbe wie Vester: heutezutage wird der PC ja auch zum Musikinstrument, also nicht nur Mikros, sondern auch PC´s bzw. Musiksoftware müsste da mit rein.
 
... Trotzdem ist die Studie doch etwas widersprüchlich, oder nicht? Wenn das Handelsvolumen zunahm, müssen sich ja doch mehr Leute etwas gekauft haben? ...

Das muss nicht sein. Wir kennen das doch: Ältere Musiker haben meist mehr Geld und geben das auch aus - zumindest bei den Gitarristen soll es welche geben, die mehrere Exemplare haben! ;)
Die meisten billigen Instrumente werden gekauft und liegen dann doch nur zu Hause rum. Den Eindruck habe ich schon lange.
Wenn die Bedeutung der Musikinstrumenten- und Musikequipmentbranche zunimmt, liegt es wahrscheinlich auch daran, dass der Tonträgerverkauf abgenommen hat.
Der Wunsch, ein Instrument zu erlernen, ist bei fast einem Drittel der Bevölkerung vorhanden. Hier dürfte aber auch beim Handel der Wunsch Vater des Gedankens sein. Ein grösserer Teil des Geschäfts findet in der Weihnachtszeit statt und diese Meldung hört man jedes Jahr.
Dass eine Gitarre günstiger ist als ein Porsche und damit ein besseres Mittel in der männlichen Midlife Crisis darstellt, mag ja auch stimmen, aber 3,5 Millionen verwaister Saxophone, Gitarren, Geigen oder Keyboards & Co. in den Haushalten sprechen nicht unbedingt gegen obige Studie. ;)
 
Ja, du hast schon Recht. Ich kanns bloß nicht fassen, weil ich wirklich eine Unmenge (junge) Leute kenne, die ein Instrument spielen.
Wie die Instrumentenleichen in den Haushalten zu bewerten sind - gut, da gehts schon wieder los mit den statistischen Bewertungskriterien.

Begründung:
Es ist ja in den Studien ein Kriterium, in welchem Umfang ein Instrument letztlich genutzt wird. Viele kaufen ein Instrument und versuchen sich dann als Rockstar.
Dann klappts nicht so gut -> das gute Stück liegt rum -> ist in der Statistik ein Rückgangskriterium. Jedenfalls fällt dejenige dann als "aktiver" Musiker raus. Der wäre bei mir aber noch "drin", weil er erstens angefangen hat und zweitens vielleicht weitermacht:)
Es gibt noch ein paar andere Dinge...spielt aber keine Rolle.

Die Studie wird schon stimmen, keine Frage. Ich hätte absolut nicht damit gerechnet, gebe ich ehrlich zu...
 
Als Ergänzung hier noch die SOMM-Studie von 2009 in aller Ausführlichkeit. Laut SOMM lagen "Bis zum damaligen Zeitpunkt ... zu dieser Thematik noch keine aussagekräftigen Daten und Fakten vor".
Eine kleine Statistik "Instrumentales und vokales Musizieren 2005 und 2000" habe ich noch gefunden, weiss aber nicht, inwiefern das vergleichbar ist. Es ist aber zu erkennen, dass der Anteil der Musizierenden bei den Jüngeren höher ist und bei Personen mit höherem Einkommen ebenfalls. In Kleinstädten scheint es die relativ meisten Musiker zu geben.
 
Schaut man genauer hin, dann findet man ein viel generelleres Problem als die eigentliche Ursache: die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.

Nicht alle Punkte davon kann man als Ursache für einen hypothetischen Verfall musikalischer Interessen vorschieben.
Ich stamme noch aus der Revoluzzer/Rebellen - Generation, da trafen (bis auf den Luxus) alle Punkte noch viel krasser zu als heute. Die Jugend von heute ist im Vergleich dazu harmlos und (ohne eigene Schuld) grenzwertig verweichlicht, um das mal überspitzt auszudrücken.
Und Musik(machen) hatte zu meiner Zeit einen absolut überragenden Stellenwert.
 

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