Musikalische Selbstüberschätzung; ein deutsches Phänomen?

  • Ersteller MarkFrisch20
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Servus,
Man sollte immer mit besseren Gitarristen oder Musikern allgemein zusammenarbeiten, da man von denen am besten lernt - und natürlich wesentlich mehr als von Leuten auf gleichem Niveau.


Musizieren/Musik sollte niemals ein Wettbewerb wie im Sport werden. Ich verachte Videos in denen Rekorde aufgestellt werden wer denn nun wieder mal der schnellste Gitarrist der Welt ist. Nur um es den anderen mal so richtig zu zeigen?

Keep on rockin'

Mit besseren Gitarristen und Sängern zusammenzuarbeiten und von ihnen lernen ist immer gut. Was ich in meinem Post nur damit sagen wollte ist, man sollte sich nicht mit ihnen vergleichen. "warum kann der das und ich nicht". Das meinte ich damit, das es frustrierend sein kann. Ihnen nachzueifern und von ihnen zu lernen ist ok, solange man dabei nicht ständig versucht sie zu kopieren. Man sollte schon seinen eigenen Stil entwickeln. Und man darf nie vergessen: die meisten sind Profis, die das seit zig- Jahren hauptberuflich machen. Sie LEBEN Musik. Wenn man also ein Hobbymucker ist, sollte man Birnen nicht mit Äpfeln vergleichen.

Den letzten Satz, das Musik nicht zum Wettbewerb werden sollte, kann ich voll und ganz unterschreiben
 
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Hi Ho,

erstmal vielen vielen Dank an den Threadersteller. Hab mir zufälligerweise in den letzten Tagen über quasi das gleiche Thema Gedanken gemacht, wusste aber nicht ob und vor allem wie ich mit dem Thread anfangen soll. Hier passen aber meine Gedanken rein, so here it goes:

Ich finde eher fast das Gegenteil ist wahr und will ein Beispiel dafür geben: Vor ein paar Monaten war ich dabei als ein 14-jähriger vor kleiner Runde "Love in the old country" von Preston Reed zum Besten gegeben hat. Der Kleine spielt seit 2 Jahren Gitarre und es war natürlich kein Preston-Reed-Niveau (er war auch sichtlich nervös), aber trotzdem beeindruckend, vor allem weil man merkte das er tatsächlich geackert hat und es grad nicht einfach nur "gut lief". Und das erste was ein Bekannter, selber Gitarrenlehrer seit 15+ Jahren, zu dem Jungen sagte war "Jaja, an dem Rubato musst du noch arbeiten!". Ich war so enttäuscht.

Und das ist viel eher was ich immer mehr seh und was glaub ich in den USA jetzt schon krasser ist als hier: Wenn man nicht richtig richtig gut ist, noch besser: Der Beste, dann soll man doch bitte das Instrument hinlegen. Wer irgendeine schwierige Übung oder ein kniffeliges Stück nach 1; 2 Wochen noch nicht kann ist offensichtlich untalentiert ergo wird es nie zu was bringen.
All das ist in meinen Augen Nonsense und echt kontraproduktiv für alle Beteiligten. Ich bin auch viel auf Youtube unterwegs, guck mir Cover-Versionen an etc., und es ist doch wirklich selten das in den Kommentaren mal was positives dabei ist. Meistens ist es doch "You suck (at guitar.)" "You fail (at guitar)", etc.

Ich find tatsächlich es geht viel verloren (Potenzial? Freude? Jam-Möglichkeiten?) weil Musiker oft unkooperativ sind; sich nicht gegenseitig unterstützen und vor allem, und das wurde ja schon erwähnt, deutlich, deutlich, zuviel nachgeahmt wird. Aber auch das ist glaub ich Teil des gleichen Problems: Der spielt saubere 16tel bei 10.000bpm, also muss ich es bei 10.001 können.
Und das insgesamt hat glaub ich schon was mit dem Land zu tun, aber noch viel mehr mit der Generation. Die USA sind da schon weiter, in Deutschland sind wir aufn nem guten Weg. Und ich les hier auch in den USA sei das Niveau ja soviel höher. Was das angeht: Also ich wäre ungern junger Musiker in Korea oder China, wo das Niveau wahnsinnig hoch ist und Leistungen alles sind.

Ich kann echt nicht zählen wie oft ich schon von Leuten gehört hab "Ich würde ja so gerne ein Instrument spielen, grade Gitarre, aber ich hab einfach kein Talent." Und auch das ist finde ich ein Symptom von "Sei extrem gut oder lass es sein". Ähnliche Sachen hab ich auch öfters von Leuten über 40 gehört die mich gefragt haben ob es sich noch lohnt mit Gitarre anzufangen. Manche von denen wurden dann später meine Schüler. Einmal hatte ich sogar eine Unterhaltung mit einem älteren Herren der im Musikladen sehnsüchtig die Gitarren anguckte, es stellte sich heraus das es tatsächlich nur Sehnsucht war und er nur vorbeikommt um sich die Klampfen anzugucken, aber eigentlich schon seit Kindertagen spielen will.

Und wie gesagt: Ich glaub allen würde etwas weniger Strenge gut tun. Leute würden mehr Gitarren kaufen. Den Läden würde es besser gehen (Wie oft schon in nem Gitarrenladen gewesen und man war der einzige Kunde?). Und ich glaub das wenn einfach mehr Leute spielen würden wär auch eher der nächste Jimi Hendrix dabei, selbst wenn sagen wir mal 7 von 10 eher mau spielen, 1 richtig gut, 1 sehr sehr gut und 1 halt auf Hochschulniveau.

Keine Frage, wenn jemand grade so G-Dur in zweiter Lage greifen kann und behauptet der nächste Emmanuel/Hedges/York/Petrucci zu sein ist das schon eher lustig. Aber wie gesagt, ich glaub meine Generation, die Youtube-Generation ist viel zu schnell mit Gemeinheiten, Neid und Kleinigkeiten an der Hand.

Und ebenfalls absolut richtig: Der Tellerrand wird immer höher. Letztens hatte ich ne neue Schülerin die schon seit 2 Jahren Akkorde schrubbelt (mehr schlecht als recht), dann kam sie zu mir und ich hab was gespielt ich glaub Andrew York oder Andy Mckee. Zitat "Ich wusste nicht das man auch die Finger so benutzen kann". Aber auch unter Gitarristen: Ich mach auch viel Metal-Gitarre und viele Schüler sind überrascht wenn ich anfange von Groove zu reden; quasi das es noch eine Welt gibt jenseits von Gain, Alternate Picking und "Ich will den Sound von Band XY".

Zum Abschluss: Ich find halt nicht alles muss immer spektakulär sein. Ungelogen: Ich hatte einige meiner besten Sessions mit Leuten die nur ein paar Akkorde schrubbeln können. Die lass ich sie halt schrubbeln (scheiss aufs Timing, scheiss auf immer makellose Griffwechsel) und ich spiel ein Solo drüber. Mehr als einmal gabs hinterher leuchtende Augen und ein "Das war geil!".
Was also tun wenn wieder jemand hier im Forum was postet was jetzt nicht so toll, aufregend, perfekt, auf-hohem-Niveau ist? "Gut gemacht, bleib am Ball, achte vielleicht noch mehr auf dies, jenes." Fertig aus. Ich glaube das würde auch auf lange Sicht dafür sorgen das sich wieder mehr Leute trauen verrückte Sachen mit der Gitarre zu machen, verrückte Sounds zu finden etc.
Was mich ebenfalls gut vorstellen kann: Das jemand wie José Gonzales (den ich sehr interessant finde), oder jemand wie Michael Hedges, oder jemand wie Preston Reed, oder jemand Robbie Basho, oder jemand wie Buckethead sich am Anfang anhören musste "Du spielst falsch./Das will keiner hören." Haben sich diese Musiker also selbst überschätzt oder war es eher Mut?

Man kann auf Youtube unendlich viele Videos finden wo Leute "Drifting" von Andy Mckee verhunzen, am besten noch mit crappy Sound mit dem Handy gefilmt. Ich nehm davon eher mit wie ich es nicht machen will, statt mit, pardon, aufzuregen.

Übrigens was das "wer will sich sowas hier ansehen" angeht: Niemand zwingt dich zu klicken. Warum guckst du es dir an, um dich hinterher zu beschweren wie schlecht Leute spielen?
 
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Super Beitrag, Glosni! Von deiner Einstellung können sich viele eine dicke Scheibe abschneiden! Ich glaube, dass nicht die Selbstüberschätzung ein deutsches Phänomen ist, sondern eher der Zwang alles bewerten und kritisieren zu müssen.
 
... ein Beispiel ...

Der Junge tut mir auch leid, aber ansonsten kann ich Dir nicht immer beipflichten.

... Ich bin auch viel auf Youtube unterwegs, guck mir Cover-Versionen an etc., und es ist doch wirklich selten das in den Kommentaren mal was positives dabei ist. ...

Das Gefühl habe ich nicht. Im Gegenteil: Wie oft steht bei irgendeinem banalen Video: Gut gespielt etc.? Vielleicht aus Höflichkeit?

... Also ich wäre ungern junger Musiker in Korea oder China, wo das Niveau wahnsinnig hoch ist und Leistungen alles sind. ...

Ich war noch nie dort oder in den USA, glaube aber, dass man sich täuschen kann, wenn man sich nur an Videos orientiert. Und gerade die fernöstlichen Länder sind nicht gerade für ihre individuellen Einfälle bekannt, sondern für (optisch) gute Nachahmung!

... "Ich würde ja so gerne ein Instrument spielen, grade Gitarre, aber ich hab einfach kein Talent." ...

ich würde auch gern Violine u.a. spielen können. aber man muss Prioritäten setzen. Der Geschmack und das Geld setzen Grenzen - und die Zeit!

... Leute würden mehr Gitarren kaufen. ...

Ich finde, es werden sowieso schon zuviele (billige/schlechte) Gitarren verkauft. Noch nie wurden soviele Gitarren verkauft - China lässt grüssen! Noch mehr Gitarrespieler würde wahrscheinlich bedeuten: Noch mehr billige Chinagitarren, davon kann kein Laden leben! Wer wirklich spielen will und bereit ist, dafür auch etwas auszugeben, der spielt schon.

... Ich find halt nicht alles muss immer spektakulär sein. ...

Da gebe ich Dir recht, das ist der "Fluch des Internet".
Aber einen neuen Hendrix wird es sowieso nicht geben - und wer auch nur entfernt seine Bedeutung erlangen könnte, der spielt bereits, aber natürlich nicht unbedingt auf Youtube. Es könnten noch soviele Möchtegernhendrixe anfangen zu spielen, das hilft alles nichts. Quantität hat nichts mit Qualität zu tun! ;)
 
Aber einen neuen Hendrix wird es sowieso nicht geben - und wer auch nur entfernt seine Bedeutung erlangen könnte, der spielt bereits, aber natürlich nicht unbedingt auf Youtube. Es könnten noch soviele Möchtegernhendrixe anfangen zu spielen, das hilft alles nichts.
Wie hat eigentlich der Hendrix angefangen? Der ist sicher als fix und fertiger Jimi Hendrix, so quasi als göttliches Geschenk, vom Himmel gefallen?
 
Wie hat eigentlich der Hendrix angefangen? Der ist sicher als fix und fertiger Jimi Hendrix, so quasi als göttliches Geschenk, vom Himmel gefallen?
Nö, der hat das getan, was immer schon alle guten (E)-Gitarristen gemacht haben: üben, spielen, üben, üben, spielen, spielen... lest Euch mal die (Auto-)Biographien von Eric Clapton und Keith Richards durch, findet mal Artikel zu Van Halen und Stevie Ray Vaughan und Joe Satriani und welchem Gitarrengott auch immer - ALLE MITEINANDER haben irgendwann klein angefangen (viele recht jung), sind dran geblieben und haben sich halt immer wieder verbessert und verbessert.

Ein Punkt, wo sie es leichter hatten: Rock und E-Gitarre wurden gerade erst "erfunden". Es gab nix, sie konnten Neues schaffen. Heute war doch alles schon mal da, die letzten neuen Impulse im Bereich Rock/Gitarre waren doch irgendwie Grunge und BritPop, alles andere ist doch Revival von schon-mal-da-gewesenem. Das macht es heute schwer - vielleicht würde ein Hendrix heute gar nicht mehr auffallen oder auch gar nicht mehr ankommen? Wer will denn noch Gitarren-Bluesrock?

Meckern hin oder her - jeder Mensch, der (wie gut oder schlecht auch immer) ein Instrument zur Hand nimmt und Musik macht, verbessert die Welt ein stückweit.
 
Meckern hin oder her - jeder Mensch, der (wie gut oder schlecht auch immer) ein Instrument zur Hand nimmt und Musik macht, verbessert die Welt ein stückweit.
Ganz deiner Meinung. Nur liest sich das Oben in #44 gidarr sehr viel anders. Daher auch meine sarkastisch gemeinte Frage nach Hendrixens Werdegang.

Bezüglich Youtube und ähnliche Plattformen (auch dieses Forum hier) bin ich der Meinung, dass diese Möglichkeiten (wie der Digitalisierung und Vernetzung ganz allgemein-kurz umrissen) nicht nur auf dem Gebiet des Musik-Machens, zu einer Demokratisierung und Globalisierung geführt haben, die einer gewissen Elite (oder Denjenigen die sich dafür halten), nicht so recht in den Kram passt.
Ich finde, die weltumspannende Kommunikation ist es wert, dass man ein gewisses Grundrauschen und die höhere Amplitude an negativen (aber auch an positiven) Niveauausschlägen, locker in Kauf nehmen kann, ohne sich, mit entrüstetem Tremolo in der Stimme, darüber echauffieren zu müssen.
 
Also das Gesülze hier ist ja unerträglich! :igitt: Das Klischee vom "weniger ist mehr" kotzt mich so an. Jemand der über ein I-IV-V- Schema die Pentatonik in schon längst total ausgelutschten Licks rauf und runter spielt, muss nicht unbedingt gefühlvoll spielen! Auch wenn er dabei das Gesicht verzieht, als hätte er eine üble Verstopfung :evil:. Nun ja, was soll´s,
 
ein wahres wort,geht mir ähnlich
 
Vor 30, 40 oder50 Jahren haben die Schülerbands (nicht nur in Deutschland) in der Regel auch grauenvoll angefangen (ich spreche da aus Erfahrung) - nur, dass ein solches Medium wie youtube fehlte, um die Ergebnisse so schnell zu verbreiten. Gleichzeitig hat bspw. youtube bei den Jüngeren eine andere Bedeutung, als vor 30 Jahren noch eine Schallplatte; der "Einmaligkeitscharakter" fehlt. Nicht jeder, der sich da verewigt, hat den Anspruch, perfekt zu sein. Eine Aufnahme mit einen Kleinrecorder ist heute einfacher und besser, als früher mit dem Cassettenrecorder.
 
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Na ja, zumal heute, wie richtig gesagt wurde - Bluesrock usw. gar nicht mehr gängig ist. Heute stehen die jungen Gitarristen eher auf die flotten Geschichten. 7/10 Schüler im Schnitt wollen bei mir "Metal" lernen, die haben keinen Bock mehr auf die alten Schinken. Was hat sich neulich einer gequält im Unterricht "Always with me, always with you" von Satriani zuspielen. Und genau das ist der Punkt. Ich wollte früher auch immer nur die schnellen Shreddersachen draufhaben, der Ton wurde mir durch meinen Gitarrenlehrer vermittelt (übrigens war er von Van Halen und Steve Lukather stark beinflusst)

Wenn man sich die alten Gitarren"götter" mal anschaut, dann haben die natürlich auch mal grottig angefangen. Was hier aber ziemlich unter den Teppich gekehrt wird; sie haben exzessiv geübt. Allein der gute alte Hendrix sagte doch einst, er hätte früher bis zu 12 Stunden am Tag (!) geübt. Oder was meinen einige hier, warum Angus Young irgendwann mit Schuluniform auftrat, was ja bekanntlich zu seinem Markenzeichen wurde? ...

Nur weil die Musik heute schneller, direkter und zum großen Teil auch härter ist, heißt das nicht es würden keine großen Gitarristen mehr auferstehen.
 
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In der Status Quo Biografie z.b. sagt auch ein Rick Parfitt, dass er seine Klampfe immer und überall dabei hat (hatte) wo es möglich war und ist. Und diese sogar noch mit ins Bett nahm.

Ob das bis ins kleinste Detail stimmt, lassen wir mal dahingestellt.

Fakt ist:

Das Zauberwort heisst ÜBEN, ÜBEN und nochmal ÜBEN !!!!!!!!!!!!!


Übrigens war auch Johnny Cash weder ein super-Sänger noch ein Gitarren-Gott......und trotzdem enorm erfolgreich.

Klar, es war eine andere Zeit, als er anfing......aber selbst zu der Zeit wird es bessere gegeben haben....


Mein Gitarrenlehrer sagte mir einmal, das es super Gitarristen und super-Sänger gibt, diese aber nicht unbedingt die Gabe hätten, songs zu schreiben, weil sie die Zusammenhänge nicht umsetzen können und ich mich doch darauf konzentrieren soll, was ich kann. Nämlich aus beim Pentatonik üben zufällig gefundenen Melodiefolgen einen ganzen Song zu kreieren. Diese Melodien in Akkorde umsetzen und wenn es geht , sogar noch einen guten Text dazu zu schreiben.

Also versuche ich gar nicht erst der beste Sänger und der beste Gitarrist der Welt zu werden und ständig meine Schwächen zu sehen, sondern versuche meine Stärken auszubauen
 
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Anekdote dazu aus einer anderen Ecke: Ein Freund von mir hat in Kindheit und Jugend einen Mannschaftssport recht intensiv betrieben, zunächst in den verschiedenen Jugendmannschaften und später auch bei den besseren Mannschaften der Amateure usw.

Er hat sich dann für die "sichere" Variante mit Abi und Studium entschieden und betreibt diesen Sport heute "nur noch" als Hobby - auf hohem Niveau gegenüber reinen Hobbysportlern, aber eben nicht als "Karriere". Er weiß, wo er hingehört - zu den Amateuren, Hobbysportlern.

Er kann heute durchaus verwundert den Kopf schütteln, wer aus seiner aktiven Zeit heute wo in der Bundesliga spielt/gespielt hat, als Funktionär/Trainer aktiv ist, etc. - eben bei den "Profis". Das waren nämlich nicht unbedingt die besten Spieler, die athletischsten Sportler oder gar die größten Talente - sondern schlicht die, die solide und konstant gearbeitet haben UND eben einfach mit vollem (Zeit- und Trainings-)Einsatz dabei geblieben sind. Die sind erstens besser geworden und zweitens ist eben ein Teil der "Konkurrenz" ausgestiegen und hat andere Prioritäten gesetzt.

Ähnlich ist es mit der Musik - jeder fängt mal ganz klein an... und dann ist es vor allen Dingen der eigene Antrieb, die Motivation, der Übungswille, die Rolle der Musik im Leben an, wie weit man es bringt. Ob und an welcher Stelle man sein Können zur Schau stellt (auf Bühnen oder im Netz) ist jedem selbst überlassen. Die "Überschätzung" des eigenen Könnens ist auch wurscht. Denn die Welt wartet nicht auf den besten Gitarristen, sondern auf den Menschen, der Ohren und Herzen bewegt.
 
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Denn die Welt wartet nicht auf den besten Gitarristen, sondern auf den Menschen, der Ohren und Herzen bewegt.

Besser hätte man das nicht sagen können !!!

Denn wenn ich einen Song schreibe, diesen dann vortrage und der Song die Menschen berührt, sie sich bestenfalls damit identifizieren können, hab ich genau das erreicht, worauf es bei der Musik ankommt.

Dann wird kein Zuhörer nach einem virtouserem Gitarrenspiel verlangen, sondern dankbar und glücklich sein, das es diesen Song gibt
 
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Ich habe nie versucht, andere von meinem Gitarrespiel zu überzeugen, sondern wollte immer mir selbst treu bleiben. An anderer Stelle schrieb ich bereits, dass ich nur für mich musiziere, wenn ich andere damit begeistern und verzaubern kann, umso schöner. Aber sollte man nicht zwanghaft darauf hin arbeiten, anderen etwas mit dem Können beweisen zu wollen. Das geht erstens häufig nach hinten los, andererseits fördert es nicht unbedingt die Langzeitmotivation, da man ein richtiges Ziel dadurch nicht wirklich verfolgt. Warum spiele ich am liebsten daheim, in den eigenen vier Wänden? Weil nie jemand sagt "spiel' mal das oder das..." oder "kannst du das? dann bist du der gott!".

Wenn ich zu Hause spiele, kann ich spielen was ich möchte. Ich fühle mich unbeschwert und kann mich von der Musik sogar tragen lassen.
 
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Eben das ist es ja, dieses "Spiel mal das oder spiel mal das!". Ich habe mich selber mal dazu verleiten lassen die Sachen zu üben die die anderen hören wollten...So typische Lagerfeuermusik halt, Wonderwall, Country Roads usw....Mir hat es keinen Spaß gemacht, weil ich mich dabei nicht unbedingt wohl gefühlt habe...Ich kann zwar einigermaßen "singen" bzw. tue es eher mit Leidenschaft als mit Treffsicherheit der Noten, aber halt nur bei Songs die mir auch gefallen.

Zu dieser Selbstüberschätzung die hier ja schon ein paar mal angesprochen und diskutiert wurde, kann ich nur sagen dass ich damals selbst so war. Ich habe mich immer gern vor anderen profiliert. In meiner jetzigen Band ist vor ein paar Jahren ein Platz frei geworden für einen Gitarristen...Ich war allerdings nicht die engere Wahl, obwohl ich der "bessere" Gitarrist war...Ich wurde nicht ausgewählt, weil ich einfach steif auf der Bühne war und somit nicht wirklich in eine Metalband gepasst hab.

Heute kann ich sagen dass ich von diesem hohen Ross zum glück heruntergekommen bin. Mittlerweile will ich auch gar nicht mehr der schnellste, der beste etc. sein.

Ich kann relativ schnell zupfen. Sobald ich merke ich kriege wieder nen Höhenflug alá "schneller ist keiner" schau ich mir einfach Videos von Paco de Lucia und Konsorten an und schon verpass ich mir wieder selber einen Dämpfer :D

Man muss halt abwägen...Ich habe nie richtig Unterricht genommen, nur mal bessere Gitarristen nach ein paar Techniken gefragt usw. Ich wollte unbedingt so wie Malmsteen spielen, aber mein "Lehrer" meinte zu mir "Du solltest erstmal laufen lernen bevor du rennen willst". Fand ich gut den Spruch.
Und dieses autodidaktische Lernen hat wahrscheinlich auch ein wenig zu meinem Höhenflug beigetragen, denn ich kann behaupten ich habe alles selbst erlernt.

Im nachhinein kann ich nur sagen dass ich lieber Unterricht genommen hätte...Denn Notenlesen, Harmonielehre usw. ist total an mir vorbeigegangen. Ich spiel halt eher nach Gehör, was klingt gut (in meinen Ohren) und was nicht.

Das mag bis zu einem gewissen Niveua ausreichen, aber um damit ein bisschen Geld zu verdienen (nicht unbedingt reich werden) denke ich reicht es nicht. Zumindest nicht im Moment :D
Aber wie man ja so schön sagt, aus Fehlern lernt man. :)
 
Hmmm. Ich tendiere bei der Grundsatzfrage im Anfangsbeitrag zu einem Jein.

Einen Ansatz sehe ich aber ganz wo anders.
Wenn die Menschen nicht so wären, das sie jeden Fortschritt ab Kindesbeinen präsentieren wollten, dann gäbe es wohl gar keine Musik.
Mein Ansatz geht dahin zu schauen, wie wir (in Deutschland) lernen.
Generell ist da ein großer Unterschied zum Rest der Welt.

Zunächst mal kosten Instrumente Geld und der Unterricht erst recht. Das schränkt gewaltig ein.
Wir sind keine Nation wo jeder als Kind mit der Familie oder dem örtlichen Umfeld Musik macht.
Auch und grade dort wird gelernt wie es geht. Also sind die Lücken in denen so etwas auf die Masse bezogen nicht statt findet riesig.

Diese Lücke wird grade durch das Internet geschlossen. Es wird aber Jahrzehnte brauchen das Niveau dadurch zu heben.

Es wäre also grade wichtig das die richtig guten A-Gitarristen ihr Können weitergeben. Und zwar auf so vielfältige Weise wie nur möglich um den verblendeten die Chance auf wirkliche verbesserung zu geben. Ich wüsste nicht wo so etwas flächendeckend wie in Spanien, Lateinamerika etc. hierzulande entstehen könnte.

Gruß Andreas
 
So Leute, da ich ja vor langer Zeit diesen Thread erstellt habe, möchte ich eins klar stellen:
Es freut mich ja, dass ihr so wild am diskutieren seid, aber, WARUM HABE ICH JEMALS EINEN SO DERMAßEN BLÖDEN GEDANKEN gehabt?
Das ist wirklich kompletter Blödsinn, aber man lernt, ich habe es eben mal gedacht, war viel in internationalen Foren unterwegs, aber zu blöd um 1+1 zusammen zu zählen. Also ihr seid alle Klasse und Selbstüberschätzung kennt keine Nationalität. So ein Quatsch
Sorry dafür.
Ich respektiere natürlich und selbstverständlich auch Meinungen die meine Ausgangsthese bestätigen, aber ich kann sie zu dem gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mehr nachvollziehen.


Kann Gern weitergehen, ich möchte mich hier nur offiziell von dieser Aussage distanzieren. Mit 17 war ich ja noch jung, also hab ich eine Entschuldigung
:hat:
 
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Wie soll man das nun verstehen? Ich höre mir hier relativ viel an, aber von Selbstüberschätzung habe ich noch nicht viel bemerkt, meist wird um Kritik gebeten. Ich war auch viel unterwegs in Europa. Es gibt überall gute und schlechte. Wenn wir von Selbstüberschätzung reden ist das vielleicht eine Abfärbung aus der Politik oder der Wirtschaft. Da gibt es sicher mehr Leute die sich maßlos Selbstüberschätzen als in der Musik. Mein Spruch heißt immer "Alle kochen mit Wasser". In meinem Bereich gibt es auch viele die sich Selbstüberschätzen, na und? Ist doch ihr Problem wenn sie nicht jeden Tag etwas dazulernen wollen :) Ich lerne gerne etwas dazu. In allen Bereichen. Man muss aber auch Leistung anerkennen können. Ob jemand ein Star wird oder nicht hängt doch von ganz anderen Faktoren ab als nur von seiner Leistung, leider. Und wenn man etwas macht das anderen Freude bereitet, sei es Musik oder Kochen oder sonstwas, dann macht man es gut, in seinem Rahmen eben. Und darauf kommt es an.
 
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Hi Ho,

...
Ich finde eher fast das Gegenteil ist wahr und will ein Beispiel dafür geben: Vor ein paar Monaten war ich dabei als ein 14-jähriger vor kleiner Runde "Love in the old country" von Preston Reed zum Besten gegeben hat. Der Kleine spielt seit 2 Jahren Gitarre und es war natürlich kein Preston-Reed-Niveau (er war auch sichtlich nervös), aber trotzdem beeindruckend, vor allem weil man merkte das er tatsächlich geackert hat und es grad nicht einfach nur "gut lief". Und das erste was ein Bekannter, selber Gitarrenlehrer seit 15+ Jahren, zu dem Jungen sagte war "Jaja, an dem Rubato musst du noch arbeiten!". Ich war so enttäuscht.

Kann ich nachvollziehen. Ob dein Bekannter hier den Lehrer raushängt oder nicht ... ein Lob wäre sicherlich angebracht gewesen - oder war das ein Schwabe? (net geschumpfa isch gnug gelobt ... auf Deutsch: Nicht geschimpft zu haben ist des Lobes genug)

Ich kann echt nicht zählen wie oft ich schon von Leuten gehört hab "Ich würde ja so gerne ein Instrument spielen, grade Gitarre, aber ich hab einfach kein Talent." Und auch das ist finde ich ein Symptom von "Sei extrem gut oder lass es sein". Ähnliche Sachen hab ich auch öfters von Leuten über 40 gehört die mich gefragt haben ob es sich noch lohnt mit Gitarre anzufangen. Manche von denen wurden dann später meine Schüler. Einmal hatte ich sogar eine Unterhaltung mit einem älteren Herren der im Musikladen sehnsüchtig die Gitarren anguckte, es stellte sich heraus das es tatsächlich nur Sehnsucht war und er nur vorbeikommt um sich die Klampfen anzugucken, aber eigentlich schon seit Kindertagen spielen will.

Frage mich, warum die Leute es nicht einfach machen. So habe ich vor gut 1 1/2 Jahren auch angefangen. Ob ich Talent habe oder hatte, wird sich dann irgendwann zeigen. Jedenfalls muss ich nicht "wie der oder die" werden. Ich lerne Lieder zu spielen/zu begleiten und werde langsam besser. Bin aber auch nicht mehr ganz taufrisch.

Richtig finde ich die Beobachtung, dass viele meinen - warum auch immer - es sei die Zeit nicht wert, wenn nichts "hinten rauskommt" (c) Helmut Kohl und sich immer an "den Besten" messen wollen oder glauben daran gemessen zu werden. Das trifft am ehesten auf diejenigen zu, welche eher "musikfern" sind, also wo z.B. Hausmusik nie eine Rolle spielte Statt dessen hockt man vor dem Fernseher. Andererseits ist es -nach meiner Beobachtung auch so, dass viele befürchten sich zu blamieren. Wer gerade anfängt will verständlicherweise nicht gleich in der Stadthalle auftreten. Aber zusammen mit Freunden privat ein paar Lieder beim Grillabend /Lagerfeuer zu begleiten und zu singen ist ein sehr guter Anfang - die Essenz des verbindenden Musizierens. Da reicht es wirklich aus, vier, fünf, zehn Akkorde spielen zu können und einen Rhythmus halbwegs sauber halten zu können. Solieren muss man da nicht können, einfach zu begleiten ist erstmal "Zauber" genug.

Nö, der hat das getan, was immer schon alle guten (E)-Gitarristen gemacht haben: üben, spielen, üben, üben, spielen, spielen... lest Euch mal die (Auto-)Biographien von Eric Clapton und Keith Richards durch, findet mal Artikel zu Van Halen und Stevie Ray Vaughan und Joe Satriani und welchem Gitarrengott auch immer - ALLE MITEINANDER haben irgendwann klein angefangen (viele recht jung), sind dran geblieben und haben sich halt immer wieder verbessert und verbessert.

Das habe ich auch schon gemerkt, das mit dem Üben, meine ich ...

Meckern hin oder her - jeder Mensch, der (wie gut oder schlecht auch immer) ein Instrument zur Hand nimmt und Musik macht, verbessert die Welt ein stückweit.

Wenigstens deshalb weil man während des Musizierens keinen anderen Unsinn machen kann :)


...Denn die Welt wartet nicht auf den besten Gitarristen, sondern auf den Menschen, der Ohren und Herzen bewegt.

Wie wahr. Musik bewegt uns, selbst einfach gespielte Musik kann bewegend sein.

So Leute, da ich ja vor langer Zeit diesen Thread erstellt habe, möchte ich eins klar stellen:
Es freut mich ja, dass ihr so wild am diskutieren seid, aber, WARUM HABE ICH JEMALS EINEN SO DERMAßEN BLÖDEN GEDANKEN gehabt?
Das ist wirklich kompletter Blödsinn, aber man lernt, ich habe es eben mal gedacht, war viel in internationalen Foren unterwegs, aber zu blöd um 1+1 zusammen zu zählen. Also ihr seid alle Klasse und Selbstüberschätzung kennt keine Nationalität. So ein Quatsch
Sorry dafür.
...
Brauchst Dich dafür nicht zu entschuldigen :D Seine Meinung/Auffassung aufgrund neuer Tatsachen oder eines anderen Blickwinkels ändern zu können ist eine hervorragende Eigenschaft die nicht jeder hat.
 

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