Günter Sch.
HCA Piano/Klassik
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Normal-begabt-talentiert-genial, ein abgesang.
Zunächst: eine hörerfreundliche form mit wiederholung und wiedererkennung ist die "bar-form", bekannt aus dem meistergesang des 16.jhs. und durch Richard Wagner aufgefrischt. Man erfindet einen "stollen", wiederholt ihn, auch variiiert und lässt einen mehr oder weniger langen, kontrastierenden "abgesang" folgen. Wir finden so etwas auch in Schumanns liedern, wo das klavier in einem nachspiel die stimmung ausklingen lässt, sehr zum verdruss der sänger, die dann nicht wissen, "was sie machen sollen". Über das unverständnis mancher sänger für alles instrumentale will ich kein klagelied singen, fand mich aber in den memoiren prominenter "begleiter" bestätigt.
Goethe war für seine geistreichen bemerkungen im freundeskreis bekannt, aber wenige wussten, dass ihm diese einfälle vorher gekommen waren, er sie gespeichert hatte, um sie bei passender gelegenheit anzubringen.
August von Kekulé sah in einem zustand zwischen schlafen und wachen, wie ein schlänglein sich in den schwanz biss und sich zum ring rundete, blitzartig wurde ihm klar, wie sich kohlen- und wasserstoffatome mit doppelbindung zum benzolring fügten.
Er hatte darüber lange nachgedacht, ohne zu einem ergebnis zu kommen, die strukturformel war geboren und erklärte die eigenschaften mancher verbindungen.
Solche einfälle kommen spontan, oft nach länger schlummernder vorbereitung, Beethoven trug stets ein skizzenbuch bei sich, seine ideen kamen ihm beim spazierengehen, er skizzierte sie mit noten oder auch worten, denn "was man schwarz auf weiß besitzt - - ", nicht jeder hat ein so phänomenales gedächtnis wie Mozart, auch das ist eine spezielle begabung. Aber bei dem rohmateriel blieb es nicht, er feilte und machte aus "bon" "meilleur".
Warum hat der eine ideen, kann sich längere passagen, seien es worte, töne, farben, formen, strukturen aller art? merken? Der begabte, talentierte, besonders der geniale ist nicht "normal", sein gehirn tickt anders, er ist "von der Muse geküsst", ihm kommen einfälle, wie nie jemandem zuvor, er ist besessen von etwas.
Westwärts über den unbekannten Atlantik zu segeln oder den Orinoco zu erkunden, war nicht jedermanns angelegenheit, ebenso wenig wie die decke der Sixtinischen Kapelle auszumalen, täglich in der sonnenglut der Provence mit der staffelei auzuziehen oder über 1 000 musikstücke zu erfinden und niederzuschreiben.
Nicht immer sind begabungen, talente vielseitig, kreativität und gedächtnis gehen nicht immer hand in hand, nicht jeder tüchtige sänger ist ein guter darsteller, nicht jeder schauspieler kann singen, manch musiker ist einseitig, ein anderer vielseitig, der eine schafft nach, der andere erfindet, begabungen werden weit gestreut und kombiniert.
Und manchmal zeigt sich die "abnormität" des genies. wenn grenzen überschritten werden, einfallsreichtum zum wahn wird. Viele genies waren unglückliche menschen, wenig kommunikativ, einseitig auf ihr schaffen konzentriert, und wenigen war ein hohes, harmonisches alter beschieden.
"Heiter und glücklich ist dann das alter" dichtete Hölderliin, aber er selbst endete im narrenturm in Tübingen. Ein meisterwerk, das die risiken des genialen schildert, ist "Dr. Faustus" von Thomas Mann, der auch irgendwie "am rande" lebte.
Ob genie oder talent, man kann es sich nicht aussuchen, die grenzen sind fließend und handwerkliches können kann intuitives ergänzen oder verdecken, so manches ist "gut gemacht" aber nicht genial, und nicht jeder äußerliche und zeitliche erfolg beruht auf dem kuss einer muse.
In diesem sinne lebt, musiziert, improvisiert, komponiert, normal , begabt, talentiert oder genial ! Gut ist, seine grenzen zu kennen.
Zunächst: eine hörerfreundliche form mit wiederholung und wiedererkennung ist die "bar-form", bekannt aus dem meistergesang des 16.jhs. und durch Richard Wagner aufgefrischt. Man erfindet einen "stollen", wiederholt ihn, auch variiiert und lässt einen mehr oder weniger langen, kontrastierenden "abgesang" folgen. Wir finden so etwas auch in Schumanns liedern, wo das klavier in einem nachspiel die stimmung ausklingen lässt, sehr zum verdruss der sänger, die dann nicht wissen, "was sie machen sollen". Über das unverständnis mancher sänger für alles instrumentale will ich kein klagelied singen, fand mich aber in den memoiren prominenter "begleiter" bestätigt.
Goethe war für seine geistreichen bemerkungen im freundeskreis bekannt, aber wenige wussten, dass ihm diese einfälle vorher gekommen waren, er sie gespeichert hatte, um sie bei passender gelegenheit anzubringen.
August von Kekulé sah in einem zustand zwischen schlafen und wachen, wie ein schlänglein sich in den schwanz biss und sich zum ring rundete, blitzartig wurde ihm klar, wie sich kohlen- und wasserstoffatome mit doppelbindung zum benzolring fügten.
Er hatte darüber lange nachgedacht, ohne zu einem ergebnis zu kommen, die strukturformel war geboren und erklärte die eigenschaften mancher verbindungen.
Solche einfälle kommen spontan, oft nach länger schlummernder vorbereitung, Beethoven trug stets ein skizzenbuch bei sich, seine ideen kamen ihm beim spazierengehen, er skizzierte sie mit noten oder auch worten, denn "was man schwarz auf weiß besitzt - - ", nicht jeder hat ein so phänomenales gedächtnis wie Mozart, auch das ist eine spezielle begabung. Aber bei dem rohmateriel blieb es nicht, er feilte und machte aus "bon" "meilleur".
Warum hat der eine ideen, kann sich längere passagen, seien es worte, töne, farben, formen, strukturen aller art? merken? Der begabte, talentierte, besonders der geniale ist nicht "normal", sein gehirn tickt anders, er ist "von der Muse geküsst", ihm kommen einfälle, wie nie jemandem zuvor, er ist besessen von etwas.
Westwärts über den unbekannten Atlantik zu segeln oder den Orinoco zu erkunden, war nicht jedermanns angelegenheit, ebenso wenig wie die decke der Sixtinischen Kapelle auszumalen, täglich in der sonnenglut der Provence mit der staffelei auzuziehen oder über 1 000 musikstücke zu erfinden und niederzuschreiben.
Nicht immer sind begabungen, talente vielseitig, kreativität und gedächtnis gehen nicht immer hand in hand, nicht jeder tüchtige sänger ist ein guter darsteller, nicht jeder schauspieler kann singen, manch musiker ist einseitig, ein anderer vielseitig, der eine schafft nach, der andere erfindet, begabungen werden weit gestreut und kombiniert.
Und manchmal zeigt sich die "abnormität" des genies. wenn grenzen überschritten werden, einfallsreichtum zum wahn wird. Viele genies waren unglückliche menschen, wenig kommunikativ, einseitig auf ihr schaffen konzentriert, und wenigen war ein hohes, harmonisches alter beschieden.
"Heiter und glücklich ist dann das alter" dichtete Hölderliin, aber er selbst endete im narrenturm in Tübingen. Ein meisterwerk, das die risiken des genialen schildert, ist "Dr. Faustus" von Thomas Mann, der auch irgendwie "am rande" lebte.
Ob genie oder talent, man kann es sich nicht aussuchen, die grenzen sind fließend und handwerkliches können kann intuitives ergänzen oder verdecken, so manches ist "gut gemacht" aber nicht genial, und nicht jeder äußerliche und zeitliche erfolg beruht auf dem kuss einer muse.
In diesem sinne lebt, musiziert, improvisiert, komponiert, normal , begabt, talentiert oder genial ! Gut ist, seine grenzen zu kennen.
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