Günter Sch.
HCA Piano/Klassik
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Sie beginnt an der wiege der menschheit: unartikulierte laute, händeklappen, auf schenkel oder brust schlagen, der eigene körper als instrument zum ausdruck von stimmungen, befindlichkeiten, mitteilungen, annäherungen, drohungen, zum mittun auffordernd, soziale bindungen zwischen partnern und gruppen herstellend und paarungsbereitschaft fördernd. Das alles gab und gibt es bereits im tierreich, und daran hat sich nichts wesentliches geändert.
Ob vögel, frösche, grillen, zikaden vorbild waren, mit geringen mitteln durch renonanz und frequenzauswahl große wirkungen zu erzielen, ob zufälle einen grashalm, einen hohlknochen, ein gespanntes fell oder eine bogensaite zum klingen brachten, irgendwann wurde die instrumentalmusik erfunden, manches taugte mit definierbaren tönen fürs melodische, anderes fürs rhythmische. Und so begann das schlagen, zupfen, blasen, und streichen, das ebenfalls bis heute andauert.
Im mythos waren es die götter, die durch zufall die instrumente erfanden, den menschen schenkten, und so spielten sie im sakralen und den damit verbundenen riten und festen bis hin zu glockenklang und orgelton, aber auch mit schrillen klängen und perkussiv orgiastisch mitreißend, eine bedeutsame rolle.
Um etwas mitzuteilen, muss man etwas zu sagen haben, oder eben nur "hier bin ich", und eben dieses vermitteln können. Sprachen werden durch nachahmung erlernt, am mühelosesten in einem bestimmten prägealter, in dem auch die sprachintonation angelegt wird, die einen lebenslang begleitet; mit erweiterter, bewusster körpersprache, wozu ich alle musikalischen tätigkeiten zähle, verhält es sich ebenso. Das ist je nach begabung ein mehr oder weniger langer und zuwendung erfordernder prozess.
Ein hirt auf dem felde mag stundenlang vor sich hin dudeln, ohne sich das mindeste dabei zu denken, seine freiheit ist nur begrenzt durch das verwendete instrument. Hat seine weidenflöte wenig bohrungen, kann er auch nur wenige stammtöne hervorbringen, diese aber durch atemdruck und überblasen verändern, in immer neuen kombinationen und rhythmen, und da sowohl frequenzband wie zeit kontinuierliche phänomene sind, kann er sehr alt werden und hat noch nicht alle möglichkeiten freier improvisation erschöpft.
Dem wortsinn nach ist"improvisation" das unerwartete, noch nicht dagewesene, nicht das imitieren und nachspielen. Aber da musik meist sozial eingebettet ist, ist der einzelne eingebunden in tradition, situation u.a., auch im zusammenwirken mit anderen wird seine freiheit eingegrenzt, er muss sich ein- und unterordnen, es sei denn, ihm wird gestattet, sich in "soli" zu ergehen. Das kann reih-um gehen wie in einer solistisch besetzten jazzband, wo jeder seinen chorus als variante des gemeinsamen themas zum besten gibt, und wenn all dran waren, gibt es noch ein "ensemble", und dann ist das stück aus.
Der wunsch nach wiederholung war immer groß, mitsingen oder -tanzen zu können, setzt normen voraus, und in allen kulturen finden wir solche und praktiken, die ich eingebürgert haben und fast unverändert langeperioden überdauern. Ungewohntes schreckt zunächst ab, dass es mit begeisterung aufgenommen wird, ist eher selten. Eine zirkuskapelle muss sich ebenso nach dem tempo der pferde richten wie eine Big Band nach den turniertänzern, die geringste abweichung führte zum chaos.Heute läuft der größte teil des musikkonsums über die studioaufnahme, die durch tonträger verbreitet und selbst bei "live"- auftritten per play-back erklingt. Hier überwiegt die lust am wiedererkennen das bedürfnis nach neuem, unerwartetem, unvorhergesehenem ("improvisiertem"), und dass ein sänger mal indisponiert ist, ohne schönenden hall oder mit ungewohnter lautstärke singt, an anderer stelle atmet, gar gedächtnislücken hat oder einen einsatz verpasst, kommt nicht vor. Alles ist immer perfekt im jeweiligen stil.
Aus dem wunsch oder zwang nach wiederholung ergab sich die notwendigkeit der aufzeichnung, nicht nur bei musik, denn wer könnte außer einigen spezialisten den ganzen Homer oder die bibel zitieren, lägen sie nicht schriftlich vor!
Der liedschatz der kirche wurde zunächst als gedächtnisstütze im auf und ab der töne notiert, der rhythmus ergab sich aus dem text, mehrstimmigkeit erforderte genaueres, und seitdem ziehen sich mehrere stränge der musikausübung quer durch alle zeiten und kulturen:
die ungebundene, illiterate freie improvisation,
die an mancherlei vorgabengebundene, mit mehr oder minder spielraum,
die durch schrift in den wichtigsten parametern weitgehend festgelegte.
Ob vögel, frösche, grillen, zikaden vorbild waren, mit geringen mitteln durch renonanz und frequenzauswahl große wirkungen zu erzielen, ob zufälle einen grashalm, einen hohlknochen, ein gespanntes fell oder eine bogensaite zum klingen brachten, irgendwann wurde die instrumentalmusik erfunden, manches taugte mit definierbaren tönen fürs melodische, anderes fürs rhythmische. Und so begann das schlagen, zupfen, blasen, und streichen, das ebenfalls bis heute andauert.
Im mythos waren es die götter, die durch zufall die instrumente erfanden, den menschen schenkten, und so spielten sie im sakralen und den damit verbundenen riten und festen bis hin zu glockenklang und orgelton, aber auch mit schrillen klängen und perkussiv orgiastisch mitreißend, eine bedeutsame rolle.
Um etwas mitzuteilen, muss man etwas zu sagen haben, oder eben nur "hier bin ich", und eben dieses vermitteln können. Sprachen werden durch nachahmung erlernt, am mühelosesten in einem bestimmten prägealter, in dem auch die sprachintonation angelegt wird, die einen lebenslang begleitet; mit erweiterter, bewusster körpersprache, wozu ich alle musikalischen tätigkeiten zähle, verhält es sich ebenso. Das ist je nach begabung ein mehr oder weniger langer und zuwendung erfordernder prozess.
Ein hirt auf dem felde mag stundenlang vor sich hin dudeln, ohne sich das mindeste dabei zu denken, seine freiheit ist nur begrenzt durch das verwendete instrument. Hat seine weidenflöte wenig bohrungen, kann er auch nur wenige stammtöne hervorbringen, diese aber durch atemdruck und überblasen verändern, in immer neuen kombinationen und rhythmen, und da sowohl frequenzband wie zeit kontinuierliche phänomene sind, kann er sehr alt werden und hat noch nicht alle möglichkeiten freier improvisation erschöpft.
Dem wortsinn nach ist"improvisation" das unerwartete, noch nicht dagewesene, nicht das imitieren und nachspielen. Aber da musik meist sozial eingebettet ist, ist der einzelne eingebunden in tradition, situation u.a., auch im zusammenwirken mit anderen wird seine freiheit eingegrenzt, er muss sich ein- und unterordnen, es sei denn, ihm wird gestattet, sich in "soli" zu ergehen. Das kann reih-um gehen wie in einer solistisch besetzten jazzband, wo jeder seinen chorus als variante des gemeinsamen themas zum besten gibt, und wenn all dran waren, gibt es noch ein "ensemble", und dann ist das stück aus.
Der wunsch nach wiederholung war immer groß, mitsingen oder -tanzen zu können, setzt normen voraus, und in allen kulturen finden wir solche und praktiken, die ich eingebürgert haben und fast unverändert langeperioden überdauern. Ungewohntes schreckt zunächst ab, dass es mit begeisterung aufgenommen wird, ist eher selten. Eine zirkuskapelle muss sich ebenso nach dem tempo der pferde richten wie eine Big Band nach den turniertänzern, die geringste abweichung führte zum chaos.Heute läuft der größte teil des musikkonsums über die studioaufnahme, die durch tonträger verbreitet und selbst bei "live"- auftritten per play-back erklingt. Hier überwiegt die lust am wiedererkennen das bedürfnis nach neuem, unerwartetem, unvorhergesehenem ("improvisiertem"), und dass ein sänger mal indisponiert ist, ohne schönenden hall oder mit ungewohnter lautstärke singt, an anderer stelle atmet, gar gedächtnislücken hat oder einen einsatz verpasst, kommt nicht vor. Alles ist immer perfekt im jeweiligen stil.
Aus dem wunsch oder zwang nach wiederholung ergab sich die notwendigkeit der aufzeichnung, nicht nur bei musik, denn wer könnte außer einigen spezialisten den ganzen Homer oder die bibel zitieren, lägen sie nicht schriftlich vor!
Der liedschatz der kirche wurde zunächst als gedächtnisstütze im auf und ab der töne notiert, der rhythmus ergab sich aus dem text, mehrstimmigkeit erforderte genaueres, und seitdem ziehen sich mehrere stränge der musikausübung quer durch alle zeiten und kulturen:
die ungebundene, illiterate freie improvisation,
die an mancherlei vorgabengebundene, mit mehr oder minder spielraum,
die durch schrift in den wichtigsten parametern weitgehend festgelegte.
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