Kommen wir nun zum Abschluss meiner "Triologie" und zur Gesamtbeurteilung aller von mir zusammengebauten drei Kits.
Zunächst der Review vom LP-Bausatz:
https://www.thomann.de/de/harley_benton_e_guitar_kit_lp_style.htm
1. Der Bausatz:
Eindeutig der anspruchvollste Bausatz bisher, aufgrund des komplizierten Kabelroutings der LP. Dazu später mehr. Ansonsten, alles wie gehabt: knappes Manual, Bauteile vollständig, genau abgezählte Schräubchen.
2. Der Body:
Hat wie auch der Hals ein einfaches Binding und ist wieder grundiert. Bis auf kleine Klebereste im Halsbereich, keine Beanstandungen (Astlöcher oder so). Habe den Body wieder abgeschliffen und mit Clou Tütchenbeize gebeizt.
- Decke Hellrot 154 und leicht nachgebeizt mit Gelb R 152. Das ergabt einen leichten, sunburstartigen Effekt. Je nach Lichteinfall schimmert die Gitarre von leuchtendem Orangerot bis Dunkelrot. Lässt sich auf den Photos leider nicht richtig darstellen. Ist aber schon beindruckend. Sogar einige kleine flames sind sichtbar.
- Unterer Korpus Eiche hell Clou 163. Ein helleres braun, wie auf manchen Originalen wäre mir lieber gewesen, konnte aber keine passende Beize auftreiben.
Schutzlack wieder PU verstärkter Acryl-Klarlack vom Hornbach. Man muss verflucht aufpassen, dass man nirgendwo andotzt. Da Linde sehr weich ist, hat man sofort ne Macke im Material. Auch ist der Body auch mit Schutzlack noch empfindlich. Für den Bühneneinsatz wäre das nix
Stabilerer Schutzlack wäre wünschenswert. Wollte mir aber keinen brutalen Chemiecocktail draufmachen, der 3 Wochen braucht um auszuhärten.
Auch habe ich wieder die bewährte Senkbohrungen für die Hülsen Brücke/Tail gemacht.
3. Hals
Eigentlich ganz gutes Material. Ist jedoch mehrteilig zusammengesetzt (Ansatz, Halsteil sowie Kopfplatte). Hat, wie der Body, ein Binding. Sauber eingearbeitet - keine Klebereste.
Hab nur die geschäftete Kopfplatte vorne schwarz gestrichen. Den Rest habe ich vorerst so gelassen, wie er war.
Wieder Jumbo-Bünde, insgesamt sehr gut verarbeitet. Klasse bespielbar.
Sitzt passgenau (optimale Seitenlage einstellbar) und fest im Body. Toll!
4. Mechaniken inkl. Brücke, Tail
Alles solide Standardqualität. Nix besonderes.
5. Elektrik (Potis, Schalter, Knöpfe, PUs)
Kommen wir nun zu der kapitalen Schwäche bei diesen Bausatz:
Bis auf die PUs (scheinbar dieselben wie bei der SG) ist die Elektrik m.E. MANGELHAFT!
-Verkabelung
Gerade bei einer Paula, mit ihren langen Kabelverbindungen zum PU-Schalter, oben am Body, wäre es extrem wichtig, dass die Kabel unterschiedliche Farbmarkierungen haben. Tritt ein Verkabelungsfehll auf ist es extrem aufwendig, den Fehler zu finden, da man nicht sehen kann, wo genau ein bestimmtes Kabel vom Schalter zum Poti hinführt.
Aber gerade das wurde NICHT gemacht. Alles nur in rot/schwarz. Hinzu kommt, dass die Kabel offenbar falsch verlötet sind. Hat ne Weile gedauert bis mir da klar wurde und zudem eine helle e-Saite gekostet, vom dauernden Tail/Saiten rauf, Tail/Saiten runtermachen. Anders kommt man nicht an die Kabelsteckverbindungen Schalter/Potis ran.
Im Manual steht zwar was von Markierungen, die sind aber nicht vorhanden. Auch einen Schaltplan gibt es keinen.
Also kurzerhand MURKS.
- Potis
Billige, schwergänige Potis und billige, unhandliche Poti-Knöpfe. Inneren Poti-Höhenschrauben fehlen, sodass man die Potiknöpfe zu weit über dem Body rausragen (war bei der SG allerdings auch schon so).
- Keine Ahnung, was das für Potis sind und was die regeln sollen. Alles sehr merkwürdig und keineswegs Standard. Keine feine Tone-Abstufungen (wie bei der SG). EIN einzelner Volumeregler hat die Eigenschaft die Lautstärke in beide Richtungen (!) abzuschalten. Also auch kurz nach maximaler Lautstärke?!
-> möglicherweise hängen die Effekte mit der mangelhaften Verkabelung zusammen. Bin kein Elektrik-Freak. Werds bei Gelegenheit mal systematisch testen oder alles komplett auswechseln.
6. Bespielbarkeit
Man kann, in einen bestimmten Regelbereich, durchaus mit der Gitarre spielen. Neck, Hals und Zwischenposition sind irgendwie auswählbar, jedoch leider nicht vernünftig regelbar. Da der Hals klasse ist und die Saitenlage stimmt, ist die reine Bespielbarkeit toll. Wenn ich die Elektrik in den Griff bekomme wahrscheinlich für mich nahezu ideal. So machts spielen allerdings keinen Spass
Da ist halt weiteres, aufwendige Basteln angesagt
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Generelles Fazit:
Keiner der 3 von mir getesteten Bausätze ist perfekt:
- Tele (schlechte PUs)
- SG (Saitenlage bzw. Halsbefestigung nicht ok)
- LP (Elektronik mangelhaft)
In meinen Reviews habe ich jedoch auch Vorzüge genannt, die für die jeweiligen Bausätze sprechen:
- Tele (einfache unkomlizierte Konstuktion, interessante Basis für weitere Experimente wie bessere Pus, andere Brücke..)
- SG (super Elektrik inkl. PUs, klasse Hals/Bünde)
- LP (klasse Halseinpassung, Binding, tolle Bespielbarkeit, PUs viel versprechend)
Eigenlich hatte ich mir meine beiden letzten Bausätze für lange Winterabenden aufsparen wollen. Schon jetzt gekauft, da sie ja immer mal wieder zwischendrin nicht erhältlich sind.
Aber dann hats mich doch gleich/sofort gejuckt
Vor den langen Winterabenden brauche ich mich jetzt dennoch nicht zu fürchten, denn es bleibt noch reichlich Optimierungsbedarf
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Wie schon geschrieben, mich interessierts was ihr ggf. aus euren Bausätzen macht/gemacht habt. Würde mich freuen hier mal ab und zu was von euch dazu zu lesen/auf Photos zu sehen.
Viele Grüsse
mathez
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Anm. zu den Paula-Photos: Je nach Lichteinfall schimmert die Gitarre von leuchtendem Orangerot bis Dunkelrot. Lässt sich auf den Photos leider nicht richtig darstellen. Ist aber schon beindruckend. Sogar einige kleine flames sind sichtbar. (s.a. o. "2. Body")