Ich denke, daß Widersprüche schon durch die unterschiedlichen Betrachtungsweisen der verschiedenen Harmonielehren entstehen. Die verschiedenen Harmonielehren haben aber auch verschiedene Ziele. Ein Ziel der Akkord-Skalen-Theorie ist es z.B., dem Musiker in den verschiedenen harmonischen Situationen zu zeigen, welches Improvisationsmaterial sich hier gut eigenen würde und warum. Entsprechend ist der eigentliche Sound einer Funktion wichtiger als die enharmonisch korrekte Deutung aller Töne.
Ich gehe aber davon aus, daß einer, der sich mit Jazz-Theorie befaßt hat, wahrscheinlich auch die meisten Pendants der klassischen Funktionstheorie kennt.
Und da haben mich schon immer Bezeichnungen wie 'Subdominante mit Sexte im Baß' oder 'Dominante mit verminderte Quinte im Baß' irritiert, da der Baßton hier ja das eigentliche Fundament des Akkordes bildet und in meinem Ohr ein Grundtonempfinden auslöst. Im Gegensatz dazu klingen die reine Quinte, die Terz oder die Septime im Baß nie nach Grundton. Mir ist schon klar, warum das gemacht wird - weil es nicht anders geht, es muß ja alles auf die drei Hauptfunkionen zurückgeführt werden.
Hinzu kommt dann oft noch das Problem, daß Begriffe unterschiedlich verwendet werden oder ganz fehlen. Wenn die 'Moll-Dominante' nicht als Dominante bezeichnet werden soll, als was dann? Aber ich denke, die meisten können mit dem Begriff "Moll-Dominante" etwas anfangen
@ThomasT
Wenn die Melodie kein g# spielt, würde man wohl Em wählen.
Allerdings ist man auch auf einfache Dur- oder Moll-Akkorde beschränkt. Über E7 stört das g nicht mehr unbedingt, wenn das zur Stilistik des Stückes paßt. Das g wäre auf E7 bezogen die #9 und paßt durchaus zum Akkord (immer im richtigen Kontext natürlich).