QOTSA_Lover
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1. EINLEITUNG
Hello Everybody...
Als ambitionierter Musiker, der unheilbar an GAS erkrankt ist und daher viel zuviel Equipment besitzt (welches in Relation zu den eigenen spielerischen Fähigkeiten obendrein viel zu teuer ist), bin ich in der letzten Woche mal wieder ein paar Perversitäten im Bereich DIY nachgegangen...
Richtig! Ich habe mal wieder an meinen Gitarren "rumgemurkst", obwohl ich eigentlich (trotz meiner unbestrittenen handwerklichen Fähigkeiten) keine Ahnung von der Materie -Elektronik- habe.
Denn wer übt heutzutage noch Gitarre. Da löte ich doch lieber 5 Stunden pro Tag Widerstände und Kondensatoren hin und her, spiel grauenhafte "Testtöne" und penetriere meine Nachbarn sogar derart damit, dass die mich am nächsten Tag in der Einfahrt vorm Haus fragen: "Sag mal Thomas, lernst du jetzt Saxophon?!" Ob ich jetzt Saxophon lerne???? Äähhmmm nein!!! Das war eine E-Gitarre... Aber gut... (das ist wirklich passiert, kein Scherz)
Ich habe mich also mit Kondensatoren und deren Wirkung in MEINER Gitarre beschäftigt. Dazu gekommen bin ich deshalb, weil ich über eine Kolumne in der Premier Guitar gestolpert bin, die mein Interesse geweckt hat. In einigen Folgen dieser Kolumne (Mod Garage) geht es um den Ton Kondensator, um Treble Bleed Schaltungen und es gibt sogar eine "Tuning" Anleitung für Telecaster Klampfen... GGGGEEEEEIIILLLL!!!
Ich konnte einfach nicht stillsitzen, zückte den Lötkolben, habe einiges ausprobiert und möchte euch meine Ergebnisse hier vorstellen. Ich werde dabei immer wieder aus der Kolumne von Premier Guitar zitieren (will hier ja das Rad nicht neu erfinden, sondern euch nur meine subjektiven Testergebnisse mitteilen).
Gleich vorweg: Die Ergebnisse habe ich so nicht erwartet!!!
Die leicht selbstironische Schreibweise von oben ist übrigens vollkommen ernst gemeint. Wer die Abartigkeit besitzt, wegen einem Kondensator wie ein Geisteskranker rumzulöten, seine Freundin nach ihrer Meinung zu nötigen (obwohl kein NICHT-GITARRIST dieser Welt einen Unterschied hören wird), der kann sich selbst nicht mehr ernst nehmen!!!
Wenngleich die Ergebnisse wirklich ernst zu nehmen sind...
Wer soll also nun alles weiterlesen:
- Soundfetischisten
- Hobbybastler / -murkser
- GAS-Erkrankte
- Gear-Nerds und Tone-Freaks
- Leute die das Gras GERNE wachsen hören
- Leute die auch keinen Aufwand scheuen um Nuancen zu verbessern
Wer bitte nicht weiterlesen soll:
- Elektronikfachleute
- Leute die ernsthaft Gitarre SPIELEN
- Leute die üben statt basteln
- Berufsmusiker die für so bulll...t eh keine Zeit haben
- Leute die nicht an Globuli und Bachblüten glauben (das kann man doch vergleichen oder nicht )
2. BEVOR ES LOSGEHT:
Eigentlich spiele ich seit langem mit dem Gedanken in meine Gitarre neue Pickups einzubauen. Ich spiele eine Fender 61 Telecaster aus dem Custom Shop, mit der auch die hier beschriebenen Test durchgeführt wurden. Eine richtig, richtig Gute. Ich habe diese Gitarre damals aus einem Pulk von Gitarren ausgewählt und liebe sie seit der ersten Minute. Die Gitarre hat bereits trocken ein derartiges Potential, dass ich eben gerne das ABSOLUTE MAXIMUM aus diesem Brocken herausholen möchte. Zunächst dachte ich bei neuen Pickups an Kloppmann oder Bareknuckle, habe mich aber aufgrund der erwähnten Kolumne erstmal dazu entschieden ein bisschen mit der Elektronik zu experimentieren (zudem ist eine Tele halt so geil zu modden, da die Elektronik ohne Aufwand zugänglich ist und nur 2 Potis und eine Hand voll Kabel beherbergt).
Hier mal die Kolumne die meine Neugierde so stark geweckt hat:
Tele Mod Guide:
http://www.premierguitar.com/Magazine/Issue/2007/Feb/The_Telecaster_Mod_Guide.aspx
About Caps:
http://www.premierguitar.com/Magazine/Issue/2010/Apr/Tone_Capacitors_for_Stratocasters_Part_1.aspx
http://www.premierguitar.com/Magazine/Issue/2010/May/Tone_Capacitors_for_Stratocasters_Part_2.aspx
Schaut euch das einfach mal durch. Gibt noch mehr Ausgaben der "Mod Garage".
3. EIN BISSCHEN THEORETISCHES:
Eigentlich war ich im BEREICH KONDENSATOREN ein Ungläubiger. Ich war der Annahme, dass solche "Kondensatoren und der heilige Gral" Geschichten völliges Voodoo sind und nur Geldmacherei darstellen. Wenn man sieht, dass Gibson für ihren aktuellen BumbleBee Abklatsch 40-60 Euro im VK verlangen, dann krieg ich absoluten Würgereiz...
Es gibt aber gängige Kondensatoren, die nicht so teuer sind. Und genau davon habe ich ein paar ausprobiert. Aber zunächst zu den Werten:
Der Standartwert liegt bei .022 mfd = µf = Mikrofarad
Gängige Werte sind .022 mfd bzw. .047 mfd
Jetzt gibt es Leute, die mögen einen total dumpfen Ton beim runterregeln des Tone Potis, Andere wiederum können damit eigentlich nichts anfangen. Genau deshalb unterteilt Dirk Wacker die Kondensatoren in drei Gitarrenrelevante Bereiche:
In diesem Bereich muss jeder selbst entscheiden was einem am besten Gefällt. Ich habe mich deutlich für die 2. Variante, also den Standardwert .022mfd entschieden, da ich das Reagieren des Tone Potis bei diesem Wert einfach gewöhnt bin und gut damit zurechtkomme.
Hier ist aber ausprobieren erwünscht, damit sich jeder sein eigenes Bild machen kann.
Einen weiteren entscheidenden Hinweis gibt Dirk bei dieser Thematik noch in " Tone Capacitors for Strats, Part 3". Aus irgendeinem Grund, fragt mich nicht wieso, kann es einen Unterschied ausmachen, wenn man den Kondensator um 180° dreht. Auch in meinem Test hatte ich beim Jupiter und bei den Orange Drops das Gefühl, dass sich der Sound durch die andere Einbaurichtung verändert. Somit also bitte auch das ausprobieren.
4. LOS GEHT'S:
Ich habe mir somit zusätzlich zu dem in der Gitarre ab Werk verbauten Keramik Kondensator folgende Kondensatoren bestellt:
- ORANGE DROP (hier lt. Dirk Wacker besonders die 225P oder PS Serie für Gitarren):
http://www.tube-town.net/ttstore/pr..._Orange-Drop-225P-Serie-0-022--F---100-V.html
http://www.tube-town.net/ttstore/pr...Orange-Drop-225P-Serie-0-0047--F---400-V.html
http://www.tube-town.net/ttstore/pr...2_Orange-Drop-225P-Serie-0-01--F---100-V.html
- Roederstein MKT1813:
http://www.tube-town.net/ttstore/pr..._Roederstein-MKT-1813-0-022-F---400-V-DC.html
- Jupiter Condenser "Vinatage":
http://www.tube-town.net/ttstore/pr...iter-Condenser--Vintage--0-02--F---600-V.html
Um schnell zwischen den einzelnen Variationen switchen zu können habe ich zwei Krokodilklemmen an eine Litze gelötet und vorne aus der Abdeckplatte der Tele schauen lassen. Somit war der Tausch der Kondensatoren in null komma nix erledigt.
(Der Schalter auf dem Bild war zum vergleich zwischen "Treble Bleed" Schaltung und "50s Wiring". Dazu vielleicht in der Zukunft ein separater Bericht)
5. DIE ERGEBNISSE:
Ums gleich vorweg zu nehmen. Es ist ein Unterschied hörbar. Deutlich und klar, wenn man konzentriert hinhört. Es verändern sich Nuancen des Klangbildes, die aber letztendlich durchaus in der Lage sind, den Sound in einer positiven u.U. auch negativen Weise zu "verändern" oder "umzufärben".
Es können somit manche Frequenzen im Klangbild ausgedünnt oder verstärkt werden.
Enorm wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass der Tone Kondensator an sich bereits den Gesamtklang der Gitarre verändert. Auch wenn der Tone Poti 100% offen ist. Der Kondensator beeinflusst also den "Grundsound" der Gitarre. Mit dem Kondensator A klingt die Gitarre anders wie mit dem Kondensator B.
Jetzt kann über den letzten Absatz viel Diskutiert werden. Ich bin mir darüber im Klaren und verstehe auch die Gegenargumente aus dem anderen Lager. Deshalb solle es bitte jeder ausprobieren, der Bock drauf hat es auszuprobieren. Der Rest soll es einfach lassen…
Wie stark die Unterschiede zu hören sind, ist auch extrem vom Amp und vom Gitarrenkabel abhängig. Mein Diezel offenbart die Unterschiede nicht so gut, wie mein Tube Thomsen Nepomuc, bei dem die Unterschiede sehr deutlich hörbar waren. Ein Kabel mit geringer Kapazität wird die Unterschiede nicht so deutlich wiedergeben, wie ein Monster Cable, usw…
LETZTLICH NOCH EIN GANZ ENTSCHEIDENDER HINWEIS:
Ähnlich wie bei Lautsprechergehäusen oder Röhrentausch können solche kleinen Bastlereien es schaffen, dass einem seine Gitarre NOCH besser gefällt als ohnehin schon. Man schafft es dadurch aber definitiv nicht, Unzufriedenheiten an der Substanz bzw. an der Basis auszumerzen. Solche kleinen Elektronik Mods können also "lediglich" Gutes NOCH besser machen.
WIE KLINGT ES DENN NUN?! Werden sich die meisten Fragen. Dazu werde ich wieder überwiegend Dirk Wacker zitieren, da dieser die verschiedenen Eigenheiten sehr gut erläutert:
Orange Drops:
Die Orange Drops klingen irgendwie nach Fender. Die Mitten sind leicht gescoopt die Bässe schön straff und perkussiv. Besonders im Clean Bereich machen diese Caps eine super Figur. Auch der Overdrive klingt schon dicht und cremig, wenngleich man mit den Höhen aufpassen muss. Ich hatte grundsätzlich das Gefühl, dass die Orange Drops dem Sound mehr dieser glitzernden Höhen verpassen. In Verbindung mit normalen Pickups kann es somit leicht plärrig und nervig werden.
Roederstein MKT1813:
Irgendwie gefiel er mir einerseits super, andererseits wiederum gar nicht. Der Pickup macht den Gesamtton der Gitarre percussiver und einen "hölzernen" und sehr "transparenten" ton. In der Zwischenposition wurde meiner Tele irgendwie akustischer. Blöd zu beschreiben aber klang weniger nach Elektronik. Durch die enorme Transparenz in Verbindung mit dem typischen Tele Twang waren mir diese Caps immer too much in den Höhen, wenngleich der eigentliche Grundsound sehr sehr geil war. Könnte ich mir gut für Strat vorstellen.
Werkskondensator / Keramik:
Der Keramikkondensator der werksseitig verbaut war, klang nicht unbedingt schlechter. Das Frequenzspektrum schien aber etwas beschnittener zu sein. Man hatte das Gefühl die anderen Caps würden dem Sound mehr Spektrum verleihen. Dennoch war der Sound des Werkskondensators so gut, dass ich ihn bis hier hin wahrscheinlich behalten hätte. Der Sound war etwas Mittenfokussierter. Dadurch zwar nicht so ausgewogen wie beispielsweise beim Roederstein, aber eben dafür nicht so spitz und harsch. Kurz und knapp klang der Keramikkondensator einfach dunkler.
Jupiter "Vintage":
Ich weiß nicht warum das immer so sein muss, aber mal wieder war das Teuerste einfach das Beste. Der Widerstand kostet 4,20€. Ist also für ein derartiges Bauteil eine enorme Messlatte. Dennoch klang er mit ABSTAND am besten. Alle vorteile der jeweiligen Caps waren hier vereint in einem. Der Jupiter klingt klar, perkussiv und groß zugleich. Die Gitarre wird hölzerner, der Ton wird irgendwie "mehr". Steckt man wieder um auf den Werkzustand hat man das Gefühl man würde den Sound mit einem EQ links und rechts abschneiden. Es sind mehr Höhen da. Die sind aber nicht so hart wie beim Keramik und werden nicht so leicht harsch wie bei den restlichen Kondensatoren.
6. FAZIT:
Der Tone Kondensator kann also in gewissen Konstellationen wirklich den Gesamtsound der Gitarre verändern. Meine Tele hat durch diesen "einfachen" Mod soundtechnisch wieder ein Quäntchen zugelegt. Das hört in diesem Falle sogar meine Freundin. Der Amp muss solche Nuancen natürlich wiedergeben können. Mein Übungscombo klingt so oder so nach Blechbüchse mit E-Ukulele.
Viele die theoretisches Hintergrundwissen im Elektrobereich haben, werden bei diesem Beitrag nur kopfschütteln können. Das ist mir klar.
Dennoch behaupte ich felsenfest, dass meine Gitarre mit den Jupiter Caps anders klingt (anders, da besser ja subjektiv). Vielleicht ist das alles aber auch nur eine Art "Brain F..k" indem das Hirn durch den höheren Preis einen besseren Sound suggeriert. Keine Ahnung…
Letztendlich bleibt wieder nur der Vergleich zur Naturheilkunde. Die einen schwören auf Globuli und Bachblüten, während Andere über alternative Heilungsmethoden nur lachen…
Letztendlich zählt aber doch nur, ob es hilft oder nicht. Und so ist es hier auch.
Wer also damit seine Gitarre aufwerten kann -> Glückwunsch
Wer seine Gitarre umbaut und keinen Unterschied hört -> Pech, aber Versuch war's wert
Wer so etwas als Voodoo ansieht und nicht daran "glaubt" -> Auch legitim
Wer keinen Bock auf solch Schmarre hat -> lasst es sein
Letztendlich wäre es (da sind wir uns wohl alle einig) das Beste gewesen zu üben, statt zu löten und einen Bericht darüber zu schreiben. Dann würden die Soundverbesserungen des Caps nun in meinen Fingern stecken…
Es grüßt
da Tom
Hello Everybody...
Als ambitionierter Musiker, der unheilbar an GAS erkrankt ist und daher viel zuviel Equipment besitzt (welches in Relation zu den eigenen spielerischen Fähigkeiten obendrein viel zu teuer ist), bin ich in der letzten Woche mal wieder ein paar Perversitäten im Bereich DIY nachgegangen...
Richtig! Ich habe mal wieder an meinen Gitarren "rumgemurkst", obwohl ich eigentlich (trotz meiner unbestrittenen handwerklichen Fähigkeiten) keine Ahnung von der Materie -Elektronik- habe.
Denn wer übt heutzutage noch Gitarre. Da löte ich doch lieber 5 Stunden pro Tag Widerstände und Kondensatoren hin und her, spiel grauenhafte "Testtöne" und penetriere meine Nachbarn sogar derart damit, dass die mich am nächsten Tag in der Einfahrt vorm Haus fragen: "Sag mal Thomas, lernst du jetzt Saxophon?!" Ob ich jetzt Saxophon lerne???? Äähhmmm nein!!! Das war eine E-Gitarre... Aber gut... (das ist wirklich passiert, kein Scherz)
Ich habe mich also mit Kondensatoren und deren Wirkung in MEINER Gitarre beschäftigt. Dazu gekommen bin ich deshalb, weil ich über eine Kolumne in der Premier Guitar gestolpert bin, die mein Interesse geweckt hat. In einigen Folgen dieser Kolumne (Mod Garage) geht es um den Ton Kondensator, um Treble Bleed Schaltungen und es gibt sogar eine "Tuning" Anleitung für Telecaster Klampfen... GGGGEEEEEIIILLLL!!!
Ich konnte einfach nicht stillsitzen, zückte den Lötkolben, habe einiges ausprobiert und möchte euch meine Ergebnisse hier vorstellen. Ich werde dabei immer wieder aus der Kolumne von Premier Guitar zitieren (will hier ja das Rad nicht neu erfinden, sondern euch nur meine subjektiven Testergebnisse mitteilen).
Gleich vorweg: Die Ergebnisse habe ich so nicht erwartet!!!
Die leicht selbstironische Schreibweise von oben ist übrigens vollkommen ernst gemeint. Wer die Abartigkeit besitzt, wegen einem Kondensator wie ein Geisteskranker rumzulöten, seine Freundin nach ihrer Meinung zu nötigen (obwohl kein NICHT-GITARRIST dieser Welt einen Unterschied hören wird), der kann sich selbst nicht mehr ernst nehmen!!!
Wenngleich die Ergebnisse wirklich ernst zu nehmen sind...
Wer soll also nun alles weiterlesen:
- Soundfetischisten
- Hobbybastler / -murkser
- GAS-Erkrankte
- Gear-Nerds und Tone-Freaks
- Leute die das Gras GERNE wachsen hören
- Leute die auch keinen Aufwand scheuen um Nuancen zu verbessern
Wer bitte nicht weiterlesen soll:
- Elektronikfachleute
- Leute die ernsthaft Gitarre SPIELEN
- Leute die üben statt basteln
- Berufsmusiker die für so bulll...t eh keine Zeit haben
- Leute die nicht an Globuli und Bachblüten glauben (das kann man doch vergleichen oder nicht )
2. BEVOR ES LOSGEHT:
Eigentlich spiele ich seit langem mit dem Gedanken in meine Gitarre neue Pickups einzubauen. Ich spiele eine Fender 61 Telecaster aus dem Custom Shop, mit der auch die hier beschriebenen Test durchgeführt wurden. Eine richtig, richtig Gute. Ich habe diese Gitarre damals aus einem Pulk von Gitarren ausgewählt und liebe sie seit der ersten Minute. Die Gitarre hat bereits trocken ein derartiges Potential, dass ich eben gerne das ABSOLUTE MAXIMUM aus diesem Brocken herausholen möchte. Zunächst dachte ich bei neuen Pickups an Kloppmann oder Bareknuckle, habe mich aber aufgrund der erwähnten Kolumne erstmal dazu entschieden ein bisschen mit der Elektronik zu experimentieren (zudem ist eine Tele halt so geil zu modden, da die Elektronik ohne Aufwand zugänglich ist und nur 2 Potis und eine Hand voll Kabel beherbergt).
Hier mal die Kolumne die meine Neugierde so stark geweckt hat:
Tele Mod Guide:
http://www.premierguitar.com/Magazine/Issue/2007/Feb/The_Telecaster_Mod_Guide.aspx
About Caps:
http://www.premierguitar.com/Magazine/Issue/2010/Apr/Tone_Capacitors_for_Stratocasters_Part_1.aspx
http://www.premierguitar.com/Magazine/Issue/2010/May/Tone_Capacitors_for_Stratocasters_Part_2.aspx
Schaut euch das einfach mal durch. Gibt noch mehr Ausgaben der "Mod Garage".
3. EIN BISSCHEN THEORETISCHES:
Eigentlich war ich im BEREICH KONDENSATOREN ein Ungläubiger. Ich war der Annahme, dass solche "Kondensatoren und der heilige Gral" Geschichten völliges Voodoo sind und nur Geldmacherei darstellen. Wenn man sieht, dass Gibson für ihren aktuellen BumbleBee Abklatsch 40-60 Euro im VK verlangen, dann krieg ich absoluten Würgereiz...
Es gibt aber gängige Kondensatoren, die nicht so teuer sind. Und genau davon habe ich ein paar ausprobiert. Aber zunächst zu den Werten:
Der Standartwert liegt bei .022 mfd = µf = Mikrofarad
Gängige Werte sind .022 mfd bzw. .047 mfd
Jetzt gibt es Leute, die mögen einen total dumpfen Ton beim runterregeln des Tone Potis, Andere wiederum können damit eigentlich nichts anfangen. Genau deshalb unterteilt Dirk Wacker die Kondensatoren in drei Gitarrenrelevante Bereiche:
- Nur leichte Veränderungen; wärmeren Ton: 0022 - .0068mfd
- "Woman-Tone" Artig beim runterregeln: .022-.047mfd (Standard Werte)
- Völlig lebloser, dumpfer, toter Gitarrenton: .1mfd - und mehr
In diesem Bereich muss jeder selbst entscheiden was einem am besten Gefällt. Ich habe mich deutlich für die 2. Variante, also den Standardwert .022mfd entschieden, da ich das Reagieren des Tone Potis bei diesem Wert einfach gewöhnt bin und gut damit zurechtkomme.
Hier ist aber ausprobieren erwünscht, damit sich jeder sein eigenes Bild machen kann.
Einen weiteren entscheidenden Hinweis gibt Dirk bei dieser Thematik noch in " Tone Capacitors for Strats, Part 3". Aus irgendeinem Grund, fragt mich nicht wieso, kann es einen Unterschied ausmachen, wenn man den Kondensator um 180° dreht. Auch in meinem Test hatte ich beim Jupiter und bei den Orange Drops das Gefühl, dass sich der Sound durch die andere Einbaurichtung verändert. Somit also bitte auch das ausprobieren.
4. LOS GEHT'S:
Ich habe mir somit zusätzlich zu dem in der Gitarre ab Werk verbauten Keramik Kondensator folgende Kondensatoren bestellt:
- ORANGE DROP (hier lt. Dirk Wacker besonders die 225P oder PS Serie für Gitarren):
http://www.tube-town.net/ttstore/pr..._Orange-Drop-225P-Serie-0-022--F---100-V.html
http://www.tube-town.net/ttstore/pr...Orange-Drop-225P-Serie-0-0047--F---400-V.html
http://www.tube-town.net/ttstore/pr...2_Orange-Drop-225P-Serie-0-01--F---100-V.html
- Roederstein MKT1813:
http://www.tube-town.net/ttstore/pr..._Roederstein-MKT-1813-0-022-F---400-V-DC.html
- Jupiter Condenser "Vinatage":
http://www.tube-town.net/ttstore/pr...iter-Condenser--Vintage--0-02--F---600-V.html
Um schnell zwischen den einzelnen Variationen switchen zu können habe ich zwei Krokodilklemmen an eine Litze gelötet und vorne aus der Abdeckplatte der Tele schauen lassen. Somit war der Tausch der Kondensatoren in null komma nix erledigt.
(Der Schalter auf dem Bild war zum vergleich zwischen "Treble Bleed" Schaltung und "50s Wiring". Dazu vielleicht in der Zukunft ein separater Bericht)
5. DIE ERGEBNISSE:
Ums gleich vorweg zu nehmen. Es ist ein Unterschied hörbar. Deutlich und klar, wenn man konzentriert hinhört. Es verändern sich Nuancen des Klangbildes, die aber letztendlich durchaus in der Lage sind, den Sound in einer positiven u.U. auch negativen Weise zu "verändern" oder "umzufärben".
Es können somit manche Frequenzen im Klangbild ausgedünnt oder verstärkt werden.
Enorm wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass der Tone Kondensator an sich bereits den Gesamtklang der Gitarre verändert. Auch wenn der Tone Poti 100% offen ist. Der Kondensator beeinflusst also den "Grundsound" der Gitarre. Mit dem Kondensator A klingt die Gitarre anders wie mit dem Kondensator B.
Jetzt kann über den letzten Absatz viel Diskutiert werden. Ich bin mir darüber im Klaren und verstehe auch die Gegenargumente aus dem anderen Lager. Deshalb solle es bitte jeder ausprobieren, der Bock drauf hat es auszuprobieren. Der Rest soll es einfach lassen…
Wie stark die Unterschiede zu hören sind, ist auch extrem vom Amp und vom Gitarrenkabel abhängig. Mein Diezel offenbart die Unterschiede nicht so gut, wie mein Tube Thomsen Nepomuc, bei dem die Unterschiede sehr deutlich hörbar waren. Ein Kabel mit geringer Kapazität wird die Unterschiede nicht so deutlich wiedergeben, wie ein Monster Cable, usw…
LETZTLICH NOCH EIN GANZ ENTSCHEIDENDER HINWEIS:
Ähnlich wie bei Lautsprechergehäusen oder Röhrentausch können solche kleinen Bastlereien es schaffen, dass einem seine Gitarre NOCH besser gefällt als ohnehin schon. Man schafft es dadurch aber definitiv nicht, Unzufriedenheiten an der Substanz bzw. an der Basis auszumerzen. Solche kleinen Elektronik Mods können also "lediglich" Gutes NOCH besser machen.
WIE KLINGT ES DENN NUN?! Werden sich die meisten Fragen. Dazu werde ich wieder überwiegend Dirk Wacker zitieren, da dieser die verschiedenen Eigenheiten sehr gut erläutert:
Orange Drops:
Die Orange Drops klingen irgendwie nach Fender. Die Mitten sind leicht gescoopt die Bässe schön straff und perkussiv. Besonders im Clean Bereich machen diese Caps eine super Figur. Auch der Overdrive klingt schon dicht und cremig, wenngleich man mit den Höhen aufpassen muss. Ich hatte grundsätzlich das Gefühl, dass die Orange Drops dem Sound mehr dieser glitzernden Höhen verpassen. In Verbindung mit normalen Pickups kann es somit leicht plärrig und nervig werden.
Roederstein MKT1813:
Irgendwie gefiel er mir einerseits super, andererseits wiederum gar nicht. Der Pickup macht den Gesamtton der Gitarre percussiver und einen "hölzernen" und sehr "transparenten" ton. In der Zwischenposition wurde meiner Tele irgendwie akustischer. Blöd zu beschreiben aber klang weniger nach Elektronik. Durch die enorme Transparenz in Verbindung mit dem typischen Tele Twang waren mir diese Caps immer too much in den Höhen, wenngleich der eigentliche Grundsound sehr sehr geil war. Könnte ich mir gut für Strat vorstellen.
Werkskondensator / Keramik:
Der Keramikkondensator der werksseitig verbaut war, klang nicht unbedingt schlechter. Das Frequenzspektrum schien aber etwas beschnittener zu sein. Man hatte das Gefühl die anderen Caps würden dem Sound mehr Spektrum verleihen. Dennoch war der Sound des Werkskondensators so gut, dass ich ihn bis hier hin wahrscheinlich behalten hätte. Der Sound war etwas Mittenfokussierter. Dadurch zwar nicht so ausgewogen wie beispielsweise beim Roederstein, aber eben dafür nicht so spitz und harsch. Kurz und knapp klang der Keramikkondensator einfach dunkler.
Jupiter "Vintage":
Ich weiß nicht warum das immer so sein muss, aber mal wieder war das Teuerste einfach das Beste. Der Widerstand kostet 4,20€. Ist also für ein derartiges Bauteil eine enorme Messlatte. Dennoch klang er mit ABSTAND am besten. Alle vorteile der jeweiligen Caps waren hier vereint in einem. Der Jupiter klingt klar, perkussiv und groß zugleich. Die Gitarre wird hölzerner, der Ton wird irgendwie "mehr". Steckt man wieder um auf den Werkzustand hat man das Gefühl man würde den Sound mit einem EQ links und rechts abschneiden. Es sind mehr Höhen da. Die sind aber nicht so hart wie beim Keramik und werden nicht so leicht harsch wie bei den restlichen Kondensatoren.
6. FAZIT:
Der Tone Kondensator kann also in gewissen Konstellationen wirklich den Gesamtsound der Gitarre verändern. Meine Tele hat durch diesen "einfachen" Mod soundtechnisch wieder ein Quäntchen zugelegt. Das hört in diesem Falle sogar meine Freundin. Der Amp muss solche Nuancen natürlich wiedergeben können. Mein Übungscombo klingt so oder so nach Blechbüchse mit E-Ukulele.
Viele die theoretisches Hintergrundwissen im Elektrobereich haben, werden bei diesem Beitrag nur kopfschütteln können. Das ist mir klar.
Dennoch behaupte ich felsenfest, dass meine Gitarre mit den Jupiter Caps anders klingt (anders, da besser ja subjektiv). Vielleicht ist das alles aber auch nur eine Art "Brain F..k" indem das Hirn durch den höheren Preis einen besseren Sound suggeriert. Keine Ahnung…
Letztendlich bleibt wieder nur der Vergleich zur Naturheilkunde. Die einen schwören auf Globuli und Bachblüten, während Andere über alternative Heilungsmethoden nur lachen…
Letztendlich zählt aber doch nur, ob es hilft oder nicht. Und so ist es hier auch.
Wer also damit seine Gitarre aufwerten kann -> Glückwunsch
Wer seine Gitarre umbaut und keinen Unterschied hört -> Pech, aber Versuch war's wert
Wer so etwas als Voodoo ansieht und nicht daran "glaubt" -> Auch legitim
Wer keinen Bock auf solch Schmarre hat -> lasst es sein
Letztendlich wäre es (da sind wir uns wohl alle einig) das Beste gewesen zu üben, statt zu löten und einen Bericht darüber zu schreiben. Dann würden die Soundverbesserungen des Caps nun in meinen Fingern stecken…
Es grüßt
da Tom
- Eigenschaft