Axe FX vs. Axe FX II vs. Kemper: Wer ist am authentischsten? Ich verfolge die threads gerne und lange und bastel genauso oft an meinem ollen Axe Standard rum. Die Diskussion um Amp-in-the-room vs. FRFR vs. mikrophonierte Gitarrenbox vs. Impulse Response (Axe, Axe II, Torpedo) vs. Kemper Cabsim-Technik verfolge ich mit. Genauso die stetige "Das Axe FX II ist mit der neuen FW noch besser als es besser vor dem besser war ...".
Ich habe soviel probiert, gemacht, getan, dass ich für mich erkannt habe: Ja, die Boxensim ist das Nadelöhr. Das zweite Nadelöhr ist eine fehlende Vergleichsmöglichkeit zum amtlichen Sound.
Ein Vorteil des Kempers ist ja die Gewissheit nach dem profilen im A/B Vergleich eben den Vergleich zum amtlichen Sound zu haben. Das gibt Sicherheit im Frequenzgefecht. Da die Box gleich mitsimuliert (ähhh geprofiled) wird entfällt auch (zumindest für mich) die Cabsim-Diskussion - solange A/B nahezu identisch klingen.
Das Axe geht einen anderen Weg: Nicht das original kopieren, sondern nachahmen. Nur scheinen da die Meinungen ja auseinanderzugehen, wie gut dies gelingt. Vergleiche sind nur legitim, wenn die Vergleichsbedingungen (einigermassen) identisch sind: Voll aufgdrehter Plexi im Proberaum an 4x12er Box gegen Kopfhörer im stillen Kämmerlein gilt nicht. Wer da das gleiche empfinden erwartet wird enttäuscht. Wissen wir ja nun alle.
Ich nutze mein Axe FX live in einer Band, die InEar betreibt. Und ja, auch ich habe meine Probleme mit zuviel Bass, zuviel Höhen, Durchsetzungsfähigkeit in der Band (7 Nasen incl Keyb. und 2. Gitarristen - nicht so einfach). Nach 2,5 Jahren Erfahrung mit dem Axe Standard weiss ich mittlerweile, wie ich Bässe und Höhen beim tweaken zu Hause einschätzen muss, damit sie im Proberaum nicht zum Problem werden. Ich habe die Möglichkeit auch auf mitgeschnittene backings aus dem Proberaum zu tweaken. Das ist sehr hilfreich, vor allem, weil man immer wieder den Vergleich zu den Frequenzanteilen der anderen Gitarre (mit echtem Röhrenamp) ziehen kann und so den Anker, die Vergleichsmöglichkeit hat, die der Kemper durch sein Verfahren "garantiert" (solange es die eigenen Profiles sind?!).
Auch ich spiele immer wieder mit dem Gedanken ein Axe II zu wollen - oder eben den Kemper. Leider spielen mir da meine finanziellen Möglichkeiten zuwider. Und die Frage: Wäre mir denn mit einem der beiden Geräte so sehr geholfen? In welcher Beziehung eigentlich? Soundtechnisch?
Mit dem Dynamikverhalten und Spielgefühl des Axe Standard habe ich keinerlei Probleme. Eher mit dem gezielten programmieren eines Tons, von dem ich weiss, das er im Bandkontext durchsetzungsfähig ist, also funktioniert. Nicht mehr so sehr, wie früher, aber mehr, als wenn ich einfach meinen guten alten Koch Studiotone mit Bogner 1x12 Cube anschmeisse. Der wird allerdings auf der Bühne mikrophoniert, im Proberaum nutzte ich früher immer die Boxensimulation des Kochs, die meiner Meinung nach wirklich gut ist - funktioniert.
Wie auch immer: Ich wollte mal wissen, ob mein Axe Standard doch soweit weg von einem Röhrenamp ist, wie es einem die Axe II Nutzer (klingt ja sooooviel besser) und Kemper User (endlich keine Tweakerei und amtlicher Sound) es mir glauben machen wollen. Wie gesagt: Spieldynamik und Spielgefühl mögen bei Axe II und Kemper besser (anders?) sein, ich will und kann da auch nicht vergleichen. Was ich aber kann:
Vergleich zwischen Axe Standard und Koch Studiotone. Und da ich schon dabei war, habe ich noch die (für mich einzige ernst zu nehmende Software Emulation) mit vergleichen: Revalver.
Den Koch Studiotone darf man nicht für einen nettes kleines Spielzeug halten: Extrem solide, gut klingend und durch seinen eingebauten Power Soak und die speaker Simulation (4x12 / 1x12 § ON / OFF Axis wählbar) extrem flexibel. Eben auch zum recorden. Vollröhre 2x EL84, 3x AX7, zwei Kanäle (plus ein weiteres abrufbare Röhren-gain-staging im Gain Kanal). Von Jazz bis solidem Hardrock ist alles drin und zur Not kann er auch mal härter. Recto steht aber nicht drauf. Ist eher Fender - Marshall mit leichten Boogie Anleiehen drin. Finde ich.
Anyhow:
anbei dreimal reamping eines dry-Signals: Koch (Tonvorgabe) / Axe FX (Tonnachbau) / Revalver (Tonnachbau). Den Koch habe ich im Clean Kanal voll aufgerissen, weil hier die Endstufensättigung ihr übriges tut. Bekomme ich im Gain Kanal nicht genauso hübsch hin. Bei allen drei Kandidaten kam als Boxensimulation das Two-Notes Torpedo FREE Plugin zum Einsatz. Damit wird das ganze dann fair vergleichbar.
Für mich ergibt sich nach dem Test: Axe II oder Kemper brauche ich nicht, zumindest nicht, was die Tonkultur angeht, allerdings will die CAB IR gut gewählt sein. Vielleicht mache ich es in Zukunft ähnlich ROHA: Die Boxensimulation überlasse ich dem Torpedo (allerdings löse ich das dann für billig: Mit dem Notebook und guter PCMCIA Soundkarte
Viel Spaß denen, die es interessiert:
http://soundcloud.com/morphosis_1/tonetest-1_3-koch-studiotone
http://soundcloud.com/morphosis_1/tonetest-2_3-koch-studiotone
http://soundcloud.com/morphosis_1/tonetest-3_3-koch-studiotone
Tja, und was sagt uns (mir) das jetzt? Der Koch klingt weicher, einen Tacken durchsichtiger, feinere Auflösung der Zerre, vor allem in den Mitten. Das Axe hingt hier leicht hinterher (und nein, für mich keine Frage WELCHEN Amp ich nehme, von der Auflösung bleibt es sich ... für meine Ohren). Den Revalver musste ich meisten tweaken und kommt nicht ganz ans Axe ran - aber ziemlich nah! Finde ich ...
Gut, der Sound mag jetzt nicht der Knaller sein - aber es ging drum, Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen. Und die soundvorgabe hat der "echte" Röhrenamp gemacht...
Mit schlechter Abhöre dürfte es sowieso schwer sein, große Unterschiede zu hören - selbst mit passabler-guter (zumindest meinen AKG 271 Studio) halten sie sich so in Grenzen, dass ich im Bandkontext wohl kaum die Frage stellen muss, ob es an fehlenden Röhren liegt, wenn es nicht klingt oder sich nicht durchsetzt. Oder? ODer anders: Nehmen wir an, der Amp muss mikrophoniert werden (was bei mir in jeder Situation der Fall ist). Zweifelt jemand daran, dass es das Torpedo schlechter macht, als ne "husch-husch" Mikrophonierung auf der Bühne? Ich denke auch eine mit Liebe vorgenommene Mikrophonierung kann das Torpedo standhalten. Oder Roha?