Singen "nur" durch Zwerchfell Spannung richtig? Verstehe ich die FAQ falsch?

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FinnChord
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Hallo zusammen,

seit einigen Wochen arbeite ich mich in das Thema "Gesang" ein. Habe schon sehr viel gelesen und mache schon mehrere Wochen Atemtraining (aus der FAQ) . Ich verwende die Zwerchfell Atmung. Ob es die Zwerchfell-Flankentatmung ist, weiß ich nicht so genau. Aber das Zwerchfell kann ich gezielt zum singen nutzen.
Das mache ich wie folgt:

1. Meine Atmung ist in Ruhestellung, ich habe weder ein-, noch ausgeatmet.
2. Nun mache ich die Stimmbänder zum Beispiel so wie bei einem "A"
3. Jetzt spanne ich das Zwerchfell, ein Ton entsteht.

Je mehr ich das Zwerchfell Spanne, desto lauter wird der Ton.

Ich mache das also wie bei einer Weinflasche, wenn oben die Stimmlippen und unten das Zwerchfell wäre.
Wenn ich mein Zwerchfell anspanne, wölbt sich der Boden der Flasche (Lunge) nach innen, es entweicht die Luft nach oben. Da dort nun durch die Stimmbänder sind und diese schwingen, entsteht ein Ton. Wenn ich das Zwerchfell wieder abspanne, atme ich automatisch ein.

Auf diese Weise kann ich, zumindest wenn ich einen "A"-Ton mache, und in der Gähn-Stellung bin, von unten bis ganz oben (das ist relativ) jeden Ton in beliebiger Lautstärke erreichen.

Während ich normalerweise einen Ton ganz oben durch früheres (schmerzhaftes) singen nicht erreichen würde, behalte ich die Stimmlippen in genau dieser Einstellung und spanne das Zwerchfell an: Der Ton entsteht und das ohne Schmerzen.

In der FAQ stehen nun folgende Texte:

"Auf das Singen übertragen heißt das: Je höher du singen willst und je mehr Power deine Songs haben sollen, desto mehr musst du dafür an Input geben können. Da die Kehlkopfmuskulatur sehr leicht ermüdet (Heiserkeit oder sogar Druck und Schmerzen im Hals beim Singen) muss die Atemmuskulatur diese Power übernehmen."

und

"Was sollte Stütze nicht sein ?

Alles, was mit Drücken, Pressen, Quetschen und so weiter einhergeht."


Ich finde diese beiden Aussagen leicht widersprüchlich. Ist es nun richtig, dass ich das Singen über das Zwerchfell mache und das Zwerchfell die Luft nach oben raus drückt (wenn ich das Zwerchfell viel Spanne, entsteht ein lauter Ton), wie in dem oberen Textausschnitt? Oder ist es falsch, da man die Luft nicht aus der Lunge drücken/pressen soll?

Mache ich mir an des Stimmlippen etwas kaputt wenn ich das Zwerchfell zu stark spanne, also in der Lunge zu viel Druck entsteht? Ist es so wie ich es mache nun genau falsch?
 
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Zuletzt bearbeitet:
Eigentlich bedeutet Zwerchfellatmung, dass ein niedergehaltenes Zwerchfell die Luft zurückhält, um die Stimmbänder nicht druch zuviel Druck von unten zu belasten.
Das scheint aber ja für Dich jetzt ganz gut zu funktionieren- vielleicht einfach nicht soviel nachdenken.

Du "schiebst" ja die Luft nicht raus, oder? Meinst du statt rausdrücken vielleicht eher dosieren? Das ist nämlich überhaupt erst der Grund, weswegen soviel Palaver über "Atmung" im Gesang gemacht wird....

Im übrigen: Die Höhen brauchen viel weniger Luft.
 
Im zweiten Zitat ist mit "Drücken, Pressen, Quetschen und so weiter" gemeint, dass die Kraft aus dem Hals kommt und das soll eben nicht der Fall sein. Unter "pressen" verstehe ich jedenfalls, dass Hals- und Ausatemmuskulatur gegeneinander arbeiten, statt dass die Halsmuskulatur entlastet wird. Insofern passen die beiden Textstellen durchaus zusammen.
 
Doch, ich schiebe die Luft raus, teilweise mit Druck. Mache es aber erst so seit gestern, weil es sich gut anhörte. Aber das scheint wohl falsch zu sein.

Ich glaube ich muss das besser dosieren lernen. Da habe ich noch nicht so ganz den dreh raus. Der Kehlkopf (oder das was wenn man falsch singt weh tut) soll ja entspannt sein, aber man darf wohl mit dem Zwerchfell auch nicht zu viel "drücken", oder?

Mit den Höhen ist das bei mir so, dass ich weniger Luft, aber mehr Druck brauche.

Gibt es Übungen wie man genau weiß wie viel Spannung man mit dem Zwerchfell halten soll?

Ich habe etwas gelesen, dass man mit minimalem Druck in der Lunge die Luft anhalten soll. Dieses Gefühl in der Lunge soll man sich merken und nun immer das Zwerchfell so stark anspannen, dass man bei jedem Ton dieses Gefühl hat. Dadurch, dass oben Luft entweicht muss durch das Zwerchfell die Luft mehr gestaucht werden.

Ist das Richtig?

---------- Post hinzugefügt um 00:07:28 ---------- Letzter Beitrag war um 00:00:50 ----------

Unter "pressen" verstehe ich jedenfalls, dass Hals- und Ausatemmuskulatur gegeneinander arbeiten, statt dass die Halsmuskulatur entlastet wird.

Ich hatte das drücken/pressen nun auf das Zwerchfell bzw. die Lunge bezogen. Ich muss ja in der Lunge durch das Zwerchfell einen Überdruck aufbauen, sonst kommt ja oben kein Ton raus. Und wenn ich lauter (oder auch hoch) singen will erhöhe in den Druck in der Lunge. Ist das richtig?
 
Der Kehlkopf (oder das was wenn man falsch singt weh tut) soll ja entspannt sein, aber man darf wohl mit dem Zwerchfell auch nicht zu viel "drücken", oder?

Das Zwerchfell selbst kann überhaupt nicht drücken, es ist ein Einatemmuskel. Generell finde ich den Begriff "Druck" in diesem Zusammenhang immer etwas gefährlich. Natürlich entsteht ein Luftdruck, aber man sollte nicht die Luft "rausdrücken", das resultiert meistens darin, dass man im Hals eng macht.

Die Aufgabe des Zwerchfells ist es meinem Verständnis nach, dass es die Ausatemmuskulatur ausbalanciert indem es eine relative Spannung beibehält. Wenn das Zwerchfell das nicht tut und die Ausatemmuskulatur die Luft einfach nur mit Schmackes nach oben ballert bis diese auf die Stimmlippen trifft, muss plötzlich die Kehlkopfmuskulatur die Dosierung des Luftstroms oben übernehmen und die Stimmlippen werden belastet.

Der Ton entsteht ja nicht durch das Zwerchfell. Der Ton entsteht, weil die Stimmlippen sich im Luftstrom abwechselnd schließen und öffnen und so eine Schwingung entsteht und Schall erzeugt wird. Die Atmung stellt hierfür die Energie bereit.

Mit den Höhen ist das bei mir so, dass ich weniger Luft, aber mehr Druck brauche.
Das ist richtig. Das Stichwort lautet wieder: Energie. Je lauter und/ oder je höher ein Ton ist, umso energiereicher ist er und umso mehr Energie muss die Atmung bereit stellen. Damit sie das angemessen tun kann, ohne dass die Energie mit einem laut und schnell ausatmen sofort verpufft (stell dir einen Luftballon vor, den du einfach loslässt)und ohne dass die Stimmlippen einen zu hohen Druck kompensieren müssen, muss das Zwerchfell die oben beschriebene Spannungsbalance herstellen.

Gibt es Übungen wie man genau weiß wie viel Spannung man mit dem Zwerchfell halten soll?
Die nicht phonierten (= stimmlosen) Ausauerübungen aus der FAQ trainieren die Balance in der Atemspannung, ohne dass man Gefahr läuft, zu "schludern" und einen Teil an den Hals "abzugeben". Lippenflattern finde ich besonders gut.

Ich habe etwas gelesen, dass man mit minimalem Druck in der Lunge die Luft anhalten soll.
Die Beschreibung verstehe ich nicht. Das Problem mit Stütze und Atmung ist, dass es tausenderlei Ansätze und Beschreibungen gibt und die meisten davon sich sehr schwer schriftlich erläutern lassen.
 
Hallo FinnChord,
Da hast etwas völlig falsch verstanden! Bereits mit deinem Bild der Weinflasche liegst du leider völlig daneben. Überleg mal. Wenn man einen Muskel anspannt, verkürzt er sich. Da das Zwerchfell ebenfalls ein Muskel ist, verkürzt er sich ebenfalls, wenn du mehr Anspannung beibehältst. Also bleibt das Zwerchfell gesenkt, weniger Luft strömt aus und vor allem langsamer, konzentrierter = weniger Druck!
"Anspannung" ist auch eine etwas unglückliche Bezeichnung, denn bei der Ausatmung wird absolut das Zwerchfell entspannt, aber relativ angespannt gehalten. Man lässt also nicht das Zwerchfell einfach los, weil sonst bllllllllrp die ganze Luft auf einmal mit zu viel Druck weg ist, sondern behält eine Grundspannung, dass sich das Zwerchfell langsamer entspannt. Genau dasselbe tun wir beim Hinsetzen. Du entspannst deine Beinmuskeln ja nicht einfach und lässt dich einfach in den Stuhl plumpsen, sondern behältst eine Grundspannung, entspannst die Beinmuskeln langsamer und setzt dich so kontrolliert auf den Stuhl.

Was mit höheren Tönen --> mehr Input gemeint ist, ist folgendes: Hohe Töne brauchen aufgrund der geringeren Masse, die schwingen soll, weniger Luft und vor allem einen sehr kontrollierten, dosierten Luftstrom. Um das zu erreichen, muss sich dein Zwerchfell sehr langsam entspannen, aber natürlich noch so entspannen, dass sich der nötige Luftdruck aufbaut, um die Stimmritze zu öffnen. Das heißt du brauchst eine noch höhere Grundspannung im Zwerchfell, also mehr Energie, mehr Input, wie auch immer. Absolut entspannt sich dein Zwerchfell natürlich, aber relativ gesehen ist es stark angespannt.

Foxx schrieb schon, dass man mit dem Zwerchfell nicht drücken kann. Drücken, Pressen, etc. geschieht durch Ausatemmuskeln, also sowas wie Bauch einziehen, Schultern heben, Brustkorb senken und auch durch die Verengung der Halsmuskulatur. Dass Stützen nichts mit Drücken und Pressen zu tun hat, heißt einfach, dass Stützen nicht das Nutzen von Ausatemmuskeln ist, sondern eben das langsamere Entspannen von Einatemmuskeln (Zwerchfell und Zwischenrippenmuskulatur).

Alle Klarheiten beseitigt?
 
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@Foxx @Vali

vielen Dank für Eure Antworten.
hmm, also ich nutze mein Zwerchfell glaube ich irgendwie anders :)
Ich bin ganz entspannt, dann spanne ich zum singen das Zwerchfell an, es drückt also nach oben die Luft aus der Lunge.
Sobald ich diese Spannung loslasse atme ich ohne etwas machen zu müssen wieder ein. Ich hole nie aktiv Luft. Ich atme nur aktiv aus.

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Respiration.gif&filetimestamp=20060322232343

---------- Post hinzugefügt um 00:49:03 ---------- Letzter Beitrag war um 00:44:27 ----------

Das Zwerchfell selbst kann überhaupt nicht drücken, es ist ein Einatemmuskel. Generell finde ich den Begriff "Druck" in diesem Zusammenhang immer etwas gefährlich. Natürlich entsteht ein Luftdruck, aber man sollte nicht die Luft "rausdrücken", das resultiert meistens darin, dass man im Hals eng macht.

Dieses im Hals eng machen, ist es das was ich wiederum mit der gähn-Stellung zu verhindern versuche?
Weil ich drücke wohl die Luft raus.

Nehmen wir mal an ich mache eine der Atemübungen und atme auf "sch" richtig kräftig aus.
Nun ersetze ich das "sch" durch den Vokal "a" und versuche den Kehlkopf durch die Gähn-Stellung unten zu halten.
Ist das dann genau der Weg um seine Stimmlippen kaputt zu machen?

---------- Post hinzugefügt um 00:57:19 ---------- Letzter Beitrag war um 00:49:03 ----------

Man lässt also nicht das Zwerchfell einfach los, weil sonst bllllllllrp die ganze Luft auf einmal mit zu viel Druck weg ist, sondern behält eine Grundspannung, dass sich das Zwerchfell langsamer entspannt. Genau dasselbe tun wir beim Hinsetzen.

Bei mir ist das genau anders. Wenn ich mich nach dem Singen einer Strophe entspanne (das zwerchfell entspanne), dann atme ich ein. Ich hole nie aktiv Luft beim singen.

Alle Klarheiten beseitigt?

Ja, irgendwie sind alle bisherigen Klarheiten wirklich beseitigt.:confused:

Ich werde mir das Morgen nochmal genauer durchlesen, muss nun ins Bett.
 
Um das mal kurz zu fassen.

Dein Zwerchfell "drückt" zwar die Luft nach oben, das ist physikalisch betrachtet richtig. Damit ist aber nicht das "drücken" gemeint, was man meint, wenn man von gepresstem Gesang redet.
Gepresster Gesang ist, wenn die äußeren Kehlkopfmuskeln den Ton stabilisieren. Das wäre, als wenn du auf die besagte Weinflasche (wobei ich das Bild eines Weinschlauches sinniger finde) einen Daumen auf die Öffnung presst. Dadurch wir der verspritzte Weinstrahl zwar härter, aber eben auch dünner. ^^ Eine schöne Analogie.

Faustregel: Solang sich im Hals nix eng anfühlt und der Ton gut klingt - alles Top!

Mit aktiver und passiver Ein- und Ausatmung musst du dich erstmal nicht beschäftigen. Das wird später wichtig. Aktuell solltest du alles aktiv machen um es zu lernen.
 
Ich bin ganz entspannt, dann spanne ich zum singen das Zwerchfell an, es drückt also nach oben die Luft aus der Lunge.

Ich muss den Thread nochmal durchlesen, hab ihn nur grad überflogen. Aber das ist mir grad richtig aufgefallen - wie kannst Du denn bewusst das Zwerchfell anspannen:confused: Das ist doch ein Muskel, den man normalerweise gar nicht bewusst steuern kann, dachte ich?
 
Klar kann man! ^^


====> Woooo, 500 Beiträge!
 
Schriftliche Erklärungen im Internet bereiten mir zusehends Bauchschmerzen, weil man sich sooo leicht missverstehen kann.... ich muss immer sehen und hören können, was die Leute da genau machen, ansonsten halte ich mich mit Kommentaren lieber zurück. Oft ist es so, daß eben doch die Bauchmuskulatur angespannt bzw. die Ausatemluft mit Wucht herausgepresst wird. Aber Stütze ist grundsätzlich etwas Flexibles und Elastisches. Die Atemübungen sind in erster Linie dazu gedacht, ein Bewußtsein für die Atmungsmuskulatur zu schaffen und diese zu kräftigen, damit sie eine Stabilisierungsfunktion übernehmen kann, die sonst die Kehlkopfmuskeln übernehmen müssten (zum Nachteil der Stimme und des Klangs).
 
Ich schließe mich Bell an: schriftliche Erklärungen und Beschreibungen können leicht missverständlich und irreführend sein - sowohl was unser Verständnis deiner Frage angeht als auch dein Verständnis unserer Antworten. ^^


Ein Hörbeispiel könnte aufschlussreicher sein. :)

hmm, also ich nutze mein Zwerchfell glaube ich irgendwie anders :)
Ich bin ganz entspannt, dann spanne ich zum singen das Zwerchfell an, es drückt also nach oben die Luft aus der Lunge.
Das bezweifle ich, weil es physiologisch nicht möglich ist. ;) Oder du bist ein Mutant. :D Insofern muss ich auch Kenshi widersprechen: mit dem Zwerchfell drückt man keine Luft raus.

Vali hat es schon erwähnt: Muskeln können sich immer nur in eine Richtung kontrahieren. Dein Bizeps kann beispielsweise deinen Arm nur beugen, nicht strecken. Das Zwerchfell kann sich aktiv senken, aber nicht aktiv anheben - es wird angehoben und zwar entweder allein durch a) die Elastizität der Lunge, an der es aufgehängt ist und die nach der Einatmenphase gedehnt ist und sich wieder zusammenzieht und b) durch die Ausatmemuskulatur, welche die Lunge weiter kotrahiert.

Zwerchfellspannung bei der Ausatmung heißt nicht, dass das Zwerchfell für die Ausatmung verantwortlich ist. Es heißt stattdessen, dass es die Ausatembewegung durch eine Gegenspannung kontrollierbarer macht. Nochmal zurück zum Bizeps als analoges Beispiel: Stell dir vor, du machst Hanteltraining. Dein Bizeps beugt den Arm. Bei der Rückbewegung zieht die Schwerkraft die Hantel nach unten. Wenn du die Bizepsspannung einfach loslässt, sackt der Arm nach unten. Erhältst du die Bizepsspannung aber aufrecht, kann die Hantel kontrolliert und langsam wieder nach unten führen. So ähnlich funktioniert das mit dem Zwerchfell.

Ich hole nie aktiv Luft. Ich atme nur aktiv aus.
Jo, das ist auch richtig so. Beim Singen atmet man über die Atemruhelage hinaus aus, die Lunge ist komprimiert. Wenn du abspannst, dehnt sich die Lunge und füllt sich mit Luft.

Dieses im Hals eng machen, ist es das was ich wiederum mit der gähn-Stellung zu verhindern versuche?
Ob du Weite im Hals durch Gähnstellung, Vorstellung von Seufzen oder inneres Lachen erreichst, ist individuell verschieden und kommt auf sowohl Lehrer als auch Schüler an. Aber die Idee dahinter ist immer die Gleiche. :)
 
Hallo FinnChord,
Du wirfst wieder verschiedene Dinge durcheinander. Muskulär gesehen funktioniert Atmung bei jedem Menschen so, dass sich das Zwerchfell bei der Einatmung absolut anspannt, sich das Zwerchfell senkt und die Luft durch Unterdruck eingesaugt wird. Muskulär gesehen ist die Einatmung also aktiv. Bei der Ausatmung wird das Zwerchfell absolut entspannt, die Lunge zieht sich aufgrund ihrer Elastizität zusammen und die Luft entweicht so durch den Überdruck. Muskulär ist Ausatmung also passiv. Durchs Stützen, also dem Halten einer Grundspannung, wird die Ausatmung muskulär aktiver, dass sich die Lunge nicht sofort zusammenzieht, damit die Luft langsam dosiert entweicht.
Womit du das verwechselt hast, ist das Ansteuern des Zwerchfells. Bei Sängern will man erreichen, dass die Einatmung als regenerative Phase reflektorisch passiert, also passiv ohne im Kopf bewusst den Befehl zu geben "Jetzt einatmen". Dafür muss man sich der Ausatmung bewusster werden, also aktiv im Kopf den Befehl geben "Spannung halten".
Du siehst, dass das vom Verständnis her eine Stolperfalle ist. Im Kopf ist Einatmung passiv und Ausatmung aktiv, im Zwerchfell ist Einatmung muskulär absolut aktiv und Ausatmung (beim Sänger) muskulär relativ aktiv bzw. im Alltag passiv.

Diese Übung mit dem kräftig auf "sch" ausatmen, ist nicht die Stütze! Diese Übung ist dazu da, dass man ein Gefühl fürs Zwerchfell bekommt und vor allem ist sie dazu da, dass man den Hals frei lässt und nachdem alle Luft entwichen ist, im Kopf loszulassen dass das Zwerchfell sich reflektorisch die richtige Menge Luft zurückholt. Damit werden also die Nebenbedingungen für die Stütze, aber nicht die Stütze selbst trainiert. Zwerchfell spüren, freier Hals, passive Einatmung, das sind die Ziele dieser Übung.
Ersetze sch in dieser Übung nicht mit a, weil zu viel Luft und Druck sonst auf die Stimmbänder treffen!
Die Übungen für den Stützvorgang sind die, die du unter Ausdauerübungen findest (wwww, ssssss und Lippenvibrato). Da geht es nicht mehr darum die Luft kräftig rauszukriegen, sondern das Gegenteil, die Spannung zu halten und dosiert über einen langen Zeitraum Luft abzugeben. Dank der Übungen davor, solltest du gelernt haben wo dein Zwerchfell ist, dass dein Hals dabei frei sein soll und wenn dir die Puste ausgeht passiv einzuatmen, dass du die Ausdauerübungen richtig ausführen kannst. Bei dieser Übung kannst du ein a dazu nehmen. Also nicht nur Lippenvibrato machen, sondern dabei noch Töne singen. Oder nach dem ssssss ein a anhängen (sssssssssssssaa).

Was wir mit Druck meinen, hab ich bereits geschrieben. Das Nutzen von Ausatemmuskulatur, also Baucheinziehen, Schultern hochziehen, Brustkorb in sich einfallen lassen und das Engmachen des Halses, also durch hohe Spannung im Hals das Hochziehen des Kehlkopfes, aber auch das Runterdrücken des Kehlkopfes, das Kleinmachen der Mundhöhle, Vorschieben des Unterkiefers, Plattmachens der Zunge und und und.
Die Gähnstellung soll helfen Weite im Hals herzustellen. Allerdings funktioniert das nicht bei jedem gleich gut. Wenn ich in Gähnstellung gehe, lass ich nicht einfach den Kehlkopf locker, sondern drücke meinen Kehlkopf mit der Zunge runter, was nicht Sinn der Sache ist, weil da wieder Druck entsteht. Wenn sich bei dir der Hals einfach entspannt und keine anderen komischen Dinge macht, wenn du ans Gähnen denkst, passt das.
 
@FinnChord

mein Tip: such dir einen GL, nimm ein paar Stunden und lass dir das in Natur zeigen, bzw. abklären ob du es richtig machst. Habe den Thread jetzt nur überflogen, aber tönt mir bei dir alles ein bisschen nach rumpröbeln -murksen und das bringt nicht viel. Vielleicht machst du ja auch tatsächlich schon einiges richtig und beschreibst es nur seltsam, aber das weisst du erst dann wirklich, wenn du es jemandem, der was von der Sache versteht, zeigst.
 
mit dem Zwerchfell drückt man keine Luft raus.

Jaaaa, Fox, das mag ja anatomisch betrachtet korrekt sein. Aber: Der Post ist bewusst kurz und vereinfacht gehalten und das "drückt" steht da nicht ohne Grund in Gänsefüßchen. ;)

Mir ging's eher darum, das Verhältnis von Zwechfell und gepresstem Gesang in kurzen, einfachen Worten zu beleuchten, anstatt jetzt eine medizinisch korrekte Bezeichnung der Zwerchfelltätigkeit zu geben.
 
Vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten.
Es ist echt erstaunlich welche Unterstützung man hier sogar als Neuling bekommt.
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.
Also ein Mutant bin ich höchst wahrscheinlich nicht :)
Für die Atemübungen habe ich bisher nie Luft geholt, sondern nur ausgeatmet.
In @Foxx Post ist das die "Ausatemmuskulatur" und das Ausatmen über die Atemruhelage.
Ich dachte bisher das wäre das Zwerchfell welches das Ausatmen ab diesem Punkt erledigt.
Also ist es die Ausatemmuskulatur.

Ob da nun die Bauchmuskeln mit beteiligt sind.... Ich habe mal beim Ausatmen (ab Atemruhelage) in alle Muskeln mit den Fingern gepiekt.
Außer, dass es weh getan hat, hat sich aber zumindest für mich fühlbar keiner angespannt.

Kann ich denn sagen, dass ich mit der Ausatemmuskulatur die Luft aus der Lunge "drücke"?
Und wenn ich zu stark "drücke" und dieser Druck sehr stark auf die Stimmlippen trifft, dann
mache ich mir die Stimmlippen kaputt?
Wie @Vali auf mein Beispiel "Ersetzen des sch mit a" schrieb, prallt viel Luft mit Druck auf die Stimmbänder.
Ist das denn immer schädlich?
Wenn ich ein ganz leises a singe und dann verschiedene Veränderungen vornehme, so dass der Ton
lauter wird (leicht anders hinstellen, Zunge anspannen, Backen hart machen etc.) dann erreiche ich doch irgendwann ein Maximum an Lautstärke was
bei dem Luftdruck möglich ist. Will ich nun lauter singen und alle Möglichkeiten der Resonanzerhöhung sind ausgeschöpft, dann brauche ich mehr
bar/atü an den Stimmlippen, oder?

Auch wenn ich mich laut @Kenshi mit der Atmung erst mal nicht beschäftigen soll, so sind es gerade die Übungen die ich ganz einfach befolgen kann.
Die mache ich einfach jeden Tag und komme so meinem Ziel ein wenig näher :)

Ich werde wohl nicht um einen Gesangslehrer drum herum kommen (wie unter anderem @Tonja und auch @Bell nahelegen). Allerdings habe ich das Problem, dass ich 3-4 mal im Jahr beruflich an einem
anderen Standort in Deutschland bin. Also entweder müsste ich zu so einer Gesangsschuleinkette gehen (keine Ahnung ob die gut sind) oder
ich suche mir einen Gesangslehrer an einem Standort und suche diesen dann nur für wenige Monate im Jahr auf.
Wichtig sind ja sicherlich erst mal die Grundeinstellungen. Also, dass ich meinen Hals locker lasse. Das müsste erst einmal überprüft werden.
Dann würde ich einen Gesangskurs machen (nach dem nächsten Standortwechsel in etwa 2-3 Monaten).

Worauf muss ich beim Gesangslehrer achten? Moment, ich glaube da gab es eine FAQ dazu:
https://www.musiker-board.de/faq-workshop-voc/132327-gesangsunterricht-faq.html

Auch wenn ich eher der Autodidakt bin sollte ich doch einen Gesangslehrer aufsuchen.
Woher weiß ich allerdings, dass der Gesangslehrer auch richtig auf die Entspannung im Hals und auf das "nicht pressen" und nicht zu feste ausatmen etc. achtet?
Als Anfänger kann ich das ja nicht beurteilen, deswegen gehe ich ja hin. Gibt es da irgendwelche Gütesiegel/Zertifikate auf die ich achten soll?

Bis zum Gesangsunterricht möchte ich aber auch gerne schon was machen.
Nur Dinge die mir nicht schaden können. Was bietet sich da an?
Die Atemübungen aus der FAQ?
leises singen? Etwas leiser als sprechen, allerdings muss ich dabei wieder die Atemtechnik anwenden die ich als leichtes drücken auffasse,
denn sonst tut es nach 10 Minuten im Hals weh und ich kann keinen hohen Töne singen) Wenn ich nur gerade so viel drücke, dass die Schmerzen im Hals weg sind, ist das dann in Ordnung? Also mich langsam heran tasten. Jeden Tag ein wenig mehr "drücken" bis die Schmerzen im Hals nicht auftauchen.

Was kann ich noch tun ohne mir zu schaden?
 
Ob etwas immer schädlich ist? Ich kenne da den Spruch zu Multiple Choice Fragen: "Nie" ist nie richtig und "immer" ist immer falsch. Deswegen "Es kommt drauf an". Aber es gibt auf jeden Fall die Gefahr, dass die winzigen, zarten Stimmlippen mehr oder weniger großen Schaden nehmen können, wenn sie mit Druck belastet werden. Da macht die Dosis das Gift, also je länger und stärker man belastet, desto schlechter, aber auch wie empfindlich man selbst ist. Es gibt Sänger mit robusten Stimmen und Sänger, die nach einmal kurz Versingen stockheiser sind. Aber es geht bei der Stütze nicht nur um Schadensbegrenzung, sondern darum dass der Ton sich optimal entfalten kann. Auf gedrücktem (zu schnell entweichendem) Atem wird der Ton instabil und wacklig und wenn man mit dem Hals noch nachhilft nimmt es einem die tragfähigen Frequenzen und Lautstärke weg.
Das Dosieren mittels Stütze funktioniert am besten wenn man die Luft bis zur Atemruhelage nutzt, die durch das Zwerchfell bewegt wird, also ohne Hinzunehmen der Ausatemmuskulatur. Die Reserve, die man noch mit Ausatemmuskeln rausdrücken könnte, sollte man im Idealfall nicht anzapfen bzw. nur im "Notfall", weil es da sehr schwierig ist den Atemstrom konstant zu halten. Deswegen haben Sänger mit ner guten Stütze nach einer langen Phrase immer noch genug Luft übrig. Sie kommen mit der Luft, die das Zwerchfell bewegen kann, gut zurecht und haben es nicht nötig die Ausatemreserve zu nutzen. Wär ja sonst auf Dauer viel zu anstrengend, wenn man immer bis ans Atemlimit gehen müsste.

Wie du erkennst, dass ein Gesangslehrer darauf achtet, dass der Schüler nicht presst, merkst du daran, dass er darauf achtet :D Er sollte dich also ermahnen oder stoppen, wenn du anfängst zu drücken und dir Anweisungen geben wie das ohne Druck geht. Ansonsten merkst du auch selbst, wenn du zu viel Druck aufbaust. Fühlt sich im Hals anstrengend an. Solltest du sowas spüren, musst du das dem Lehrer auch sagen und der sollte mit dir an einer Lösung arbeiten, also dir Übungen zeigen. Jedenfalls sollte Heiserkeit nicht dein ständiger Begleiter sein. Am wichtigsten ist aber, dass du dich bei dem Lehrer wohl fühlst und Fortschritte machst.
Wenn du ständig unterwegs bist, dann bleibt wohl nichts anderes übrig als etappenweise Unterricht an deinem Heimatort (oder eben da, wo du meistens anzutreffen bist) zu nehmen. Habe ich auch lange Zeit gemacht, als ich regelmäßig zu meinen Eltern in den Norden gefahren bin, sobald ich ein paar Tage keine Uni hatte. Ist besser als gar nicht. Je nachdem wie du singst, reichen vielleicht ein paar Stunden für die Basics. Aber das kann ich schlecht beurteilen. Ich kenne dich und deine Stimme nämlich nicht.

Was du noch tun kannst ohne dir zu schaden? Sing und wenns weh tut, wars falsch, ggf. Pause machen, wenn das unangenehme Gefühl nicht gehen will.
 
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Vielen Dank für Deine Antwort Vali.

Das mit dem Singen nur mit der Ausatemluft ab der Atemruhelage habe ich mir bei youtube Videos von Gesangslehrern abgeschaut und ebenso aus diesem PDF-Dokument:

Atemtechnik.pdf

Mir geht zwar dabei ab und an die Puste aus, aber ich dachte das liegt an zu wenig Training.
Ich werde es mal mit vorherigem Einatmen versuchen :)

Zur Zeit ist es so, dass ich manchmal nach fast zwei Stunden singen keine Probleme (5%) und manchmal schon nach 5-10 Minuten Halsschmerzen (beim Schlucken stärker) habe (95%).

Da mache ich wohl etwas falsch beim singen.

Gibt es da eventuell auch Übungen um den Sachen im Hals (Kehlkopf und was alles meint mitsingen zu müssen) beizubringen mal nichts zu machen und nur die Stimmlippen arbeiten zu lassen?

Ansonsten kann ich immer nur sehr kurz singen und muss dann wieder eine Pause machen.
 
Was dir abgesehen von dem ganzen Stütze-Thema vielleicht noch helfen könnte, wäre ein weicher Stimmeinsatz. Sicher, es ist schon wichtig, daß genug Atem unter den Tönen ist, aber das ist eben nicht alles. Vielleicht setzt du zu hart an, das führt nämlich gerne mal zu Halsschmrzen und Heiserkeit.
 
Um mal einmal Klarheit in die Birne zu bekommen und Input für eine Marschrichtung zu holen finde ich auch Wochenendkurse nicht verkehrt. Das ist dann zwar sehr viel Information auf einmal, aber kann schonmal in eine Grobrichtung schubsen, an der man ganz gut auch ein, zwei Monate selber arbeiten kann.
Faustregel beim Üben: Wenn's unangenehm ist aufhören.
Dass du am Anfang das Gefühl hast zu wenig Luft zu haben ist normal. Wenn die Atmung noch nicht optimal funktioniert, verbraucht man zu viel Luft auf einmal und der Atem reicht nicht über die Zeit.
Versuche dir vorzustellen, wie der Ton klingen soll, wenn er optimal gelingt, und diesen Zustand vorsichtig zu erzeugen. Da du als Ideal wohl kaum einen lauten, schrillen Ton hast, ist das in jedem Fall eine ganz gute Grobrichtung, erstmal nichts kaputt zu singen.

Was auch normal ist: Wenn du am Anfang merkst, dass deine Atemmuskulatur Ermüdungserscheinungen zeigt. Also dass du nach einer Weile vollkommen in den Hals rutschst bzw. dass du ein Muskelkatergefühl in der Zwerchfellregion bekommst. Das ist dann ein klares Indiz für: Der Muskel braucht noch bisschen Training um zu leisten, was du gerne mit ihm anstellen willst, ein 100m-Läufer bricht schließlich auch nicht nach 2 Wochen Training den Weltrekord.
 

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