du widersprichst dir: Du meinst, dass die MainActs eh schon fest stehen und nur mehr für freie Slots wer gesucht wird ... Und jetzt meinst du, dass die Qualität leidet? Die MainActs bleiben ja immer die gleichen, egal ob die die freien Slots bezahlt oder nicht bezahlt vergibst.
Wo widespreche ich mir da denn? Wenn eine absolute Schrottband den Support Slot bekommt, ist die Qualität des Line Ups doch schlechter, als wenn die Vorband sehr gut ist, auch wenn der Headliner der selbe ist. Das Publikum bekommt für sein Geld entweder mehr oder weniger.
Wieso ist es nicht besonders klug? Wenn ich eine Dienstleistung in Anspruch nehme, dann will ich vorher wissen wie viel es kosten wird und will kein "Es könnte sein dass es sich mit XXX ausgeht, aber eventuell wirds auch viel teurer" Egal in welchem Bereich
Nach meinem Verständnis ist es aber nicht richtig hier von einer Dienstleistung zu sprechen, denn wie ich schon mehrmals erwähnt habe, bist du derjenige, der die Dienstleistung erbringt und somit solltest du im schlimmsten Fall für Lau und im Normalfall für eine Gage spielen, oder halt gar nicht. Die Optionen sind alle besser als zu bezahlen und aus finanzieller Sicht definitiv "klüger".
Zu dem Beispiel mit den 6000 Euro sag ich dir ganz einfach Folgendes: Derart große Veranstaltungen plane ich nicht, weil ich gar nicht genug Geld habe, um soviel auslegen, geschweige denn einen derart hohen Verlust verkraften zu können. Abgesehen davon sollte man meiner Meinung nach ein Event in dieser Größenordnung generell nicht durchführen, wenn man sich ohnehin keine Publikumsmagneten leisten kann. Größere Veranstaltungen zu planen überlasse ich denen, die das beruflich machen und die sich ein gewisses Kapital angehäuft haben, mit dem sie auch große Acts bezahlen können. Nicht ohne Grund fangen Festivals klein an und vergrößern sich nur langsam über viele Jahre hinweg. Nur mal so als Beispiel. Und wenn diese Veranstalter mich dann nicht haben wollen, dann ist das halt leider so.
Abgesehen davon:
Organisier ich alles selber, dann komm ich nicht an die bekannten MainActs, weil zu teuer, also spielen nur mehr Noname Bands => weniger Publikum => weniger Einnahmen
und nebenher leidet die Qualität genauso darunter, weil eben gute Mainact Bands bei diesen Veranstaltungen fehlen werden.
Es kommt ganz darauf an in welcher Größenordnung man sich bewegt. Ich rede hier von kleineren Läden, wo bis zu 300 Leute reingehen und man mit Bands auskommt, die um die 1000 Euro Gage nehmen (die Headliner). Richtig große Sachen organisiere ich alleine aus dem zu großen finanziellen Risiko generell nicht selbst. Allerdings könnte man, wenn es unbedingt groß sein soll, natürlich mit Bekannten/Freunden zusammenarbeiten, die dann hauptsächlich als Kapitalgeber fungieren, aber auch nur in Höhe ihrer Einlage haften. Das hab ich schon häufiger bei Leuten gesehen, die ein Festival etablieren wollten. So minimiert man natürlich das Risiko für den einzelnen, aber auch das würde ich ohne Weiteres nicht machen und geht in diesem Zusammenhang auch etwas zu weit.
Wenn es dir tatsächlich darum geht, auf Teufel komm raus auf möglichst großen Veranstaltungen zu spielen, dann gebe ich dir Recht, dass pay to play mit Sicherheit der einfachste und schnellste Weg ist, um an eben solche Gigs ranzukommen. Ich rede hier aber von Gigs/Slots, die dem Status/Bekanntheitsgrad der Band angemessen sind und nicht von undankbaren Opener Slots, für die man wahrscheinlich noch nicht einmal reif genug ist (Bsp.: 1 Jahr Banderfahrung und dann meinen unbedingt vor 2000 Leuten spielen zu müssen) und die einem im Verhältnis zum gezahlten Preis gar nicht mal so viel bringen.
Wenn du so viel Kohle hast, dass du dir ausreichend Gigs kaufen kannst und die Knete raushauen kannst wie nichts gutes, dann ist pay to play sicher eine Variante leicht an Gigs zu kommen. Rein wirtschaftlich gesehen ist es aber nicht rational für dein eigenes Produkt zu bezahlen. Leider gibt es zu viele Bands, die davon überzeugt sind, dass sie auf solchen Veranstaltungen spielen müssen, obwohl sie dort eigentlich nichts zu suchen haben und das ist auch der Grund, weshalb es sowas überhaupt gibt.
An gute Gigs kommt man natürlich nicht von Anfang an ran. Das dauert Jahre ein Netzwerk aufzubauen, seine Performance zu verbessern, etc. und so lange die Entwicklung einer Band bzw. einzelner Musiker dauert so langsam steigt auch die Zahl und Größe der Gigs bzw. die Gagen. Das mag zwar nervig sein, wenn es so lange dauert, aber du hast nicht Unmengen an Kohle rausgeballert um auf Bühnen zu spielen, für die du gar nicht reif genug bist. Und das ganze ist kein Wunschdenken. Wenn man am Ball bleibt, selbstkritisch ist und sich stetig versucht sich zu verbessern, dann sieht man von Jahr zu Jahr Fortschritte. Den Megaerfolg habe ich mit meiner Band nach fast 7 Jahren noch längst nicht erreicht und die Wahrscheinlichkeit viel zu erreichen ist generell sehr gering, aber mittlerweile sind die Gagen höher, die Locations geiler und die Slots später, etc. Das dauert halt, aber wir haben keine Unmengen an Geld reinstecken müssen.
Wenn der Weg mit dem pay to play für dich funktioniert und du davon überzeugt bist, dass sich die Investitionen lohnen, dann ist das schön und gut. Ich versuche hier nur zu erläutern, weshalb ich es falsch finde zu zahlen und wie es meiner Meinung nach besser ist und darum geht es ja in diesem Thread eigentlich auch.
EDIT:
Mir fällt gerade noch ein gutes Beispiel ein anhand dessen man vielleicht versteht wie wir das mit meiner Band angehen und wie es tatsächlich trotzdem funktioniert: Vor ca. 2 Wochen wurden wir von einem Booker gefragt, ob wir als Vorband von Kataklysm spielen wollen. Bedingung war, dass wir 20 Tickets übernehmen (die wir auf jeden Fall hätten zahlen müssen, auch wenn wir sie nicht losgeworden wären) und keine Gage. Da haben wir dann halt gleich gesagt, dass wir gerne spielen wollen, aber keine Tickets nehmen und mindestens 100 Euro haben wollen. Das Konzert ist nicht allzuweit von uns entfernt und deshalb ist das locker mehr als Spritgeld und auch deshalb hat der Booker uns gefragt, weil er wusste, dass wir in der Region mittlerweile einige Leute zusätzlich ziehen. Wir haben ihm dann noch angeboten, dass wir gerne auch versuchen Tickets zu verkaufen, um den Veranstalter zu unterstützen, aber dass wir auf keinen Fall eine feste Zahl abnehmen werden. Nach nur wenigen Minuten wurde uns gesagt, dass das klargeht. Natürlich ist das nicht immer so, aber daran merkt man, dass der Veranstalter uns wirklich für das Event haben wollte und wir haben ihm halt gesagt, unter welchen Bedingungen wir dazu bereit sind. Natürlich hätte das auch nach hinten losgehen können und dann hätten wir den Gig halt nicht gehabt, hätten aber auch nicht weniger gehabt als vorher. Die nächste Gelegenheit kommt auch so. Im übrigen wurde das Kataklysm-Konzert einige Tage später um 3 Tage verlegt, weshalb wir nun doch nicht spielen können. Auch dumm gelaufen, aber auch kein Weltuntergang.
Ein anderes Beispiel:
Als wir noch ganz am Anfang waren, die ersten Gigs gespielt waren und wir uns langsam verbessert hatten, kam eine Anfrage, ob wir als Vorband von Dying Fetus spielen wollen. Das war höchstens unser 15. Gig und wir haben immerhin das gesamte Spritgeld+Catering und frei Trinken+Schlafplatz bekommen. Also so gehts auch.
Und ein Beispiel noch zum Thema angebrachte Größe der Veranstaltung:
Kürzlich haben wir auf einem größeren Festival gespielt. Wir hatten die Wahl ob wir auf der (ziemlich) großen Mainstage oder der kleinen Zeltbühne spielen wollen. Wir haben uns ohne zu zögern für die kleine Bühne entschieden, weil wir wissen, dass das für uns besser ist. So war das Zelt Recht gut gefüllt, wir konnten unter einigermaßen gewohnten Gegenheiten spielen und somit konnten wir eine Menge Leute überzeugen. Auf der ungewohnt großen Bühne hätten wir uns wahrscheinlich verloren gefühlt, wären abgelenkt gewesen, vor der Bühne hätte es bei gleicher Zuschauerzahl leer und somit scheisse ausgesehen und das hätte uns weniger Spaß gemacht und auch weniger gebracht. Nur weil wir auf der größeren Bühne gespielt hätten, wären bestimmt nicht viel mehr Leute da gewesen bzw. hätten sie sich auch nicht mehr für uns interessiert. Natürlich wollen wir auch irgendwann auf solchen Bühnen spielen, aber da wollen wir uns langsam ranarbeiten und wenn es nicht klappt, haben wir wenigstens bei kleineren Bühnen den Saal voll gekriegt, was mir/uns lieber ist, als auf einer riesigen Bühne zu spielen vor der nichts los ist bzw. es leer aussieht. Das macht ja auch auf andere keinen guten Eindruck. Im übrigen hat eine befreundete Band von uns vor 2 Jahren mal den Fehler gemacht und sich in einer ähnlichen Situation für eine solche große Bühne zu entscheiden und die haben es danach bereut und gesagt, dass sie den Fehler nicht wieder machen werden.
EDIT 2:
(jaja, Blockseminare sind teilweise sehr langweilig
)
Vor ein paar Jahren (ich denke so vor ca. 3) haben wir das Angebot bekommen uns für 900 Euro bei einer kleinen Tour mit ziemlich hochkarätigem Line Up einzukaufen. Allerdings handelte es sich dabei nur um 4 Termine. Die Locations lagen recht weit auseinander. Im Nightliner hätten wir für einen ordentlichen Aufpreis mitfahren können (die Zahl habe ich absolut nicht mehr im Kopf, bin mir aber sicher, dass der Gesamtpreis die 3000 Euro überstiegen hätte) und ansonsten hätten wir halt selbst sehen müssen, wie wir mit unserem gesamten Equipment von A nach B gekommen wären, was locker mehrere 100 Euro gekostet hätte. Dazu wäre dann noch in beiden Fällen die gesamte Verpflegung gekommen. Egal ob Nightliner oder Minibus mieten, oder mit 2 eigenen Autos die Kilometer reißen, alle Varianten hätten die 900 Euro deutlich überstiegen. Wie weit ist natürlich schwer zu sagen, aber 2000 Euro wären insgesamt sehr optimistisch kalkuliert gewesen. Wie man an meiner Schreibweise schon erkennen sollte, haben wir das Angebot natürlich nicht angenommen. 1. Grund: Das wir hätten gar nicht so richtig ins Line Up gepasst und die Leute dort hätten sich nur wenig interessiert. 2. Grund: Bei so einem hochkarätigen Line Up sind wir als unbekannte Band, die direkt nach dem Einlass spielt, völlig uninteressant für die meisten Leute. Die Leute hätten nach uns noch 4 fette Bands vor sich gehabt und das ist für die meisten schon fast zu viel.
3. und wichtigster Grund: Das Ganze wäre einfach viel zu teuer gewesen für 4 Gigs, bei denen generell sicherlich viele Leute gewesen wären, vor denen WIR aber mit Sicherheit nicht gespielt hätten. Merch und CDs wären wir bei der "Konkurrenz" auch nicht sonderlich viel losgeworden.
Unsere Überlegung war (und wäre es in einem vergleichbaren Fall auch noch heute): Lieber 10 kleinere Gigs besorgen (beispielsweise verteilt über ein Jahr) bei dem man mindestens bei 0 rauskommt und evtl. sogar plus macht (entweder durch eine Gage, die die Spritkosten übersteigen und/oder durch zusätzliche CD- und Mercheinnahmen). Die Locations waren mit Sicherheit allesamt kleiner und es waren insgesamt deutlich weniger Leute da, jedoch hatten wir bessere Spielzeiten, das Publikum hatte etwas für uns übrig und wir konnten was verkaufen. Zusammengesehen schätzen wir diese Situation deutlich effektiver ein mal ganz abgesehen davon dass unser Kontostand statt -2000 danach bei +3000 (Beispiel) stand und wir öfter spielen durften als die popeligen 4 mal. Das Angebot haben übrigens auch zwei unserer befreundeten Bands bekommen und beide haben es abgelehnt. Am Ende war es eine recht junge Band, deren Aufnahmen auf Myspace schon grottig klangen, die offensichtlich sehr unbekannt waren und von denen ich danach auch nie wieder etwas gehört oder gesehen habe.
Erst vor kurzem habe ich von einer Band, mit der wir gespielt haben, gehört, dass sie kurz vor unserem gemeinsamen Gig eine größere Europa Tour supported hat (allzu viele Termine waren es nicht, aber halt als support für eine bekannte Band). Sie haben sich da für viel geld (wieviel weiß ich nicht, aber es wird schon eine ganze Stange gewesen sein) eingelauft und haben danach die selben kleinen Gigs wie vorher gespielt und sind auch heute nicht bekannter/erfolgreicher als vorher. Allerdings waren die Jungs sehr stolz darauf so eine Tour gespielt zu haben und wirkten sehr überheblich und haben versucht möglichst oft zu erwähnen, dass sie eben eine Tour mit XY gespielt haben. Inwieweit man sich da selbst betrügt sei mal dahingestellt
Also mit den Beispielen versuche ich nur zu zeigen, wie wir da rangehen und vielleicht wird dadurch meine generelle Sichtweise klarer.