Nach und nach werden hier auch die Nachteile des wechseltönigen Instruments klar.
Ich verstehe nicht ganz, wieso "nach und nach". Die Nachteile sind doch eigentlich schon im Thementitel angesprochen: "diatonisch". Es sind also keine vollchromatischen Instrumente. Das heißt, ich bin beim Spielen auf bestimmte Tonarten festgelegt (also überhaupt schon erst mal auf tonale Musik). Selbst wenn manche "diatonische" Instrumente im Prinzip alle zwölf Halbtöne haben, sind manche eventuell nur auf Druck, manche nur auf Zug vorhanden, lassen sich also nicht gleichzeitig und manchmal nur umständlich spielen. Eine Anglo-Konzertina ist durchgehend chromatisch, dennoch werde ich auf ihr niemals Zwölftonmusik spielen.
Das ist doch schon von vornherein klar.
Eigentlich ist ja meist auch eher "wechseltönig" gemeint. Mein großes Einheitsbandoneon ist z. B. auch vollchromatisch, sowohl auf Druck als auch auf Zug, aber dummerweise ist die Tonbelegung auf Druck eine völlig andere als die auf Zug.
Irgendwie kommt mir das so vor, als ob man sagen würde, nach und nach werde jetzt auch klar, dass man auf seinem Motorroller keine Schrankwand Eiche rustikal transportieren kann.
Nee, das ist doch schon von Beginn an klar. Allerdings kommt man mit dem Roller im Allgemeinen besser durch den Verkehr, wenn man z. B. nur zur Arbeit fahren will, als mit einem dicken Kastenwagen. Man findet auch leichter einen Parkplatz. Dass man bei Regen nass wird, ist doch jedem klar.
So'n kleiner Zweireiher wiegt vielleicht 3 kg, ist kompakt und kostet meist nur einen Bruchteil eines normalen chromatischen Akkordeons. Und wenn ich große Musik machen will, setze ich mich an die Orgel, ziehe ordentlich Register und habe damit ungleich mehr - musikalische - Möglichkeiten als mit jedem Akkordeon. Dummerweise ist so'ne Orgel allerdings auch noch weniger transportabel und noch mal deutlich teurer.
Wir hatten bei uns auf der Arbeit mal ne ganze Weile Shanty-Chöre, die da auftraten. Die hatten immer Akkordeonspieler dabei, die sich an 120-Bässe-Angeberinstrumenten totschleppten und davon doch nur sechs Knöppe benutzten. Da seh ich dann wirklich keinen Vorteil mehr.
Momentan spiele ich auf meiner Club viel Tanzmusik. Tanzmusik ist melodisch und harmonisch meist ziemlich primitiv, wichtig ist dagegen, dass sie Drive hat und lebendig klingt. Das ist in die Diatonischen quasi schon eingebaut. Bei ungefähr gleichem Spielniveau klingen Chromatische im Vergleich dazu meist etwas flacher.
Eigentlich finde ich es eher umgekehrt: Die Nachteile der Diatonischen sind von vornherein klar. Es sind die Vorteile, die erst nach und nach klarwerden.