scandifly
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DER ENTSCHLUSS:
Als Keyboarder mit neuerlichem Hang zum Gitarre spielen suchte ich einen Gitarrenverstärker für Zu Hause zum ein wenig "rumklampfen". Der Sound sollte aber absolut in Richtung Fender gehen und die Kiste nicht all zu viel kosten, das waren meine einzigen Vorgaben. Nach dem Anspielen diverser Modeler incl. der von Fender kam dann die große Ernüchterung auf. Bei allen bekannten Marken vermisste ich die röhrentypische Dynamik und das langsame Ansteigen in die Röhrensättigung. Ich habe nichts gefunden, was mich auch noch irgendwie soundtechnisch- wie auch preislich überzeugen konnte. (Ich bin halt schleckig…)
Also wieder ein wenig auf meiner Microcube Büchse rumgeklampft und weiter Youtube Reviews angeschaut. Dann fand ich einen Vergleich über einen Bugera V22 und einen VOX AC15 und der Bugera hat mich sofort überzeugt. Das Ding wurde für 245,00 im Internet gezogen. Es gibt ja Rückgabegarantie…
DIE FEATURES:
- 22 Watt Vollröhren Amp
- 3 12AX7 und 2 EL84 Röhren
- 12er Bugera Speaker
- 2 Inputs
- 2 Kanäle
- 3- Bandklangregelung
- Presenceregler
- Mittenboost zuschaltbar
- Pentode/Triode Betrieb
- Eingebauter Digital Hall
- Effect send/return
- Fußschalter für 2. Kanal und Reverb incl.
- Preis: 245,00 Euro
DAS AUSPACKEN:
Erster Eindruck nach dem Öffnen des Bugera V22 Kartons: Ein höllisch übel riechender, für mich nicht zu identifizierender Gestank, welcher wohl auf die Ungezieferprophylaxe beim Schiffcontainertransport von China über unsere Weltmeere zurückzuführen ist. (Sofortige Entsorgung dessen auf die Terrasse zum auslüften war angesagt und ich bin Raucher…) Zweiter Eindruck: Eine völlig verknittertes, verknicktes, einfach in den Karton geworfenes in Plastik eingetütetes Manual strahlt mich an. Na, wenn das so weitergeht…. Ansonsten war die Kiste gut einpackt, ist ja eigentlich Standard heute.
Dabei ist auch ein Doppelfußtaster für den 2. Kanal und den Digital- Reverb, Dieser ist in seinem Karton mit 2 Packbändern auf den Boden des rückseitig offenen Gehäuses offensichtlich mit solcher Brutalität ins Holz getackert worden, dass die Reste der Bänder nach dem Durchtrennen jener noch heute das Innenleben des Amps zieren, so einen Presslufttacker hätte ich auch mal gerne…
Ach so, ein ungefähr 80cm langes Stromkabel ist auch noch dabei. In der Kürze liegt die Würze!
OPTIK & HAPTIK:
Ich muss wirklich zugeben, die Kiste sieht wirklich unverschämt gut aus, ein toller Vintage Look ziert mittlerweile meine Räumlichkeiten. Alles ist ordentlich verarbeitet, ich kann selbst beim doch etwas "dünnen" Tolex/Plastik? Überzug keinerlei Macken entdecken. Schutzecken und Gummifüße wurden auch noch spendiert, der obere Griff sollte einige Transporte schadlos überstehen. Weitere Überraschung: Die nicht zu "labberigen" Chickenheads an den Potis lassen sich mit sehr viel Gefühl und guten Widerstand regeln. Da ist mir schon anderes unter die Finger gekommen. Ein massiver On/Off, sowie ein Standby Schalter aus Metall, ebenfalls positiv. Das Blau scheinende, mit 1.000.000 Lux erstrahlende Jewellight leuchtet auch jedem Blinden den Weg, (auch als stimmungsvolles Partylight nutzbar) und zeigt unmissverständlich den jeweiligen Betriebsstatus an.
ANSCHLIESSEN:
Nach den ersten Eindrücken vorsichtig geworden, wurde als nächster Schritt erst einmal die Speakerverkabelung überprüft und - natürlich Volltreffer, China douze points! Das Kabel des bordeigenen "12er Bugera Vintage Speaker", welcher mit 8 Ohm zu Werke gehen soll, steckt A: in der falschen Buche und B: war der Impendancewahlschalter auf 16 Ohm eingestellt… Na ja, solche Kleinigkeiten lassen sich ja schnell korrigieren. ;-)
Bleiben wir mal auf der Rückseite:
- Umschalter für Pentode/Triode Betrieb, verändert die Leistung/Sound des Amps
- 2 Speakeranschlüsse
- Impendancewahlschalter 4/8/16 Ohm
- Stereo-Klinkenbuchse für 2fach Taster (2. Kanal/Reverb)
- Effect loop send/return
Auf der Vorderseite befinden sich noch 2 unterschiedlich empfindliche Eingänge. (SingleCoil/Humbucker)
Negativ zu bewerten ist, dass alle Klinkenbuchsen des Amps aus Plastik bestehen, mal schauen, was die Zukunft bringt…
AB IN'S COCKPIT:
Schauen wir doch mal die Regelmöglichkeiten an:
Von links nach rechts finden wir Gain für den Cleanchannel, gefolgt von Gain und Volume für den Zerrkanal, eine 3-Band Klangregelung für beide Kanäle, einen Masterregler für die Gesamtlautstärke, einen Presenceregler und guten Schluss noch das Digitalhall Poti. Beiden Kanälen wurde noch ein zuschaltbarer Mittenboost spendiert, welcher über einen seeehr kleinen Taster aktiviert werden kann. Nicht zu vergessen, der Kanalumschalter in selbiger Ausführung. (Das Klicken des Relais ist übrigens gut zu hören)
ANSCHALTEN:
Ok, jetzt wird`s ernst,
Feuerlöscher und Brandschutzdecke bereit, alle Regler auf 12 Uhr gestellt und die Squier Tele angestöpselt, schalte ich die Chinesische Höllenmaschine das erste Mal an um die Treiber erstmal ein wenig in Stimmung zu bringen und aktiviere etwas später dann den Standby Switch. Als erstes fällt mir ein leichtes 50Hz Brummen auf, gefolgt von den SingleCoil üblichen Geräuschen, ansonsten ist der Amp völlig ruhig - aber nur kurze Zeit…
Erstes Anspielen: Nach dem sich meine Trommelfelle wieder etwas beruhigt hatten und ich die Gain Potis der beiden Vorstufen auf ein Nachbarschaftsverträgliches Maß (ich möchte hier noch eine Weile wohnen bleiben, ist wirklich ne nette Gegend hier) zurückgeregelt hatte, machte sich dann der Bugera mit Klingeln, Knarzen, Rauschen und Knacksen auf sich aufmerksam. Diesem Eigenleben konnte kurzeitig Einhalt geboten werden, indem mehr oder weniger unsanft auf das Gehäuse geklopft wurde. Diese Lösung ist natürlich nicht zukunftsweisend und so wurde der Verstärker dann erstmal aus dem Gehäuse geschält um so an die Röhren zu kommen.
DER RÖHRENTAUSCH:
Das Verstärkerchassis ist mit 4 Schrauben auf der Oberseite und weiteren 4 im Inneren des Gehäuses befestigt. Das ist gut und hält. Dann geht's weiter: Die Röhren sind mit einem Blech- Gittergehäuse geschützt, welches mit 8 weiteren Schräubchen befestigt ist. An die Röhren kommt man also nur ran, wenn das Chassis komplett ausgebaut ist. Mal Schnell ne Röhre tauschen is also nich! Das Innenleben des Amps und die Verarbeitung sind übrigens, gemessen am Preis wirklich tadellos, ich war wirklich überrascht.
Nachdem alle 3 Vorstufenröhren (ich hab nicht lang rumprobiert und gleich alle ersetzt) gegen JJ 12AX7 getauscht wurden, sind die Geräusche weg, es lag also definitiv an einer oder mehreren der mit Bugera gelabelten Röhren.
Mittlerweile habe ich auch Ausfälle an einer der EL84 in der Treiberstufe (sanftes Anklopfen mit einem Schraubendreher wirkt Wunder), entweder der Sockel oder die Röhre muss der Übeltäter sein. Neue TAD's liegen schon bereit, ich warte nur noch auf eine Jan Philips für die Vorstufe, dann geht's zum Händler, Einmessen und gegebenenfalls rumlöten
Anmerkung:
Warum ich die Kiste nicht auf Garantie zurückschicke? Weil ich wissen möchte was kaputt ist, ich nicht 8 Wochen warten möchte, bis der Postmann klingelt, und ich schon 2 mal schlechte Erfahrungen mit Behringer in Bezug auf Reklamationen hatte, Geräte kamen "repariert" wieder kaputt zurück. Das kostet natürlich ein paar extra Euros - ist mir aber wurscht und mein kleiner lokaler Dealer freut sich über den Reparaturauftrag.
SOUND:
Für mich der schwierigste Teil de Reviews, bin ich doch eigentlich Keyboarder und nur Spaßstromgitarrenspieler. Aber ich gebe mein Bestes. ;-)
Clean Squier Tele (Original Bugera Vor/Endstufen Röhren):
Wunderschöner "fendriger" Sound, so wie ich mir das gewünscht hatte, die Endstufe auf 12 Uhr leicht in die Sättigung getrieben, zuckersüss, wunderbar klar und krisp, schöne Höhen und dabei gar nicht harsch oder hart, auch die Bässe kommen sehr differenziert und nicht mulmig rüber. TOLL!
Zerre Squier Tele (Original Bugera Vor/Endstufen Röhren):
Vom leichtem Overdrive zum andicken bis Sound á la Tubescreamer ist hier alles möglich. Auch Marshalltypische Sounds gehen. Durch die Möglichkeit von Gain, Master und der Regelung der Gesamtlautstärke lassen sich wirklich tolle Klänge aus der Kisten locken, allerdings auch hier Endstufe auf min.12 Uhr darunter klingt's ein wenig muffig. Wer allerdings Metal spielen möchte ist hier komplett falsch oder muss sich mit Bodentretern bedienen. (Ist ja auch nicht das Ampkonzept)
Clean Squier Tele (JJ Vorstufen Röhren/Original Bugera Endstufenröhren):
Der Charakter des Amp's hat sich meiner Meinung nach völlig verändert.
Ich musste als Erstes die Vorstufe zurückregeln, die JJ haben mehr Biss, der Amp geht schneller in die Sättigung, klingt gar nicht mehr so nach "Fender" ist jetzt ein toller Bluesamp geworden. Der eine mag das - ich nicht so. Deswegen habe ich mir eine Jan Philips 12AT7WC für V1 bestellt, die ist nicht so heiß (-3db) wie die JJ. Wir werden sehen was passiert und ich werde dann berichten.
Zerre Squier Tele (JJ Vorstufen Röhren/Original Bugera Endstufenröhren):
Auch etwas lauter als die originalen Röhren, aber kaum Unterschiede im Sound
Clean Vintage V100-IT LP Copy (JJ Vorstufen Röhren/Original Bugera Endstufenröhren):
Natürlich gitarrentechnisch bauart bedingt ein mehr mittiger Sound, schöner runder, warmer Klang für Jazz ohne Plec. Klingt wirklich toll. Allerdings fängt der Bugera Speaker bei den Tiefmitten an zu pumpen, ob das so gewollt ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen.
Zerre Vintage V100-IT LP Copy (JJ Vorstufen Röhren/Original Bugera Endstufenröhren):
Auch hier geht die Sonne auf, wunderbar cremiger Sound, ich bin begeistert, allerdings nicht in der Schlafzimmereinstellung!
Der Mittenboost:
Schiebt die Kiste noch mal ein wenig nach vorne - nicht zu viel und nicht zu wenig, ich mag ihn in der Kombination mit der Tele. Leider nicht per Fußschalter aktivierbar.
Unterschiede Pentode/Triode:
Auf der Rückseite kann zwischen den beiden Betriebsmodi umgeschaltet werden. Im Triodenmodus soll der Bugera ungefähr 40% weniger Leistung haben als im Pentodenmodus.
Ich habe da ein wenig rumexperimentiert und alles ist wie immer Geschmackssache. Mir persönlich gefällt, obwohl der Amp im Wohnzimmer steht, der Pentodenbetrieb besser, im Triodenmodus geht der Bugera schneller in die Sättigung, klingt aber auch irgendwie etwas muffiger und nicht mehr so spritzig. Müsst Ihr selber ausprobieren.
Digitalhall:
Überraschender Weise klingt der Hall bis ungefähr 3 Uhr wirklich gut. Ich benutze ihn fast immer, auch in Kombination mit meinem Line6 M9 Stomp Box Modeler. Das Ding hallt halt! (Ist natürlich kein 63er Springreverb…)
Vorschalten von Bodentretern:
Danelectro Transparent Overdrive V1 an den cleanen Kanal gehängt.
Wunderbares andicken bis zum sanften Crunch ist hier möglich, klingt für mich phantastisch, auch für die Zerre als Booster zu gebrauchen.
Line6 M9, mittlerweile meine All in One Lösung, macht keinerlei Probleme, klingt gut und funktioniert.
RESUMEE:
Als Erstes: Wer in einer Mietwohnung lebt und sich sein Privatleben mit unerträglichen Nachbarn teilen muss, für den ist der Bugera V22 nicht wirklich die 1. Wahl. Der Amp klingt erst ab Stellung 12 Uhr im Master richtig gut - aber dann geht die besagte Vollröhren Sonne auf. Die Kiste hat halt 22 Watt und trotz des nicht sehr wirkungsstarken Speakers ist der Amp so was von dynamisch dass schon ein beherzter Griff ins Plec nicht nur die Nachbarn zum Glühen bringen könnte. Das Ding ist wirklich LAUT! (Glaubt's mir)
Trotz allem (Röhren)Ärger zum Trotz, ich bin am Überlegen, mir einen Zweiten zu besorgen. Was ist denn nu los… spinnt der jetzt total?
Leute, was kann man denn für 245,00 Euros erwarten? Ein Amp mit so einer Ausstattung für so wenig Kohle, Made in China, muss meiner Meinung nach ab und zu Mängel aufweisen. Falls diese aber mit ein wenig Aufwand und bescheidenen finanziellen Mitteln beseitigt werden können, dann ist das doch eine tolle Sache. Ich bin Realist und habe schon hinter etliche Türen in Bezug auf Qualitätsmanagement schauen dürfen/müssen (Osteuropa) und freue mich, dass es so toll klingende Vollröhren Amp's quasi heute für nichts zu kaufen gibt. Es kommt halt immer auf die Betrachtungsweise an.
Und deswegen gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung. Vielleicht hat der Eine oder Andere mehr Glück bei der Serienstreuung, denn der Sound des V22 (auch mit den Originalröhren) ist wirklich erste Sahne. Und genau dieser Sound verzeiht all die kleinen Macken bezogen auf's Preisschild.
Deshalb mit meinem Line6 M9 wahrscheinlich demnächst in Stereo.
+PLUS+
+ Sound
+ Ausstattung
+ Fustaster incl.
+ Mittenboost
+ Reverb
+ Preis
+ Verarbeitung (ohne Röhren)
-MINUS-
- Keine Daten zur Biaseinstellung für die Treiberröhren
- leichter 50Hz Brumm
- Klinkenbuchsen aus Plastik
- Röhren komplett "SCHROTT" sowohl in der Vor- wie auch vielleicht in der Endstufe
- Speaker neigt bei Tiefmitten (Les Paul Kopie ) zum "Pumpen" - vielleicht ist das aber auch so gewollt
- Mittenboost nicht per Fußschalter aktivierbar
- Zeitaufwändiger Ausbau des Verstärkergehäuses bei Röhrenwechsel
LINKS:
- Bugera V22: http://www.bugera-amps.com/EN/products/V22.aspx
- Reviews:
http://www.youtube.com/watch?v=QHsfZWpERNE
http://www.youtube.com/watch?v=pMSizPdxcco
http://www.youtube.com/watch?v=zoRW8Wj7dWc
http://www.youtube.com/watch?v=uVyNOanyc6w
und viele mehr...
rock on… chris
Als Keyboarder mit neuerlichem Hang zum Gitarre spielen suchte ich einen Gitarrenverstärker für Zu Hause zum ein wenig "rumklampfen". Der Sound sollte aber absolut in Richtung Fender gehen und die Kiste nicht all zu viel kosten, das waren meine einzigen Vorgaben. Nach dem Anspielen diverser Modeler incl. der von Fender kam dann die große Ernüchterung auf. Bei allen bekannten Marken vermisste ich die röhrentypische Dynamik und das langsame Ansteigen in die Röhrensättigung. Ich habe nichts gefunden, was mich auch noch irgendwie soundtechnisch- wie auch preislich überzeugen konnte. (Ich bin halt schleckig…)
Also wieder ein wenig auf meiner Microcube Büchse rumgeklampft und weiter Youtube Reviews angeschaut. Dann fand ich einen Vergleich über einen Bugera V22 und einen VOX AC15 und der Bugera hat mich sofort überzeugt. Das Ding wurde für 245,00 im Internet gezogen. Es gibt ja Rückgabegarantie…
DIE FEATURES:
- 22 Watt Vollröhren Amp
- 3 12AX7 und 2 EL84 Röhren
- 12er Bugera Speaker
- 2 Inputs
- 2 Kanäle
- 3- Bandklangregelung
- Presenceregler
- Mittenboost zuschaltbar
- Pentode/Triode Betrieb
- Eingebauter Digital Hall
- Effect send/return
- Fußschalter für 2. Kanal und Reverb incl.
- Preis: 245,00 Euro
DAS AUSPACKEN:
Erster Eindruck nach dem Öffnen des Bugera V22 Kartons: Ein höllisch übel riechender, für mich nicht zu identifizierender Gestank, welcher wohl auf die Ungezieferprophylaxe beim Schiffcontainertransport von China über unsere Weltmeere zurückzuführen ist. (Sofortige Entsorgung dessen auf die Terrasse zum auslüften war angesagt und ich bin Raucher…) Zweiter Eindruck: Eine völlig verknittertes, verknicktes, einfach in den Karton geworfenes in Plastik eingetütetes Manual strahlt mich an. Na, wenn das so weitergeht…. Ansonsten war die Kiste gut einpackt, ist ja eigentlich Standard heute.
Dabei ist auch ein Doppelfußtaster für den 2. Kanal und den Digital- Reverb, Dieser ist in seinem Karton mit 2 Packbändern auf den Boden des rückseitig offenen Gehäuses offensichtlich mit solcher Brutalität ins Holz getackert worden, dass die Reste der Bänder nach dem Durchtrennen jener noch heute das Innenleben des Amps zieren, so einen Presslufttacker hätte ich auch mal gerne…
Ach so, ein ungefähr 80cm langes Stromkabel ist auch noch dabei. In der Kürze liegt die Würze!
OPTIK & HAPTIK:
Ich muss wirklich zugeben, die Kiste sieht wirklich unverschämt gut aus, ein toller Vintage Look ziert mittlerweile meine Räumlichkeiten. Alles ist ordentlich verarbeitet, ich kann selbst beim doch etwas "dünnen" Tolex/Plastik? Überzug keinerlei Macken entdecken. Schutzecken und Gummifüße wurden auch noch spendiert, der obere Griff sollte einige Transporte schadlos überstehen. Weitere Überraschung: Die nicht zu "labberigen" Chickenheads an den Potis lassen sich mit sehr viel Gefühl und guten Widerstand regeln. Da ist mir schon anderes unter die Finger gekommen. Ein massiver On/Off, sowie ein Standby Schalter aus Metall, ebenfalls positiv. Das Blau scheinende, mit 1.000.000 Lux erstrahlende Jewellight leuchtet auch jedem Blinden den Weg, (auch als stimmungsvolles Partylight nutzbar) und zeigt unmissverständlich den jeweiligen Betriebsstatus an.
ANSCHLIESSEN:
Nach den ersten Eindrücken vorsichtig geworden, wurde als nächster Schritt erst einmal die Speakerverkabelung überprüft und - natürlich Volltreffer, China douze points! Das Kabel des bordeigenen "12er Bugera Vintage Speaker", welcher mit 8 Ohm zu Werke gehen soll, steckt A: in der falschen Buche und B: war der Impendancewahlschalter auf 16 Ohm eingestellt… Na ja, solche Kleinigkeiten lassen sich ja schnell korrigieren. ;-)
Bleiben wir mal auf der Rückseite:
- Umschalter für Pentode/Triode Betrieb, verändert die Leistung/Sound des Amps
- 2 Speakeranschlüsse
- Impendancewahlschalter 4/8/16 Ohm
- Stereo-Klinkenbuchse für 2fach Taster (2. Kanal/Reverb)
- Effect loop send/return
Auf der Vorderseite befinden sich noch 2 unterschiedlich empfindliche Eingänge. (SingleCoil/Humbucker)
Negativ zu bewerten ist, dass alle Klinkenbuchsen des Amps aus Plastik bestehen, mal schauen, was die Zukunft bringt…
AB IN'S COCKPIT:
Schauen wir doch mal die Regelmöglichkeiten an:
Von links nach rechts finden wir Gain für den Cleanchannel, gefolgt von Gain und Volume für den Zerrkanal, eine 3-Band Klangregelung für beide Kanäle, einen Masterregler für die Gesamtlautstärke, einen Presenceregler und guten Schluss noch das Digitalhall Poti. Beiden Kanälen wurde noch ein zuschaltbarer Mittenboost spendiert, welcher über einen seeehr kleinen Taster aktiviert werden kann. Nicht zu vergessen, der Kanalumschalter in selbiger Ausführung. (Das Klicken des Relais ist übrigens gut zu hören)
ANSCHALTEN:
Ok, jetzt wird`s ernst,
Feuerlöscher und Brandschutzdecke bereit, alle Regler auf 12 Uhr gestellt und die Squier Tele angestöpselt, schalte ich die Chinesische Höllenmaschine das erste Mal an um die Treiber erstmal ein wenig in Stimmung zu bringen und aktiviere etwas später dann den Standby Switch. Als erstes fällt mir ein leichtes 50Hz Brummen auf, gefolgt von den SingleCoil üblichen Geräuschen, ansonsten ist der Amp völlig ruhig - aber nur kurze Zeit…
Erstes Anspielen: Nach dem sich meine Trommelfelle wieder etwas beruhigt hatten und ich die Gain Potis der beiden Vorstufen auf ein Nachbarschaftsverträgliches Maß (ich möchte hier noch eine Weile wohnen bleiben, ist wirklich ne nette Gegend hier) zurückgeregelt hatte, machte sich dann der Bugera mit Klingeln, Knarzen, Rauschen und Knacksen auf sich aufmerksam. Diesem Eigenleben konnte kurzeitig Einhalt geboten werden, indem mehr oder weniger unsanft auf das Gehäuse geklopft wurde. Diese Lösung ist natürlich nicht zukunftsweisend und so wurde der Verstärker dann erstmal aus dem Gehäuse geschält um so an die Röhren zu kommen.
DER RÖHRENTAUSCH:
Das Verstärkerchassis ist mit 4 Schrauben auf der Oberseite und weiteren 4 im Inneren des Gehäuses befestigt. Das ist gut und hält. Dann geht's weiter: Die Röhren sind mit einem Blech- Gittergehäuse geschützt, welches mit 8 weiteren Schräubchen befestigt ist. An die Röhren kommt man also nur ran, wenn das Chassis komplett ausgebaut ist. Mal Schnell ne Röhre tauschen is also nich! Das Innenleben des Amps und die Verarbeitung sind übrigens, gemessen am Preis wirklich tadellos, ich war wirklich überrascht.
Nachdem alle 3 Vorstufenröhren (ich hab nicht lang rumprobiert und gleich alle ersetzt) gegen JJ 12AX7 getauscht wurden, sind die Geräusche weg, es lag also definitiv an einer oder mehreren der mit Bugera gelabelten Röhren.
Mittlerweile habe ich auch Ausfälle an einer der EL84 in der Treiberstufe (sanftes Anklopfen mit einem Schraubendreher wirkt Wunder), entweder der Sockel oder die Röhre muss der Übeltäter sein. Neue TAD's liegen schon bereit, ich warte nur noch auf eine Jan Philips für die Vorstufe, dann geht's zum Händler, Einmessen und gegebenenfalls rumlöten
Anmerkung:
Warum ich die Kiste nicht auf Garantie zurückschicke? Weil ich wissen möchte was kaputt ist, ich nicht 8 Wochen warten möchte, bis der Postmann klingelt, und ich schon 2 mal schlechte Erfahrungen mit Behringer in Bezug auf Reklamationen hatte, Geräte kamen "repariert" wieder kaputt zurück. Das kostet natürlich ein paar extra Euros - ist mir aber wurscht und mein kleiner lokaler Dealer freut sich über den Reparaturauftrag.
SOUND:
Für mich der schwierigste Teil de Reviews, bin ich doch eigentlich Keyboarder und nur Spaßstromgitarrenspieler. Aber ich gebe mein Bestes. ;-)
Clean Squier Tele (Original Bugera Vor/Endstufen Röhren):
Wunderschöner "fendriger" Sound, so wie ich mir das gewünscht hatte, die Endstufe auf 12 Uhr leicht in die Sättigung getrieben, zuckersüss, wunderbar klar und krisp, schöne Höhen und dabei gar nicht harsch oder hart, auch die Bässe kommen sehr differenziert und nicht mulmig rüber. TOLL!
Zerre Squier Tele (Original Bugera Vor/Endstufen Röhren):
Vom leichtem Overdrive zum andicken bis Sound á la Tubescreamer ist hier alles möglich. Auch Marshalltypische Sounds gehen. Durch die Möglichkeit von Gain, Master und der Regelung der Gesamtlautstärke lassen sich wirklich tolle Klänge aus der Kisten locken, allerdings auch hier Endstufe auf min.12 Uhr darunter klingt's ein wenig muffig. Wer allerdings Metal spielen möchte ist hier komplett falsch oder muss sich mit Bodentretern bedienen. (Ist ja auch nicht das Ampkonzept)
Clean Squier Tele (JJ Vorstufen Röhren/Original Bugera Endstufenröhren):
Der Charakter des Amp's hat sich meiner Meinung nach völlig verändert.
Ich musste als Erstes die Vorstufe zurückregeln, die JJ haben mehr Biss, der Amp geht schneller in die Sättigung, klingt gar nicht mehr so nach "Fender" ist jetzt ein toller Bluesamp geworden. Der eine mag das - ich nicht so. Deswegen habe ich mir eine Jan Philips 12AT7WC für V1 bestellt, die ist nicht so heiß (-3db) wie die JJ. Wir werden sehen was passiert und ich werde dann berichten.
Zerre Squier Tele (JJ Vorstufen Röhren/Original Bugera Endstufenröhren):
Auch etwas lauter als die originalen Röhren, aber kaum Unterschiede im Sound
Clean Vintage V100-IT LP Copy (JJ Vorstufen Röhren/Original Bugera Endstufenröhren):
Natürlich gitarrentechnisch bauart bedingt ein mehr mittiger Sound, schöner runder, warmer Klang für Jazz ohne Plec. Klingt wirklich toll. Allerdings fängt der Bugera Speaker bei den Tiefmitten an zu pumpen, ob das so gewollt ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen.
Zerre Vintage V100-IT LP Copy (JJ Vorstufen Röhren/Original Bugera Endstufenröhren):
Auch hier geht die Sonne auf, wunderbar cremiger Sound, ich bin begeistert, allerdings nicht in der Schlafzimmereinstellung!
Der Mittenboost:
Schiebt die Kiste noch mal ein wenig nach vorne - nicht zu viel und nicht zu wenig, ich mag ihn in der Kombination mit der Tele. Leider nicht per Fußschalter aktivierbar.
Unterschiede Pentode/Triode:
Auf der Rückseite kann zwischen den beiden Betriebsmodi umgeschaltet werden. Im Triodenmodus soll der Bugera ungefähr 40% weniger Leistung haben als im Pentodenmodus.
Ich habe da ein wenig rumexperimentiert und alles ist wie immer Geschmackssache. Mir persönlich gefällt, obwohl der Amp im Wohnzimmer steht, der Pentodenbetrieb besser, im Triodenmodus geht der Bugera schneller in die Sättigung, klingt aber auch irgendwie etwas muffiger und nicht mehr so spritzig. Müsst Ihr selber ausprobieren.
Digitalhall:
Überraschender Weise klingt der Hall bis ungefähr 3 Uhr wirklich gut. Ich benutze ihn fast immer, auch in Kombination mit meinem Line6 M9 Stomp Box Modeler. Das Ding hallt halt! (Ist natürlich kein 63er Springreverb…)
Vorschalten von Bodentretern:
Danelectro Transparent Overdrive V1 an den cleanen Kanal gehängt.
Wunderbares andicken bis zum sanften Crunch ist hier möglich, klingt für mich phantastisch, auch für die Zerre als Booster zu gebrauchen.
Line6 M9, mittlerweile meine All in One Lösung, macht keinerlei Probleme, klingt gut und funktioniert.
RESUMEE:
Als Erstes: Wer in einer Mietwohnung lebt und sich sein Privatleben mit unerträglichen Nachbarn teilen muss, für den ist der Bugera V22 nicht wirklich die 1. Wahl. Der Amp klingt erst ab Stellung 12 Uhr im Master richtig gut - aber dann geht die besagte Vollröhren Sonne auf. Die Kiste hat halt 22 Watt und trotz des nicht sehr wirkungsstarken Speakers ist der Amp so was von dynamisch dass schon ein beherzter Griff ins Plec nicht nur die Nachbarn zum Glühen bringen könnte. Das Ding ist wirklich LAUT! (Glaubt's mir)
Trotz allem (Röhren)Ärger zum Trotz, ich bin am Überlegen, mir einen Zweiten zu besorgen. Was ist denn nu los… spinnt der jetzt total?
Leute, was kann man denn für 245,00 Euros erwarten? Ein Amp mit so einer Ausstattung für so wenig Kohle, Made in China, muss meiner Meinung nach ab und zu Mängel aufweisen. Falls diese aber mit ein wenig Aufwand und bescheidenen finanziellen Mitteln beseitigt werden können, dann ist das doch eine tolle Sache. Ich bin Realist und habe schon hinter etliche Türen in Bezug auf Qualitätsmanagement schauen dürfen/müssen (Osteuropa) und freue mich, dass es so toll klingende Vollröhren Amp's quasi heute für nichts zu kaufen gibt. Es kommt halt immer auf die Betrachtungsweise an.
Und deswegen gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung. Vielleicht hat der Eine oder Andere mehr Glück bei der Serienstreuung, denn der Sound des V22 (auch mit den Originalröhren) ist wirklich erste Sahne. Und genau dieser Sound verzeiht all die kleinen Macken bezogen auf's Preisschild.
Deshalb mit meinem Line6 M9 wahrscheinlich demnächst in Stereo.
+PLUS+
+ Sound
+ Ausstattung
+ Fustaster incl.
+ Mittenboost
+ Reverb
+ Preis
+ Verarbeitung (ohne Röhren)
-MINUS-
- Keine Daten zur Biaseinstellung für die Treiberröhren
- leichter 50Hz Brumm
- Klinkenbuchsen aus Plastik
- Röhren komplett "SCHROTT" sowohl in der Vor- wie auch vielleicht in der Endstufe
- Speaker neigt bei Tiefmitten (Les Paul Kopie ) zum "Pumpen" - vielleicht ist das aber auch so gewollt
- Mittenboost nicht per Fußschalter aktivierbar
- Zeitaufwändiger Ausbau des Verstärkergehäuses bei Röhrenwechsel
LINKS:
- Bugera V22: http://www.bugera-amps.com/EN/products/V22.aspx
- Reviews:
http://www.youtube.com/watch?v=QHsfZWpERNE
http://www.youtube.com/watch?v=pMSizPdxcco
http://www.youtube.com/watch?v=zoRW8Wj7dWc
http://www.youtube.com/watch?v=uVyNOanyc6w
und viele mehr...
rock on… chris
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