Dr. T
Registrierter Benutzer
Hallo alle,
diesmal wird's wieder etwas länger ..... vielleicht mögt Ihr es trotzdem lesen .....
Nachdem ich mich seit 35 Jahren mit verschiedenen Rotor-Kabinetten/Leslies und ihren Simulationen (sowie mit allerlei dazugehörigen Orgeln) herumschlage, und in den letzten Monaten hier im Forum wie auch anderweitig einen erstaunlichen, wohl durch den Ventilator generierten Stimmungswandel bemerke, wollte ich mal folgendes kommentieren und abchecken, wie man so im Forum dazu steht.
Inzwischen habe ich also auch einen Ventilator zuhause. Zum unmittelbaren (und wie immer SUBJEKTIVEN!) Vergleich liegen vor:
als elektronische Stand-Alone-Leslie-Clones CLS222, DLS300 und RT-20,
als "moving air device" ein Echolette ME-2S (baugleich mit Dynacord DC-100),
und als integrierte Leslie-Effekte die aus XK-3c, VK-77 und TWB-5 (wohl im wesentlichen baugleich mit Viscount DB-5, egal was Tonewheelmaker schreibt ..... ) sowie der APPLE LOGIC EVB3 Hammond/Leslie-Emulator.
Das Resultat des Vergleichs ist (für mich persönlich und für meine Ohren und hinsichtlich dessen, was ich gerne Leslie-mässig höre), dass der Ventilator keinen Quantensprung im Hinblick auf den Sound darstellt. Die vorhandenen anderen Stand-Alone-Clones sind jeweils in dem, was sie speziell machen, nicht schlechter. Im Gegenteil, jeder der anderen Clones macht einen wirklich guten, inspirierenden Sound und kann die eine oder andere Sache vielleicht sogar ein bisschen besser ........... allerdings hat jeder auch Nachteile:
- das CLS222 ist super-einfach zu bedienen und hat einen Klasse-"in -the-face"-Effekt; da ist nichts subtiles dran. Man kann kaum etwas einstellen und hält sich deswegen auch nicht damit auf - sondern spielt einfach! Andererseits gibt es keine Overdrive und wenn einem der Effekt zu stark ist, gibt es nichts, was man tun kann ....
- das DLS300 ist ungeheuer variabel - man kann fast jeden erdenklichen Rotor-Effekt einstellen und clonen. MIDI hat es auch noch. Aber das user-interface macht einem das Editieren sehr schwer und deswegen kommt man kaum jemals bei dem tollen Effekt, der an sich möglich ist, an. Der Overdrive-Effekt ist von Charakter her nicht einstellbar und Geschmacksache (nicht so ganz mir gefällig)
- das RT-20 klingt gut (insbesondere auch der Overdrive), ist recht variabel - aber es ist anscheinend nicht so einfach für jeden User pegelmässig anzupassen, und man kann es auch sub-optimal einstellen - dazu lässt sich leider trotz der kompakten Form das "Stop" nicht so einfach schalten und eine Rotor-Geschwindigkeits-Fernsteuerung ist nur für ein stufenloses Pedal vorgesehen.
Der Ventilator sitzt irgendwie in der Mitte des von diesen anderen Clones abgedeckten Bereiches und hat deswegen alle wichtigen Vorzüge aber keine der schlimmeren Nachteile: er klingt out-of-the-box sofort prima, lässt sich in den wichtigen Parametern gut und ausreichend variabel einstellen, hat einen für meine Ohren sehr gut klingenden Overdrive und eine sinnvolle Fernsteuerungsmöglichkeit, für die notfalls auch ein vorhandener aber nicht passend beschalteter Fuss-Schalter ohne Probleme umadaptiert werden kann. Deswegen würde ich, vor die Wahl gestellt, tatsächlich den Ventilator bevorzugen. Er stellt für mich nicht wirklich einen neuen Durchbruch dar, aber in der Kombination ist er ausserordentlich praktisch, lässt mit wenigen Reglern genau die richtige Individualisierung (und damit den empfundenen optimalen Wohlklang) zu und lenkt nicht von Spiel ab, sondern unterstützt es. Ein Klasse-Teil! Da hat sich jemand (also der Guido Kirsch) nicht nur toll mit der Technik herumgeschlagen, sondern auch richtig erfolgreich Gedanken gemacht, was der Nutzer braucht - und was nicht! Das einzige, was ich mir manchmal noch wünschen würde, wäre eine MIDI-Steuerung ......
Ziehe ich den Ventilator dem "echten" Rotor-Effekt z.B. des ME-2S vor? Kommt darauf an. Beim Spiel mit der Band hat ein richtiger Rotor-Kasten (und eine echtes Röhren-Leslie sowieso) ein Charisma, das schwer zu ersetzen ist. Da spielt mehr als nur der Sound auch die Psychologie mit: einem Marshall auf der Gitarrenseite bietet man mit der (sichtbaren ) Rotor-Action des mechanischen Leslies gefühlsmässig einfach leichter Paroli als mit einem kleinen grauen Trampel-Kästchen und Aktiv-Boxen (obwohl die vielleicht deutliche mehr Lautstärke machen - die Empfindung und die Show sind hier wichtig!) ..... Dazu kommen dann auch noch objektive Aspekte wie die Nichtlinearitäten der involvierten Verstärker und Lautsprecher. Also, wenn Platz und Transport-Kraft vorhanden, ist mir im Probenkeller und live ein "richtiges" Leslie bzw. mechanischer Clone auf jeden Fall lieber. Zum Spielen nur für mich und auch für spontanes Aufnehmen brauche ich das aber nicht - da ist der Ventilator (und Konsorten) variabler, leiser, angenehmer, einfacher ...... Der gegenüber dem realen-Leslie-im-Raum weitaus dramatischere räumliche Effekt des Stereo-Ventilator-Ausgangs kann hier weitere Vorteile bzw. Vorlieben schaffen.
Stichwort "Aufnehmen": Wenn ich mit dem Computer aufnehme, so ist die Konkurrenz in Form der EVB3-Emulation in meinen Apples doch sehr stark. Dem Ventilator ist sie für mich klanglich zumindest ebenbürtig und durch die direkte Einbindung damit klar im Vorteil. Aber der Ventilator ist hier ja auch nicht so heimisch.
Noch ein Wort zu den integrierten Leslie-Clones: für die XK-3c finde ich den Ventilator überflüssig - das ist der interne Leslie-Effekt für mich doch genauso gut. Auch die VK-77 schlägt sich (nach all den Jahren!) noch erstaunlich gut - ich weiss nicht, ob ich den Ventilator da oft anstöpseln werde. Gegen den Leslie-Effekt der TWB-5 hingegen ist der Ventilator schon eine dramatische (und notwendige) Verbesserung. Es bleibt auch festzustellen, dass zur Optimierung der integrierten Clones immer der geduldige Einstieg in die teilweise unübersichtlichem Bedien-Menues der Orgeln notwendig ist. Das mag nicht jeder - beim Ventilator hingegen ist der Erfolg unmittelbar da!
Zum Schluss noch ein anderer Gedanke - der für mich vielleicht wichtigste: es finden sich auch unter den ganz eingefleischten Leslie-Usern immer mehr Stimmen, die den Ventilator als mehr als akzeptable Alternative zum "real thing" sehen. Man liest seltener "you gotta move air" und öfter, wie inspirierend auch eine Leslie-Clone sein kann. Das finde ich eine tolle Entwicklung, weil es auch eine Befreiung darstellt. Wir lieben zwar unsere riesigen, doppelzentner-schweren Holzkisten (mit den zuhörigen noch schwereren Orgeln), und hätscheln und nutzen sie wo es sich nur anbietet - aber wir müssen nicht mehr ihre Sklaven sein, weil wir auch mit angepassten Alternativen NACHHALTIG arbeiten können. Wenn der Ventilator diese Befreiung unterstützt, kann ich nur sagen: Viva Ventilator!!
Jetzt müsste bei der derzeitigen Hitze nur noch ein kleiner RICHTIGER Ventilator aus dem neo-Ventilator ausfahren und etwas kühlenden Durchzug bringen - dann wäre das Teil in der Tat unverzichtbar!
Lieben Gruss aus dem tiefen Süden,
T.
diesmal wird's wieder etwas länger ..... vielleicht mögt Ihr es trotzdem lesen .....
Nachdem ich mich seit 35 Jahren mit verschiedenen Rotor-Kabinetten/Leslies und ihren Simulationen (sowie mit allerlei dazugehörigen Orgeln) herumschlage, und in den letzten Monaten hier im Forum wie auch anderweitig einen erstaunlichen, wohl durch den Ventilator generierten Stimmungswandel bemerke, wollte ich mal folgendes kommentieren und abchecken, wie man so im Forum dazu steht.
Inzwischen habe ich also auch einen Ventilator zuhause. Zum unmittelbaren (und wie immer SUBJEKTIVEN!) Vergleich liegen vor:
als elektronische Stand-Alone-Leslie-Clones CLS222, DLS300 und RT-20,
als "moving air device" ein Echolette ME-2S (baugleich mit Dynacord DC-100),
und als integrierte Leslie-Effekte die aus XK-3c, VK-77 und TWB-5 (wohl im wesentlichen baugleich mit Viscount DB-5, egal was Tonewheelmaker schreibt ..... ) sowie der APPLE LOGIC EVB3 Hammond/Leslie-Emulator.
Das Resultat des Vergleichs ist (für mich persönlich und für meine Ohren und hinsichtlich dessen, was ich gerne Leslie-mässig höre), dass der Ventilator keinen Quantensprung im Hinblick auf den Sound darstellt. Die vorhandenen anderen Stand-Alone-Clones sind jeweils in dem, was sie speziell machen, nicht schlechter. Im Gegenteil, jeder der anderen Clones macht einen wirklich guten, inspirierenden Sound und kann die eine oder andere Sache vielleicht sogar ein bisschen besser ........... allerdings hat jeder auch Nachteile:
- das CLS222 ist super-einfach zu bedienen und hat einen Klasse-"in -the-face"-Effekt; da ist nichts subtiles dran. Man kann kaum etwas einstellen und hält sich deswegen auch nicht damit auf - sondern spielt einfach! Andererseits gibt es keine Overdrive und wenn einem der Effekt zu stark ist, gibt es nichts, was man tun kann ....
- das DLS300 ist ungeheuer variabel - man kann fast jeden erdenklichen Rotor-Effekt einstellen und clonen. MIDI hat es auch noch. Aber das user-interface macht einem das Editieren sehr schwer und deswegen kommt man kaum jemals bei dem tollen Effekt, der an sich möglich ist, an. Der Overdrive-Effekt ist von Charakter her nicht einstellbar und Geschmacksache (nicht so ganz mir gefällig)
- das RT-20 klingt gut (insbesondere auch der Overdrive), ist recht variabel - aber es ist anscheinend nicht so einfach für jeden User pegelmässig anzupassen, und man kann es auch sub-optimal einstellen - dazu lässt sich leider trotz der kompakten Form das "Stop" nicht so einfach schalten und eine Rotor-Geschwindigkeits-Fernsteuerung ist nur für ein stufenloses Pedal vorgesehen.
Der Ventilator sitzt irgendwie in der Mitte des von diesen anderen Clones abgedeckten Bereiches und hat deswegen alle wichtigen Vorzüge aber keine der schlimmeren Nachteile: er klingt out-of-the-box sofort prima, lässt sich in den wichtigen Parametern gut und ausreichend variabel einstellen, hat einen für meine Ohren sehr gut klingenden Overdrive und eine sinnvolle Fernsteuerungsmöglichkeit, für die notfalls auch ein vorhandener aber nicht passend beschalteter Fuss-Schalter ohne Probleme umadaptiert werden kann. Deswegen würde ich, vor die Wahl gestellt, tatsächlich den Ventilator bevorzugen. Er stellt für mich nicht wirklich einen neuen Durchbruch dar, aber in der Kombination ist er ausserordentlich praktisch, lässt mit wenigen Reglern genau die richtige Individualisierung (und damit den empfundenen optimalen Wohlklang) zu und lenkt nicht von Spiel ab, sondern unterstützt es. Ein Klasse-Teil! Da hat sich jemand (also der Guido Kirsch) nicht nur toll mit der Technik herumgeschlagen, sondern auch richtig erfolgreich Gedanken gemacht, was der Nutzer braucht - und was nicht! Das einzige, was ich mir manchmal noch wünschen würde, wäre eine MIDI-Steuerung ......
Ziehe ich den Ventilator dem "echten" Rotor-Effekt z.B. des ME-2S vor? Kommt darauf an. Beim Spiel mit der Band hat ein richtiger Rotor-Kasten (und eine echtes Röhren-Leslie sowieso) ein Charisma, das schwer zu ersetzen ist. Da spielt mehr als nur der Sound auch die Psychologie mit: einem Marshall auf der Gitarrenseite bietet man mit der (sichtbaren ) Rotor-Action des mechanischen Leslies gefühlsmässig einfach leichter Paroli als mit einem kleinen grauen Trampel-Kästchen und Aktiv-Boxen (obwohl die vielleicht deutliche mehr Lautstärke machen - die Empfindung und die Show sind hier wichtig!) ..... Dazu kommen dann auch noch objektive Aspekte wie die Nichtlinearitäten der involvierten Verstärker und Lautsprecher. Also, wenn Platz und Transport-Kraft vorhanden, ist mir im Probenkeller und live ein "richtiges" Leslie bzw. mechanischer Clone auf jeden Fall lieber. Zum Spielen nur für mich und auch für spontanes Aufnehmen brauche ich das aber nicht - da ist der Ventilator (und Konsorten) variabler, leiser, angenehmer, einfacher ...... Der gegenüber dem realen-Leslie-im-Raum weitaus dramatischere räumliche Effekt des Stereo-Ventilator-Ausgangs kann hier weitere Vorteile bzw. Vorlieben schaffen.
Stichwort "Aufnehmen": Wenn ich mit dem Computer aufnehme, so ist die Konkurrenz in Form der EVB3-Emulation in meinen Apples doch sehr stark. Dem Ventilator ist sie für mich klanglich zumindest ebenbürtig und durch die direkte Einbindung damit klar im Vorteil. Aber der Ventilator ist hier ja auch nicht so heimisch.
Noch ein Wort zu den integrierten Leslie-Clones: für die XK-3c finde ich den Ventilator überflüssig - das ist der interne Leslie-Effekt für mich doch genauso gut. Auch die VK-77 schlägt sich (nach all den Jahren!) noch erstaunlich gut - ich weiss nicht, ob ich den Ventilator da oft anstöpseln werde. Gegen den Leslie-Effekt der TWB-5 hingegen ist der Ventilator schon eine dramatische (und notwendige) Verbesserung. Es bleibt auch festzustellen, dass zur Optimierung der integrierten Clones immer der geduldige Einstieg in die teilweise unübersichtlichem Bedien-Menues der Orgeln notwendig ist. Das mag nicht jeder - beim Ventilator hingegen ist der Erfolg unmittelbar da!
Zum Schluss noch ein anderer Gedanke - der für mich vielleicht wichtigste: es finden sich auch unter den ganz eingefleischten Leslie-Usern immer mehr Stimmen, die den Ventilator als mehr als akzeptable Alternative zum "real thing" sehen. Man liest seltener "you gotta move air" und öfter, wie inspirierend auch eine Leslie-Clone sein kann. Das finde ich eine tolle Entwicklung, weil es auch eine Befreiung darstellt. Wir lieben zwar unsere riesigen, doppelzentner-schweren Holzkisten (mit den zuhörigen noch schwereren Orgeln), und hätscheln und nutzen sie wo es sich nur anbietet - aber wir müssen nicht mehr ihre Sklaven sein, weil wir auch mit angepassten Alternativen NACHHALTIG arbeiten können. Wenn der Ventilator diese Befreiung unterstützt, kann ich nur sagen: Viva Ventilator!!
Jetzt müsste bei der derzeitigen Hitze nur noch ein kleiner RICHTIGER Ventilator aus dem neo-Ventilator ausfahren und etwas kühlenden Durchzug bringen - dann wäre das Teil in der Tat unverzichtbar!
Lieben Gruss aus dem tiefen Süden,
T.
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