Gitarre lernen als Linkshänder

  • Ersteller Schlappe
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Ein LH kann natürlich auf einem RH-Instrument spielen, wenn er sich selber dabei wohl fühlt. Idealer Weise probiert man aus, ob man ein Instrument besser als LH oder als RH spielt.;)

Nur leider sieht es in der Realität oft anders aus. Die Geigenlehrerin meiner Tochter wollte auf gar keinen Fall, dass meine Tochter ausprobiert, ob sie die Geige vielleicht anders herum besser spielen kann. Es war ihr eigener Wunsch, linkshändig zu spielen.

Wenn Kinder eine Gitarre in die Hand nehmen, sei es nun, eine kleine Spiel-Gitarre, eine aufblasbare Gitarre oder ob sie Luftgitarre spielen, kann man feststellen, dass viele LH instinktiv die "Gitarre" anders herum halten, als die RH. Das ist mir schon oft aufgefallen. Und so war es auch von Anfang an bei meiner Tochter.

Übrigens denke ich, dass fast 50% aller Menschen Linkshänder sind. Leider sind nur viele von ihnen bewußt oder unbewußt umerzogen....

@Cornholio: Bist du LH? Dein Avatar hat den linken Daumen oben....:)

Liebe Grüße Zaubermaus.
 
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Jo, müsst aber auch aus meinen Beiträgen im Thread hervorgegangen sein :).
Mit der Gitarre ist das einigermaßen locker, aber nach Unterstützung für Geige auf Links etwa wird man lange suchen können, Lehrer lassen sich normalerweise nicht darauf ein,
und im Orchester stiehlt es Platz und optische Wirkung. Aber im Orchester ist der Anteil an Linkshändern dennoch größer, als der angenommene Anteil an Linkshändern in der Gesellschaft,
und auch diese spielen technisch souverän und erfolgreich, und werden dabei eben grundsätzlich genötigt auf rechts zu spielen.
Das ist zwar ein sehr emotionales Thema für viele, Fakt bleibt aber: Entscheide ich mich für ein Linkshänderinstrument, zwinge ich meine schwächere Hand, auf dem Griffbrett zu schuften: Nehme ich ein Rechtshänderinstrument, arbeitet meine schwächere Hand am Anschlag/Bogen. Die Aufgabenteilung ist nie ganz so streng, an Tonformung sind beide Hände beteidigt, und die Synchronität der Hände ist ein anderes Thema. Beides ist also schlecht. ;)
Dass man sich am Instrument wohlfühlt ist die wichtigste Komponente, da man nur so weiterhin motiviert an seinen Fähigkeiten arbeiten kann.
Ob man hingegen mit dieser oder dieser Methode dann wirklich gut wird, ohne dass man irgendwann an verfrühte Grenzen seiner Kreativität stößt, ist eine Frage der technischen Präferenzen und des Musikstils (kann da nur für Gitarre sprechen), da unterscheidet sich das Instrument klar vom Füller.
 
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und im Orchester stiehlt es Platz und optische Wirkung. Aber im Orchester ist der Anteil an Linkshändern dennoch größer, als der angenommene Anteil an Linkshändern in der Gesellschaft,
und auch diese spielen technisch souverän und erfolgreich, und werden dabei eben grundsätzlich genötigt auf rechts zu spielen.
Der angenommene Teil - eben. Es gibt viele Menschen, die gar nicht wissen, dass sie Linkshänder sind und deshalb Probleme haben...
Das ist zwar ein sehr emotionales Thema für viele, Fakt bleibt aber: Entscheide ich mich für ein Linkshänderinstrument, zwinge ich meine schwächere Hand, auf dem Griffbrett zu schuften: Nehme ich ein Rechtshänderinstrument, arbeitet meine schwächere Hand am Anschlag/Bogen. Die Aufgabenteilung ist nie ganz so streng, an Tonformung sind beide Hände beteidigt, und die Synchronität der Hände ist ein anderes Thema. Beides ist also schlecht. ;)

Aber ein Rechtshänder arbeitet demnach dann auch mit der schwächeren Hand am Brett, oder?:confused: Da fragt doch auch keiner nach.

Dass man sich am Instrument wohlfühlt ist die wichtigste Komponente, da man nur so weiterhin motiviert an seinen Fähigkeiten arbeiten kann.
Ob man hingegen mit dieser oder dieser Methode dann wirklich gut wird, ohne dass man irgendwann an verfrühte Grenzen seiner Kreativität stößt, ist eine Frage der technischen Präferenzen und des Musikstils (kann da nur für Gitarre sprechen), da unterscheidet sich das Instrument klar vom Füller.
Klar, Talent spielt da sicher eine große Rolle. Ich finde es nur schade, dass wie bei uns und der Geige, ein LH manchmal überhaupt nicht die Möglichkeit bekommt, es auszuprobieren. So kann man es dann nie erfahren, wie es anders gewesen wäre.

Das Thema Händigkeit ist sehr komplex. Wenn du selbst LH bist, wirst du das sicher kennen. All die Kommentare: "Da musst du dich anpassen." "Dann mach es halt mit rechts". Wenn man ein bischen darüber nachdenkt, dann kommt man darauf, dass ein LH viele Sachen nicht nur mit links macht, sondern auch anders herum.

Liebe Grüße die Zaubermaus....
 
Aber ein Rechtshänder arbeitet demnach dann auch mit der schwächeren Hand am Brett, oder?:confused: Da fragt doch auch keiner nach.
Ja, die Regel, aber sicher nicht die einzig beste Lösung für alle. Im Forum haben wir auch einige User, die Rechtshänder sind und auf LH-Instrumenten spielen.
Klar, Talent spielt da sicher eine große Rolle. Ich finde es nur schade, dass wie bei uns und der Geige, ein LH manchmal überhaupt nicht die Möglichkeit bekommt, es auszuprobieren. So kann man es dann nie erfahren, wie es anders gewesen wäre.
Absolute Zustimmung.
Das Thema Händigkeit ist sehr komplex. Wenn du selbst LH bist, wirst du das sicher kennen. All die Kommentare: "Da musst du dich anpassen." "Dann mach es halt mit rechts". Wenn man ein bischen darüber nachdenkt, dann kommt man darauf, dass ein LH viele Sachen nicht nur mit links macht, sondern auch anders herum.
Ich finde, allein der Begriff "Händigkeit" ist in der Frage nach der Hirnhälftendominanz irreführend, wird der Komplexität nicht gerecht.
Der Alltag hingegen zwingt Linkshänder oft dazu, auch ihre rechte Hand zu benutzen - was auch nachweislich bei LHern beide Hände fit macht, nicht immer nur das schlechte an der Sache sehen. :)
 
Ja, die Regel, aber sicher nicht die einzig beste Lösung für alle. Im Forum haben wir auch einige User, die Rechtshänder sind und auf LH-Instrumenten spielen.
Die Frage ist, ob sie wirklich Rechtshänder sind. Man glaubt gar nicht, wie viele Menschen glauben, sie seien Rechtshänder, aber alles, was Feinmotorik voraussetzt mit links machen....;)

Ich finde, allein der Begriff "Händigkeit" ist in der Frage nach der Hirnhälftendominanz irreführend, wird der Komplexität nicht gerecht.

Wie meinst du das? Kannst du das mal näher erklären?

Der Alltag hingegen zwingt Linkshänder oft dazu, auch ihre rechte Hand zu benutzen - was auch nachweislich bei LHern beide Hände fit macht, nicht immer nur das schlechte an der Sache sehen. :)
Wenn du das für dich so siehst, ist das in Ordnung.

Schwierig wird es nur, wenn jemand motorisch nicht besonders fit ist und dann "andersherum" überhaupt nicht klar kommt. Wenn dann noch die entsprecheden Kommetare kommen.... Meine Tochter hat im Kindergarten immer gebastelt, nur kam nie etwas dabei heraus, was ihr selber gefallen hätte. Seit sie mit links malt, bastelt und schneidet ist sie sehr zufrieden und ihre Kunstnote hat sich um zwei (!) Noten verbessert.

Ich denke, wenn man ein LH ist, der ausschließlich mit links arbeitet, kann man sicher das eine oder andere auch mal mit rechts versuchen. Da häufig schon im Kindergartenalter nicht das richtige Material zur Verfügung steht, trainiert der LH die rechte Hand schon ganz früh.

Ein Rechtshänder könnte das sicher auch, aber in der Regel ist das nicht erforderlich.

Je nach dem, was man mit der nicht dominanten Hand zu viel macht, kann das ein ganz schönes Chaos im Gehirn veranstalten.....

LG Zaubermaus
 
Ein bisschen mehr "auf dem Teppich" bleiben in dieser Diskussion wäre meiner Meinung nach schon angebracht.

So sehr ich für die Leftys eintrete (als selbst dieser Minderheit angehörig), so wenig Stress gibt es "eigentlich" im Musikbereich, wenn man auf seine "innere Stimme" hört und als Kind halbwegs aufgeklärte Eltern hat, die ein bisschen die Neigungen ihres Kindes kennen und andererseits dem Kind vertrauen. Es ist ja hier in der Regel nicht so, dass man - was in Schulen früher gerne passiert ist und was auch mir als in den 80er Jahren auf dem Land aufgewachsenem Lefty auch passiert wäre - gezwungen wird, hier völlig gegen seine Natur zu agieren.

Man braucht bei der Gitarre beide Hände und mit Sicherheit verdammt viel "überall" im Hirn. Man muss sich nicht dazu zwingen - wie das beim Schreiben etc. der Fall ist - ausschließlich und allein mit der "falschen" Hand zu schreiben und die "richtige" hand zu vergessen. Klar, es gibt genug Beispiele von Linkshändern, die rechts angefangen haben, unglücklich waren, umgelernt haben und jetzt besser unterwegs sind - ebenso aber auch genug Linkshänder, die halt mal so angefangen haben, dabeigeblieben sind und ohne jegliche Probleme unterwegs sind. Übrigens genau so Pianisten, Bassisten, Trommler jeder Art und es soll ja duchaus auch linkshändige Streicher und Bläser geben...

Hier wird - halbwegs vernünftige Eltern vorausgesetzt - in der Regel nicht die eigentliche Präferenz für die Hand "getötet", sondern eben ein Instrument angefangen, für das man beide Hände braucht. Wer eine starke Präferenz für eine Hand hat, weiß, was sich "richtig" anfühlt - für mich war immer total klar (für meine Eltern auch), dass ich ein Lefty-Instrument brauche. Spätestens ab dem Zeitpunkt, wo man erstmals eine Gitarre in die Hand nimmt und merkt, dass man die "andersrum" hält bzw. braucht ist es eben so. Und klar, es gibt genug Leftys, die die "normale" Gitarre vom Papa greifen und damit klarkommen, ODER die Exoten, die eine "normale" Gitarre andersrum halten und damit ihren ganz eigenen Stil entwickeln.

Da es aber keine Linkshänder gibt, die nur ihre linke Hand haben (jetzt mal von Unfällen und körperlichen Behinderungen abgesehen), sondern alle Leftys auch ihre Recht tagtäglich brauchen, ist das "falsch" im Sinne von "Gehirn kommt durcheinander und es gibt Psycho-Probleme" hier meiner Erfahrung nach deutlich schwächer auszulegen als bei essentiell wichtigen Geschichten wie Schreiben lernen oder Löffel halten etc. Gitarre lernen ist am Anfang verdammt frustrierend - aber ich brauche beide Pfoten gleichermaßen. Und wenn ich nicht meiner eigentlichen Präferenz entsprechend anfange, dann kann es sein, dass ich das irgendwann merke - es kann aber auch genau so gut sein, dass ich die gleichen Probleme gehabt hätte, wenn ich mit der anderen Hand angefangen hätte. Insofern also nicht "schlecht" im Sinne von "körperlich bis seelisch gefährlich", sondern eher "suboptimal" im Sinne von "vielleicht wäre ich sonst besser vorangekommen und heute ein besserer Musiker" (aber eben auch: vielleicht auch nicht).

Hätte man mich (wie von meiner Grundschullehrerin durchaus geplant!) beim Schreiben zwangsmäßig "umerzogen", bin ich mir bei mir zu 100% sicher, dass ich heute irgendwo als Wrack vor mich hinvegetieren würde. Ich bin schon ein "extremer" Linkshänder. Heute spiele ich nicht nur Gitarre "andersrum", sondern auch Golf... Gelitten habe ich bei meiner Schönschrift- und Füller-fixierten Lehrerin übrigens trotzdem - mit meinen verschmierten und verklecksten Texten konnte ich da ästhetisch nie punkten. Das Gute ist: Irgendwann zählt halt der Inhalt, die Fehlerfreiheit, der Stil - und da ist die "Sauklaue" egal. Anyway: Natürlich habe ich von Anfang an eine Linkshändergitarre "gebraucht" und war mir bewusst, dass ich nur so Gitarre lernen kann und will - et voilá, so ging's eben los. Hätte man mir gesagt "gibt keine Lefty-Gitarren", dann hätte ich mit einer "normalen" angefangen, sie andersrum gehalten, und wäre heute eben exotisch unterwegs, aber auch glücklich.

Es geht nämlich - und das ist mein Kernpunkt - nicht darum, was man mit seiner nicht dominanten Hand "zu viel" macht, sondern unter welchen Bedingungen man dies tut. Es ist völlig ungefährlich, aus Spaß mal zu lernen, mit der anderen Hand zu schreiben. Es ist genauso ungefährlich, wenn man locker "normal" Gitarre spielen lernt, obwohl man "eigentlich" Linkshänder ist. Schwierig wird's nur, wenn man gegen seinen Willen und sein Gefühl zu einer "unnatürlichen" Akvitität gezwungen wird. Wenn man zum Gitarre- oder Klavierspielen "geprügelt" wird (von strengen Eltern und/oder Lehrern, die zu viel von ihrem Kind wollen), dann wird das zumindest in einer Ablehnung dem Instrument gegenüber enden, wenn nicht sogar "Schlimmerem"- unabhängig davon, welche Hand nun die dominante ist.
 
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Ein bisschen mehr "auf dem Teppich" bleiben in dieser Diskussion wäre meiner Meinung nach schon angebracht.

In welcher Hinsicht meinst du das?

So sehr ich für die Leftys eintrete (als selbst dieser Minderheit angehörig), so wenig Stress gibt es "eigentlich" im Musikbereich, wenn man auf seine "innere Stimme" hört und als Kind halbwegs aufgeklärte Eltern hat, die ein bisschen die Neigungen ihres Kindes kennen und andererseits dem Kind vertrauen. Es ist ja hier in der Regel nicht so, dass man - was in Schulen früher gerne passiert ist und was auch mir als in den 80er Jahren auf dem Land aufgewachsenem Lefty auch passiert wäre - gezwungen wird, hier völlig gegen seine Natur zu agieren.
Leider ist das aber nicht immer so.


Hätte man mich (wie von meiner Grundschullehrerin durchaus geplant!) beim Schreiben zwangsmäßig "umerzogen", bin ich mir bei mir zu 100% sicher, dass ich heute irgendwo als Wrack vor mich hinvegetieren würde. Ich bin schon ein "extremer" Linkshänder. Heute spiele ich nicht nur Gitarre "andersrum", sondern auch Golf... Gelitten habe ich bei meiner Schönschrift- und Füller-fixierten Lehrerin übrigens trotzdem - mit meinen verschmierten und verklecksten Texten konnte ich da ästhetisch nie punkten. Das Gute ist: Irgendwann zählt halt der Inhalt, die Fehlerfreiheit, der Stil - und da ist die "Sauklaue" egal. Anyway: Natürlich habe ich von Anfang an eine Linkshändergitarre "gebraucht" und war mir bewusst, dass ich nur so Gitarre lernen kann und will - et voilá, so ging's eben los. Hätte man mir gesagt "gibt keine Lefty-Gitarren", dann hätte ich mit einer "normalen" angefangen, sie andersrum gehalten, und wäre heute eben exotisch unterwegs, aber auch glücklich.
Ich beglückwünsche dich zu deinen Eltern, dass du trotzdem mit links schreiben lernen konntest.

Hättest du denn mit einer Rechtshänder-Gitarre "normal" spielen lernen wollen?

Schwierig wird's nur, wenn man gegen seinen Willen und sein Gefühl zu einer "unnatürlichen" Akvitität gezwungen wird. Wenn man zum Gitarre- oder Klavierspielen "geprügelt" wird (von strengen Eltern und/oder Lehrern, die zu viel von ihrem Kind wollen), dann wird das zumindest in einer Ablehnung dem Instrument gegenüber enden, wenn nicht sogar "Schlimmerem"- unabhängig davon, welche Hand nun die dominante ist.
:great:

Liebe Grüße Zauberaus
 
Meine Meinung und Erfahrung bleibt:
Anschlagen und Zupfen ist eine feinmotorischere Arbeit als Greifen.

Ich bin, wie von Cornholio so lustig betitelt, "extremer Linkshänder" (ich kann mir mit der Rechten, bildlich gesprochen, gerade mal in der Nase bohren), aber dennoch kann ich relativ gut (für die kurze Zeit von 11 Monaten) Gitarre spielen, weil eben nicht beide Hände gleichmäßig gefordert werden.
Was ich aber zum ersten Mal gelesen habe von einem RH war der Satz, dass du auch die gängige rechtshändige Spielweise als suboptimal bezeichnest. Dennoch denke ich, dass man für sich selber schauen muss wo mehr Feinmotorik benötigt wird: Greifen oder Zupfen. Und nach meinem Gefühl ist das nunmal zupfen.
Aber nach wie vor sehe ich das Problem nicht das man sich als Linkshänder fragt wie man denn nun spielen soll. Man nehme eine Gitarre in die Hand und schaue was sich richtig anfühlt. Ich habe die erste "Gitarre" (ich gestehe: Guitar Hero) die ich je in der Hand hielt sofort als Linkshänder gehalten. Mein Vater meinte noch: "Man hält die aber andersrum" Das habe ich ausprobiert, es fühlte sich 100% falsch an, demnach bliebs beim linkshändigen Spielen. Und ich habe keinerlei Probleme. Das Problem der Gitarrenauswahl wird überdramatisiert, da bleibt einem wenigstens GAS erspart.

@DerZauberer:
Fast wäre ich auch so ein Exot geworden, hätte mich der Betreiber des Musikladens nicht auf die Idee gebracht die Saiten der Konzertgitarre umzuspannen :D
 
In welcher Hinsicht meinst du das?

Zum "auf-dem-Teppich-bleiben" meine ich, dass ich hier die "umgedrehte Leftys werden zu Chaoten und kriege psychische Probleme" Killerargumente für fehl am Platze halte. Man braucht beide Hände, muss sie koordinieren - egal, wie rum man nun die Gitarre hält. Deswegen ist, wenn man "falsch" anfängt, das hier alles wirklich nicht schlimm im Sinne von "falsch", wie ich ja auch schon ausgeführt habe. Es geht hier nicht darum, die präferierte/dominante Hand zu "vergessen" und widernatürlich "auf den Rücken zu binden", es geht immer immer immer um beide (!) Hände und deren bestmögliche Koordination.

Ich hätte meine Gitarre immer wie ein Linkshänder (also falschrum) gehalten, unabhängig davon, wie die Saiten nun bespannt gewesen wären. Ich kriege auch aus "normalen" Gitarren, falschrum gehalten, durchaus Töne raus. Ich würde total versagen, wenn ich auf einmal mit der anderen Hand greifen müsste. Das ist aber so, weil ich seit den späten 80er Jahren Gitarren eben so halte - wer weiß, was wäre wenn...?

Insofern ist bei Deinem "leider ist das aber nicht immer so" aus meiner ganz privaten Sicht das "leider" sehr differenziert zu werten - es gibt zu viele Linkshänder, die "normal" spielen und damit total "glücklich" sind, perfekt zurechtkommen und es nicht anders wollen würden. So wenig wie ich meine Computermaus links brauche, oder einen andersrum gedrehten Korkenzieher benötige, oder noch nie eine Linkshänderschere vermisst habe, oder mit dem Bedienen von Türklinken und Schraubenziehern Probleme hatte, so wenig braucht mancher Linkshänder eine Lefty-Gitarre.

Die Schwester meiner Freundin schreibt mit links, spielt aber "rechts" Gitarre - weil sie mit mir im Musikladen war und ausgiebig getestet hat, was sich "richtig" anfühlt. Und nur so geht's. Und naja, selbst wenn man "falsch" anfängt - man kann es immer noch merken und umlernen ODER gut damit klarkommen und happy bleiben.

Zusammengefasst: Ich halte es schon für wichtig, dass man "so rum" spielen darf, wie es sich ganz individuell "richtig" anfühlt. Das kann man aber ganz ganz ganz wirklich und absolut und 100%ig nur selbst (!!!!) feststellen, das kann einem niemand abnehmen. Ein erzwungener Richtungswechsel (durch Eltern, Musikläden, Lehrer, etc.) ist nicht gut, nimmt evtl. den Spaß am Instrument und zerstört möglicherweise die Lust am Weiterkommen - aber ich bezweifle im Fall der Gitarre, ob (da eben keine "Umpolung" stattfindet, sondern beide Hände im Einsatz sind) daraus schwerwiegendere Probleme entstehen würden. Es gibt Lefty-Instrumente in Hülle und Fülle (verglichen mit den Zeiten, als ich angefangen habe - und durch das Internet sind sie auch überalll verfügbar), und das ist gut so und nötig - aber nicht jeder Linkshänder braucht notwendigerweise auch eine Lefty-Gitarre.

Das muss man schon selsbt rausfinden und rausfinden dürfen.
 
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@Zauberer: Mein "leider ist es nicht immer so" habe ich darauf bezogen, dass nicht jedes Kind halbwegs aufgeklärte Eltern hat, die die Neigung des Kindes kennen und ihrem Kind vertrauen. Ich hätte es vielleicht deutlicher schreiben sollen, sorry;). Dass es Probleme macht, wenn ein LH gezwungen wird mit rechts schreiben zu lernen, ist dann hier wohl zu off topic...

Ob nun jetzt ein Linkshänder wie ein Rechshänder Gitarre spielt oder umgekehrt sollte der oder die jenige wirklich selber entscheiden dürfen. Da bin ich ganz deiner Meinung.
 
Gerade mal wieder ein wenig über Linkshänder und die Frage, ob Linkshänder- oder Rechtshändergitarre, recheriert, und dabei über diesen Thread gestolpert. Auf Seite 3 ging mir dann durch den Kopf, dass ich mich vor Ewigkeiten mal in einem Gitarrenforum angemeldet hatte. Manche Dinge (wie den damals verwendeten Nick) kann ich mir verdammt gut merken (manche andere Dinge allerdings wiederum nicht...) und vor einigen Jahren hatte ich eh überall das gleiche PW verwendet, also kurz getestet, ob es hier war... ja, es war hier. :D

Also: *threadhochziehundsenfdazugeb*

Ich bin ebenfalls Linkshänder und spiele nun seit ca. 10 Jahren auf einer Rechtshändergitarre. Ich dachte mir damals, dass es eigtl. ziemlich egal wäre, da ja zunächst beide Hände gleich untrainiert sind. Ein weiteres Argument war, dass an einem Lagerfeuer, im Park o.ä. in der Regel eher Rechtshändergitarren herumliegen. Als Linkshänder müsste man also stets seine eigene Gitarre dabei haben und hat seltener die Gelegenheit, andere Gitarren zu testen. Ja, damals war ich vllt. auch noch a bissl naiv...

Das Gitarre spielen hatte ich mir über die Jahre komplett autodidaktisch beigebracht (angefangen mit Peter Bursch...) und eigtl. nie so wirklich Probleme feststellen können, bspw. dass es sich irgendwie ungewöhnlich anfühlt etc. pp. Ohne einen Vergleich zu haben, möchte ich auch meinen, dass mir als Linkshänder mit der linken Hand gewisse Griffe und einige schnelle Griffwechsel auch wesentlich leichter fallen dürften, als mit der rechten Hand. Im Laufe der Jahre zeigte sich aber, dass es zumindest bei Spieltechniken hapert, die vor allem die rechte Hand fordern, etwa das Plektrumspiel, sehr schnelle Zupftechniken, Flamenco-Spieltechniken usf., wo es auf Feinmotorik und Geschwindigkeit ankommt. Nun... ich kann momentan (noch) damit leben, da ich erstens nicht in die Liga der Top-Gitarristen aufsteigen will, zweitens noch die Hoffnung habe, durch kontinuierliches Training und diverse Fingerübungen meine rechte Hand zu verbessern, was vermutlich weniger Zeit in Anspruch nehmen dürfte, als jetzt mit getauschten Rollen für die Hände noch einmal alles von der Pike auf zu lernen.
Alles in allem scheine ich vllt. auch kein 100%-iger Linkshänder zu sein. Werfen, Schreiben und einige andere Dinge tue ich zwar mit der linken Hand, doch die Gabel nehme ich - wie Rechtshänder - in die linke Hand und das Messer in die rechte Hand. Beim Brote schmieren kommt das Messer hingegen wieder in die linke Hand... Auch die PC-Maus bediene ich - wie Rechtshänder - mit der rechten Hand, war auch nie anders. Insofern ist das Ganze vllt. etwas komplizierter, als es zunächst scheint...
Abschließend, auch wenn es hier bereits gesagt wurde: Es gab auch berühmte linkshändige Gitarristen, die dennoch auf einer Rechtshändergitarre spielten, wie etwa Bob Dylan oder David Bowie. Und schaut man sich bspw. an, wie manche E-Gitarristen die Finger der linken Hand über das Griffbrett sausen lassen (wie etwa John Petrucci von Dream Theater), als wäre es ein Keyboard, so scheint dann doch wieder eher die linke Hand in puncto Feinmotorik und Geschwindigkeit gefordert zu sein, so dass hier Linkshänder (mit Rechtshändergitarre) wieder im Vorteil zu sein scheinen. Insgesamt scheint es letztendlich wohl alles nur eine Frage der Übung zu sein (hoffe ich doch). :)

Hier bspw. mal John Petrucci in Action (achtet auf die linke Hand...):
http://www.youtube.com/watch?v=zQ5qR7zKK3c

Und hier ein ziemlich bekanntes Stück von Sungha Jung, wo ich mir an ein, zwei Stellen die Zähne ausbeiße, etwa bei 1:10, wo er einen Slide vom 3. zum 5. Bund und wieder zurück macht, und anschließend einen Pull-Off mit dem kleinen Finger... Dabei müsste ich hier eigtl. einen kleinen Vorteil haben, da an dieser Stelle ja meine 'gute' Hand gefordert wird. Seltsam, das ist. :(
http://www.youtube.com/watch?v=_lUxR6En_JQ
 
P
  • Gelöscht von peter55
  • Grund: Werbung/OT
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