Abgeklebte Herstellerlogos

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Mir ist in der letzten Zeit oft aufgefallen, dass Keyboarder die Herstellerlogos ihrer Instrumente auf der Bühne abkleben. Was steckt dahinter?
 
Eigenschaft
 
Um eine Endorsement-Unabhängigkeit auszudrücken? Sprich, man benutzt das Gerät nicht, weil man ein Endorsement hat und dafür werben muss, sondern, weil man das Gerät an sich toll findet und nicht das Unternehmen, welches dahintersteht... oder so.
 
Der Tastenmann von Bernard Allison hat aus Roland immer Poland gemacht....:D
 
Häufig ist es so, das Keyboarder gerade VERSUCHEN, ein Endorsement zu bekommen, wenn sie eine bestimmte Marke spielen. Wenn das dann aber abgelehnt wird, sind sie natürlich erstrecht nicht mehr bereit, unbezahlt für diese Marke Werbung zu machen.
Andere sind von vorn herein dazu nicht bereit...
 
Mir ist in der letzten Zeit oft aufgefallen, dass Keyboarder die Herstellerlogos ihrer Instrumente auf der Bühne abkleben.
Finde ich total lächerlich. Würde ich nie machen.

Was steckt dahinter?
Na wahrscheinlich das Herstellerlogo.
 
Um eine Endorsement-Unabhängigkeit auszudrücken?
Oder vielleicht gerade umgekehrt?

Ich bin gestern nacht im Fernsehen über ein Udo-Jürgens-Solokonzert gestolpert, da hatte er neben dem obligatorischen Schimmel-Flügel (wenn auch diesmal nicht die Plexiglas-Verison) noch ein Digitalpiano auf der Bühne stehen. Ich habe extra noch so lange zugeguckt, bis er ans Digitalpiano ging, um herauszufinden, was das war (Schimmel baut ja keine Digitalpianos)...
Mit Mühe konnte ich auf dem Bedienpanel den "Yamaha Clavinova"-Schriftzug ausmachen, aber ansonsten: Schwarz und leer.
Während andererseits das Schimmel-Logo stets überdeutlich präsent war.

Kann das daran liegen, daß Herr Jürgens mit Schimmel "verbandelt" ist und deshalb kein fremder Markenname präsent sein darf? :gruebel:

Frau Madonna soll ja ihr gesamtes Equipment umlackieren lassen...
Ich würde jedenfalls nicht auf die Idee kommen an Markennamen herumzubasteln. Weder dazukleben noch abkleben. Warum auch? Macht das Instrument weder besser noch schlechter.

Viele Grüße
Torsten
 
Lächerlich ist wohl, dass andere dafür Geld oder Geräte bekommen, dass Sie das Zeug spielen und ich viel Geld dafür bezahlen muss, um es spielen zu dürfen!
 
Der Typ von Children of Bodom klebt die Namen auch ab, glaub ich, weil er irgendwie von Yamaha und Roland verarscht wurde. Zum andern kleben Gitarristen ihre Kopfplatten an der Gitarre auch nicht ab, wenn sie kein Endorser des Herstellers sind.
 
Naja, aber die Herstellerwerbung ist schon wesentlich aufdringlicher auf DPs und Keyboards als auf Gitarren, und wenn man für ein Gerät normal bezahlt warum sollte man dann auch noch gratis Werbung für den Hersteller machen? Ich kanns verstehen, ob ich es machen würde ka.
 
Mir ist in der letzten Zeit oft aufgefallen, dass Keyboarder die Herstellerlogos ihrer Instrumente auf der Bühne abkleben. Was steckt dahinter?
Wo ist Dir das aufgefallen?
Auf einer Bühne im Freien oder auf einer Bühne bei einer TV Übertragung.
Teils bestehen TV-Sender darauf, daß der Hersteller von Instrumenten nicht zu lesen ist.

Hat da nicht hier im Forum mal wer von berichtet, oder war es in einem anderen Forum? :gruebel:

Achja, es war woanders... Da schrieb wer, daß die im TV etwas gegen "Schleichwerbung" hätten und er sogar das Typenschild des uralten Yamaha DX7 habe abkleben müssen.
 
Der Typ von Children of Bodom klebt die Namen auch ab [...]
Ach so, deshalb kippt er sein Keyboard auch immer so komisch nach vorne, daß man die Beschriftung hintendrauf nicht lesen kann ;)

[...]warum sollte man dann auch noch gratis Werbung für den Hersteller machen?
Ich sehe oft kleine rote Fiats mir "Ferrari"-Aufkleber. Fahrer meist mit passender Kappe.
Was die Leute auf ihren (meist teuer gekauften) T-Shirts an Werbung zur Schau tragen, spottet jeder Beschreibung.

Vielleicht wäre es eine Idee, sein Roland-Logo mit Gaffa-Tape abzukleben, auf dem groß und breit "GAFFA" steht :)

Böhmorgler;4153066 schrieb:
Achja, es war woanders... Da schrieb wer, daß die im TV etwas gegen "Schleichwerbung" hätten und er sogar das Typenschild des uralten Yamaha DX7 habe abkleben müssen.
Genau, und bei Nikon-Kameras wird der Schriftzug abgeklebt, aber die die roten "Intarsien" sind dann doch wieder eindeutig. Irgendwann fangen sie an, bei Taxis die Mercedes-Sterne in Säckchen zu stecken oder gleich abzubrechen :)
Es gibt ja eine ganze Riege von Spezialisten bei Film und Fernsehen, die sich realistisch aussehende Phantasie-Produkte ausdenken, um Product-Placement-Vorwürfe zu vermeiden.
Wenn ich da an den Wirbel um den neuen Korg SV-1 vor ein paar Wochen denke - da hätte man auch fast meinen können, er sei ein Fake.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe oft kleine rote Fiats mir "Ferrari"-Aufkleber. Fahrer meist mit passender Kappe.
Was die Leute auf ihren (meist teuer gekauften) T-Shirts an Werbung zur Schau tragen, spottet jeder Beschreibung.


Sry aber der Vergleich passt hinten und vorne nicht, du kannst nicht ein reines Statusobjekt mit einem Werkzeug das Leute verwenden um ihr Geld zu verdienen vergleichen. Abgesehen auch hier wieder das selbe, ein Ferrari hat Ferrari nicht quer über die Seite stehen, sondern nur ganz klein, abgesehen davon ists ja wie gesagt ein Status-Objekt, man kauft sich einen Ferrari um einen Ferrari zu haben, im Gegensatz dazu kauf ich mir kein Keyboard der Marke wegen, und schon garnicht als Statusobjekt, vllt von wenigen exzentrischen Flügelbesitzern mal abgesehen.
 
Na da bin ich ja beruhigt, dachte schon ihr Tastenakrobaten seid imun was Labels angeht und deswegen sei es vielen total egal und abgeklebt.....

Bei den Gitarristen ists tw. umgekehrt, die kleben ein decal einer anderen Firma auf eine Gitarre, die gar nich von denen gebaut wurde... :D

Spass beiseite, bei den keys gibts wohl sowas nicht wie Markenpiraterie??? Hab keine Ahnung.... weis nur das es schwarze und weisse Tasten gibt die schwarzen sind iwie kleiner :D
Die schwarzen nimmt man doch für Beerdigunglieder und für die Kirche??
 
Spass beiseite, bei den keys gibts wohl sowas nicht wie Markenpiraterie???
Nein, sowas gibts eigentlich nicht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es sehr viel aufwendiger ist, ein Keyboard zu bauen als eine Gitarre.
Technisch gesehen ist eine Gitarre ja nur ein auf besondere Weise geformtes Stück Holz mit ein Bisschen Mechanik dran. Natürlich gibts dabei auch gigantische Qualitätsunterschiede, aber um äußerst billig eine Gitarre zu produzieren braucht man nicht allzu viel zu leisten. Bei Keyboards steckt ja viel mehr Elektronik drin, die auch immer mehr integriert wird - sowas kann man nicht einfach nachbauen. Bis sowas überhaupt FUNKTIONIERT kannst du wahrscheinlich schon ein paar Kisten Billig-Klampfen bauen, ganz zu schweigen davon, dass es ja auch klingen muss.
 
Vielen Dank, das mag wohl stimmen aber in bestimmten Unterforen darf man es nicht laut sagen :D
Zumindest gibts bei euch keine Diskussionen bezüglich "Tonplastik".

Dachte mir schon, dass es an der Elektronik liegt - die lässt sich ja gewiss nicht so easy auslesen und kopieren?

Wieder was dazugelernt :)

Ich hab zwar ein keyboard (*Marke will ich nicht nennen :D), kann es aber nur mit einem Finger bedienen, im Proberaum steht so ein Hammond "Monster" und nochmal 2 so Plastikteile....
Aber wir in der band können das eher weniger bedienen. ich sicher nicht... lg

* sollte man eher aus Scham abkleben
 
Sry aber der Vergleich passt hinten und vorne nicht, du kannst nicht ein reines Statusobjekt mit einem Werkzeug das Leute verwenden um ihr Geld zu verdienen vergleichen.
Mir ist schon bewußt, daß der Ferrari-Vergleicht gewaltig hinkt, ich wollte damit auch nur zum Ausdruck bringen, daß viele Menschen offenbar das Bedürfnis haben, mit Statussymbolen zu protzen.
Daß es sich bei Musikinstrumenten um reine emotionslose Gebrauchsgegenstände handelt, sehe ich aber ganz und gar nicht. Ebenso wie bei einem Auto, das viele als reines Transportmittel betrachten, gibt es natürlich sicher auch solche Musiker. Aber Du kannst nicht abstreiten, daß ein Steinway ein Statussymbol allererster Güte ist. Wer wäre nicht stolz auf eine echte Hammond oder ein echtes Rhodes auf der Bühne, selbst wenn man im allgemeinen Bandgetümmel sie klanglich oft nicht von einem Clone unterscheiden kann?
Mit Bontempi im Gegensatz wird keiner sich auf die Bühne trauen (doch, ich am Samstag, aber das ist eine andere Geschichte).


Bei den Gitarristen ists tw. umgekehrt, die kleben ein decal einer anderen Firma auf eine Gitarre, die gar nich von denen gebaut wurde... :D
Prinzipiell gibt es sowas im großen Stil, wenn auch eher in heimischen Wohnzimmer. Ich meine damit Billigst-Klaviere aus China, Korea usw., die mit hochwertig klingenden deutschen Markennamen geschmückt werden. Diese Marken hatten oft sogar eine ruhmreiche deutsche Klavierbauervergangenheit, die Schrott-Instrumente haben damit aber nichts mehr zu tun.

Viele Grüße
Torsten
 
Prinzipiell gibt es sowas im großen Stil, wenn auch eher in heimischen Wohnzimmer. Ich meine damit Billigst-Klaviere aus China, Korea usw., die mit hochwertig klingenden deutschen Markennamen geschmückt werden. Diese Marken hatten oft sogar eine ruhmreiche deutsche Klavierbauervergangenheit, die Schrott-Instrumente haben damit aber nichts mehr zu tun.
Hm, stimmt, die China-Pianos sind ja auch noch da. Hatte ich ganz vergessen (verdrängt?)... :bad:
 
Mögliche Erklärungen meinerseits (auch Zusammenfassung des Thread):
  • Derjenige ist ein Endorser, kann aber mit dem Gerätepark seines Endorsement-Partners nicht alles machen. Beispiel: Yamaha-Endorser, der schön mit Motifs ausstaffiert wird. Jetzt braucht er aber ein Stagepiano/eine Stageorgel in einer Qualität und mit einem Funktionsumfang, der sogar die Motif XS übersteigt (ja, das gibt es). Also: Clavia Nord Stage gekauft. Dann braucht er einen Synthesizer, der wirklich nach Synthesizer klingt, und wo er auch dran rumschrauben kann. Also: Access Virus gekauft. Damit da jetzt aber nicht Geräte rumstehen, auf denen nicht Yamaha steht (sondern Clavia und Access), werden da die Markennamen abgeklebt.
  • Wie ProgRog sagte: Er ist eben kein Endorser. Das könnte man aber glauben bei all den, sagen wir, Roland-Geräten, die er zur Burg um sich gruppiert hat.
  • Derjenige macht sich nichts aus Markenkult, er hat sogar was gegen Markenkult. Dann werden auch die alten Analogen abgeklebt.
  • Er hat was gegen bestimmte Marken, kommt aber nicht umhin, bestimmte Produkte von denen zu benutzen, weil es keine adäquaten Alternativen gibt.
  • Er ist Amateur, hat das mal bei Profis gesehen und glaubt, die machen das alle so, das ist also cool.
  • Er muß auf einer Veranstaltung spielen, bei der Markenzeichen aller Art weitestgehend verboten sind.
  • Auf Tour sollen Kratzer an den Beschriftungen auf der Rückseite vermieden werden. :D
Bei Jarre dürften wohl etliche Geräte noch von den 90ern abgeklebt sein, als er für diverse Firmen Werbung machte (etwa Kurzweil, Quasimidi). Trotzdem hat er in seiner Quasimidi-Phase den (abgeklebten und nicht beim Namen genannten) Nord Lead 2-Prototypen on stage getestet.

Das Irre gerade bei Synthesizern ist ja, daß Abkleben nicht dazu taugt, die Identität eines Synth zu verschleiern. Wer mit dem Marken- und Modellnamen was anfangen kann, erkennt das Gerät auch auf Augenschein, der braucht gar keine Beschriftung.

Der Tastenmann von Bernard Allison hat aus Roland immer Poland gemacht....:D
Und bei den Dresden Dolls wird aus KURZWEIL KURTWEILL.

Spass beiseite, bei den keys gibts wohl sowas nicht wie Markenpiraterie???
Gibt's aus mehreren Gründen nicht:

Bei Gitarren gibt's eine Handvoll Standardformen, die jeder wiedererkennt, und die immer wieder kopiert werden. Stratocaster, Telecaster, Les Paul. Vielleicht noch ES oder Flying-V oder dergleichen. Klar, viele Hersteller haben auch ihre eigene Formsprache, aber der Wiedererkennungswert gerade bei Strat, Tele und Paula ist immens. Nicht nur werden diese Gitarren vom Originalhersteller seit Jahrzehnten fast unverändert gebaut, es gibt sie dann auch noch unter preiswerteren Marken, die mit dem Originalhersteller in der einen oder anderen Form verbandelt sind, als Nachbauten von richtigen Marken, als Nachbauten von Billigfabrikaten und Hausmarken und als Chinaklone mit dem geklauten Originalmarkenzeichen, aber in minderwertiger Qualität.

Genau das gibt's bei Keyboards nicht. Klar gibt es Tasteninstrumente mit einem optischen Wiedererkennungswert, der zumindest auf andere Keyboarder zutrifft. Etwa Minimoog, ARP 2500, Yamaha CS80, Korg MS-20, EMS Synthi AKS, Roland Juno-6/60/106, um nur einige zu nennen, und auch da nur Vintage-Synthesizer. Aber:
  • Es gibt etliche davon, nicht nur drei. Piraten hätten eine ziemlich große Auswahl und müßten auch wissen, was sie denn da klonen, um die Richtigen anzusprechen.
  • Nicht nur kamen die Dinger auf den Markt, als es Strat, Tele und Paula schon lange gab, sie werden auch schon seit Jahrzehnten nicht mehr gebaut, weil sie damals einfach veraltet waren, während Strat, Tele und Paula in 100 Jahren noch gebaut werden, weil es "veraltet" bei Gitarren nicht gibt. Folglich würde ein Synthesizerkäufer stutzig werden, wenn ihm irgendwoher ein brandneuer ARP 2600 für den Bruchteil des aktuellen Gebrauchtpreises angeboten wird - der ARP 2600 wurde vor 28 Jahren eingestellt, den kann es gar nicht mehr neu geben. Und natürlich werden die Dinger nicht mehr - wenn irgendwo ein ARP 2600 auftaucht, fragt man sich doch, wo der herkommt.

Ein anderer Punkt, in dem sich Keyboarder von Gitarristen unterscheiden: Bei Gitarristen sind Optik und Markenname oft extrem wichtig. Wenn es nur entfernt wie eine Tele aussieht, wirkt es für Gitarristen wie gewollt und nicht gekonnt. Und es gibt Hardcore-Paulafans, die nicht mal tot mit einer Epiphone in der Hand erwischt werden wollen. Viele gehen aus Kostengründen Kompromisse ein, kaufen sich die chinesische Hausmarkenstrat und träumen davon, eine echte Fender aus den 60ern zu halten. Es ist eben häufig ein Marken- und Modellkult, der eine Menge mit dem optischen Eindruck zu tun hat - auch mit dem Sound, klar, aber eben ganz besonders mit dem Aussehen, und gerade viele Einsteiger setzen hier ihre Präferenzen. Es hat eben was, wenn praktisch jeder im Publikum die Form deiner Gitarre als eine dieser Kultformen identifiziert.

Bei Tasteninstrumenten sind aber Sound und technische Möglichkeiten wichtiger als bei Gitarren die Optik. Das sieht man allein schon an Nachbauten. Die meisten Nachbauten von Vintage-Synthesizern sind Software, und selbst da wird ganz genau hingehört, werden Nuancen beim A/B-Vergleich rausgehört, auch wenn ein Analogsynthesizer im Vergleich mit guter Software oft keine größeren Unterschiede zeigt als im Vergleich mit einem anderen Exemplar desselben Typs. Hardwarenachbauten längst nicht mehr hergestellter Geräte gibt's nur selten. "Neue" EMS-Synthis (die einzigen Synths, die je auf gitarrenmäßige Bauzeiten gekommen sind) sind in Wirklichkeit refurbished, und auch das nur mit Originalteilen, weshalb die Wartezeiten ewig und die Preise aberwitzig sind. Die Hammond New B-3 würde sicherlich keiner kaufen, wenn sie sich nicht wie eine Original-B-3 anhören würde. Und die x0xb0x (Selbstlötclone der Roland TB-303) wird aus denselben, inzwischen extrem seltenen Komponenten zusammengebaut wie die originale TB-303, um so dicht wie möglich an den Originalsound zu kommen. Daß sie nicht mal entfernte Ähnlichkeit mit einer TB-303 hat, viel größer ist, und daß die TB-303 im Gegensatz zur x0xb0x kein MIDI hat, spielt keine Rolle.

Das Problem für Produktpiraten beim Klonen elektronischer Musikinstrumente ist also, daß die Technik so verdammt wichtig ist. Die Optik ist ratzfatz kopiert, und die meisten Bedienelemente kommen von Zulieferern. Moog hat z. B. diese berühmten Potikappen nicht selbst entworfen, sondern von der Luftfahrtindustrie bezogen, genau wie etliche Synthhersteller heute (ich sag nur MicroKorg). Da kommen Piraten also auch ran. Aber ein Klon von einem Synth muß auch genauso klingen und das Gleiche können wie das Original. Und sogar in einem monophonen Analogsynthesizer ohne Speichermöglichkeiten und ohne MIDI steckt mehr Technik als in einer E-Gitarre nebst Amp - Technik, die trotzdem möglichst 1:1 geklont werden müßte.

Wenn einer ein Gehäuse in Minimoog-Optik um eine selbstgelötete Klangerzeugung aus dem Elektronikbaukasten zimmert und vielleicht sogar etliche Knobs und Schalter unbelegt läßt, dann geht das bei keinem Keyboarder, der nicht wirklich total ahnungslos ist, als Minimoog-Klon durch. Wir reden hier von Musikern, die darüber diskutieren, welche Seriennummern desselben Modells besser klingen als andere.

Jetzt habe ich schon erwähnt, daß Synths nicht lange produziert werden. Außer einigen EMS-Modellen wird wohl kein einziger elektronischer Klangerzeuger aus dem 20. Jahrhundert mehr gebaut. Wenn also ein Vintage-Gerät neu auftaucht, ist das höchst verdächtig. Zumal Neuauflagen (Mellotron, Minimoog/Voyager Old School, Fairlight) gegenüber dem Original immer modifiziert und vorsichtig modernisiert sind.

Wenn Markenpiraten also etwas klonen wollen, müssen sie sich an aktuelle Geräte halten. In denen steckt aber noch um ein Vielfaches mehr an Technik als in den alten Analogteilen. Die meisten sind mehr oder weniger kleine Computer, die mehrere Jahre Entwicklungsarbeit und entsprechende Fertigungsmöglichkeiten erfordern. Und das Anbieten von Billigklonen lohnt sich nur dann wirklich, wenn das Original entsprechend teuer ist. Nur:
  • Kaum ein Produktpirat wird sich den Aufwand aufhalsen, z. B. eine Workstation zu klonen, auch wenn das Original 2500-3000 € kostet. Die ist dann nämlich nicht wegen des Namen, der Optik oder irgendeiner Signature-Serie so teuer, sondern weil da Technik für 2500-3000 € drin verbaut ist. Die muß er mitklonen.
  • Wenn auch die Software kopiert werden kann - einschließlich der Samples -, braucht man immer noch die Hardware, auf der der ganze Kram dann läuft. Und wir reden hier von hochspezialisierter Hardware mit entsprechend angepaßter Software, nicht von Windows-PCs von der Stange.
  • Wenn er das nicht tut, fällt es ruckzuck auf. Es ist unmöglich, einen Keyboarder zu täuschen, indem die Technik einer Medeli-Tischhupe in ein imitiertes Yamaha Motif XS6-Gehäuse eingebaut wird.
  • Dem Keyboarder ist es nicht "egal, solange Yamaha und Motif drauf steht".
  • Wie gesagt, eine nagelneue Motif für 600-1500 € ist verdächtig. Das einzige Mal, daß bei einer hochwertigen Workstation ein extremer Preissturz akzeptiert wurde, war bei der Alesis Fusion, und die hatte so einen schlechten Ruf wegen ihrer anfangs vielen nervigen Bugs, daß man sie überhaupt nur zu Dumpingpreisen abstoßen konnte.
  • Von keinem aktuellen elektronischen Musikinstrument gibt es einen wie auch immer gearteten Nachbau. Weder von Squier noch von Boss gibt es den V-Synth für 650 €.
  • So manches aktuelles "Kultgerät" ist so billig, daß Klonen sich gar nicht lohnt.
  • Und gerade im Keyboards-Bereich werden Einkäufer im Einzelhandel ganz genau hingucken, woher sie die Geräte einkaufen, so daß man ihnen gar keine Billignachbauten unterjubeln kann.

Wenn es für Produktpiraten so einfach und lukrativ wäre, Keyboards zu kopieren, würde dann nicht schon längst der Markt mit Klonen von Roland-Umhängekeyboards überschwemmt? Das würde sich nämlich lohnen, zumal Preise unter 450 € für ein AX-1 oder AX-7 zum Himmel stinken würden, weil die Dinger heute noch gebraucht teurer sind als damals neu.

Prinzipiell gibt es sowas im großen Stil, wenn auch eher in heimischen Wohnzimmer. Ich meine damit Billigst-Klaviere aus China, Korea usw., die mit hochwertig klingenden deutschen Markennamen geschmückt werden. Diese Marken hatten oft sogar eine ruhmreiche deutsche Klavierbauervergangenheit, die Schrott-Instrumente haben damit aber nichts mehr zu tun.
Markennamen, ja, das stimmt, und das gibt's auch im elektromagnetischen oder elektronischen Bereich. Hammond-Suzuki ist ja zum Beispiel auch nicht mehr die Marke Hammond, die damals die B-3 gebaut hat. Und in den 90ern steckte unter Geräten, auf denen "Oberheim" stand, Technik vom italienischen Ex-Heimorgelbauer Viscount. Warum wohl waren Oberheims auf einmal 1. bezahlbar und 2. virtuell-analog?

Aber ganze Modelle werden nicht als Billigvarianten aus Fernost importiert. Okay, viele Niedrigpreisgeräte werden sowieso schon in z. B. China gefertigt, aber outsourcenderweise mit dem Know-How und der Qualitätskontrolle des Markeninhabers. Ist also nicht so, daß - semi-fiktives Beispiel - Waldorf die Neuauflage des Q statt mit eigener Technik nur mit eigener Frontblende und in China entwickelter, funktional minderwertiger Technik produzieren ließ.

Zum Thema Korea: "Made in Korea" gebietet bei Keyboardern Ehrfurcht. Es war nämlich die südkoreanische Pianoschmiede Young Chang, die mit ihren Kurzweil-Überfliegerworkstations (zu Überfliegerpreisen) in den 90ern der versammelten etablierten japanischen Konkurrenz in den Hintern getreten ist. Eine Grund-K2xxx kostete damals nicht selten so viel wie ein entsprechendes Gerät von Roland, Korg oder Yamaha mit einer ziemlichen Ausbaustufe, konnte aber Sachen, die man bei den Japanern nicht mal nachrüsten konnte. Kurzweils Ankündigung, der K2000 FM zu verpassen, die von Yamahas Anwälten gestoppt wurde, hatte übrigens nichts mit Piraterie zu tun - Kurzweil erdreistete sich einfach, selbst eine FM-Funktionalität zu entwickeln, mit der die K2000 einem SY77 wohl überlegen gewesen wäre, statt brav beim FM-Monopolisten Yamaha die drittklassigen 4-Operatoren-OPL-Chips zu kaufen, die eh nicht in V.A.S.T. integrierbar gewesen wären.


Martman
 

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