OK, und nun mein Erfahrungsbericht, ich hab heute die Saalanlage aufgebaut.
Wie alles anfing, Nov. 2005
Alles startete mit einem äußerst beschissenen Sound, irgendein Kranker hatte in dem Saal:
4 Bell Nahfeldmonitore 6" 1/2"
1 Conrad HIFI Endstufe 2x120W
1 18" Sub
1 Bell Endstufe 2x150W
verbaut.
Dazu PC, DJ-Mischpult 5-Kanal (IMG Stageline...), CD-Player.
Die Hochtöner alle durch, der Bass ein Brummwürfel (warum klärte sich schnell) und alles zusammen einfach beschissen... Manche fanden es beschissen und sagten nix, andere unterstützten mich, wieder anderen fiel es schon garnicht mehr auf.
Dann der Versuch es besser zu machen, aber mit
a) verrückter Saalgeometrie
b) der Vorgabe, man darf es nicht zu laut drehen können (Kiddies allein im Saal)
c) Möglichst billig
d) es ist ein Tanzsaal, in dem täglich trainiert wird. Soll also bei 5h/Tag 15 Jahre ohne Wartung halten, bei sehr niedriger Lautstärke auch gut klingen und das bei Klassik, Pop, Hiphop und Latin...
Nachdem anfängliche E-Bay Angebote (gottseidank) ausgeredet wurden, begann die Planung:
Boxen: sollten sehr gute Mitten haben, gut klingen und nicht kaputt zu kriegen sein. Dazu eher klein und billig. HIFI-Boxen schieden aus, obwohl sie bei den Mitten am ehesten punkteten (wurde getestet).
2 Große Boxen schieiden aus, Saal hat so dämliche Säulen, dass man nicht überall Sichtlinie hat.
Dann hat ein Händler ein Angebot über die Sx-80 gemacht, aber die klingt nicht.
Vom Händler in der Stadt wurde geraten: Tanzschule = Tanzverein = EV Boxen
Nach Probehören verschiedener EV Boxen stellte sich die ZX-1 als sehr klarer Favorit heraus, die deklassierte die Sx-80 einfach und wirkte auch präsenter, speziell bei Stimmen, als die Sx-100 oder Ex-300.
200W RMS sollten auch reichen.
Amp:
War ein Kampf, den Präsidenten zu neuen Amps zu überreden (120W Conrad ?!?). Sollten zuerst Crown XLS werden, aber Rockopa hier hat mich zu den Yamaha P-2500 überredet, wofür ich ihm äußerst dankbar bin
Mir fehlt zwar der Vergleich, aber allein die Tatsache, dass da eine Frequenzweiche drin ist und die eine Plexiglasabdeckung für die Pegelsteller mitliefern, war im Nachhinein die Sache schon wert. Sehr genial!
Die Boxen haben 200W RMS, die da nie ausgefahren werden, die P-2500 310W@8Ohm, passt...
Frequenzweiche:
Sollte die DCX2496 werden, einfach weil die Driverack PA das Budget sprengte, und kein sinnvolles Delay hat. Dazu ein winziges Display (habs mir mal angeschaut)
Lautstärkebegrenzung:
Da wurde dem Präsidenten verkauft, dass ein Limiter das nicht kann (der geht auf die Spitzen, nicht den RMS Pegel!) und ein Compressor her muss. Sehr praktisch, denn mit dem DEQ2496 kann man gleich noch den Raum einmessen und ein paar Filter vorsehen (EQing).
Kabel:
Da Zugeständnis: 2,5 qmm, aber von E-Bay Der Rest selbst gelötet mit Steckern und Cordial Mikrofonkabel
Sub:
Der Sub machte einen ekelhaften Eindruck, aber es könnte am Verstärker / Signalweg liegen. Da ein neuer Sub nicht drin war, blieb er, anfangs sollte auch der Verstärker bleiben. Klang nur ekelhaft, und der Amp war bei Zimmerlautstärke schon bei der -12 dB LED (hatte eine LED Pegelanzeige).
Konzept: Statt wie bei Tanzsäälen üblich 4- Punkt Beschallung aus allen Ecken, wollte ich was neues probieren: Delay Line, zwei Boxen in die Mitte der langen Seite. Die Zeichung zeigt das schön
http://www.cs-engineering.de/musiker_board/Saal.pdf. Auch die etwas komische Saalgeometrie, hier noch ein Foto, dessen Perspektive in der Skizze eingezeichnet ist:
http://www.ttc-muenchen.de/images/juni-02/nachwuchs-latein.jpg.
Die mittleren zwei Boxen dann als Delay Line verzögert, befeuert von einem getrennten Amp.
Also wurde alles bestellt und dann begann das große Warten.
Die Boxenbestellung hatten die Träumer in dem Geschäft vergessen, Amps trudelten so lala ein, und die Behringer DCX Weiche: kein Liefertermin.
Nach 2 Monaten war dann alles da, außer der Weiche. Und dann die Info: frühestens Ende Mai.
Also Alternativplan:
Es stellte sich heraus, dass der DEQ2496 einen Aux Ausgang für Delay Lines hat und die Yamaha Amps eine eingebaute Weiche. Also geht es auch ohne, wobei, halt, prima, der Sub braucht einen neuen Amp mit Weiche, also noch eine P-2500. Der Sub hat einen 400W Treiber, eine 300W Weiche, also sollten 780W gebrückt reichen
.
Aber wie aus dem Stereosignal einen Monosub befeuern? Ganz einfach: Spezialkabel für den linken Kanal, bei dem + und - vertauscht sind, je einen 150 Hz TP in der integrierten Weiche einstellen und den Verstärker auf Stereo stellen, aber den Sub bridged anschliessen.
Der Aufbau: Die Halter baute der Vereinspräsident selber. Der ist Maschinenbau Gutachter, also gut genug (als die Box noch nicht dran hing, hat einen den Halter mit einer Fitnessstange verwechselt. Und sie hat es überlebt
).
DEQ: Hab mich vorher durch das Manual gewälzt, aber nur die Hälfte kapiert. Aber als das Ding dann da war, war einfach durch Probieren nach 20 min. alles klar. Das Menü ist genial strukturiert, ich fand mich sofort zurecht und hab auch alle Funktionen gefunden.
Heute Aufbau:
Komplett neue Kabel verlegt, alles 2,5 qmm, insg. über 100m. An einer Stelle mussten wir stückeln, aber löten + Schrumpfschlauch ist bei einer Festinstallation OK.
Dann die ganze Steckerfieselei, die 2-poligen Speakon Stecker sind gemein. Geht de fakto nur mit Aderendhülsen, 2,5 qmm da rein zu bekommen (und blos nie verzinnen!!!).
Das selbstgebaute alte Rack mit dem ganzen Zeug bekam hinten eine Leiste mit 5 Speakon Buchsen, intern von den Amps zu denen per Klemme am Amp / löten (hinten an den Speakon Buchsen). Stellte sich heraus, dass die 4,75 Flachstecker nicht vernünftig halten.
Der Sub bekam eine Spezialbehandlung. Innen alles elektrische rausgerissen , der war mit 0,5 qmm verkabelt. Frequenzweiche flog, Schalter zum aktivieren ebenfalls (gut oxidiert..). Direkt von dem Treiber intern ein Stück 2,5qmm Kabel auf eine Speakon Buchse, die an einem neuen selbstgemachten Anschlussterminal war. Dann stellte sich heraus, dass einer in dem Lautsprecherkabel des Subs irgendwo eine Steckverbindung eingebaut hatte. Und zwar mit (jetzt festhalten) Plastik CINCH Stecker / Buchse:screwy: Also die für 15c... Naja, da eh alle Kabel neu gemacht wurden... Jedenfalls war dann klar, warum der Sub nicht vernünftig spielte. (dafür ist er jetzt nach 15 Jahren noch so gut wie neu)
Die NF Kabel auch alle handgelötet (da braucht man etwas Erfahrung und ist am besten zu zweit, denn drei Hände reichen oft nicht), das waren noch mal so 3 Stunde Arbeit. Aber gut, dass es so gelaufen ist, denn durch das umdisponieren sind da die verrücktesten Adapter rausgekommen: Cinch-XLR, Klinke-XLR, XLR-Klinke... War aber machbar.
Um Brummschleifen zu vermeiden, wurde der GND von PC, Mischpult und allen Amps mit 6qmm KFZ Kabel und Ringösen verbunden. Da war jeweils eine Klemme vorhanden, die anderen Geräte (DEQ, CD-Plaxer) schienen schutzisoliert zu sein.
Inbetriebnahme verlief fehlerfrei, das Ding spielte sofort. Und wie...
Einzig das Mischpult (Dj Mischpult, IMG Stageline 'Explorer') kratzt und rauscht... Interessanterweise besonders, wenn der 'Master' voll auf ist, aber alle Kanalzüge auf null... Dazu etwas brumm, aber anscheinend auch intern verursacht.
Idee für die Zukunft: da gibt es eines, das schon 2 USB Eingänge hat, da spart man sich die Soundkarten im Rechner.
https://www.thomann.de/de/numark_cm200_usb.htm Das sollte deutlich besser sein, aber vorerst... Dadurch das die Endstufen so stark sind, hört man das kratzen der Fader jetzt deutlich, also kann man drauf warten, dass sich jemand drüber beschwert.
Klang war überragend, einfach genial! Die Home-HFI Anlage von vielen kommt da nicht ran, würde ich behaupten. Der Saal mit Holzvertäfelung in den Dachschrägen, alter Bau, eine Seite Spiegel (die aber nicht direkt beschallt werden) geben dem Ganzen eine Tansparenz und ein Raumgefühl, einfach Genial. Bei manchen Stücken mit starker Frauenstimme (a la Celine Dion) bekommt man Gänsehaut. Aber vor allem schnelle Rhythmen werden sowas von seziert, da hört man jedes Percussioninstrument aufs genauste, genau das was ich haben wollte.
Der Compressor begrenzt den Pegel recht gut, wird einfach auf Ratio 1:100, sowas um die -30 dB und 6 dB Knee gestellt, zusammen mit 4000ms Release. Ab einer bestimmten Mischerstellung wird's nicht mehr lauter. Dafür geht halt, wenn man lauter stellt, die Dynamik des Liedes flöten, irgendwelche leiseren (vor allem ohne Bass) Solostellen werden immer lauter, bis dann wieder der Bass kommt.
Das Mischpult stellte sich als Übersteuerungskanone heraus. Obwohl die Pegel auf der Anzeige an dem Pult erst langsam in den roten -5 Bereich gingen, hatte das Ding schon längst den +12 dBu Eingang des DEQ ins clipping gebracht.
Also wurden die pre-gain Regler am Mischpult alle auf Minimum gestellt, Metallblende drüber, und dann konnte höchstens der PC den DEQ bei lauten Stellen um 1,5 dB ins clipping jagen. OK, seis drum, aber vorher ist es eh zu laut... Da zeigt das Mischpult noch nicht mal 0 dB an:screwy:
Aber: selbst bei voll aufgedrehten Endstufen, der DEQ hat mit seinem +12 dBu Ausgang es nicht geschafft, die Endstufen ins clipping zu bringen
. Hab das ohne angeschlossene Endstufen probiert. Limiter erledigte sich so elegant...
Delay Line:
Wurde ja viel diskutiert, aber 1. kommt's anders und 2. als man denkt.
Ich hab mit jemandem zusammen lange an den Delay Line Einstellungen gespielt, aber die Unterschiede waren irgendwie da, aber mehr im Bauchgefühl als in der wirklichen Ortbarkeit der Schallquellen. Er tippte auch mal daneben... Aber:
Mit Delay erst recht, ohne auch war das Signal auf halber Strecke zwischen Front und Delay Boxen undefiniert und irgendwie komisch, wirkte sehr entfernt. In der hinteren Hälfte dagegen genial... Man merkte aber mehr die Delay Boxen. Aber die Schallquelle im hinteren Teil war auch irgendwie nicht wirklich zu orten (irgendwie von vorne, aber jetzt nicht mehr entfernt oder nah). Dann die Idee: Die Delay Boxen wurden 2 dB leiser gestellt. Und schon funktionierte der Haas Effekt. Die Musik kam mit Delay klarer von Vorne, war auch in der vorderen Saalhälfte genauso klar wie in der Hinteren und nicht matschig und undefiniert! Idealer Delay war so 38 ms (30 ms Laufzeit + Haas...).
Fazit: sehr auf den Pegel der Delay Boxen achten in geschlossenen Räumen, kann einem den vorderen Bereich total vermiesen
. Und: der zweite Amp hat sich total gelohnt, mit beiden Boxen an einem Amp hätte ich entweder 4-Punkt Beschallung machen müssen oder beschissener Klang in der vorderen Hälfte des Saales.
Sound:
Die Höhen bei manchen Liedern sehr scharf, aber sehr differenziert. Da war manchmal -3 dB von 5 - 15 kHz gefragt. aber leider nur manchmal, sind halt verschiedenste Musikstiele die da gespielt werden.
Mitten prächtigst aufgelöst, sehr klar, Gänsehaut bei manchen Frauenstimmen.
Bässe da, aber der Sub lässt sich bei manchen Liedern orten, die Yamaha Amp Frequenzweichen trennen anscheinend sehr unscharf (hab keine Angabe gefunden). Muss von den jetzigen 125 Hz noch weiter runter gehen... Aber Bass ist da, kickt gut und nicht zu aufdringlich aber präsent!
Ansonsten Konzertsaalfeeling mit Ortung von einer Richtung. Stereobild fast etwas zu breit, da könnte der DEQ eingreifen (stereo width Einstellungen), aber ich hab Angst um den guten Klang.
Ob den Tänzern diese Ortbarkeit gefällt, wird sich noch zeigen, aber ein Trainer war vom Klang schwer beeindruckt.
Während dem Aufbau war übrigens provisorisch die Turnieranlage des Vereins teilweise aufgebaut. Sprich: 2x Sx-300 auf full range (ähnliche Boxenposition wie die Top Boxen der Festinstallation). Die kamen aber an die neue Anlagen BEI WEITEM!!! nicht ran, eben besonders bei der Auflösung der Mitten.
(Daher Fazit 2: unbedingt mal die ZX-1 Probehören und nicht vom offiziell schlechten Wirkungsgrad verwirren lassen)
Wie die Amps klingen, kann ich nicht sagen, hab keinen Vergleich. Aber die Gesamtanlage klingt genial, also kann sich da nicht viel fehlen.
Lautstärke: Werd ich definitiv nie ausprobieren! Selbst wenn es mir schon zu laut wird, flackern die 'Signal' LEDs an den Amps noch. Der Saal ist so hellhörig, da reicht das 100 mal. Ich bekomm laut DEQ Spitzen von -20 dB bei dem, was ich erträglich finde, und bei 0 dB clippen die Endstufen noch nicht. Würde schätzen, dass man über 120 dB kommt, wenn man es drauf anlegt. Aber klar, der Saal war auch leer.
Irgendwann, als laut Musik lief, kam einer total verdutzt aus der Herrengarderobe und meinte, da klingt die Musik genauso, nur leiser. Und Tatsache, anscheinend koppelt der Sall über den Dachboden auf die Herrengarderobe. Klingt aber dort absolut klar und linear, so, als hätte da einer einen Monitor rein montiert
.
Ergebnis:
Am Mittwoch werd ich noch mal nen halben Tag damit verbringen, den Saal auszumessen und zu optimieren...
Also erst mal die Trennfrequenz ändern, etwas tiefer.
Dann ein Beyerdynamics MM1 Messmicro an verschiedensten Stellen aufstelle, Testrauschen und schauen wo welche Resonanzen sind. Ich hab auch einen Funktionsgenerator, den Bass Bereich werd ich vielleicht durchsweepen.
Werd versuchen, da noch was raus zu holen, aber muss halt aufpassen, dass es linear genug bleibt, um bei Hiphop, Latin, Klassik und Pop gut zu klingen. ich werd auch mal mit den 'dynamic EQs' spielen, vielleicht ist es besser, wenn die Musik sehr leise ist, etwas mehr Bass rein zu nehmen oder so... Werden halt verschiedenste Lautstärken gespielt in dem Saal, und immer soll es gut klingen.
Dann der Hörtest mit meinen Lieblings CDs, und der Vergleich mit dem Sennheiser HD590 Kopfhörer.
Mal sehen, wie sehr ich da am EQ drehen werde...
Ergebnis 2:
Da es die erste PA Festinstallation war, die ich geplant hatte, hab ich gegoogelt, bin auf das Forum hier gestoßen, hab eine Frage gestellt und bin irgendwie hier hängen geblieben...
Soweit von mir...
Carl
PS. Aufbau war übrigens HORROR!!! Kommt dieser Vereinspräsident, bestellt mich morgens um 8:30 rein, und stellt als erstes ein Taschenradio mit BAYERN 1 auf. Völlig übermüdet von 3 Stunden Schlaf, 3m hoch auf der Leiter musste ich mir dann in Telefonqualität
'ich will keine Schokolade' *träller* 'ich will lieber einen Mann' *träller* 'Ganz in Weiß mit einem Blumenstrauss' *klimper* 'die neuesten Tipps vom Chefkoch' *blabla*... anhören, und das 5 STUNDEN