Rettung einer paulaförmigen Semiakustik - Tipps und Hilfe herzlich Willkommen!

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Hallo ihr Lieben!

Viel früher als Erwartet beginne ich meinen zweiten Baubericht. Und gleichzeitig bitte ich um Hilfe...
Unverhofft wurde mir heute (bzw. gestern) eine Gitarrentasche überreicht mit den Worten "Da, kannst haben. Entweder zum Ausschlachten, oder Einheizen, oder was du willst...."

Als ich dann das gute Stück herausnahm, war mein erster Gedanke "Wow, ne Semi! Fehlt mir noch!" Und gleich darauf der Zweite "Als Pferd würde man's gnadenhalber erschießen...."

Da ich mich wider Vernunft aber auch gleich in das Ding ein wenig verschossen hab, beschloß ich, wenigstens einen Rettungsversuch zu unternehmen.

Tja, nur war das ehrlich gesagt das erste Mal, dass ich überhaupt ne Semi in der Hand hatte, und habe somit die ein oder andere Wissenslücke, die mir bei der Rettung hinderlich sein dürfte.
Ich hoffe somit darauf, dass mir der ein oder andere hier mit Erklärungen, Tipps und Ratschlägen zur Seiten stehen kann, wenn nötig... Danke schon mal im Voraus!

Aber jetzt zu der Patientin:
Das ist sie - laut Küchenwaage ca. 2,6 kg, ca. 630 mm Mensur
Holz - keine Ahnung
auch einen Hinweis auf den Hersteller konnte ich nicht finden


und jetzt die Problemchen im Detail:
der Gurtpin liegt teilweise auf dem Saitenhalter (hat der einen bestimmten Namen?) auf. Gut, ist eines der kleinsten Probleme....


Der Steg ist offensichtlich gleichzeitig ein Tonabnehmer. Die Saiten liegen auf kleinen Reitern, die seitlich verschoben werden können, und in eine der 4 Rillen gesteckt (?) werden können, vermute mal, zur Einstellung der Oktavreinheit. Die silbernen Räder verstellen die Höhe des Stegs/TA. Auch hier kein Hinweis auf Hersteller


Dann wurde nachträglich ein weiterer TA am Ende des Griffbretts angebracht, Aufschrift "Joller, Made by Shadow W.Germany". Warum der aber nur an einer Seite des Halses (halbherzig) angebracht wurde, weiß ich auch nicht...


Hier die Elektrik, die Potis sind locker, drehen also ewig, ohne zu stoppen, das Kabel des zusätzlichen TA verläuft ästhetisch nicht sehr ansprechend ins Schallloch, die Kabel sind abenteuerlich verlötet, die Buchse liegt lose im Korpus (aber noch am Kabel), das Buchsenloch ist leicht ausgefranst. Leider bestätigte mir der Versuch am Verstärker die Befürchtung, dass auch hier was zu tun ist - gibt keinen verstärkten Ton von sich. Und nachdem ich mit Entsetzen feststellen musste, dass es zum "E-Fach" keinen Zugang außer durchs Schallloch gibt, befürchte ich, das wird ne ziemliche Fummelei, bis die Kabel richtig verlötet, und alles - vor allem die Buchse! - am Richtigen Platz ist.


Hier nochmal der Übergang Hals - Korpus von links

und von rechts

sieht beides auch nicht so recht "original" aus. Es wurde wohl nachträglich ein dünner Keil zw. Hals und Korpus geleimt.

Die Halsbefestigung könnte auch besser aussehen


Der Hals selbst ist unlackiert, und zumindest mittig eventuell nur laminiert, auf einer Breite von ca. 5 mm. Darauf komme ich,weil dort ein kleiner Riss ist, und wenn man diesen anhebt, kommt anderes Holz zum Vorschein. der Rest scheint aber "massiv" zu sein


weiter zum Sattel - ja, richtig gesehen: der ist aus Holz!




die Schraube des Trussrods hat auch "etwas" Rost angesetzt
und wenn der Dreck von Jahrhunderten irgendwann von der Kopfplatte runter ist, dürfte da dunkelbraune oder schwarze Farbe zum Vorschein kommen


Die Rückseite mit den gemischten Mechaniken


an der Halsseite auf Höhe des 12. Bundes hat sich jemand mit Schleifpapier zu Schaffen gemacht


und hier noch die Bünde. Von oben betrachtet sieht man zwar leichte Spielspuren, aber wenigstens keine Kerben.Teilweise erscheinen sie mir aber fast zu abgeflacht


so, sonst hat sie natürlich im Lack noch einige Dings und Dongs, über die ich aber weiß Gott gern hinwegsehe, wenn der Rest dafür wieder passt.

Kann mir jemand anhand der Beschreibung und den Fotos IRGENDWAS über die Gitarre oder die Tonabnehmer sagen? Egal wie unwichtig oder selbstverständlich es erscheinen mag, ich bin Semi-Akustik-Neuling, und bin froh um jede Information...
 
Eigenschaft
 
So, ein paar Gedanken zum "und jetzt?" habe ich mir natürlich auch schon gemacht, und eine To-do-Liste erstellt.
Vielleicht mag sie jemand ergänzen, wenn ich was vergessen habe, oder hat gleich Tipps zu den einzelnen Punkten?

Reihenfolge, wie es mir einfiel, ist also variabel:

- Putzen!!
- Verkabelung überprüfen und neu verlöten (lassen)
- Potis ordentlich befestigen, ggf. gleich neue Knöpfe (die jetzigen gefallen mir nicht)
- Buchse an ihre Stelle friemeln, Buchsenblech anbringen (schon gekauft)
- Sattel austauschen! (GraphTech, schon vorhanden)
- Mechaniken ordentlich befestigen bzw. dann neue rauf
- Trussrodschraube entrosten, so gut es geht
- Halsschrauben gerade eindrehen
- Gurtpin gerade eindrehen
- Humbucker ordentlich befestigen
- Halsrückseite lackieren (wollts eigentlich schleifen und wachsen, da sehr rauh, aber dank der Laminierung lass ich das wohl lieber)
- Bünde polieren und ggf. abrichten
- Schleifspur am Halsrand mindern
- Korpus aufpolieren
- neue Saiten aufziehen
- Einstellen


so, was fehlt in meiner Liste?

Ich danke schon mal fürs Durchlesen und sich Gedanken machen! :great:
 
Die Fummelei mit dem Schallloch kannst du dir etwas leichter gestalten indem du als erstes die Potiknöpfe entfernst, dann um die Potiachsen Bindfaden knotest und sie erst dann ausbaust. Dann kannst du sie, bzw die neuen an diesen Bindfäden wieder recht gut in ihre vorherige Position ziehen. Etwas Fummelei ist es zwar trotzdem noch, aber leichter sollte es die Sache schon machen ;)

Bei dem Steg und wie er funktioniert liegst du ganz richtig. Schau dir mal den Legendären Beatlesbass von Höfner an. Der hat afaik nen ähnlichen Steg. Ob da jetzt noch ein TA drin verbaut ist, weiß ich nicht. Bist du dir da sicher? Das müsste ein Piezo sein und der bräuchte dann eigentlich einen Preamp mit Stromquelle um auf ein brauchbares Signal zu kommen...

Allerdings würde ich erst noch ein paar Antworten hier abwarten, was die Herkunft der Gitarre angeht. Ich glaube zwar nicht wirklich dran (dieser furnierte Hals ist schon sehr komisch...), aber evtl hast du da ja ein wertvolles Sammlerschätzchen überlassen bekommen, dass sich im weitestgehenden Originalzustand und ein wenig herausgeputzt nochmal gut an einen Sammler verkaufen ließe.
Vielleicht ist dir das auch total egal (wie es bei mir der Fall sein würde :D) und behälst dieses Charmante Stückchen Instrument, egal was es ist. Dann kannst du deine ToDo-Liste soweit ich das sehe auf jeden Fall so schon mal abarbeiten und evtl noch das Griffbrett ölen, falls das bei dir nicht unter sauber machen/putzen fällt :)

Viel Spaß und Erfolg mit dem Ding!
 
Hey, der Bindfadentrick ist super! Danke :great:

Also, verkaufen möcht ich das Schätzchen nicht unbedingt, egal ob Brennholz mit Saiten oder Sammlerstück ;)

ob der Steg inkl. Tonabnehmer ist, weiß ich nicht! Es war nur so eine Vermutung, denn sonst gäbe es ja außer dem nachträglichen HB gar keinen TA an der Gitarre. Dachte ich :redface:

Ja, und der Hals - dürfte eigentlich nicht nur furniert sein, nur dieser mittige Streifen erweckt den Anschein...:confused:

Und hast Recht, das Einölen hab ich vergessen, aufzuführen. :D

Danke dir!
 
DieGräfin;3453226 schrieb:
Also, verkaufen möcht ich das Schätzchen nicht unbedingt, egal ob Brennholz mit Saiten oder Sammlerstück ;)
Find ich gut. Würd ich auch nicht machen (wenn's denn ne Lefty wäre ;))

ob der Steg inkl. Tonabnehmer ist, weiß ich nicht! Es war nur so eine Vermutung, denn sonst gäbe es ja außer dem nachträglichen HB gar keinen TA an der Gitarre. Dachte ich :redface:
Das ist gar nicht mal unwahrscheinlich. Höfner hat früher auch Akustiks in so einer ähnlichen Form hergestellt so weit ich weiß.
Schau mal:
IMG_7480-1.jpg



gerne gerne :)

Ach und übrigens: Du kannst auch hier im Forum Bilder hochladen. Einfach wenn du nen Beitrag schreibst unten auf Anhänge verwalten oder so ähnlich klicken. Imageshack und Konsorten haben immer mal wieder Probleme und dann sind die Bilder nciht verfügbar bzw irgendwann werden sie vom Server geschmissen. Hier im Board bleiben sie erhalten.
 
Und schon wieder zwei Dinge dazu gelernt.
Ok, die Höfner kannte ich überhaupt nicht, dann machts natürlich Sinn, wenn das "nur" der Steg ist, und kein TA. Hm, und wenn ich ganz genau hinschau, kann ich auch kein Kabel erkennen, dass davon wegführen würde.... :redface:

Der Anhangs-Tipp ist auch prima, ich habs nicht so mit der Forums-Technik und hab mich daher auf Imageshack verlassen. Aber ich probiers nächstes Mal aus :great:
 
Tag Gräfin,
ich schreib mal, was mir so zu Deiner "zugelaufenen" Gitarre einfällt:
- Erstmal bin ich neidisch.
- Wenn zum Steg kein Kabel führt ist es kein Tonabnehmer. Diese Stege in der Bauform gab`s früher oft. Man stellt die Oktavreinheit grob durch Verschieben des Stegs ein und fein durch Umstecken der Reiterchen.
- Den Gurtpin würde ich einfach so in Ruhe lassen wie er ist.
- Die Tonabnehmer-Befestigung ist auch heute noch bei Jazzgitarren üblich (damit die Decke freier schwingen kann), aber die Befestigung auf Deinen Bildern sieht grobmotorisch gebastelt aus: Da hat vermutlich mal einer einen besseren Tonabnehmer eingebastelt.
- Die Bauart sieht nicht nach einer hochwertigen Gitarre aus, aber ungewöhnlich und interessant.
- Zur Buchseneinbau-Fummelei: Schieb einen Draht durch das Buchsenloch bis er zum F-Loch wieder raus kommt, befestige die Buchse so, dass Du sie bis zum Loch ziehen kannst und dann noch so gegenhalten kannst, dass Du die Buchsenmutter draufschrauben kannst.
- Naja, den Sattel müsste man wirklich mal austauschen.
- Ich würde auch die Mechaniken austauschen. Wenn Du sie retten willst, musst Du Dir die Buchsen für die Achsen besorgen.
- Der Hals ist ja zum Glück verschraubt, so dass Du ihn mit dem Unterlegen von Plättchen ("Shimmen") am stegseitigen Ende solange etwas schräger stellen kannst, bis Dir die Saitenlage passt. Vielleicht hat der Steg auch noch so viel Verstell-Raum, dass Du das gar nicht tun musst (Auf den Fotos sah die Saitenlage nicht so schlecht aus).
- Ist der Hals gut? Kein Flitzebogen? Keine propellermäßige Verdrehung? Wenn ja, herzlichen Glückwunsch.
- Die Elektrik sieht eher übersichtlich aus. Wenn Du anfangen willst, selbst zu löten, ist diese Gitarre ein gutes Opfer. Probier aber die Funktion der reparierten Elektrik vor dem Wiedereinbau. Als ersten Test würde ich das Tonabnehmer-Kabel direkt an eine Ausgangsbuchse löten, damit ich schon mal hören kann, wie der Tonabnehmer klingt und ob er geht.
- Den "Riss" im Hals würde ich ordentlich zuleimen und dann in Ruhe lassen. Auf dem Foto sieht es so aus, als wäre der Hals aus vielen Schichten hochkant stehenden Holzes laminiert.
- Bei Deiner Aufgabenliste schlage ich noch das Oktavrein-Einstellen vor.

Da hast Du aber einen schönen Fund gemacht, Neid, Neid

uwe. s.
 
Hallo,
mach doch in den Gitarrenidentifikations-Thread einen Link hierher.

Nachdem sie einen Shadow-PU hat (also was deutsches), geh ich mal auch davon aus, dass die Gitarre Made in Germany ist. Evtl. ne Framus?

Vielleicht ist sie hier dabei?
http://www.framus-vintage.de/modules/site/site.php

Gruß
 
Also,
der Atilla-Zoller Pickup von Shadow galt immer als sehr guter Jazzpickup. Für mich sieht das danach aus, als hätte jemand seine alte Schlaggitarre elektrifizieren wollen... Falls die Saitenlage in Ordnung ist, sind diese Gitarren akutisch ziemlich genial, gerade live, wenn man einen durchsetzungsstarken, rückkopplungsarmen Sound sucht.
Der Steg ist klassischer Hofner-Stil, tonabnehmerlos, der Schraubhals deutet aber eher auf einen deutschen Hersteller hin. Sehr viele Schlaggitarren aus dieser Zeit sind allerdings namenlos, sodass eine exakte Identifikation sehr schwer ist.
Meine Empfehlung: erstmal die Gitarre ansich spielfähig machen. Neuer Sattel etc. nur, wenns wirklich nötig ist. Diese alten Sättel sind nämlich sehr oft aus noch wirklich gutem Material. Also Saiten drauf, stimmen, schaun, ob der akustische Klang eine Restauration rechtfertigt, und wenn ja, erstmal die Mängel beheben, die einem beim Spielen auffallen. Kosmetik kann man später noch überarbeiten. Oft verziehen sich die Hälse bei diesen Gitarren seitlich, sodass man den Steg festpinnen muss, um die Saiten weit genug von den Griffbretträndern entfernt zu haben.

MfG Fabian
 
Vielen Dank Uwe S., Foxytom und Fabian für die Antworten, habe sie mit Freude gelesen! :great:

Die Draht-Idee ist prima, hab mir schon den Kopf zerbrochen....:redface: Aber so dürfte es gehen, ja

Der Hals scheint tatsächlich soweit gerade zu sein, nicht verdreht o.ä. Die Risse werde ich leimen, möchte ungern beim Spielen daran hängen bleiben, und mehr kaputt machen...

Der Hinweis auf den Identifikationsthread ist gut, werd ich machen! Gehört das Baby dann in den Akustik-Bereich oder zu den Stromern? Ich fürchte langsam, mein Thread ist im falschen Forum :redface:


Die Saitenlage könnte für mich nen Tick geringer sein. Zwar liegt vor allem die E-Saite in den tiefen Bünden fast auf, weil die Sattelkerbe im Holz schon seeehr tief eingegraben ist, aber gegen Griffbrettende steigt die Saitenlage doch deutlich an. Allerdings bin ich bislang nur E-Gitarre und Nylon gewohnt. Vielleicht ist das ja normal?
Tiefer kann ich die Saitenlage wohl nur stellen, in dem ich mit Shim arbeite? Am Steg selbst gehts nicht mehr tiefer.

Habe vorhin die (alten) Saiten mal gestimmt und ein wenig geklimpert. Ich muss sagen, für meine Ohren klang schon das sehr toll. Ich kann den Klang zwar (noch) nicht recht beschreiben, aber es gefällt mir! Jetzt muss sie erst recht wieder zurück ins Leben gerufen werden! :great:

Fabian, denkst du, ich sollte den Sattel tatsächlich drauf lassen? Wie gesagt ist die Kerbe der E-Saite fast schon durch, und ich habe Holz eigentlich immer als zu weich für den Sattel gehalten. Aber lasse mich gerne eines Besseren belehren!

Morgen, an meinem freien Tag, werde ich mich mal dem Saubermachen widmen. Vor gröberen Reparaturen warte ich noch ein paar Antworten hier ab ;)
 
Hallo,
hab mir nochmal die Bilder angeschaut... Zuvor gar nicht so auf den Sattel geachtet. Also, austauschen wäre da sicher nicht schlecht, besonders bei der Lage.
Im Akustikforum würde das besser reinpassen, ja. Kannst ja mal einen Mod anschreiben. Aber mehr oder weniger passts auch hier. Allerdings kommts auch eher drauf an, was für Saiten du draufziehst^^. Ohne den Zoller, mit Westernsaiten, würd ichs als Akustik sehen, mit E-Saiten (Flats!) als Vollresonanz-E-Gitarre.
Zum Saitenhalter sagt man übrigens Trapez-Tailpiece.
Und falls du das Pickupkabel vom Zoller kaschieren willst, könntest du, um nicht die Decke zu verschandeln, vielleicht ja ein Pickguard anbringen? Würd der Gitarre gut stehen, so ein langes Ebenholz- oder Palisanderteil.

MfG
 
Hallo Gräfin,

ich glaube, die Zargen (Seitenteile) sind zu schmal für eine Akustik-Gitarre. Stell mal die Maße hier rein, dann kann man mehr sagen.
Ich stimme Fabian Boeck zu: ein Schlagbrett wäre gut. Ich vermute, dass auch eins drauf war; schau mal in der Zarge in Höhe der von vorn gesehen rechten Taille nach, ob Du dort das entsprechende Schraubloch findest. Die Pickguards waren bei solchen Gitarren oft am Halsende und an der Zarge festgeschraubt. Wie ich schon bei Deinem Baubericht gelesen habe, bis Du sicher in der Lage, so was zu bauen.
Mit der schlechten Saitenlage am Halsende kannst Du ja zerstörungsfrei mit den Shims experimentieren.

Viel Spaß noch

uwe.s.
 
Ich persönlich würde in die Gitarre nicht mehr viel Geld investieren. Von Sammlerraritäten habe ich zwar keine Ahnung, sieht für mich allerdings eher nach Billig-Gitarre aus, der ungelabelte Kopf spricht auch eher dafür.

Die Saitenlage ist ziemlich extrem, allerdings scheint der Steg keine sonderlichen Einstellungen zuzulassen - ergo könnte man da höchstens noch nachhelfen, indem man durch Unterlegen eines flachen Holzkeils den Hals etwas weiter anhebt - sinnvoll erscheint mir das allerdings nicht, weil der jetzt schon arg weit hervor steht und das der Stabilität wohl eher schaden würde. Außerdem dürfte der abgelichtete flache Bund dann weitere Probleme bereiten - wäre die Saitenlage niedrig, würde es im besten Fall etwas schnarren, wenn man den Bund spielt, im schlimmsten Fall würde die Saite auf dem nächsten Bund richtig aufsetzen.

Für die Tonabnehmerbefestigung wurden billigste Reißer genommen - das sind billigste Baumarktschrauben, die sich quasi von selbst ins Holz fressen - da der Widerstand wohl nach kurzem Weg zu groß wurde, schauen die wohl so weit vor. Wenn du die mit Gewalt weiterdrehst, könntest du Pech haben und es könnte ein zu hoher Druck entstehen und es könnte etwas Holz am Griffbrett einreißen...ist aber eher unwahrscheinlich, da ist noch etwas Spielraum und das Holz dürfte da nicht ganz so schnell nachgeben. Hol dir da aber am besten ordentliche Schrauben von z.B. Rockinger. Die sind zumindest nicht so rostanfällig - brauchen auch nicht sonderlich lang sein, müssen den Tonabnehmer ja nur in Position halten und keinen sonstigen mechanischen Belastungen trotzen.

Die Mechaniken sind, wie bereits gesagt wurde, nicht wirklich ordentlich angebracht worden, normalerweise sollten die entweder 100%-ig zu den Löchern passen und / oder auf jeden Fall noch von oben verschraubt sein, damit die beim Saitenzug kein Spiel zulassen. Aber neue Mechaniken kaufen, für so eine Gitarre? Wenn die Teile die Stimmung halbwegs halten, würde ich sie drauflassen, das lohnt meist nicht.

Der Sattel sieht, wie vieles an der Gitarre, eher nach stümperhaftem Eigenbau aus. Passt er in die Kerbe, kannst du ihn aber evtl. weiter nutzen, falls nicht, kannst du durch abfeilen vom Sattel etwas nachhelfen. Graphtech ist ansonsten evtl. eine Alternative, kosten nicht viel, klingen gut und sind vorgekerbt - da müsstest du nur die Maße der Kerbe parat haben und schauen, ob es da einen passenden Sattel gibt. Der wird dann einfach auf der Unterseite auf die entsprechende Höhe runtergefeilt und ist dann schnell eingebaut.

Den Gurtpin würde ich eher nicht so lassen - mich stören solche optischen Mängel ziemlich. "Reparaturmaßnahmen" sähen bei mir wohl stümperhaft in etwa so aus:

- Pin rausschrauben
- Zahnstocher ins Loch
- abbrechen
- evtl. noch ein zwei mal, bis das Loch voll ist
- Pin etwas versetzt wieder eindrehen, evtl. mit einer etwas breiteren Schraube

...hält im Normalfall sehr gut und solange du dir die Gitarre nicht wie einen Rotor um deinen Hals schleuderst, dürfte das reichen.

Beim Riss im Laminat könntest du evtl. Heißkleber verwenden, falls du so eine Pistole hast - hat den Vorteil, dass die abgekühlten Reste wie Gummi sind und sich vollkommen rückstandsfrei entfernen lassen. Du könntest evtl. den Riss anheben, etwas Heißkleber reindrücken und das Holz aufdrücken. Am besten mit etwas Papier aufdrücken, dass du dir keine Blasen holst, der Kleber kühlt aber sehr schnell ab und die Sache mit dem Riss hat sich dann evtl. nach einer halben Minute schon erledigt.

...klar, kein bisschen professionell, aber so eine Gitarre hat´s nicht anders verdient ;) Viel Geld investieren lohnt nicht, dann lieber auf eine ordentliche Gitarre ansparen. Zum Zupfen und für Strumming evtl. ganz brauchbar, aber viel mehr würde ich dem Teil so aus der Ferne nicht zutrauen...

Grüße!
 
Danke schon, für die neuen Antworten!

Die Schlagbrett-Idee gefällt mir spontan schon mal sehr gut! :great:
Den TA hab ich mittlerweile abgenommen (zum putzen...), und hatte überlegt, ihn erst mal weg zu lassen, da mich dieses Kabel doch ganz schön gestört hat :redface:. Aber 1. kannte ich da die Schlagbrett-Idee noch nicht, und 2. sind jetzt nunmal schon die Poti- und das Buchsenloch drin. Sehen aus, wie reingebissen, aber nicht gebohrt... :mad:
Ob schon mal ein Schlagbrett befestigt war, kuck ich morgen bei der Säuberung mal nach

Die Zarge hat eine Breite von 4,5 cm, der Korpus ist 52 lang, und an der breitesten Stelle 41,5 cm breit.

Den Sattel werde ich durch einen Graphtech ersetzen. Dieser wird einfach passend zurechtgefeilt, das ist kein Problem.
Und dann dürfte auch Shim kein Problem mehr darstellen, dann liegt nämlich die E-Saite nicht im 1. Bund auf ;)

Die Mechaniken scheinen wider Erwarten die Stimmung zu halten. Mittlerweile schon über 30 Stunden :D mal sehen, wie lang noch... Jedenfalls eilt da der Austausch nicht

Heißkleber ist ne Möglichkeit, danke! Hätts mit Ponal Express geleimt...
Und der Gurtpin bleibt auch nicht so, das stört mich garantiert auf Dauer ;)

Auch wenns die Gitarre vielleicht materiell nicht wert ist, ich möcht sie unbedingt erhalten. Finde sie trotz fehlendem Label klasse, und außerdem ist es wieder ne Gelegenheit, bautechnisch neues auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Macht ja auch tierisch Spaß!

Hat jemand vielleicht nen Vorschlag, womit ich gefahrlos den Lack polieren kann? Nachdem ich keine Ahnung habe, welcher Lack drauf ist, will ichs nach Möglichkeit nicht verschlimmbessern...


Edit: grad mal gesucht, ein Befestigungsloch hab ich an der angegebenen Stelle nicht entdeckt. Kann mir jemand vielleicht mit einem Foto helfen, auf welchem die Befestigung gut erkennbar ist? Würde mir die Sache erleichtern ;-)
 
zum Polieren:

Nitrolack scheint es nicht zu sein, da wären, glaube ich, mehr Altersspuren zu sehen. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.

Ich würde zuerst mit einem leicht feuchtem Tuch versuchen den gröbsten Dreck runter zu bekommen und damit evtl. auch klebrigen Stellen am Hals zuleibe rücken, wenn es welche gibt.

Anschließen dann hiervon:

http://www.rockinger.com/index.php?cat=WG227&product=09400/09401/09402/09403/09404

die Nr.2 verwenden - das Zeug wird an mehreren Stellen aufgetragen und dann mit kreisenden Bewegungen und einem feinen Tuch verteilt und "einmassiert", zum Schluss dann mit einem trockenem, sauberen Tuch wieder abgetragen. Oberflächliche Kratzer etc. lassen sich damit gut weg bekommen oder zumindest verringern. Die Gitarren sehen danach teils deutlich hochwertiger aus. Gröberer Dreck, der durch Wasser nicht entfernt werden konnte, geht hier durch die feinen Schleifpartikel auch ab.

Danach dann noch mit einer normalen Politur drüber. Wenn man das soweit durch hat, hat man auch gleich noch einige evtl. vorhandene alte Gerüche von der Gitarre entfernt.

Das Griffbrett dann noch mit z.B.:

http://www.rockinger.com/index.php?cat=WG227&product=09035

ölen und die Gitarre dürfte schon wieder deutlich lebendiger ausschauen.

_____

Es gibt natürlich auch ähnliche andere Produkte - diese hier verwende ich selbst und finde sie ziemlich gut...sind nur Vorschläge
 
Guten Morgen Gräfin,
schau Dich mal auf diesen Seiten um, da kannst Du viel über die Pickguard-Befestigung sehen.

http://www.hofner.com/gab/de/showroom/56/page,shop.browse/category_id,121/

4,5 cm Seitenhöhe sprechen eher für eine Halbakustik, aber die reingebissenen Potilöcher eher für was anderes. Eventuell war die ursprüngliche Elektrik komplett am Pickguard (gab es öfters, allerdings eher bei hochwertigen Jazzgitarren).

Und - bitte keinen Heißkleber, wenn ich das lese, rollen sich mir die Fußnägel hoch.

Weiter viel Spaß

uwe.s.
 
Und - bitte keinen Heißkleber, wenn ich das lese, rollen sich mir die Fußnägel hoch.

...ist absolut unprofessionell, ich weiß, aber im Gegensatz zu einigen Leimsorten etc. kann man bei diesem Kleber die Reste rückstandslos entfernen - ohne evtl. Lack oder so zu beschädigen. Daher würde ich es für eine günstige Gitarre nehmen. Wenn sie was wert wäre, würde ich solche Dinge so oder so vom Fachman erledigen lassen.
 
So, es hat sich schon einiges getan!

Die Fotos reiche ich nach...

als erstes hab ich alles abgeschraubt, was nur ging... Dann erst mal mit einem feuchten Lappen den Korpus und den Hals gereinigt. Beim Griffbrett musste dann noch die Zahnbürste ran :D

Die fast schon grünen Bundstäbe wurden mit 000er Stahlwolle und Never Dull wieder glänzend. Auch das Griffbrett erstrahlt wieder schwarz, und wurde gleich mal geölt...

Anschließend habe ich das Griffbrettbinding an den losen Stellen mit Sekunkenkleber wieder befestigt. Auch an der Kopfplatte war es teilweise locker.
Danach wurde das Binding erst mit Lappen, dann mit feinem Schleifpapier bearbeitet. Und - oh Wunder! - das ist gar nicht beige! :D Nein, jetzt ist es wieder weiß :great:

Die Kopfplatte blieb auch nach minutenlangem Putzen so seltsam gräulich. So konnte sie nicht bleiben... Schwarze Farbe kam nicht in Frage, die Gefahr, das dünne Binding mit zu färben, war mir zu groß. Also kam die schon beim "Grafen" erprobte Ebenholz-Beize zum Einsatz. Nach zweimaligem Beizen sieht die Kopfplatte jetzt schön dunkeldunkelbraun aus ;)

Weiter zum anderen Ende des Halses. Der Vorbesitzer hat wohl ebenfalls durch shimmen versucht, die Höhe anzugleichen. Allerdings hat er dafür Kittmasse genommen.... :screwy: abgesehen, dass es aussah wie ein Schlachtfeld, musste es runter, weil ich keine derartige Pfuscharbeit an meiner Gitarre mag :redface: Jetzt ist der Mist runter, und morgen wird dann ein passender Keil angefertigt.

Auf der Halsrückseite waren lose Stellen von Furnier. Obwohl ich ja generell unkonventionelle Methoden liebe ;) - mit Heißkleber hab ichs nicht so. Dieses Gebatzel... Statt dessen kam wieder der Sekundenkleber zum Einsatz. Die Kleber - und Lackrückstände wurden anschließend abgeschliffen. Die noch vorhandenen Unebenehiten, Risse und Löcher habe ich mit Holzwachs in der passenden Farbe verschlossen.
Und dann kam eine Schicht Klarlack drüber. Die zweite folgt ggf. morgen...

Die Trussrodschraube bestand quasi nur aus Rost - so schien es. Aus ästhetischen Gründen habe ich den Rost so gut ich rankam mit dem Dremel entfernt. Sieht jetzt zumindest ganz passabel aus. Ob sie überhaupt noch funktioniert habe ich noch nicht getestet...

Der Sattel... oder, das Stück Holz, über das die Saiten liefen.... Der war netterweise nicht festgeleimt. Der neue Sattel war etwas zu niedrig für das Griffbrett, außerdem störte mich die eingeschnitzte Kerbe. Also habe ich aus einem Stück Abfallholz ein passendes Zwischenstück gesägt/geschliffen, ebenfalls dunkel gebeizt, und erst an den Sattel, und schließlich auf den Hals geklebt. Ist zwar noch immer nicht perfekt kaschiert, aber schon deutlich besser als vorher...

Das mal als Zwischenbericht... später ggf noch mehr, und noch n paar Fotos ;)

Edit:
so, wie versprochen, hier mal ein paar Fotos

Saitenhöhe am 12. Bund und am Griffbrettende

die leckeren Bundstäbe und das sich lösende Binding

"nackig" gemacht und zerlegt

der kitt-verstärkte Halsfuß

und das Buchsen"loch"
 

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Entschuldige mich jetzt schon für den Doppelpost, aber die Anzahl der Grafiken ist ja beschränkt....

Weiter im Text:

Kopfplatte (geputzt!), ohne Sattel, mit rostiger Schraube

es wird gebeizt...

und so siehts nach der Behandlung aus

Das Griffbrett, gereinigt, geölt, Bundstäbe poliert (das sieht real noch viel toller aus ;-)

Der geklebte Riss, ver"spachtelt" mit Wachs

der polierte Korpus- ein paar Kratzer wurden tatsächlich unsichtbar, die tieferen leider nicht. sind aber hauptsächlich auf der Rückseite. Und glänzen tut die Gute jetzt... :redface:

Auch das Buchsenloch sieht jetzt ansehlich aus. In Ermangelung ausreichend vieler Schrauben, müssen bis zum Erhalt der Bestellung erst mal zwei reichen...

Und - voilà! Gurtpin und Saitenhalter haben auch nebeneinander Platz....

Das Schlagbrett werde ich mir über die Feiertage mal vornehmen. Mir schwebt da schon was vor mit Furnier und Intarsien... Mal sehen, ob das klappt, und ich genug Zeit habe. Nachdem ich aber erst mal den TA eh nicht anschließen werde, eilt das Schlagbrett nicht so sehr
 

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DieGräfin;3456770 schrieb:
Die Trussrodschraube bestand quasi nur aus Rost - so schien es. Aus ästhetischen Gründen habe ich den Rost so gut ich rankam mit dem Dremel entfernt. Sieht jetzt zumindest ganz passabel aus. Ob sie überhaupt noch funktioniert habe ich noch nicht getestet...

Zum Rost entfernen, gängig machen alter offener Mechaniken und um angelaufene, schwarz gewordene Messingteile wieder zu neuem Glanz zu verhelfen - einfach alles abschrauben und ab damit in Essig. Da eine Weile drin liegen lassen (z.B. einen Tag - wer da Testreihen machen will, wie lange man unbedingt braucht, darf das natürlich gerne tun ;) ) und dann rausnehmen, mit Wasser abspülen und polieren - evtl. noch einmal mit ein bisschen Poliermittel.
Das erspart unnötige Krazer an den Teilen, die durch einen Dremel evtl. entstehen und die Hardware sieht gleich 20 Jahre jünger aus und funktioniert wieder deutlich besser.

Ansonsten - gute Arbeit, sieht jetzt schon eher wieder nach Gitarre aus. Mal schauen, wie zufrieden du am Ende bist.
 

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