Und wie siehst Du das bei direct recording? Hälst Du es gänzlich für unmöglich (auf Bass und Gitarre bezogen)?
Tatsächlich sind die druckvollsten Tracks die ich je gehört habe alle mit Mics aufgenommen worden...
Ich empfehle heute jedem der gitarrenlastige Musik macht, Gitarren und Bass via DI aufzunehmen und die Tracks dann amtlich reampen zu lassen. Das ist die effizienteste Methode. Reamping ist ja heute sowieso Standard. Wer als Homerecoder absolut maximale Qualität haben will, der kauft sich halt dann dafür einen Avalon U5 und einen Kanal Hi-End-A/D-Wandler. Dann hat man 1500 EUR ausgegeben und eine Signalkette, wie sie kein noch so teueres Studio besser hat.
Ja, je nach Musikrichtung ist der Bass mehr oder weniger hauptsächlich für den Druck zuständig, auch wenn man das oft nicht so wahrnimmt und oft meint, es wären die Gitarren. In den härteren Genres hat der Bass hauptsächlich Soundfunktion und weniger Eine musikalisch-harmonische. Oft ist es dann auch ein Problem, dass er schlecht eingespielt wird, oft genug rekrutieren sich in den Genres die Bassisten ja nur aus den schlechten Gitarristen. Wenn der Bass nicht rhythmisch und dynamisch tight gespielt ist und ordentlich Drive hat, kommt auch kein so rechter Druck auf. Die andere Falle ist, dass der "zu gute" Bassist sich langweilt und an den falschen Stellen "kreativ" wird, z.B. eben in zu hohe Lagen geht oder "harmonisch interessanten" Matsch produziert, z.B. ein G unter dem tiefen E-Powerchord der Gitarren.
Vielleicht wirken seine Mixes auch, weil diese Frequenzen ja damit auch im Monoanteil sind, derart tight (kein starkes chorusing usw.)?
Ich finde es ist eine wichtige "Druckkomponente", dass man auch in den Tiefmitten ein breites Stereobild hat, was oft gar nicht so einfach ist, da das Ohr da eher Laufzeit- und Phasenunterschiede braucht, die ein herkömmlicher Panpot ja nicht erzeugt.
Ich lehne mich mal etwas weit aus dem Fenster uns behaupte die Wärme kommt bei seinen Mixes auch von den Neve und SSL Preamps und EQs.
Ich denke, der Faktor wird generell überschätzt. Ich wage zu behaupten, wenn Andy Wallace mit passablen obere Mittelklasse-Preamps aufnehmen und ITB mit guten Plugins mischen würde, dann würden die meisten hier unter alltäglichen Abhör- und Formatumständen keinen Unterschied hören.