Sollte ich eher eine GL nehmen die auch Mezzo/Sopran ist oder ist das im Grunde egal?
Der/die GL sollte im Prinzip nach folgendem beurteilt und ausgewählt werden:
a) fachliche Qualifikation (und zwar nicht nur theoretisch sondern auch praktisch)
b) pädagogisches Können
c) Chemie
Wenn obiges alles passt, ist es meiner Ansicht nach sekundär, ob der/die GL die gleiche Stimmlage/das gleiche Fach hat, wie der Schüler. Meine regulären Lehrerinnen waren zwar alle auch Sopran (beide allerdings schwerer als ich), aber ich hatte auch schon einige Stunden bei 2 Baritonen und fand mich bei beiden gut aufgehoben.
Wichtig ist einfach, dass der Lehrer erfahren genug ist und weiss, wie man mit den verschiedenen Stimmtypen umgehen muss, aber dass ist eh eines der Kriterien zum obigen Punkt a)
Allenfalls ein schon weit fortgeschrittener Schüler könnte ev. mal ganz bewusst einen Fachkollegen als GL oder Zusatz-GL wählen für gewisse Feinschliffarbeit oder weil der Lehrer die Rollen an denen der Schüler gerade arbeitet bereits auf der Bühne gesungen hat und nebenher noch weitere nützliche Insidertips geben kann. Wenn der Schüler aber einen wirklich guten GL hat, denke ich, ist nicht mal dies nötig.
Im GU will ich hauptsächlich an meiner Höhe arbeiten
Das kannst du problemlos auch bei einer GL mit tiefer Stimme
Zudem sollte man ohnehin nicht dem Irrtum erliegen, dass "an der Höhe arbeiten" identisch ist mit "oft hoch singen"! Die Höhe erschliesst sich (mehr oder weniger von selber), wenn man die Stimme als Ganzes ausbildet. Das kann geschehen, in dem man viel an der Mittellage und/oder an der Tiefe arbeitet und nur ab und zu "Kontrollausflüge" in die Höhe macht. Bei mir selber war es zwar umgekehrt. Da bei mir die meisten Fortschritte zuerst in einer eher hohen Lage kamen, haben wir uns sozusagen von oben nach unten vorgearbeitet, aber das ist halt individuell verschieden. Allerdings für meine wirkliche Höhe (ab c''' aufwärts) ist auch bei mir die Tiefe sehr wichtig. Ich kann mich z.B. problemlos nur tief einsingen und unmittelbar danach im Stück klanglich gute Dreistrichtöne produzieren. Oder: in einem meiner Stücke gibts einen Sprung von g' auf c''', damit das c''' schön rund ist, muss unbedingt das g' schon gut und locker kommen.
Anders gesagt: die Höhe kann nur gut kommen, wenn man sie auf ein dunkles volles körperliches Fundament setzen kann. Fehlt der Boden, bleibts oben dünn. Ist der Boden da, kommt die Höhe praktisch gratis und muss, nach meiner Erfahrung, auch nicht mehr gross geübt werden.
und ich bin eher der Lerntyp "lernen durch imitieren".
Ich denke das Imitieren sollte nicht unterschätzt werden und ist für viele ein wichtiger Lernfaktor. Imitieren sollte man aber nicht den Klang des Lehrers, sondern seinen Körpereinsatz, seinen Gesichtsausdruck, seine Singlust usw. Und das kann man auch wenn man Koloratursopran ist und der GL tiefer Bass
Meine GL singt in der Stunde oft vor (oder auch mit), aber eben meist nur "pantomimisch". Das bringt enorm viel. Und wenn sie ab und zu mal wirkliche Töne vormacht, dann deutet sie die idR. nur an. Meine frühere GL hingegen hat oft halbe Arien vorgesungen, bei mir mit dem Resultat des völligen Frusts ("so schaff ich das in tausend Jahren nicht"
)
Einzig ab und zu kann das klangliche Vormachen meiner Ansicht nach doch noch ganz günstig sein. z.B wenn die Stimme des Schülers noch nicht frei schwingt und er mit jemandem mitsingen kann dessen Stimme das tut (sei das jetzt der GL oder ein Sänger ab CD, YT oder was auch immer). Da kann es ja geschehen, dass der Schüler plötzlich besser loslässt und seine Stimme auch etwas zu schwingen beginnt. Natürlich muss er das später auch ohne direktes Vorbild können, aber für einen Einstieg kann es noch ganz gut sein. Oder eben auch der Effekt der jeder Gesangschüler (mit noch nicht ganz gefestigter Technik) kennt der auch in Chören singt: in einem Chor mit ausgebildeten Stimmen singt er vermutlich automatisch um Klassen besser als in einem total unausgebildeten Laienchor wo die Leute pfeifengerade singen, drücken, eng sind, die Kehle festhalten...