rancid
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Immer wieder kommt die Frage nach einer billigen Akustikgitarre im Preisbereich um 100 Euro auf. An sich ist das nichts verwerfliches, schließlich gibt es die verschiedensten Gründe, warum man nicht mehr ausgeben will:
Bevor wir weiter unten zu den Empfehlungen für Instrumente in dieser Preisklasse kommen - und ihr werdet sehen, dass das nur wenige sind - noch ein paar Anmerkungen:
Gitarren unter 100 Euro
Tut euch selbst einen großen Gefallen, und macht nach Möglichkeit einen Bogen um die ganz billigen Instrumente unter 100 Euro. Es kann zwar durchaus sein, dass man hier einen Glückstreffer landet, aber das ist dann wirklich eher die Ausnahme als die Regel.
Wenn man auf keinen Fall mehr ausgeben kann oder will, dann sollte man die Instrumente unbedingt vor Ort im Laden ausprobieren und miteinander vergleichen. Es ist kein Fehler, bei Bedarf einen erfahreneren Spieler mitzunehemen, der die Gitarren (vor allem unabhängig von den nicht immer objektiven Empfehlungen der Verkäufer) beurteilen kann.
Man muss sich klar machen, dass es nicht viel anders ist, als würde man ein paar Schuhe für 5 Euro oder ein T-Shirt für 1 Euro kaufen. Man kann Glück damit haben, aber in der Regel stellt sich das vermeintliche Schnäppchen nach einiger Benutzung als Fehlgriff heraus.
Typische Probleme bei Gitarren in dieser Preisklasse sind neben dem verständlicherweise eingeschränkten Klangpotential allgemein eine große Serienstreuung bei der Verarbeitung. Die Folgenden Probleme können dabei unter anderem auftreten:
Dies wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass einem das Instrument keine Freude macht, und es entweder in der Ecke landet oder durch ein besseres Ersetzt wird. Motto: Wer billig kauft, kauft zweimal.
Hier könnt ihr euch mal anhand einiger Fotos einen Eindruck davon verschaffen, welche Verarbeitungsmängel man bei Billiggitarren erleben kann:
Extrem hohe Saitenlage:
Überstehende und lose Bundstäbchen:
Sich lösende Brücke:
Extrem niedrige Stegeinlage:
Spalt am Halsfuß:
Verdrehter Hals:
Cutaway und Tonabnehmer
Wegen der "cooleren" Optik möchten viele Einsteiger unbedingt eine Gitarre mit Cutaway. Allerdings ist es im Akustikbereich so, dass diese Option zu 99% mit einem serienmäßigen Tonabnehmer zusammenfällt. Beides kann in dieser Preisklasse dazu führen, dass der Hersteller am Ende an der Gitarre selbst spart, und man noch weniger Qualität bekommt.
Spieler, die von der E-Gitarre kommen, sind oft der Ansicht, ein Tonabnehmer gehöre einfach dazu. Aber bedenkt, dass es in erster Linie um eine Akustikgitarre geht. Davon abgesehen klingen die billigen Tonabnehmer meist alles andere als natürlich. Hier ist man oft mit einem Akustikgitarren-Modeling der E-Gitarre fast besser beraten.
Wenn also ein Tonabnehmer nicht wirklich zwingend erforderlich ist, dann verzichtet zugunsten des Preis/Leistungsverhältnisses auf Cut und Pickup. Man kann die Gitarre für Aufnahmen sehr gut mit einem Mikro abnehmen, das klingt auch wesentlich natürlicher. Und Pickups lassen sich bei Bedarf immernoch problemlos nachrüsten.
Dazu noch ein Zitat aus dem Akustikgitarren-Recording-Thread:
Ich war über ein paar Sachen sehr überrascht: zum einen, wie mies das Tonabnehmersystem bei der Aufnahme klingt!
Und wenn ich doch mehr investiere?
Wer ernsthaft in die Akustikgitarrenwelt einsteigen möchte (evtl. nachdem er aus dem billigen Instrument herausgewachsen ist ) sollte 500 Euro* oder mehr investieren. Ab dieser Preisklasse gibt es kaum noch echte Mängel und es ist immer mehr der persönliche Geschmack ausschlaggebend. Umso wichtiger wird dabei aber wieder das persönliche antesten der Instrumente!
Davon abgesehen ist es ab dieser Preisklasse erst sinnvoll möglich, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen. Denn die Auswahl an Korpusformen, Hölzern, Halsprofilen, Griffbrettbreiten etc. ist sofort um ein vielfaches größer.
Und schließlich bindet man sich nicht oft ein Leben lang an eine Gitarre. Während die Billigstinstrumente schon direkt nach dem Kauf kaum noch einen nennenswerten Wiederverkaufswert haben, bleibt bei den etwas teureren Gitarren der Wertverlust in verschmerzbaren Grenzen.
*Ja, es gibt immer Ausnahmen nach unten, aber hier gilt auch wieder, dass man sich in gewissem Umfang auf sein Glück verlassen muss.
Empfehlungen
Wie bereits erwähnt gibt es nicht allzuviele Gitarren, bei denen sich eine gleichbleibend gute Qualität herausgestellt hat, und sie liegen alle über 100 Euro.
Dafür haben sie den Vorteil, dass man sie auch blind bestellen kann, und mit großer Wahrscheinlichkeit ein einwandfreies Instrument bekommt. Günstigere Gitarren solltet ihr wie gesagt unbedingt vor Ort kaufen und ausprobieren, aber das bietet sich natürlich auch für die nun folgenden Empfehlungen an:
Westerngitarren:
Cort Earth 70
Yamaha F310
Yamaha F370
Konzertgitarren:
Yamaha C40
Yamaha C70
Dieser Infopost entstand in Zusammenarbeit mit Akquarius, BenChnobli, GEH, History, Jiko, peter55 und Richelle (die auch die Bilder beigesteuert hat).
Vielen Dank für eure Hilfe!
- Man hat einfach nicht mehr Budget zur Verfügung
- Es soll ein Geschenk sein
- Man weiß noch garnicht, ob man langfristig beim Gitarrespielen bleiben will
- Man sucht etwas einfaches für's Lagerfeuer, das auch mal ein paar Schrammen bekommen darf
- Die Akustikgitarre ist nicht das Hauptinstrument
Bevor wir weiter unten zu den Empfehlungen für Instrumente in dieser Preisklasse kommen - und ihr werdet sehen, dass das nur wenige sind - noch ein paar Anmerkungen:
Gitarren unter 100 Euro
Tut euch selbst einen großen Gefallen, und macht nach Möglichkeit einen Bogen um die ganz billigen Instrumente unter 100 Euro. Es kann zwar durchaus sein, dass man hier einen Glückstreffer landet, aber das ist dann wirklich eher die Ausnahme als die Regel.
Wenn man auf keinen Fall mehr ausgeben kann oder will, dann sollte man die Instrumente unbedingt vor Ort im Laden ausprobieren und miteinander vergleichen. Es ist kein Fehler, bei Bedarf einen erfahreneren Spieler mitzunehemen, der die Gitarren (vor allem unabhängig von den nicht immer objektiven Empfehlungen der Verkäufer) beurteilen kann.
Man muss sich klar machen, dass es nicht viel anders ist, als würde man ein paar Schuhe für 5 Euro oder ein T-Shirt für 1 Euro kaufen. Man kann Glück damit haben, aber in der Regel stellt sich das vermeintliche Schnäppchen nach einiger Benutzung als Fehlgriff heraus.
Typische Probleme bei Gitarren in dieser Preisklasse sind neben dem verständlicherweise eingeschränkten Klangpotential allgemein eine große Serienstreuung bei der Verarbeitung. Die Folgenden Probleme können dabei unter anderem auftreten:
- Bundunreinheiten: Durch Ungenauigkeiten bei der Position der Bundstäbchen weichen die Tonhöhen trotz korrekter Stimmung der offenen Saiten vom Sollwert ab. Griffe können dadurch deutlich "schräg" klingen. Dieses Problem ist nur mit sehr großem Aufwand (und dementsprechenden Kosten, die den Wert der Gitarre weit übersteigen) reparabel.
- Oktavreinheit stimmt nicht: Bei einer guten Einstellung der Oktavreinheit sollte die Tonhöhe im 12. Bund jeder Saite exakt eine Oktave über dem offenen Ton liegen. Weicht die Tonhöhe merklich davon ab, kommt es besonders in höheren Lagen zu Intonationsproblemen, die Gitarre klingt wieder etwas schief. Dies kann z.B. durch eine schlecht ausgearbeitete oder falsch positionierte Stegeinlage oder eine viel zu hohe Saitenlage entstehen.
Das Problem ist in der Regel weitestgehend reparabel, was aber wieder mit Kosten verbunden ist, die einen großen Teil des Gitarrenpreises ausmachen können. - Über die Griffbrettkante ragende oder schlecht abgerichtete Bundstäbchen: Ersteres kann beim Spielen unangenehm sein oder im schlimmsten Fall sogar zu Verletzungen führen. Eine schlechte Abrichung kann unter anderem eine Ursache für "Schnarren" sein, wenn die angeschlagene Saite beim Schwingen ein Bundstäbchen streift.
- Ein verzogener Hals: Dies ist auch ein Grund, das Instument sofort stehen zu lassen, da es nicht mit vertretbarem Aufwand reparabel ist.
- Ein schlecht bearbeiteter Sattel: Häufig sind bei Billiggitarren die Sättel bzw. die Sattelkerben zu hoch oder zu niedrig ausgearbeitet. Ersteres verursacht eine zu hohe Saitenlage, die sich vor allem in den ersten Lagen durch einen unnötig hohen Kraftaufwand beim Spielen bemerkbar macht. Letzteres kann wieder eine Ursache für Schnarren sein.
In schlecht gefeilten Sattelkerben können die Saiten hängenbleiben, was beim Stimmen zu "Sprüngen" führt. Ein feinfühliges Stimmen der Gitarre kann dann zum Geduldsspiel werden. Sind die Kerben scharfkantig, kann das außerdem zu Saitenrissen führen. - Sog. "Dead Spots": Dies sind kleine Bereiche oder sogar nur einzelne Töne im Bund X auf Saite Y, die im Vergleich zu den anderen merklich leiser und/oder dumpfer klingen.
- Schlechte Mechaniken: Hier können verschiedene Probleme auftreten, z.B. ein zu grobes Untersetzungsverhältnis, was ein feinfühliges Stimmen erschwert, lockere oder zu leicht-/schwergängige Mechaniken etc.
- Lose Beleistungen im inneren des Korpus: Dies gefährdet neben dem Klang die Stabilität der ganzen Gitarre. Hier kann man auf Geräusche aus dem Korpusinneren achten, wenn man die Gitarre abklopft oder mit kräftigem Anschlag in diversen Lagen spielt.
- Schlecht verklebte Brücke: Wenn die Brücke schlecht verleimt wurde, und sich von der Decke abhebt (siehe Bild unten) sollte man die Gitarre auch sofort wieder hinstellen.
Dies wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass einem das Instrument keine Freude macht, und es entweder in der Ecke landet oder durch ein besseres Ersetzt wird. Motto: Wer billig kauft, kauft zweimal.
Hier könnt ihr euch mal anhand einiger Fotos einen Eindruck davon verschaffen, welche Verarbeitungsmängel man bei Billiggitarren erleben kann:
Extrem hohe Saitenlage:
Überstehende und lose Bundstäbchen:
Sich lösende Brücke:
Extrem niedrige Stegeinlage:
Spalt am Halsfuß:
Verdrehter Hals:
Cutaway und Tonabnehmer
Wegen der "cooleren" Optik möchten viele Einsteiger unbedingt eine Gitarre mit Cutaway. Allerdings ist es im Akustikbereich so, dass diese Option zu 99% mit einem serienmäßigen Tonabnehmer zusammenfällt. Beides kann in dieser Preisklasse dazu führen, dass der Hersteller am Ende an der Gitarre selbst spart, und man noch weniger Qualität bekommt.
Spieler, die von der E-Gitarre kommen, sind oft der Ansicht, ein Tonabnehmer gehöre einfach dazu. Aber bedenkt, dass es in erster Linie um eine Akustikgitarre geht. Davon abgesehen klingen die billigen Tonabnehmer meist alles andere als natürlich. Hier ist man oft mit einem Akustikgitarren-Modeling der E-Gitarre fast besser beraten.
Wenn also ein Tonabnehmer nicht wirklich zwingend erforderlich ist, dann verzichtet zugunsten des Preis/Leistungsverhältnisses auf Cut und Pickup. Man kann die Gitarre für Aufnahmen sehr gut mit einem Mikro abnehmen, das klingt auch wesentlich natürlicher. Und Pickups lassen sich bei Bedarf immernoch problemlos nachrüsten.
Dazu noch ein Zitat aus dem Akustikgitarren-Recording-Thread:
Ich war über ein paar Sachen sehr überrascht: zum einen, wie mies das Tonabnehmersystem bei der Aufnahme klingt!
Und wenn ich doch mehr investiere?
Wer ernsthaft in die Akustikgitarrenwelt einsteigen möchte (evtl. nachdem er aus dem billigen Instrument herausgewachsen ist ) sollte 500 Euro* oder mehr investieren. Ab dieser Preisklasse gibt es kaum noch echte Mängel und es ist immer mehr der persönliche Geschmack ausschlaggebend. Umso wichtiger wird dabei aber wieder das persönliche antesten der Instrumente!
Davon abgesehen ist es ab dieser Preisklasse erst sinnvoll möglich, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen. Denn die Auswahl an Korpusformen, Hölzern, Halsprofilen, Griffbrettbreiten etc. ist sofort um ein vielfaches größer.
Und schließlich bindet man sich nicht oft ein Leben lang an eine Gitarre. Während die Billigstinstrumente schon direkt nach dem Kauf kaum noch einen nennenswerten Wiederverkaufswert haben, bleibt bei den etwas teureren Gitarren der Wertverlust in verschmerzbaren Grenzen.
*Ja, es gibt immer Ausnahmen nach unten, aber hier gilt auch wieder, dass man sich in gewissem Umfang auf sein Glück verlassen muss.
Empfehlungen
Wie bereits erwähnt gibt es nicht allzuviele Gitarren, bei denen sich eine gleichbleibend gute Qualität herausgestellt hat, und sie liegen alle über 100 Euro.
Dafür haben sie den Vorteil, dass man sie auch blind bestellen kann, und mit großer Wahrscheinlichkeit ein einwandfreies Instrument bekommt. Günstigere Gitarren solltet ihr wie gesagt unbedingt vor Ort kaufen und ausprobieren, aber das bietet sich natürlich auch für die nun folgenden Empfehlungen an:
Westerngitarren:
Cort Earth 70
Yamaha F310
Yamaha F370
Konzertgitarren:
Yamaha C40
Yamaha C70
Dieser Infopost entstand in Zusammenarbeit mit Akquarius, BenChnobli, GEH, History, Jiko, peter55 und Richelle (die auch die Bilder beigesteuert hat).
Vielen Dank für eure Hilfe!
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