[Praxislösungen] Speedgitarre

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Hallo zusammen,

schnell spielen ist ja sehr populär, es gibt jedoch einige Punkte, die einem beim Schnellerwerden helfen bzw. die einen blockieren.
Hier meine Zusammenstellungen von Problemen und Lösungsansätzen zum Thema "schnelles Spiel".

Ich behauptet nicht, dass es die eine und einzige Wahrheit gibt. Und schon gar nicht, dass ich im Besitz dieser bin.
Es gibt jedoch grundsätzlich grob einen Weg, der für sehr viele Gitarristen hervorragend funktioniert und den man auch bei vielen großen Gitarristen findet. Ich behaupte nicht, dass jeder Mensch mit diesem Weg sein Optimum findet. Es gibt Leute (wie Steve Morse zB), die anders besser spielen. Jedoch behaupte ich, und das finde ich ganz wesentlich, dass es gerade für Anfänger viel gefährlicher ist, seine eigene Technik zu entwickeln, da man viel zu oft verleitet wird, die derzeit einfachste Technik zu spielen. Flux kommt man Monate oder Jahre später drauf: Mist - so gehts nicht weiter, ich muss umlernen.
Ich hatte einen Lehrer, der mir stets sagte: "Spiel so, wie es sich für dich am besten anfühlt!". Das habe ich gemacht und extrem viel Zeit in umlernen gesteckt. Im Nachhinein sehe ich es deutlich sinniger, die "Standardtechnik" zu lernen und falls dies wirklich nicht funktioniert, erst danach umzulernen.

Ich möchte diese "Standardtechnik" beschreiben, fange deshalb ganz vorne an:

HANDHALTUNG und PLEKTRUM:
Es hat sich die 2-Fingertechnik durchgesetzt: Das Plektrum wird auf den Daumen gelegt und mit der Seite/Schräge des Zeigefingers fixiert. Plektrum liegt gut in der Mitte des ersten Gliedes des Daumens, nicht zu weit vorne und nicht zu weit hinten. So ist ein deutlich lockerer Anschlag als mit beispielsweise 3 Fingern,... möglich.
Der Daumen sollte eher gestreckt bleiben, aus Gründen der Lockerheit neigt man immer wieder gerne, das erste Daumenglied leicht abzuwinkeln. Ist keine Tragödie, das Plektrum wird halt dabei den Saiten unparalleler, was im geringem Maße nicht stört.
(Für Fotos einfach die rechte Hand von Vai, Petrucci oder so anschauen).
Das Plektrum selbst sollte nicht zu weich sein (da ein weiches Plektrum mehr flext und so eine weitere Bewegung für den Anschlag notwendig ist), spitzere Formen sind beliebt, weil bei schrägeren Plekwinkeln trotzdem ein genauer, kurzer Anschlag möglich ist - im Gegensatz zu einem sehr runden Plektrum, das dann relativ lange Saitenkontakt hat, der Anschlagmoment verschwimmt.
Die Hand selbst sollte liegt typischerweise auf der Bridge oder tieferen Saiten (zum abdämpfen) auf, denn so liegt sie stabil auf der Gitarre und hat einen Anhaltspunkt/Bezugspunkt, was bei Saitenwechseln oder für die kurze Anschlagbewegung notwendig ist. Einige Leute stützen mit dem kleinen Finger ab, hat sich aber meiner Meinung nach selten bei jemandem langfristig durchgesetzt. Batio nutzt dies als Anhaltspunkt und kann dadurch den Ballen in der Luft lassen, wie der trotzdem so sauber spielen kann, ist mir nicht ganz klar.
Die Anschlagbewegung selbst kommt durch die Drehbewegung des Handgelenkes zustande. OK, kein Anschlag aus dem Oberarm. Aber Handgelenk drehen? Einfach die Hand in die Luft, Plektrum halten und drehen. Dann langsam auf die Gitarre zusteuern, weiter drehen. An der Gitarre selbst dann den Ballen aufliegen lassen, folglich bewegt sich der Daumenballen zur Gitarre und von ihr weg. Der Daumenballen hat also keinen Kontakt zu den Saiten, auch die Unterseite des Daumens berührt die Saiten nicht! Falls man gewohnt ist, den Daumen aufliegen zu lassen, ist der Umstieg anfangs hakelig. Wird aber relativ schnell lockerer, der Ton klingt relativ bald wieder rund! Der Vorteil ist die rundere Anschlagbewegung, die einen schneller werden lässt und dabei die Nebengeräusche durch das Daumenscheuern vermeidet. Weiters können größere Saitensprünge ohne Handverschiebung umgesetzt werden.
Der Winkel des Plektrums sollte relativ parallel zur Saite erfolgen. Gut, 100% parallel spielt eh niemand und ist auch nicht nötig, das Problem ist nur dieses: je schräger das Plektrum läuft, desto mehr wird aus dem Anschlagen ein über-die-Saite-rutschen-lassen. Das erzeugt einiges an Nebengeräuschen, kein definiertes Anschlaggeräusch und man hat auch für sich selbst keine konkreten Zeitpunkt für einen Ton. Klar, dass man so nicht exakte Töne spielen kann. Wie gesagt, 100% parallel ist nicht notwenidig, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Die Anschlagstärke ist einer der wesentlichen Punkte, der den guten Ton eines guten Gitarristen ausmacht. Der Anfänger verkrampft noch relativ viel und reißt die Saite an. So klingt der Ton dann auch: schrill und quäkig. Interessanterweise kann man locker aber auch durchaus kräftig anschlagen. Wichtig ist aber, dass man die Augen vor der Anschlagstärke nicht verschließt und damit experimentiert - gerade auch im Metal! Mehrere Anschlagstärken sind wichtig, für Rhythmusarbeit schlage ich härter an, als für schnelle Leadläufe auf dünnen Saiten!
Oft vergessen wird auch, dass der Anschlagort auf der Saite einen wichtigen Einfluss auf den Sound hat! 1cm vor der Bridge kann das Solo nicht cremig singen.

Sodala, das war der erste Teil. Da ich nicht weiß, wieviele Zeichen pro Posting erlaubt sind, kommt die Fortsetzung in den nächsten Post.
 
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Die rechte Hand läuft jetzt theoretisch rund, wie siehts links aus? Einfacher!
Hier gibt es nur 2 Haltungen: Die klassische Haltung mit dem Daumen hinter dem Hals und die "Blues" mit dem Daumen am Halsrand. Hier liegt die Wahrheit in der Mitte: Je schneller und technischer, desto eher die Klassische Haltung (aufgrund der deutlich größeren Reichweite sowohl der Bünde als auch der Saiten). Geht es eher in Richtung Bendings und Vibrato, ist die Blues eher von Vorteil.


Und wo bleibt der Speed? Hier!

Viele Leute sind Fans von langen Übungen. Das kommt auf die Persönlichkeit an. Ich bin zu hektisch, um mir seitenlange Übungen einzulernen, um dann irgendwann die Technik dazu zu lernen. Ich teile mir immer die klassischen 3-Ton/Saite-Licks auf und spiele mit denen die Übungen und Kombinationen und baue das dann ein. Grundsätzlich sollten die Übungen aber so einfach sein, dass sie nur das fordern, worum es geht. Wenn ich Koordination üben will und dabei 90% meiner Konzentration aufwende, die richtigen Töne zu spielen, dann mache ich natürlich keine Fortschritte in der Koordination.

Die richtige Anschlagbewegung für schnelles Alternate (Wechselschlag) ist die: Das Plektrum muss unter dem Saitenniveau bleiben! Von Downstrokes ist man ja gewohnt, dass das Plekt in die Saiten taucht und dan wieder auftaucht. Auch so kann Alternate gespielt werden, ist langsam sogar sinnvoll, jedoch geht das nicht schneller als 16tel auf 100 bis 110bpm! Ab da ist es notwendig, dass das Plek unten bleibt und nur eindimensional von links nach rechts bewegt wird! Viele Leute stecken bei ihren Speedübungen bei 100bpm fest und der Grund ist die Anschlagtechnik! Um diese Technik für sich zu begreifen, empfehle ich folgendes: Das Metronom auf 140-150 stellen und dort schnellen Wechselschlag spielen - volle Kanne Tremolopicking (linke Hand ist egal). Diese Technik sich bewusst machen und dann probieren, im Timing exakter zu werden. Wenn das läuft, das Metronom in kleinen Schritten langsamer stellen. Bei 120 herum wird man merken, dass es unheimlich schwierig wird, mit der Technik exakt zu spielen. Ist es anfangs, Lösung ist üben. Solange, bis man den Übergang zwischen beiden Techniken fließend wird. Also konkret einfach immer weniger eintauchen, bis man ganz unten bleibt. Wenn es schneller wird, unbedingt die Anschlagbewegung drosseln! Je schneller, desto kleiner die Bewegung. Im Extremfall gerade von Saitenrand zu Saitenrand.

Gut, wir haben nun die Grundtechnik parat, aber es läuft noch immer nicht: Jetzt geht es um die Koordination - das schwierigste Kapitel.
Wichtig ist also nicht nur eine regelmäßige rechte Hand, sondern auch die linke Hand. Das heißt, bevor wir in die Gebirge des Speeds aufsteigen wollen, muss auch die Linke fit sein. Das ist aber ein relativ einfaches Kapitel, Legato ist die Devise. Hammer ons und Pull offs hat man quasi eh schon vorher drauf, also wird das Metronom wieder ausgepackt. Man kann natürlich komplizierte Übungen auswendiglernen und Wochen verbringen, die Übung fehlerfrei hinzubekommen. Einfacher ist es, die paar Fingerkombinationen zu nehmen und einzeln im Metronom zu üben. Also 1-2-4-2-1-2-4-2-1, 1-3-4-3-1-3-4-3-1, usw... Damits nicht langweilig wird zum Beispiel eine Tonleiter nehmen und auf einer Saite jeweils 3 Töne spielen. Dann nach einen Ton tiefer, usw... Das gibt Kraft und man ist bald so schnell, dass das kein Limit fürs Picking ist.
Wie kombinieren wir nun die beiden Hände? Langsam starten und steigern. Ja, das ist der Klassiker. Sehr hilfreich und auch etwas spaßiger ist folgende Sache: Metronom auf eine gutspielbares Tempo, ein Lick (zb die Legatoübungen) in 16tel zuerst mit der linken Hand spielen. Den ersten Ton anschlagen, die restlichen 3 16tel Legato und danach Pause. Auf die 3 oder wieder auf die nächste 1 wieder beginnen. Ist man links im timing, nehmen wir die rechte Hand dazu. Wichtig: Nicht endlos spielen, sondern immer nur diese 4 Töne, danach Pause. Durch den kurzen Abschnitt kann man sich nämlich gut auf die Einzeltöne konzentrieren und beim nächsten Lauf besser oder gleich machen. Dabei prägt man sich den Klang des exakten Laufes ein. Sitzen diese Einzelläufe, erweitert man sie. Doppelt so lang und wieder Pause. Und so weiter.

Der nächste Punkt ist der: Man spielt eine Leersaite in 16tel und greift eine Note. Quasi 5-0-0-0-6-0-0-0-8-0-0-0. Hier konzentrieren wir uns auf den Abschlag, der die gegriffene Note spielt. Der Rest ist uns anfangs egal, wichtig ist nur, dass diese gegriffene Note immer synchron da ist. Interessant wird es, wenn wir den gegriffenen Ton variieren - das könnte man fast stundenlang machen. Aber leider nur fast. Jedenfalls anfangs schauen, dass der erste Ton immer exakt ist. Die restlichen Töne folgen dann fast automatisch. Wenn das läuft, dann kann man diese imaginäre Betonung auch für die anderen Läufe übernehmen und man hat einen fixen Anhaltspunkt, an dem man sein Timing ausrichten kann.
Danach nehmen wir das selbe Schema, spielen aber nach jeder gegriffenen Note eine Leersaite. 4-0-7-0-4-0-7-... Wer Thunderstruck von ACDC kennt, weiß, wovon ich rede. Hier spielen wir zuerst so: Die Linke greift die Töne und pullt auf die Leersaite, die rechte spielt anfangs nur die gegriffenen Töne mit Downs. Jetzt lassen wir die Hand einfach unterm Saitenniveau und spielen am Rückweg quasi automatisch einen Upstroke - haben also rechts die 16tel. Der entscheidende Punkt ist jetzt aber der: Gedanklich bleiben wir bei den Downstrokes, wir konzentrieren uns darauf, dass die Downs weiterhin die gegriffenen Töne spielen. Uns sind 16tel völlig egal, wir konzentrieren uns nur darauf, dass wir den gegriffenen Ton anschlagen. Das macht das Lick nun überschaubar und deshalb viel sauberer.

Sodala. Der nächste Teil zum Thema Saitenwechsel - Economypicking ja/nein - folgt.
 
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So, das sind jetzt die Grundübungen, die einem auch noch später viel helfen. Gerade die 4 Töne spielen, danach Pause und wieder benutze ich sehr gern zum Einspielen - hilft gewaltig.

Nun kommt der Saitenwechsel ins Spiel. Das Problem ist jetzt das Inside the String und Outside the String Picking. Das heißt, ich höre oft mit einem Schlag auf, bei dem der nächste ungünstig liegt. Spiele ich auf der h-Saite einen upstroke und danach auf der e einen Downstroke, muss ich über die Saite drüber und dann auf die e (=Inside the String). Höre ich auf der h mit einem Down auf und der nächste Ton auf der e, muss ich über die e drüber und sie von unten mit einem upstroke anzupfen (Outside the String picking). Das ist oft ganz schön tricky, es lohnt sich aber definitiv, die Zeit zu investieren und das zu Üben. Es macht dann plötzlich klick und es läuft. Genau dann hat man die Vorteile von Alternatepicking wirklich auf der Hand: Ich kann dann in jeder Lebenslage mit Alternate meinen Ton anschlagen. Ich brauche nicht nachdenken, es lässt sich alles spielen. Und das relativ einfach im timing.
Die 2. Lösung für das Problem ist Economypicking (es wird beim Outside die e nicht mit einem upstroke gespielt, sondern ein 2. Down in Folge gesweept). Viele Leute, insbesondere am Beginn, meinen, sich mit Economy das Üben des Outside zu ersparen. Das ist aber nicht ganz richtig, denn Economy hilft einem nur in bestimmten Lebenslagen. Ich kann zB 3-Ton per String Pattern ohne Plek über die Saite zu heben spielen. Aber leider NUR dann, wenn ich (von tief nach hoch) mit einem Down beginne. Und das ist das Problem: Ich erspare mir nur bestimme Unannehmlichkeiten, starte ich nicht mit dem richtigen Schlag, dann muss ich erst Alterate können. Daher betreiben Leute wie Frank Gambale einen ungeheuren Aufwand, sich die Licks so zu zerlegen, umzuwandeln und weiß der Geier, dass es per Economy spielbar ist. Von umöglichen Stretchings bis hin zu umgeschriebenen Melodien - das ist für mich sicherlich keine Lösung. Der 2. Nachteil ist, dass der Sweepton sehr leicht gegenüber den Alternatetönen untergeht. Das zu trainieren ist höchst aufwendig. Mein persönliches Fazit ist also: Alternatepicking konsequent trainieren ist notwendig, weil Economy einem nicht immer aus der Patsche hilft. Economy STATT Alternate: Nein. Zusätzlich kann es für manche interessant sein. Sehr viele kommen aber ohne ganz gut zurecht. Ich persönlich habs gelernt und gespielt, um mich vorm Alternate zu drücken. Irgendwann gings nicht weiter und ich musste umlernen. Also das ist wirklich eine sehr ungute Sache, kann ich nur sagen.

Was gibts sonst noch zu sagen?
Tempo steigern mit Metronom. Diese Idee patentieren zu lassen lohnt sich nicht wirklich... Ob man jetzt die Chromatische Leiter nimmt, oder die Petrucciübung... egal. Die 4er-Pattern helfen einem, Geschwindigkeit zu bekommen, in der Praxis nutzen sie aber so eher wenig. Deshalb den Fokus eher auf Leitern legen. Wenn man keine Petrucciübung auf 200
Jetzt gehts an die Individualität. 3-Ton-per-String-Licks sind Standard und lassen Tonleitern sehr schnell spielen. Es lohnt sich also sehr, diese zu üben und Wiederholungspattern daraus zu spielen. Da bieten Soli der Lieblingsband eine gute Inspirations- und Nachspielquelle. Die andere Schiene sind Repeatingpattern auf 3-Klängen oder dergleichen, das gemeinste sind dann Arpeggios. Aber das bleibt jedem selbst überlassen, was aus der Technik gemacht wird.

Ich hoffe, der ein oder andere findet einen Ansatz für sich heraus,
viel Erfolg und viel Spaß beim Spielen!
 
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Dürfte ich schon Kekse verteilen, hättest Du nun einige von mir bekommen für Deine gründliche Arbeit :)

Guter Thread, gutes Thema.

Ich möchte noch ein paar Dinge hinzufügen:

Wenn man über eine solide Technik verfügt, wenn man über eine gute Picking- und eine gute Greifhand verfügt, muss man nicht mehr notwendigerweise Step-by-step mit dem Metronom arbeiten, sondern kann evt. gleich im Zieltempo einsteigen und sich eine Phrase auf einem anderen Weg erarbeiten:

Nämlich, indem man die Anzahl der Noten steigert.

Das geht so: Angenommen, Zieltempo ist 190 bpm und man ist in der Lage, andere Läufe, Patterns oder was auch immer zu spielen, dann kann man im Tempo von meinetwegen 180 anfangen und erst einmal die ersten beiden Noten im Kreis spielen. Im Kreis bedeutet dann, z.B. auf 4/4 nur die allerersten beiden 16tel zu spielen. Den Rest des Taktes Pause. Hat man das Gefühl, dass man bei den ersten beiden Noten sattelfest ist, also ganz bewusst Anschlag wahrnimmt, es sauber klingt und sich gut anfühlt, nimmt man die dritte Note hinzu und spielt das dann wieder solange im Kreis, bis es sitzt. Dann die vierte Note usw. Wenn man mit der Phrase durch ist, wiederholt man das Spiel dann bei höherem Tempo. Vielleicht kann man es auch schon direkt im Zieltempo probieren. Das zu entscheiden hängt von Schwierigkeitsgrad und Erfahrung.

Aber hierbei gilt: Wer nicht sattelfest ist, noch nie schnell unterwegs war, oder wer Anfänger ist, bitte die Finger von dieser Lerntechnik lassen und statt dessen langsam beginnen und langsam steigern!! <- Das sind Ausrufezeichen, klaro?

Dann noch etwas zur Temposteigerung an sich: 1 bpm kann viel sein ;) Das merkt man dann, wenn man an seine Grenzen kommt. Wenn es soweit ist, dass keine Steigerung mehr möglich ist, dann AKZEPTIERT das unbedingt! Davon ausgehend, dass ihr Thomas' Ausführungen zum "Tempoloch" beim Picking gelesen und verstanden habt, folgende Methode zur Temposteigerung:

Zwei vor, einen zurück.

Also 2 bpm drauf, und vielleicht fühlt es sich hakelig, schwer und nicht stemmbar an. Das macht erstmal nichts, spielt es trotzdem ein paar Durchgänge lang weiter. Dann geht ihr 1 bpm herunter. Wenn es nun richtig läuft und ihr keine anderen Fehler gemacht habt, werdet ihr häufig (nicht immer) feststellen, dass es nun plötzlich viel einfacher ist. Und schon hat man ein bpm gewonnen :) .. und das Spiel kann von vorn beginnen.

Wenn man am nächsten Tag eine Übung wieder aufnimmt, kommt es häufig vor, dass man das Tempo des Vortages nicht mehr erreicht. Das ist normal, das passiert immer wieder, dann sitzt es halt noch nicht richtig. In diesem Fall 10-20 bpm herunter und wieder von vorn beginnen. Dasselbe gilt übrigens auch für den Fall, dass man seine Grenze erreicht hat und es ums Verrecken nicht schneller geht. Bevor man aufgibt und sich anderen Dingen zuwendet, kann man immer noch versuchen, das Tempo signifikant herunterzunehmen um zu schauen, ob man irgendwo noch etwas verbessern kann.


Es läuft beim Üben u.a. darauf hinaus, sich einen "Werkzeugkasten" möglicher Übungen zu erarbeiten, mit dem ein spieltechnisches Problem gelöst werden kann. Das kann individuell unterschiedlich sein.

Grüße Thomas
 
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Hallo Thomas,
hinter deinen Ausführungen kann ich nur unterschreiben!

Grüße, Thomas
 
klar und definiert auf den Punkt gebracht. sehr gut , Daumen hoch !! :great:
aber nicht nur für die Speedgitarre..sollte ein MUSS sein auch für jeden Anfänger den Thread zu lesen...einmal erlernte "Fehler" sind schwer wieder raus zu bekommen...!!
 
Erstmal großes Lob für diese ausführliche Analyse

Der Daumenballen hat also keinen Kontakt zu den Saiten, auch die Unterseite des Daumens berührt die Saiten nicht!
Es gibt sogar Gitarristen, die das zum Dämpfen nehmen. Besonders beim Sweepen mit der Unterseite des Daumens.
 
Hi
erstmal find ich es super, dass du dir die mühe gemacht hast, alles so schön ausführlich zu beschreiben, nur bei einer stelle komm ich nicht ganz mit:

Die Anschlagbewegung selbst kommt durch die Drehbewegung des Handgelenkes zustande. OK, kein Anschlag aus dem Oberarm. Aber Handgelenk drehen? Einfach die Hand in die Luft, Plektrum halten und drehen. Dann langsam auf die Gitarre zusteuern, weiter drehen. An der Gitarre selbst dann den Ballen aufliegen lassen, folglich bewegt sich der Daumenballen zur Gitarre und von ihr weg. Der Daumenballen hat also keinen Kontakt zu den Saiten, auch die Unterseite des Daumens berührt die Saiten nicht! Falls man gewohnt ist, den Daumen aufliegen zu lassen, ist der Umstieg anfangs hakelig. Wird aber relativ schnell lockerer, der Ton klingt relativ bald wieder rund! Der Vorteil ist die rundere Anschlagbewegung, die einen schneller werden lässt und dabei die Nebengeräusche durch das Daumenscheuern vermeidet. Weiters können größere Saitensprünge ohne Handverschiebung umgesetzt werden.

Mit dieser Drehbewegung ist schon gemeint, dass sich das handgelenk "eindimensional" richtung "fußboden" und "decke" (wenn ich beim spielen stehe) bewegt?

Die Handhaltung ist denke ich eh mein problem, nur krieg ich das nicht so auf die reihe.
Wenn die hand auf der gitarre liegt, ist dann der Handballen das rechteteil (rechtshänder) und der daumenballen der linke knubbel? Wenn ich versuche nur mit dem rechten teil die gitarre zu berühen, sodass der daumen (und der daumenballen) die saiten nicht berührt, dann ist mein plektrum alles andere als parallel zur gitarre/saiten und damit die up/downstrokes extrem verschieden.

Wenn ich jetzt "normal" spiele (also so, wie ich vorm lesen des threads gespielt habe), dann liegt meine hand am daumenballen auf, nur so kann ich eigentlich unmöglich die unteren saiten abdämpfen (also nicht mal die eben gespielten, ausser per daumen kontakt, was leider etwas scheuert :D)
Edit: Ich glaub ich bin jetzt (2 mins, nachdem ich gepostet habe) auf einer heissen spur xDD. Wenn ich die hand, also die finger recht parallel zu den saiten habe, dann kann ich die oberen saiten abdämpfen und die hand liegt größten teils auf dem ballen auf. der daumenballen berührt aber weiterhin die saiten.

Kann mir da bitte jemand weiterhelfen?

(edit: rechtschreibfehler)
 
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Hei,
danke für die Rückmeldungen!

Bgl. Daumen aufliegenlassen und Abdämpfen. Ja, das machen einige und ja, das hab ich auch eine Zeit lang gespielt. Ich kann nur sagen, dass ohne die Drehbewegung besser funktioniert und dass man den Daumen definitiv nicht zum Abdämpfen benötigt - es geht auch so - ohne, dass man zusätzlich Nebengeräusche durch den Daumen erzeugt. Liegt der Daumen auf, spielt man eher eine auf-ab-Bewegung des Handgelenkes und weniger Dreh.

@Arbeitswitz: Schwer zu sagen... Ich versuchs jetzt nochmal anders zu beschreiben: Leg die Hand flach auf die Gitarre. Nimm das Plek in die Hand. Dann drehst du die Hand soweit auf, dass du 2 Finger unter das 2. Daumengelenk stecken kannst. Der Ballen bleibt dabei an der Gitarre aufliegend. So sieht das dann ganz grob aus. Wenn du nun anschlägst, bewegt sich der obere Knöchel des Handgelenkes.

Grüße, Thomas
 
hm ich hab das mal probiert und ein foto gemacht (handy, sry für die qualität ^^)
die finger der rechten hand habe ich aber immer angezogen, nicht gestreckt, da sonst mein daumen meinen zeigefinger in eine ungesunde lage biegt :D
beim anhängen an den post kommt ein fehler, also auf imageshack:

http://img163.imageshack.us/img163/6743/dsc00010qc.jpg
 
Hei,
sieht vernünftig aus. Liegt der Handballen selbst auf? Sieht man am Foto nicht deutlich. Sollte aufliegen, sonst hast du keinen Führungspunkt.
Wenn du vorher anders gespielt hast, wirst du anfangs verkrampft spielen. Legt sich aber bald.

Grüße
 
es liegt nur der "knochige punkt" auf, ähnlich wie bei der computermaus, nur nach außen gedreht.
ist das so gemeint, oder soll der ganze teil der hand bis zum anfang des kleinen fingers aufliegen?
danke für die hilfe :)
 
es liegt nur der "knochige punkt" auf, ähnlich wie bei der computermaus, nur nach außen gedreht.
ist das so gemeint, oder soll der ganze teil der hand bis zum anfang des kleinen fingers aufliegen?
danke für die hilfe :)

Hallo,
Prinzipiell ja. Das ändert sich aber dann im konkreten Spiel: Spielst du hohe Saiten, kannst du nicht komplett aufliegen lassen, weil du dir die Saiten sonst dämpfst.

Grüße
 
Schön, wie du die Standardtipps mal auf den Punkt gebracht hast.

In einem Punkt kann ich nicht so ganz zustimmen: Frank Gambale ist vermutlich kein Gitarrist, der sich irgendwie Licks ganz umständlich für seine Spielweise ummodeln muss. Ich denke eher, dass er seine Sachen von Anfang an so angeht, dass sie zu seiner Technik passen. Das wird ihm wohl eher ganz natürlich von der Hand gehen.
Ich finde Gambales Musik übrigens unerträglich!


 
thomas.h = beste Type:great::great::great:

Mit den Tipps hat es in meinem Hirn endlich gefunkt. Besonders der Tipp mit dem eintauchen und die Methode mit dem Geschwindkeitsloch und dem Übergang der zwei verschiedenen Techniken hat bestens gewirkt.

Und ich wollte die Gitarre schon vor lauter Frust aus dem Fenster werfen. :D
 
Schön, wie du die Standardtipps mal auf den Punkt gebracht hast.

In einem Punkt kann ich nicht so ganz zustimmen: Frank Gambale ist vermutlich kein Gitarrist, der sich irgendwie Licks ganz umständlich für seine Spielweise ummodeln muss. Ich denke eher, dass er seine Sachen von Anfang an so angeht, dass sie zu seiner Technik passen. Das wird ihm wohl eher ganz natürlich von der Hand gehen.
Ich finde Gambales Musik übrigens unerträglich!



Hallo,
ich bezieh mich da auf ein Lehrvideo von ihm. Speedpicking glaub ich, hieß das. Und dort zeigt er lang und breit, wie verschiedene Sachen gegriffen werden müssen, um sie mit seinem Speed Picking (=Economy) spielen zu können. Er wird jetzt auch nicht vor jedem Lick denken, das sicher nicht. Aber bis dahin ists ein langer Weg.

@Kalle: Danke und freut mich!

Grüße
 
Hi,

schöne Arbeit. Wertvolle Tipps. Ich habe da allerdings ein Verständnisproblem, vielleicht geht es anderen genauso. Ich habe versucht, den Vorschlag für die Pickinghand umzusetzen. Wenn ich die Saiten dann mit der beschriebenen Drehbewegung anschlage, berührt mein Daumenballen unweigerlich die Saiten. Das Plek muss in dieser Haltung ja schließlich auch zu den Saiten runterkommen. Und da mein Daumenballen dicker als der Daumen ist, steht er vor. Vielleicht liegt es auch an meiner Anatomie. Oder wir haben unterschiedliche Vorstellungen von dem Teil der Hand, der mit Daumenballen gemeint ist.
Das Picking aus einer Drehbewegung des Handgelenks heraus, fühlt sich allerdings schon auf Anhieb sehr komfortabel und müheloser an als mein bisheriges Picking, bei dem ich die Hand aus dem Handgelenk heraus auf und ab bewegte.
Was mir auch nicht so ganz klar ist: Gibt es einen Festen Punkt an dem der Handballen immer aufliegen soll? Oder variiert das je nach angeschlagener Saite?
Das ist vielleicht etwas kleinlich, aber ich würde das gerne genau nachvollziehen.

Cheers :)
 
okay, die rahmenbedingungen für handhaltung nummer 7 sind jetzt gelegt, ich fang dann mal das einüben an :D
danke für die tipps thomas! :)
 
Hallo,
@Anta: mit Daumenballen meine ich den Bereichs des Handgelenkes, der Daumenseitig aufliegt. Also der fettig-speckige Teil unter dem Daumengrundgelenk.
Dieser Teil sollte nicht aufliegen - die Hand so aufdrehen, dass nur der andere Ballen (also der speckige Teil unter dem kl. Finger) aufliegt. Falls du den Bereich des Daumen selber meinst, wo er am dicksten ist, der sollte auch nicht aufliegen. Hand aufdrehen!
Hier ein Video von John Petrucci, wo man die Handhaltung gut sieht: http://www.youtube.com/watch?v=2YWXpHl9sGk&feature=related
Vorsicht: Die Drehbewegung ist aufgrund der großen Saitensprünge nicht gut zu sehen! Wenn man die Hand aber so hält und auf die beiden Knöchel des Handgelenks sieht, wird man aber merken, dass die beiden sich drehen.

@ Witz: So ähnlich wars bei mir in etwa auch... Wie gesagt, ich behaupte nicht, dass diese Haltung für dich in jedem Fall die optimale ist. Ich behaupte nur, dass die Wahrscheinlichkeit sehr deutlich dafür spricht, wenn du einen üblichen Handaufbau hast;)

Grüße

PS: Hier ein Video von Paul Gilbert, wo man die "Drehbewegung" gut sieht. Obacht auf die 2 Knöchel des Handgelenks. http://www.youtube.com/watch?v=ES1RypBww_g&feature=related
 
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