Improvisation am Klavier, freies Spiel

  • Ersteller Bjoerni
  • Erstellt am
@Claus und @opa_albin

Es ist nicht beim Lernen, sondern beim Spielen.

Ja, die Reaktion ist unverhältnismäßig, weil ich von der Aktion völlig überrascht wurde. Ich hatte das Stück schon zigmal fehlerfrei gespielt, und jetzt, plötzlich und unerwartet, verspiele ich mich.
Rational könnte ich sagen, wir sind alle Menschen und machen Fehler, aber mein Körper handelt nicht immer rational - die Hand hält einfach an. Die Option, den Fehler mit nahtlosem Spiel zu kaschieren, steht mir noch nicht zur Verfügung.
Das ist mein Preis für die Musikschule: Die Präzision habe ich gelernt und intensiv geübt, bis ich das Stück fehlerfrei spielen konnte. Die Ausweichmanöver, wenn ich mal daneben haue, habe ich nicht geübt, weil auch nicht gebraucht, ich hatte ja richtig zu spielen.

Mein Klavierlehrer und ich versuchen zwar daran zu "arbeiten", aber mehr als Gelassenheit und Humor haben wir in unserem Repertoire (noch) nicht.

Gruß, Bjoern
 
Deine "Zusammenzuck-Reaktion" beim (Ver-)Spielen ist gelernt und so weit verselbständigt, dass alles Weitere im allernächsten Zusammenhang Teil des Lernprozesses wird, der in eine erwünschte oder unerwünschte Richtung ablaufen kann. Man nennt das Setting "operante Konditionierung".

Dass Musiklehrer damit erfolgreich umgehen können, wage ich zu bezweifeln. Etwas anderes wäre es allerdings, wenn sie Zusatzausbildungen im "Coaching" haben, so der übliche Audruck zur Vermeidung des Anklangs an approbationspflichtige Psychotherapie. De facto gehört der m.E. passendste "Werkzeugkasten" aber zu den psychologischen Kurzzeittherapien.
Das Auszuführen sprengt aber den Rahmen dieser Diskussion, vermutlich widmen sich auch andere Fachforen solchen Themen.

Gruß Claus
 
Das ist mein Preis für die Musikschule:
Das denke ich nicht, ich sehe da s korrekte spielen nicht als zwingend negativen Einfluss.

Wie oft passiert das denn?

Eine Ferndiagnose traue ich mir da nicht zu, denke aber, dass so etwas völlig normal sein kann.
 
Es hindert mich zwar am freien Spielen nach Radio, aber es ist jetzt keine Tragödie, ich kann damit leben.

Dass Musiklehrer damit erfolgreich umgehen können, wage ich zu bezweifeln.

Das mag sein. Mein Musiklehrer erkennt, wo ich mich nur verspiele (das ist für ihn OK) und wo ich systematische Fehler mache, die ich gar nicht bemerkt habe. Diese Fehler korrigiert er und gibt mir Tips, die Passage besser in den Griff zu kriegen.

Natürlich hast Du recht, daß sich dieser Fall vom Thema entfernt, aber ich fand den Vergleich Präzision versus Kreativität schon interessant, weil beide Komponenten das Herzstück des Musizierens darstellen.

ich sehe da s korrekte spielen nicht als zwingend negativen Einfluss.

Auf keinen Fall! Präzision spielt (für mich) eine ganz wichtige Rolle, aber in der Musikschule stand sie alternativlos da. Und heute denke ich, daß auch diese Art von Kreativität (Ausgleichsmanöver, wenn man sich verspielt) in der Musikschule unterrichtet werden sollte, weil wir nun mal auch Fehler machen.

Wie oft passiert das denn?

Jetzt deutlich öfter als zu der Musikschul-Zeit. Fast jeden Tag, und spiele jeden Tag etwa 1-2 Stunden.

Aber zu der Musikschul-Zeit habe ich maximal zwei-drei Stücke "gleichzeitig" gespielt (und eines dazu geübt bzw. neu gelernt), heute spiele ich "gleichzeitig" vielleicht 50 Stücke und übe an 2-3 neuen Stücken.

Gruß, Bjoern
 
Und heute denke ich, daß auch diese Art von Kreativität (Ausgleichsmanöver, wenn man sich verspielt) in der Musikschule unterrichtet werden sollte, weil wir nun mal auch Fehler machen.
Das ist eine gute Idee, aber wahrscheinlich musst Du da Deinen Lehrerin ganz konkret fragen. Ich kenne da keine "offizielle" Lehrmeinung.
Am besten kennen sich vermutlich Korrepetitoren mit sowas aus, natürlich auf einem anderen Niveau.

Ein paar Ideen hätte ich, die aber alle leider auch etwas Arbeit erfordern, zB Struktur des Stückes kennen, vereinfachte Versionen spielen, Einstiegsstellen vorbereiten (wenn man rausfliegt), Lücken üben (zwischendurch aufhören und wieder anfangen, aber dabei im Tempo bleiben) usw. Je besser man sich mit Harmonielehre auskennt, desto eher überschaut man Akkorde, Strukturen usw. und kann gezielt weglassen, vereinfachen.

Spielst Du alles auswendig oder mit Noten?
 
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