
x-Riff
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Du wirst hier nichts anderes hören als das, was Dein Klavierlehrer sagt und tut.Nein, ich habe keine Hemmung, ich habe einen guten Klavierlehrer. Ich hatte gehofft, daß er mit mir zusammen die Arrangements macht, aber er sagt: probiere, was dir einfällt, bereite das Lied für die nächste Stunde vor und dann sehen wir.
Nächste Stunde spiele ich mein "Werk" vor, er lobt viele Sachen, aber korrigiert nur meine Spielweise (bei dem Sprung über 3 Oktaven will ich keine Lücke hören). Doch wenn er mich fragt, warum ich in der Strophe das Pattern in der Linken 1 5 8 5 8 5 und im Refrain 1 5 8 10 8 5 gewählt habe, erkenne ich, daß ich es nur intuitiv mache, ohne es zu verstehen. Er sagt auch nicht, daß ich die Linke ändern sollte, aber das "Warum" sagt mir, daß ich es nicht weiß, daß ich die Begleitung nur aus dem Bauch mache.
Die "nur" habe ich fett markiert, weil sie auf das Wesentliche verweisen: der intuitive Gebrauch des Zur-Verfügung-Stehenden ist die Improvisation. Insofern bist Du genau auf dem richtigen Weg - stehst Dir aber im selbigen, indem Du es als "nur" im - wenn ich Dich richtig verstanden habe - mindernden Sinne meinst.
Man kann natürlich im Nachhinein eine Improvisation analysieren - aber gespielt wird sie aus der Intuition. Wenn Du verlangst, dass Du beim Improvisieren verstehst, was Du da machst, hast Du nicht verstanden, was Improvisation ist.
McCoy sagt es in anderen Worten - meinen tun wir beide das gleiche.Naja, wie soll man das denn sonst machen? Intuitiv ist doch genau richtig! Die zweite Variante enthält halt noch die Terz und ist vom Tonumfang her etwas breiter aufgestellt. Aber mehr gibt es dazu nicht zu wissen, und die Frage, warum ich die eine oder die andere Variante spiele, könnte ich auch nicht beantworten. Das ist einfach eine Entscheidung, die man beim Spielen trifft. Wenn auf dem Gehweg eine Mülltonne im Weg steht, gehe ich links herum oder rechts herum. Wenn mich hinterher jemand fragt, warum ich links herum gegangen bin, könnte ich auch keine Antwort geben.
Ich vermute auch, dass Du (immer noch) davon ausgehst, dass es so etwas wie eine "richtige" und eine "falsche" Improvisation gibst und dass Dein Lehrer dazu da ist, Dir die "richtige" Improvisation beizubringen. Das ist falsch.
Eine Improvisation ist das, was aus Dir (oder jedem/r anderen) inutitiv erwächst, auf Grundlage vorhandenen, gelernten und geübten Materials (Technik, Handwerkzeugs etc.). Sie ist so wie sie ist. Dein Lehrer macht Dich auf bestimmte Dinge aufmerksam und das hilft Dir, Deine Erfahrungen beim Improvisieren zu ordnen und mit diesem Wissen und der Erfahrung wird Deine Fähigkeit des Improvisierens mit der Zeit wachsen. Das ist alles.
x-Riff